Verrat

Do Flamingo P.o.V

Minuten lang blickte ich nun schon in die tiefschwarzen Augen meines Gegenübers. Versuche in ihnen zu lesen, ihre wahren Gedanken zu erkennen.

,,Dein Blick ist so intensiv. Versuchst du mich zu verführen?“, fragte sie mich und kicherte leise, was sie versuchte hinter hervorgehaltener Hand zu verstecken.

,,Nicht doch. Nie würde mir etwas dergleichen einfallen. Immerhin haben wir uns doch für eine rein geschäftliche Beziehung entschieden.“, entgegnete ich ihr und zog einen Mundwinkel zu einem schiefen grinsen hoch.

Boa Hancock saß in all ihrer Schönheit vor mir. Die Wangen leicht gerötet und die Augen glasig von all dem Alkohol den sie intus hatte.

,,Sie doch nicht.“, brachte sie hervor, ehe sie erneut zu kichern begann.

Ich hatte mehr von ihr erwartet. In der Unterwelt kannte man sie nur als Kaiserin. Eine Frau mit mehr Macht als ihr guttat und einem Verstand kürzer als mein Geduldsfaden. Zwar mochte sie gut aussehen und sich durch gezieltes einsetzten ihres Körpers einen guten Stand geschaffen zu haben, doch sie war schrecklich leicht zu manipulieren, was mir natürlich nur gelegen kam.

In einer fließenden Bewegung stand ich auf, ging um meinen Schreibtisch herum, hinter der ich während unseres Gespräches stand und bot ihr meine Hand dar um ihr auf zu helfen.

Für mich war unser Gespräch beendet. Ich hatte ihre Unterschrift unter einem Vertrag der mir mehrere Transportwege ins Ausland sicherte, damit ich meine Smile-Drogen auch bald außerhalb Amerika vertreiben konnte.

,,Wenn Sie erlauben, ich würde sie gerne nach Hause bringen.“

Beinahe kindlich schmollend blickte sie zu mir auf.

,,Warum wollen Sie das ich schon gehe?“

,,Wollen kann man das nicht nennen meine Liebe. Ich habe nur noch einige Dinge zu tun.“

,,Was ist wichtiger als ich?“

Meine Geduld neigte sich dem Ende. Ich hatte nun wirklich besseres zu tun als mich um ein betrunkenes Weibsstück zu kümmern.

,,Ich habe noch wichtige geschäftliche Dinge zu tun.“, wiederholte mich und merkte wie meine Geduld sich nun schon dem Ende zuneigte.

Hancock stand auf und baute sich in einer seltsamen Position vor mir auf, die sie wohl für verführerisch hielt. Sie legte mir eine Hand auf die Brust und begann mich zu streicheln, was mir eine Gänsehaut des Abscheus bescherte, was sie jedoch gänzlich anderes interpretierte. Schnell wurde sie forscher, legte mir nun ihre Hand auf den Schritt und begann mich dort zu streicheln. Ich hingegen blieb ruhig stehen, bemühte mich mein Temperament im Zaum zu halten und unsere Zusammenarbeit nicht damit zu gefährden, indem ich sie jetzt umbrachte.

,,Gefällt dir das?“, raunte sie mir mit tiefer Stimme zu.

Ich schnaubte leise und drehte meinen Kopf etwas zur Seite. Ob es mir gefiel? Auf keinen Fall. Ich bin nicht der Typ Mann, der seine Triebe bei einer Nutte auslebte, egal wie schön sie auch sein mochte.

Ich schob ihre Hand mit einer schnellen Bewegung weg und brachte zwei Schritte Abstand zwischen uns.

,,Vergo wird Sie nach Hause begleiten Miss Boa.“

Vergo, der nur auf meine Anweisung gewartet hatte, trat von seinem Platz an der Tür weg und begleitete Hancock aus meinem Büro.

* * * *

Die Tage vergingen und ich hörte nicht mehr allzu viel von Hancock. Ich ging meinen Geschäften nach und konnte nun auch außerhalb Amerikas meinen Handel treiben, was mir nach nur diesen wenigen Tagen meine Finanzen um einiges aufbesserte. Ich hatte den Aufbau der Geschäfte in Deutschland und Italien, zwei Hauptimportländer meiner Drogen, einem treuen Freund von mir überlassen. Nicht nur Freund, er war Teil meiner Familie. Ein Mann, dem ich alles anvertrauen würde.

,,Junger Herr, Mister Ceasar möchte mit Ihnen sprechen. Er meinte es sei äußerst dringend.“, verkündete Baby 5 kleinlaut nachdem sie ihren Kopf durch meine Tür gesteckt hatte.

Nachdenklich zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was konnte er nur von mir wollen? Ceasar war für die Entwicklung meiner Drogen zuständig. Bisher konnte ich mich immer darauf verlassen, das er selbstständig arbeitete. Zudem hatte ich ihm befohlen, sollte es nichts dringendes sein, sollte er mich nicht von der Arbeit abhalten. Hoffentlich hatte der Trottel sich nicht in Schwierigkeiten gebracht, das konnte ich nun absolut gar nicht gebrauchen.

,,Sag ihm, dass ich in einer halben Stunde in seinem Büro bin.“

,,Jawohl Junger Herr.“, antwortete sie, nickte noch einmal und schon war sie wieder verschwunden.

,,Ich erwarte das du dich um alles kümmerst solange ich weg bin.“, wies ich Vergo noch ein, ehe ich mich erhob und ging um Ceasar seinen gewünschten Besuch abzustatten.

* * * *

Ceasars Labor war groß und schrecklich zugemüllt. Das letzte Mal war ich an dem Tag hier, als ich Ceasar die Kontrolle über dieses unterirdische Reich überlassen hatte und das war gerade mal vor drei Jahren. Das man in dieser Zeit aus einem Labor eine Müllhalde machen kann, war mir nicht klar.

Ich lief durch das erste Untergeschoss, in dem er lebte, kämpfte mir meinen Weg durch Essensreste und alter Kleidung, wäre beinahe tödlich verunglückt, da ich eine Scheibe alter Pizza zu spät bemerkt hatte und darauf ausgerutscht war und schaffte es schließlich zur Treppe die nach unten in sein Labor führte. Ceasar stand im Hauptraum mit dem Rücken zu mir und schien mich gewollt zu ignorieren. Ich blieb etwas auf Abstand, schaute mich in dem Raum um. Auch hier war alles durcheinander, doch wirkte alles normal.

,,Du wolltest mich sprechen?“, ergriff ich das Wort, da ich keine große Lust noch lange hier zu bleiben.

Wahrscheinlich brauchte er nur wieder Geld, da er alles bereits ausgegeben hatte. Zwar hatte er mich bislang dafür nur angerufen, doch wer weiß in welche Schulden er sich gestürzt hatte.

,,Es tut mir schrecklich leid Do Flamingo, aber Capone kann mir einfach mehr bieten.“

,,Was?“, fragte ich und versuchte nach zu vollziehen, was er meinte.

Capone? Der Möchtegern, der seit einem halben Jahr versucht an die Spitze zu kommen durch seine Waffengeschäfte und dabei kläglich scheitert?

,,Erklär mir was du meinst.“, forderte ich ihn auf, bekam jedoch von jemand anderem eine Antwort.

,,Er meint, das du am Arsch bist.“, knurrte Capone hinter mir.

Geschwind drehte ich mich um und konnte Capone noch kurz in die Augen schauen, ehe er seine Pistole abfeuerte und sich mir eine Kugel schmerzhaft in die Brust bohrte.

 * * * *

Es hatte nicht einmal ganz eine Woche gedauert um über mein Schicksal zu entscheiden. Ceasar hatte mich hintergangen und Capone mich ebenfalls, nachdem er mich so geschwächt, an die Polizei übergeben hatte um mich aus dem Weg zu wissen. Fünfundzwanzig Jahre musste ich wegen diesen beiden nun in einem Hochsicherheitsgefängnis absitzen und in eben jenes wurde ich nur nach wenigen Tagen, in denen ich mich im Krankenhaus von der Schussverletzung erholen konnte, eingeliefert. Eine kleine verdreckte und äußerst unkomfortable Zelle, mit nur einem winzigen Fenster, musste ich mir mit einem anderen Gefangen teilen, den ich jedoch weder kannte, noch kennen lernen wollte. Er war irgendein unbekannter Psychopath und mit so etwas verbrachte ich gewöhnlich keine Zeit. Doch eines musste ich ihm lassen, er bemerkte, dass ich ihn verabscheute und versuchte gar nicht erst mit mir in ein Gespräch zu kommen.

* * * *

Ich war noch nicht gar einen Tag hier, konnte gerade erst meine Gefängniskleidung anlegen und mich kurz ausruhen, als ich auch schon weggeholt wurde. Die Wärter sagten, das ich mein Psychologisches Einstiegsgespräch schon heute hatte, da einer der Gefangenen, die ebenfalls heute eingeliefert wurden, den Psychologen verprügelt hatte und ich nun deshalb vorgezogen wurde. Zwar wollte ich heute nicht Stundenlang mit einem Deppen sprechen, der glaubte mich ändern zu können, doch malte ich mir aus, er könnte mich schneller hier rausholen, wenn ich mich nur gut mit ihm stellte. Es muss wohl ein Wink des Schicksals sein.

Die Wärter brachten mich in einen etwas größeren Raum, als meine Zelle, doch war hier keinerlei Fenster, das einzige Licht spendete eine nackte Leuchtstoffröhre an der Decke und das Einzige Möbiliar war ein Tisch und zwei Stühle, die Gegenüber daran platziert waren. Auf einen der beiden Stühle wurde ich abgesetzt und war ganz dankbar dafür endlich sitzen zu können. Die Wachen verließen den Raum und ließen mich allein. Eine unerträglich lange Zeit war ich allein und starrte auf die Wand vor mir. Viel bewegen konnte ich mich auch nicht, da meine Hände hinter meinem Rücken durch Handschellen gefesselt waren und jede Bewegung neue Schmerzwellen ausgehend von meiner Wunde durch meinen Körper jagten.

Als die Tür endlich aufging und mein Psychologe zu mir gelassen wurde, konnte ich kaum meinen Augen trauen. In der Tür stand nicht irgendein Fremder, es war Law. Mein Law. Und er sah so schlecht aus wie ich mich fühlte. Er war mager geworden, dunkle Ringe prankten unter seinen Augen und zeugten von vielen durchwachten Nächten. Zudem war sein Haar ungekämmt, die Klamotten schmuddelig und wie ich an den frischen Kratzern und blauen Flecken erkannte, war er jener Psychologe, der verprügelt wurde.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top