Spurensuche
,,Sind Sie eigentlich bescheuert? Sie können sie doch nicht dort draußen lassen! Wenn sie stirbt, geht das auf unsere Kappe! Wir sind hier für die Sicherheit verantwortlich!",sagt Mr. Black entrüstet. ,,Na und? Dann stirbt sie halt. Sie behindert doch nur unsere Arbeit." General Brown zuckt mit den Schultern. Der ältere Mr. Black verdreht die Augen und zischt: ,,Passen Sie auf, was Sie sagen, General, sonst können Sie die Insel gleich morgen verlassen. Wir müssen Miss Dearing finden. Sie kennt sich auf der Insel so gut aus wie kein Anderer. Gehen Sie sofort zu Mr. Grady. Er muss uns bei der Suche helfen!" Widerwillig macht General Brown sich auf den Weg zu dem Raum, in dem Owen eingesperrt ist. Sein Herz pocht hart gegen seine Rippen, er hat gesunden Respekt vor dem ehemaligen Navy-Soldaten. Als er beim Zimmer ankommt, zögert er kurz, schließt aber dann die Tür auf. ,,Kommen Sie, Mr. Grady. Sie müssen uns bei der Suche nach Miss Dearing helfen!",sagt er schroff. Owen steht von dem Bett unterm Fenster auf und nähert sich dem General bedrohlich. Dieser weicht etwas verängstigt zurück. Der ehemalige Navy-Soldat grinst spöttisch. Dieser feige Drecksack. ,,Und was, wenn ich mich entschließe, Ihnen nicht zu helfen?" ,,Nun, Mr. Grady, dann werden Sie wohl mit den Konsequenzen leben müssen." General Brown zückt seine Pistole und richtet sie auf sein Gegenüber. ,,Miss Dearing ist Ihnen doch wichtig. Wenn Sie nicht wollen, dass sie da draußen stirbt oder wir ihr irgendetwas antun, sollten Sie lieber kooperieren." Wut steigt in Owen auf und er verspürt den Drang, diesem verdammten Mistkerl eine reinzuhauen und ihm zu sagen, dass er ihm auf keinen Fall helfen wird, aber ihm ist klar, dass ihm nichts anderes übrig bleibt, wenn er Claire beschützen will. ,,Ist ja gut. Ich bin dabei",knurrt er. ,,Aber wenn Sie ihr irgendetwas antun, kriegen Sie's mit mir zu tun und glauben Sie mir, ich werde nicht zimperlich mit Ihnen umgehen." ,,Gut, gut, Mr. Grady. Kommen Sie!",sagt General Brown und verlässt den Raum. Owen geht ihm nach und folgt ihm durch den langen Gang bis vors Gebäude. Vorm Gebäude stehen ungefähr zehn Leute, alle sind schwer bewaffnet. Die blonde Ana nähert sich dem ehemaligen Soldaten und drückt ihm ein Gewehr in die Hand. ,,So, Owen. Dann retten wir mal deine kleine Rothaarige",säuselt sie. Der Braunhaarige schnaubt verächtlich und ballt seine Hand zur Faust. ,,Ach, halt die Klappe, Ana." ,,Wow, wow! Ist ja gut!" Sie hebt abwehrend die Hände, grinst dabei aber spöttisch. ,,Wenn dieser Rotschopf dich jemals enttäuschen sollte, weißt du, wo du mich findest." Anzüglich wackelt sie mit den Augenbrauen und stolziert davon. Owen verdreht genervt die Augen. Als würde er sich nochmal auf sie einlassen. Diesen Fehler hat er einmal gemacht, ein zweites Mal wird er ihm nicht passieren. ,,Mr. Grady?",fragt jemand hinter ihm. Owen dreht sich um und steht einem jungen Mann gegenüber. ,,Gehen Sie bitte zu diesem Auto da! Wir fahren gleich los!",sagt dieser und zeigt auf ein Auto, das etwas abseits steht. Der ehemalige Soldat nickt, geht auf den Transporter zu und setzt sich auf den letzten freien Platz. Kurz darauf fährt der Wagen los und lässt das Lager hinter sich. Schweigend betrachtet Owen die vorbeiziehende Landschaft. Seine Gedanken wandern zu Claire. Was sie wohl gerade macht?
Leise schleicht Claire auf das große Schiff zu. Immer wieder schaut sie sich um. Keine Menschenseele ist zu sehen. Beruhigt stößt sie einen Schwall Luft aus, betritt das Innere des Transportschiffs und nähert sich den bereits verladenen Gitterkäfigen. Einer der Dinosaurier schlägt mit seinem gepanzerten Schädel gegen die Eisenstäbe. Das Geräusch hallt von den Stahlwänden wider. ,,Shh!",flüstert Claire. ,,Ruhig, Kleiner!" Vorsichtig streckt sie die Hand in den Käfig des jungen Pachycephalosaurus. Dieser schnuppert misstrauisch, bläst warme Luft an ihre Handfläche und reibt die Nase an ihr. Frech knabbert er an ihren Fingern. ,,Hey! Lass das!",lacht die Rothaarige und streicht über seinen Kopf. Der Kleine zieht ihren Geruch ein und niest. Claire kichert leise. ,,Du bist ein ganz Süßer, weißt du?" Der Pachycephalosaurus stupst sie an, steckt die Nase durchs Gitter und kaut auf dem Saum ihres T-Shirts herum. Amüsiert schüttelt sie den Kopf. Während sie das Jungtier weiter streichelt, zieht sie ihre dünne Haarspange aus ihren roten Haaren und macht sich am Schloss zu schaffen. ,,Gleich bist du frei, Süßer." Der Kleine gibt einen merkwürdigen Laut, der irgendwie glücklich klingt, von sich und schlägt erneut mit dem Kopf gegen die Gitterstäbe. ,,Hey!" Claire schaut ihn streng an. ,,Sei ruhig, sonst werden wir noch erwischt!" Mit der Haarspange gelingt es ihr schließlich, das Schloss zu knacken. Schnell entfernt sie es und öffnet die Tür des Käfigs. ,,Komm, du bist frei!" Zögerlich tritt der Pachycephalosaurus aus seinem Transportkäfig. Die Rothaarige lächelt und geht auf die anderen Käfige zu, aber der kleine Dino zupft hinten an ihrem Shirt. Sie dreht sich zu ihm. ,,Was ist denn?" Wieder zieht das Jungtier an ihrem Shirt und reißt ein Stück Stoff aus ihm heraus. ,,Hey! Was soll...?",beginnt Claire, verstummt aber, als sie Schritte hört, die sich langsam, aber sicher ihrem Standort nähern. ,,Verdammt!",flucht sie und rennt los. ,,Komm, Kleiner!" Der Pachycephalosaurus läuft ihr schnell hinterher. ,,Hey! Bleiben Sie stehen!",ruft der Mann, der sie entdeckt hat. Er zieht eine Pistole und eilt der Flüchtenden nach. Diese verdoppelt ihr Tempo, läuft auf den Ausgang des Schiffes zu und verschwindet mit dem Dino nach draußen. Ein lauter Knall ertönt, dann saust die Kugel einer Waffe knapp an ihrem Arm vorbei. Vor Schreck schreit sie auf. Ihre Füße fliegen förmlich über den Sand, sie stolpert fast, kann sich aber gerade noch auf den Beinen halten. Hinter ihr läuft der Dino, holt zu ihr auf und rennt vor ihr in den Wald, der direkt an die Schiffsanlegestelle und den dazugehörigen Strand angrenzt. Als die beiden sich weit genug vom Schiff entfernt haben, bleibt Claire keuchend stehen. Der Pachycephalosaurus stoppt ebenfalls und schaut sie aus seinen großen braunen Augen an. Liebevoll streichelt sie ihn. ,,So, jetzt bist du frei, Kleiner. Geh und such' deine Artgenossen." Der Kleine rührt sich nicht von der Stelle und stupst sie sanft mit der Nase an. ,,Du kannst nicht bei mir bleiben!",sagt sie. ,,Geh! Alleine kommst du besser klar!" Sie gibt dem Dino einen Klaps auf den Po. Er rührt sich immer noch nicht vom Fleck, sondern knabbert einfach nur vorsichtig an ihren Fingern. ,,Lass das, Kleiner!" Die Rothaarige wirft ihm einen strengen Blick zu. ,,Jetzt geh endlich! Du kannst wirklich nicht bei mir bleiben!" Der junge Pachycephalosaurus wimmert leise. Verdammt. Claire seufzt. ,,Okay, komm mit, Süßer." Sie geht los und verschwindet mit dem kleinen Dino, der ihr fröhlich folgt, im dichteren Teil des Waldes.
Owen schaut sich um. Das Tal liegt vollkommen verlassen da. Nichtmal ein Dinosaurier ist zu sehen. Der Wind weht schwach, streicht kaum sichtbar durch die Baumwipfel und das hohe Gras. ,,Wo ist sie hingelaufen?",fragt der ehemalige Navy-Soldat und richtet seinen Blick auf den General, der mit einer Hand in der Hosentasche neben ihm steht. ,,Nach Süden. Sie ist direkt im Wald verschwunden." Owen stöhnt auf. ,,Na, super. Wie sollen wir sie denn da fnden? Der Wald ist riesig." General Brown zuckt mit den Schultern und öffnet den Mund, um etwas zu sagen, schließt ihn aber wieder, als sein Funkgerät knackt. Er nimmt es vom Gürtel und fragt schlecht gelaunt hinein: ,,Hallo? Wer ist denn da?" Sofort kommt eine Antwort. Die Augen des Generals weiten sich. ,,Sie war da? Okay, wir kommen sofort." Er winkt Owen zu sich. ,,Wir fahren zum Schiff, Mr. Grady. Sie war vor kurzem da." Hoffnung keimt in Owen auf, er eilt zu dem Transporter, mit dem sie schon ins Tal gefahren sind, und setzt sich auf einen der Sitze. Nervös trommelt er die ganze Fahrt über auf den Sitz neben sich. Die Angst um Claire krallt sich wie eine kalte Faust um sein Herz. In seinem Kopf wiederholt er immer wieder diesen einen Satz: ,,Ihr darf nichts passiert sein, ihr darf nichts passiert sein, ihr darf nichts passiert sein." Ana, die neben ihm sitzt, mustert ihn genervt. Sie greift nach der Hand, mit der er die ganze Zeit auf den Sitz klopft, und fährt ihn an: ,,Könntest du das bitte lassen? Du machst mich nervös!" Owen funkelt sie wütend an. ,,Ich mache, was ich will!" Er entreißt ihr seine Hand und starrt auf den Boden des Wagens. Ana schaut ihn kopfschüttelnd an. Sie merkt genau, wie sehr ihn die ganze Situation und die Sorge um seine Freundin fertigmachen. Wie kann man sich nur so an einen Menschen binden? Der Transporter hält an. Schnell steht Owen auf und eilt nach draußen. General Brown kommt zu ihm. ,,Hoffen wir mal, dass Mr. White uns weiterhelfen kann." Er nickt in Richtung eines Mannes, der am Eingang des Schiffes steht und die beiden zu sich winkt. Owen hastet auf ihn zu. Als er den Mann erreicht, fragt er sofort: ,,Sie war hier stimmt's? Wie geht es ihr?" ,,Miss Dearing machte eigentlich einen ganz guten Eindruck. Zumindest, bis ich auf sie geschossen habe." ,,Sind Sie wahnsinnig?",brüllt Owen. Wut kocht in ihm hoch. Bedrohlich nähert er sich Mr. White und ballt seine Hand zur Faust. Er verspürt den Drang, auf den Mann vor sich loszugehen, hält sich aber zurück. Sein Brustkorb hebt und senkt sich schnell. Pures Adrenalin rauscht wie Blut durch seine Adern. General Brown mustert den ehemaligen Navy-Soldaten streng und schaut dann zu Mr. White. ,,Haben Sie sie wenigstens getroffen?" Jetzt platzt Owen der Kragen. Aggressiv wirbelt er zu dem General herum, stürzt sich auf ihn und packt ihn am Schlafittchen. Sein Herz schlägt so hart gegen seine Rippen, dass es schmerzt. Langsam verliert er die Beherrschung, das merkt er genau. Bedrohlich verstärkt der ehemalige Soldat den Griff um den Kragen des Generals und holt aus. Seine Faust landet krachend auf der Nase des Mannes vor ihm. Knochen knacken, Blut spritzt. General Brown schreit vor Schmerz auf. Sein Schrei hallt gefühlt tausendfach von den Wänden des Schiffes wider, wird immer wieder wiederholt. Owen geht einen Schritt zurück. Sein Brustkorb hebt und senkt sich vor Wut, das Blut rast doppelt so schnell durch seinen Körper. Er starrt auf sein blutgesprenkeltes Shirt und richtet seinen Blick dann auf den General. ,,Passen Sie auf, was Sie sagen, General. An Ihrer Stelle würde ich es nicht übertreiben. Ich habe da draußen", er zeigt auf den Wald, ,,jemanden, der sich über eine große Mahlzeit freuen würde. Sie wäre sogar sehr glücklich. So ein Mensch würde ihren Speiseplan etwas abwechsungsreicher gestalten." General Brown streckt seine Brust raus und stellt sich aufrecht hin. ,,Wollen Sie mir etwa drohen, Mr. Grady?" Er versucht, mutig zu wirken, aber aus seiner Stimme ist deutlich herauszuhören, dass er Angst vor dem ehemaligen Navy-Soldaten hat. Dieser grinst spöttisch. ,,Das würde ich doch niemals wagen, General. Dafür schätze ich Sie zu sehr. So einem starken, mutigen Mann wie Ihnen würde ich doch niemals drohen." Mr. White kann sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, setzt aber rasch wieder eine ausdrucklose Miene auf. ,,Ich glaube, er erlaubt sich einen Spaß mit Ihnen, Sir." Der General spießt den Soldaten mit einem wütenden Blick auf. ,,Gehen Sie nicht zu weit, Mr. Grady." Er nickt Ana, die sich unbemerkt von hinten an Owen herangeschlichen hat, unauffällig zu. Die Blonde zieht ihre Pistole und schlägt ihrem Ex-Freund vor sich fest auf den Hinterkopf. Er sackt zu Boden. Diabolisch grinsend hockt Ana sich vor Owen und umfasst vorsichtig sein Kinn. Aus trüben Augen schaut er sie an. ,,Was soll das, Ana?",flüstert er noch, bevor er endgültig das Bewusstsein verliert. ,,Gut gemacht, Miss Johnson",sagt General Brown. Er wendet sich an Mr. White. ,,Wir bleiben heute Nacht beim Schiff. Kümmern Sie sich um Mr. Grady." Diensteifrig nickt Mr. White und bringt den bewusstlosen Owen mithilfe von Ana in den hinteren Teil des Schiffes. Zufrieden blickt der General ihnen nach. Zumindest für diese eine Nacht wird dieser nervige ehemalige Soldat keinen Ton von sich geben. Irgendwann ist es ja auch mal gut.
Leises Donnergrollen ertönt in der Ferne, dicke Regentropfen fallen auf die Erde, werden innerhalb von Sekunden zu Pfützen. Bereits vollkommen durchnässt rennt Claire durch den Wald. Sie merkt, wie ihr langsam die Luft ausgeht. Erschöpft beugt sie sich vor und stützt sich mit den Händen auf ihren Beinen ab. Ein stechender Schmerz jagt durch ihren linken Oberschenkel. Sie zieht scharf die Luft ein und keucht auf. ,,Ahh, verdammt." Der kleine Pachycephalosaurus bleibt stehen, trottet besorgt zu ihr und stupst sie sanft an. Schwer atmend streicht sie ihm über die Nase. ,,Alles gut, Kleiner. Ich brauche nur eine kurze Pause. Ich glaube, wir sollten uns einen Schlafplatz, oder was denkst du?" Der Pachy wippt mit dem Kopf auf und ab und leckt leicht über ihre Finger. Claire seufzt. ,,Du verstehst mich eh nicht, nicht wahr, Süßer?" Ihr Begleiter stößt ein ungeduldig klingendes Geräusch aus und schaut in Richtung Wald. ,,Du hast ja recht",sagt die Rothaarige. ,,Wir sollten weitergehen, bevor das Unwetter uns erreicht. Vielleicht finden wir eine Höhle, in der wir übernachten können." Sie setzt sich in Bewegung und wagt sich tiefer ins Innere des Waldes vor. Sie ist sich des Risikos durchaus bewusst, aber sie hat keine andere Möglichkeit, als sich zwischen den Bäumen durchzuschlagen. Mit fröhlich auf und ab wippendem Kopf folgt er ihr. Lächelnd mustert sie ihren treuen Begleiter, der auf einmal stehenbleibt und sich keinen Zentimeter mehr rührt. ,,Hey, was ist? Wir müssen weiter!",drängt Claire. Der Dino reckt seine Schnauze in die Luft. Er riecht etwas. Er stößt eine Abfolge warnender Laute aus, schlägt nervös mit dem Schwanz und schaut sich immer wieder um. Plötzlich hört Claire ein Schnauben hinter sich. Warmer Atem trifft auf ihren Nacken. Eine Gänsehaut kriecht über ihren Körper, die Härchen an ihren Armen stellen sich auf und Panik macht sich in ihr breit. Langsam dreht sie sich um und schaut direkt in Blues funkelnde, gelbe Augen. Die Raptorendame legt den Kopf schief, mustert die Frau vor sich genau und stößt einen auffordernden Laut aus, während sie Claire anstupst. Diese schaut Blue fragend an. ,,Was willst du denn von mir, Blue?" Blue schnappt nach ihrem T-Shirt und zieht daran. ,,Oh, du willst, dass ich dir folge",sagt die Rothaarige. Sie winkt dem kleinen Pachycephalosaurus zu und bedeutet ihm, ihr und dem Raptor zu folgen. Misstrauisch schaut Blue den Pflanzenfresser an. Sie knurrt wütend. ,,Tja, Kleiner. Hier trennen sich wohl unsere Wege",sagt Claire traurig und gibt dem Pachycephalosaurus einen liebevollen Klaps auf den Po. Mit hängendem Kopf trottet er davon. Sie schaut dem Tier eine Weile nach, wird dann aber von einem ungeduldigen Ziehen am Shirt aus ihren Gedanken gerissen. ,,Ich komme ja schon, Blue." Blue zieht erneut an Claires T-Shirt und geht, dicht gefolgt von der Rothaarigen, tiefer in den Wald hinein. Immer wieder blickt die Raptorendame zum Himmel, der sich deutlich verdunkelt hat. Dicke Regenwolken ziehen über ihrem Kopf entlang, ein tiefes Grollen ertönt. Kalte Tropfen fallen auf Blues silber-grauen Körper. Wieder ist das tiefe Grollen zu hören. Die Raptorendame rennt los. Ihre krallenbewehrten Füße fliegen förmlich über den nassen, rutschigen Waldboden, der dick mit Laub bedeckt ist. Fast rutscht sie aus, kann sich aber noch auf ihren kräftigen Beinen halten. Claire eilt Blue nach. Irgendwo hinter ihr erklingt wieder das bedrohlich klingende Grollen. Sie versucht, sich einzureden, dass es nur Donner ist, aber sie weiß, dass es nicht so ist. Es ist etwas Anderes, Gefährlicheres. Panisch verdoppelt sie ihr Tempo und erreicht ein paar Minuten nach der Raptorendame eine Höhle, deren enger Eingang kaum sichtbar zwischen zwei Felsen liegt. Blue quetscht sich hinein und verschwindet in der Dunkelheit. Zögerlich geht Claire ihr nach, hält dann aber erstaunt inne. Vor ihr erstreckt sich ein geräumiger ,,Saal". In einer Ecke liegen Blätter und Gras, alles dick und ordentlich aufgeschichtet. Die Rothaarige lächelt. Sie wünschte, Owen könnte das jetzt sehen. Er wäre so stolz auf seine Raptorendame. Augenblicklich treten ihr Tränen in die Augen. Wie gerne wäre sie jetzt bei ihm. Sie vermisst seine Nähe, seinen Geruch nach Wald und feuchter Erde und seine zarten Lippen auf ihren. Einfach alles an ihm fehlt ihr. Aus dem Schatten tritt Blues Baby. Es mustert Claire aus seinen großen, braunen Augen und geht auf sie zu. Vorsichtig reibt es das Köpfchen an ihrem rechten Bein. Lachend und weinend zugleich hockt Claire sich auf den Boden und streicht über die Nase des kleinen Raptors. Dieser schnurrt wie eine Katze, öffnet sein kleines Maul und streckt seine Zunge raus, bis sie das Gesicht der Frau vor ihm berührt. Zaghaft leckt er jede Träne weg. Lächelnd streichelt sie ihn weiter. Blue beobachtet die beiden, beugt sich etwas herunter und stupst Claire mit der Nase in die Seite. Die Rothaarige schaut die Raptorendame fragend an. Mit ihrem langen, grauen Kopf deutet Blue auf das Blätterlager in der Ecke. Claire erhebt sich, nähert sich dem Gras- und Blätterbett und setzt sich vorsichtig. Erschöpft lehnt sie sich an die Höhlenwand. Blues Baby klettert auf ihren Schoß, rollt sich auf ihren Beinen zusammen und schläft ein. Der kleine Brustkorb des Tieres hebt und senkt sich regelmäßig. Blue legt sich voller Vertrauen neben Claire und schließt die Augen. Ihr warmer Atem bläst gegen den Arm der Rothaarigen, die schläfrig auf den Höhleneingang starrt. Auf einmal bebt der Boden, Steine rieseln von der Decke und fallen auf den Boden. Claire hält die Luft an. Ein riesiger Fuß taucht vor dem Eingang der Höhle auf, der schwere Atem eines Dinosauriers ist zu hören. Fauliger Gestank weht in die Höhle. Angeekelt verzieht Claire das Gesicht und rümpft die Nase. Nachdem sie eine Weile still dasaß, entfernt sich der riesige Dino mit bebenden Schritten. Erleichtert seufzt sie auf und lehnt den Kopf gegen die Felswand. Sie gähnt, ihre Augen fallen zu und sie driftet ins Reich der Träume. Ein Reich, in dem es keine Dinosaurier oder Schmerzen gibt. Ein Reich, in dem Owen und sie ein friedliches Leben führen, ohne Blue, ohne General Brown, nur sie beide. Es gibt keinen, der sie stört. Alles ist gut. Nichts kann passieren.
Hallo,
hier ist ein neues Kapitel für euch. Ich hoffe, gefällt euch und würde mich sehr über eine positive Rückmeldung, aber auch konstruktive Kritik, freuen.
Liebe Grüße,
Cherriecookie14 ❤
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