Noch mehr alte Freunde
Blinzelnd schaue ich durch das Blätterdach in die Sonne. Es ist lange her, dass ich von der Sonne wachgeküsst wurde. Schlaftrunken richte ich mich auf. Legolas lieg neben mir. Während des Schlafens hatte er mich wohl an sich gezogen. Wacher werdend blicke ich mich um. Auch Die anderen haben sich dort zusammengerollt, wo sie gestern Abend gesessen hatten. Aragorn hat sich wie eine Katze zusammengerollt. Boromir liegt auf der Seite, den einen Arm unter den Kopf geklemmt, während der andere locker an der Seite herunterhängt. Gilmi liegt auf dem Rücken und hat alle viere von sich gestreckt und ist laut am Schnarchen. Pippin und Merry schlafen nebeneinander, wobei sie sich im Schlaf umarmt hatten und jetzt ein Haufen von verhedderten Körperteilen bilden. Frodo hat sich auch zusammengerollt. Sam liegt auf dem Rücken und hat die Hände über dem Bauch zusammengefaltet. Und mein Bester Kumpel schläft auf dem Bauch, den Kopf zur Seite gedreht und die Hände unter seiner Wange verschränkt. Schmunzelnd betrachte ich meine Freunde. Denn das sind sie. Sie sind alle meine Freunde, auch wenn sie es selber vielleicht nicht unbedingt wollen.
Da bewegt sich Legolas neben mir. Blinzelnd schaut er mich an und ich lächle ihm entgegen. Auch Legolas setzt sich auf. "Maer gwein, Honeg. (Guten Morgen, Bruder.)", begrüße ich Legolas. "Mear gwein, Nethig. (Guten Morgen, Schwester)", antwortet er mir mit vom Schlaf noch rauer Stimme. "Was dagegen, wenn ich den Wald erkunde? Ich bin auch schnell wieder da!", frage ich meinen Bruder. "Nein. Geh nur. Sei aber bald wieder zurück.", erlaubt er es mir. Uns ist beiden klar, dass ich auch ohne seine Erlaubnis mich von der Gruppe entfernt hätte. Immer noch lächelnd gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange und verwuschle Legolas die Haare. Dann steh ich auf und entferne mich von der Gruppe.
Ein ständiges Lächeln auf dem Gesicht durchstreife ich den Wald. Das Rauschen der Blätter, die Gebräuche der Tiere, das ist alles was ich für Stunden höre. Lothlorien erinnert mich daran, wie der Düsterwald früher ausgesehen hatte. Eryn Galen nannten wir unsere Heimat früher. "Grünwald". Damals konnte man den Geschichten der Bäume, den Nachrichten der Winde oder den Erzählungen der Tiere lauschen. Aber dann nistete sich der Nekromant in Dol Guldur, der Festung am Rande unseres Waldes, ein. Und danach verkam der Wald. Die Tiere wurden krank und starben. Die Bäume stumm und bösartig. Dier Wind verlor seine Stimme. Das einzige, was noch lebte waren die Spinnen, die mit ihren Netzen den Wald immer weiter einzuspinnen. Ich vermisse die Zeit, wo ich mit Legolas und Thranduil einfach in den Wald reiten konnte, ohne dass es gefährlich war. Was mir aber am meisten fehlt ist die unbeschwerte Zeit, die damit zusammenhängt. Vor allem das Lachen und dieses glitzern in den Augen, wen Adar uns lachen sah.
In meinen Gedanken und Erinnerungen versunken, bemerke ich nicht, wie die Zeit vergeht. Es ist schon einige Stunden her, seit ich mich vom Lager wegbewegt habe. Ich hoffe Legolas hat die anderen dazu angehalten, weiter zu gehen. Einholen werde ich sie auf jeden Fall. Früher habe ich hier eine Zeit lang gelebt und meine Schwertkünste verfeinert. Zwar können auch die Wachen bei uns zu Hause mit dem Schwert umgehen, aber nach Bruchtahl kommen die besten Schwertkämpfer aus Lothlorien. Damals bin ich viel mit meinen Lehrern durch den Wald gestreift und kenne mich dementsprechend hier aus.
Somit machte ich mich auf den Weg, die anderen einzuholen. Um den Nachmittag herum erreichte ich die anderen. Ich will mich ihnen gerade anschließen, als ich Gimli sprechen höre. Wie angewurzelt bleib ich stehen und lausche.
"Bleibt in der Nähe, junge Hobbits. Man sagt, dass eine große Zauberin in diesen Wäldern lebt. Eine Elbenhexe! Von unsäglicher Macht. Alle die sie erblicken, erliegen ihrem Zauberbann. Und werden nie wieder gesehen.", versucht der Zwerg die anderen aufmerksam zu machen.
Ich kann mir gerade noch so ein Lachen verkneifen. Galadriel eine Hexe? Es stimmt zwar, dass sie große Macht besitzt und diese auch einsetzen könnte, aber das tut sie nicht. Es sind unsere Entscheidungen, die uns zu guten oder bösen Menschen machen. Das Bild von Galadriel als böse Herrscherin, das Gimli von ihr zeichnet, ist einfach nur zum Lachen.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich Sam, "Herr Frodo?", fragen höre. Ich blicke zum Ringträger. Dieser scheint einen Geist gesehen zu haben, er ist blass um die Nase geworden. Auch ist er fast stehengeblieben. Sam scheint ihn wieder ins hier und jetzt geholt zu haben, da Frodo kurz den Kopf schüttelt und dann sein vorheriges Tempo wieder aufnimmt.
"Immerhin ist hier ein Zwerg, und den kann sie nicht so leicht umgarnen!", redet Gimli weiter. "Ich habe die Augen eines Habichtes und die Ohren eines Fuchses."
Genau nachdem Gimli zu ende gesprochen hat wird sine Nas fast von einer Pfeilspitze aufgespießt. Auch die anderen werden von Elben umzingelt. Verdutzt schauen die Hobbits, die Elben an. Gimli murmelt etwas in seinen Bart und auch Boromir und Aragorn scheinen nicht besonders glücklich zu sein. Da fällt mein Blick auf Legolas, und ich muss stolz lächeln. Mein Bruder hat James hinter sich gezogen und zielt mit seinem eigenen Bogen auf die anderen Elben.
"Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im Dunkeln erschießen können.", ertönt eine mir nur allzu bekannte Stimme, ich reiße meinen Kopf nach rechts und kann beobachten, wie Haldir auf meine Gefährten zusteuert.
Aragorn verneigt sich vor meinem Freund.
"Haldir o Lórien (Haldir von Lórien).", begrüßt der Waldläufer den Elben. "Henio, aníron boe ammen i dulu lîn (Wir kommen, um Hilfe zu erbitten).", versucht er unsere Situation zu erklären, und blickt nach hinten zu den anderen Gefährten. "Boe ammen veriad lîn (Wir brauchen euren Schutz).", versucht er erneut auf den Elb einzureden.
"Aragorn!", wird der Mensch vom Zwerg gerufen. "Diese Wälder sind gefährlich. Wir sollten umkehren!"
"Ihr habt das Reich der Herrin des Waldes betreten. Ihr könnt nicht umkehren.", erwidert Haldir. Dann fällt sein Blick auf Frodo und bleibt dort einige Zeit. "Kommt, sie erwartet euch.", ergreift Haldir noch einmal die Sprache und will sich umdrehen.
In der Zwischenzeit hatte ich mich von meiner Starre gelöst und mich von hinten an meinen besten Freund angeschlichen. Einen meiner Dolche liegt mir in meiner Hand und genau nachdem Haldir zu ende gesprochen hat und sich umdrehen will, halte ich ihm meinen Dolch an die Kehle.
"Wo willst du den bitte hin?", frage ich ihn. Erschrocken drehen die anderen Elben sich zu ihrem Anführer um. "Dafür, dass du so über den Zwerg herumlästerst, bist du selber nicht gerade aufmerksam, Mellon nin (Mein Freund)." stichle ich weiter.
"Es ist immer wieder eine Freude dich zu sehen, Nienna.", begrüßt mich Rumil.
"Hey Rum, schön dich zu sehen." auch ich grüße den Elb, der der Bruder von Haldir ist, und nehme meinen Dolch runter um Rumil zu umarmen.
"Ich will auch eine Umarmung!", ertönt es links von mir.
Lächeln löse ich mich von Rumil um mich dann von den Armen von Orophin umfangen zu spüren. "Natürlich bekommst du auch eine Umarmung, Orophin", erwidere ich dem zweiten Bruder von Haldir.
"Warte mal, Nienna, du kennst diese Elben?", fragt mich James.
"Ja. Darf ich vorstellen. Die Gebrüder Haldir, Orophin und Rumil. Alles drei Grenzwachen von Lothlorien, meine Lehrer und Freunde.", antworte ich ihm und zeige jeweils auf den genannten Elben.
"Wir sollten jetzt los, oder sind noch andere von eurer Gruppe im Wald versteckt?", richtet sich Haldir an mich.
"Ne, jetzt sind wir vollzählig", gebe ich ihn die gewünschte Antwort. Dann ergreife ich Rumils Handgelenk und renne mit den Worten "Worauf wartet ihr noch?", los. Dabei schleife ich Rumil hinter mir her.
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