11. Kapitel

Ich nehme das Bild vom Schrein und betrachte es näher. Die Frau darauf, Akemi, meine Mutter, ist wunderschön, und noch sehr jung. Leicht streiche ich darüber. Dann stelle ich es auf den Altar zurück und knie mich davor hin. Ich forme ein Fingerzeichen, tippe mir mit den zwei Fingern an die Stirn, schalte mein Chakra aus, um mich komplett auf eine Sache konzentrieren zu können. Ich schließe die Augen und beginne mich zu konzentrieren. Plötzlich durchfährt mich ein Ruck, und ich werde aus meinem Körper geschleudert. Ich scheine über meinem Körper zu schweben, denn ich kann ein Mädchen mit langem braunem Haar, das über den Boden verteilt ist. Es trägt außerdem eine rote Priesterrobe. Ich beobachte das bewusstlose Mädchen eine Weile, bis ich merke, dass ich das bin, die da auf dem Boden liegt. „Ich habe schon auf dich gewartet.“ ich fahre herum, und sehe eine schöne Frau mit langem braunem Haar vor mir stehen, die mir verdammt ähnlich sieht. Die Umgebung scheint zu verschwimmen. Moment mal! Das BIN ich! „W-was? Wer bist du?“, frage ich und mache einen Schritt zurück. „Erkennst du mich nicht? Ich bin es. Ich bin du.“, sagt das Mädchen und kommt auf mich zu. Ich darf keine Angst zeigen! Ich bleibe stehen. Sie kommt immer näher, so nah, dass ich ihren Atem auf meinem Gesicht spüren kann. „Was willst du von mir?“, frage ich. „Dir zeigen, wer dein wahres Ich ist. Ist doch eine gute Idee, oder nicht?“, sagt sie und begutachtet ihre Nägel. „Mein wahres Ich, bin ich selbst. Also was willst du wirklich?“, frage ich und starre sie an. „Ich werde dich vernichten und an deine Stelle treten!“, verkündete mein Ich, dessen Augäpfel schwarz und Iris rot waren. „Dann versuch es doch!“, fordere ich. Sie kommt auf mich zugerannt, und beginnt mich in einen Nahkampf zu verwickeln. Während ich ihre Schläge und Tritte abblocke, fallen mir Inoris Worte ein, die sie einst zu mir sagte: Wenn du dein wahres Selbst finden willst, musst du alles an die akzeptieren. Sowohl die gute als auch die schlechte Seite. Ich schubse sie etwas zurück und gehe auf Abstand. Ich muss mich selbst akzeptieren. Ich lasse sie auf mich zukommen, und schließe sie in die Arme, als sie mich umwerfen will. „W-was soll das?! Lass mich los!“, sagt sie zappelnd. „Wenn ich zu mir finden will, muss ich alles an mir akzeptieren. Du bist ein Teil von mir, also akzeptiere ich dich auch.“, sage ich mit geschlossenen Augen.  „W-was? W-wie?“, stammelt sie, und beginnt sich aufzulösen.

„Ich wusste, du würdest es schaffen.“, sagt eine warme Stimme hinter mir. Ich drehe mich um, und sehe die hübsche Frau von dem Bild. Sie trägt, ebenfalls wie ich eine Priesterrobe. Sie kommt auf mich zu, und berührt mein Gesicht mit ihrer Hand. „Wie alt bist du jetzt?“, fragt sie und blickt mich warm an. „Sechzehn.“, antworte ich und nehme ihre Hand in meine. „Du bist so wunderschön.“, sagt sie mit Tränen in den Augen. „Du hast bestimmt eine Menge Fragen. Ich werde versuchen, dir die meisten davon zu beantworten.“, sagt sie und setzt sich auf den Boden. Der Raum hat sich verändert. Überall sind bunte Farben und es scheint unendlich groß zu sein. Ich setze mich neben sie. „Inori brachte dich nach Konoha, zu einer Familie. Ich hatte dir den Namen Miyako gegeben. Welchen hat deine Adoptivmutter dir gegeben?“, fragt sie und lächelt mich an. „Kohana.“, antworte ich. „Ein sehr schöner Name.“, sagt sie. „Aber zurück auf Anfang. Ich werde dir die ganze Geschichte erzählen, wenn du das möchtest.“, ich nicke. „Also: Ich hatte gerade das Amt als Miko angetreten, als eine Gruppe von Shinobi schwer verwundet durch das Tor kam. Sie hatten gegen einen Dämon etwas weiter östlich unseres Klosters gekämpft, konnten ihn aber weder besiegen noch versiegeln. Inori und ich kümmerten uns um sie. Der Anführer der Gruppe, dein Vater, schickte seine Männer, als sie wieder gesund waren, zurück ins Dorf, um dem Hokage zu berichten. Er war am Schwersten verwundet worden, und noch nicht vollkommen genesen. Also pflegte ich ihn gesund. Nach kurzer Zeit verliebten wir uns ineinander. Ich wusste nicht, dass er verheiratet war und schon zwei Söhne hatte. Ich wurde schwanger mit dir, doch als er mich verließ um nach Konoha zurück zu gehen, ahnte er nichts davon und ich hatte eigentlich nicht vor ihm etwas davon zu erzählen. Als du dann da warst, war ich überglücklich. Ich änderte meine Meinung und schrieb ihm, dass er eine wunderschöne und gesunde Tochter hatte. Daraufhin kam er her, um sich zu vergewissern, dass es war wäre. An diesem Tag wurde das Bild gemacht, das Inori wahrscheinlich auf einem Altar stehen hat. Er verließ mich erneut, dieses Mal sollte das letzte Mal sein, das wir uns sahen. Wenige Wochen später wurde unser Kloster von jenem Dämon angegriffen, gegen den schon dein Vater gekämpft hatte. Eine grausige Bestie aus Eis und Schnee. Inori und ich kämpften gegen ihn und es gelang uns, ihn in einem Gefäß zu versiegeln. Wir hatten ihn bekehrt, sodass er niemandem mehr schaden konnte. Aber der Kampf war anstrengend, und hatte mich ein großes Opfer gekostet. Schwer verletzt besah ich mir das Gefäß, indem wir den Dämon gefangen hatten. Ich überredete Inori, ihn in dir, meinem eigenen Fleisch und Blut zu versiegeln, da du, falls er den Bann brechen würde, als meine einzige Nachfahrin, in der Lage sein würdest, ihn unter Kontrolle zu halten. Inori willigte nach einer Weile ein. Ich wusste, dass ich nicht mehr lange auf dieser Erde wandeln würde, und bat sie um einen letzten Gefallen. Sie solle eine Blockade in deinem Kopf errichten, du solltest unwissend aufwachsen, und sobald du alt genug wärest würdest du die Wahrheit erfahren. Außerdem ist es mir dank Inori möglich, jetzt mit dir zu sprechen. Aber die Zeit ist beihnahe um.  Ich nehme an, sie brachte dich nach Konoha, wo du dann aufgewachsen bist.“, endete sie ihre Geschichte. Ich hatte Tränen in den Augen. „Hat die Familie weitere Kinder außer dir?“, fragt sie, und ich nicke. „Ja. Konohamaru, meinen kleinen Bruder.“, sage ich und sah meine Mutter an. Jetzt, da ich die Wahrheit weiß, würde sich mein Leben erneut verändern. „Eine Frage habe ich noch an dich, bevor ich gehen muss.“, sagt sie und steht auf. Ich tue es ihr gleich. „Wie geht es deinem Vater?“, fragt sie und nimmt erneut meine Hände. „Er…lebt nicht mehr…sein ältester Sohn löschte den gesamten Uchiha Clan aus…“, sage ich, und sie lächelt mich an. „Ich hatte schon so ein Gefühl. Aber jetzt wird es Zeit. Komm her Miyako.“, sagt sie und zieht mich in eine Umarmung. „Ich liebe dich, vergiss das nicht. Du wirst noch große Taten vollbringen, davon bin ich überzeugt.“, sagt sie mit weinerlicher Stimme, und ich merke, dass sie weint. „Ich werde dich nicht enttäuschen.“, verspreche ich. Sie lächelt mich ein letztes Mal an, dann wird sie in mattes weißes Licht gehüllt, und ist dann verschwunden.

Im nächsten Moment wache ich auf dem kalten Steinboden auf. Mein Gesicht ist nass. Ich wische die Tränen weg als ich mich aufsetze und ordne meine Haare. Dann spreche ich noch ein leises Gebet für meine Eltern. Ein Dämon also. Das muss ich erst einmal verarbeiten. Draussen im Hof fegt Inori gerade den Hof. „Wie geht es dir, mein Kind?“, fragt sie als ich mich auf eine Bank setze. „Ich kenne die Wahrheit. Das ist alles. Jetzt aber ist es an der Zeit, dass ich gehe.“, sage ich. Dann stehe ich auf, gehe in mein Zimmer und sammele die wenigen Habseligkeiten ein, die ich besitze. Inori steht immernoch im Hof. „Danke, dass du mich ausgebildet hast und meiner Mutter eine gute Freundin warst.“, sage ich und umarme sie.

Ich übernachte in einer kleinen Absteige in einem winzigen Dörfchen. Meine Robe habe ich ausgezogen und in einer Schriftrolle verstaut. Ich habe sie gegen eine kurze schwarze Hose, graue halterlose Strümpfe, ein weißes Top mit dem Symbol von Konoha darauf und schwarze Sandalen getauscht. An meinem rechten Bein ist der Verband mit meiner Kunaitasche befestigt. Meine Haare habe ich zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, der sich Wind hin und her wippt. Ich wandere weiter, in Richtung Konoha. Anscheinend ist etwas geschehen. Denn als ich dort ankomme, ist das Dorf beinahe komplett zerstört. Allerdings sind sie schon wieder dabei, alles wieder aufzubauen. Aber anscheinend sind kaum mehr Shinobi im Dorf. Ich frage mich durch, und erfahre, dass der vierte Ninjaweltkrieg ausgebrochen sei. Sasuke Uchiha sei ebenfalls darin verwickelt. Alle verfügbaren Kräfte waren gesammelt  und an die Front geschickt worden. Geschockt laufe ich nach Hause, wo mir Konohamaru die Tür öffnet. „Onee-chan? Onee-chan!“, ruft er freudig und springt mir fast in die Arme. „Ich habe dich so vermisst! Du musst mir alles über deine Reise erzählen!“, sagt er und erdrückt mich beinahe. „Ich habe dich auch vermisst.“, sage ich und drücke ihn an mich. „Wer ist da an der Tür?“, das ist Vaters Stimme! Bei dem Gedanken an meinen Vater werde ich traurig. Da steht er auch schon vor mir. „Kohana?“, sagt er ungläubig und starrt mich an. „Hallo Papa. Ich bin wieder da.“, sage ich und lasse meinen Bruder los. „Es tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin, ohne euch bescheid zu sagen…“, entschuldige ich mich und senke den Kopf.  „Wir sind so froh dass du wieder bei uns bist!“, sagt er und zieht mich in seine Arme. Auch meine Mutter kommt hinzu. Tränen laufen ihr die Wangen herunter. Wir gehen hinein und setzten uns im Wohnzimmer an den Tisch. Konohamaru wird für eine Mission gebraucht und verlässt unser Haus. „Du hast dich so verändert.“, sagt meine Mutter und streicht durch mein langes Haar. „Als du uns verlassen hast war es noch kurz. Was ist geschehen?“, fragt sie und nimmt meine Hände. „Ich bin eine Miko. Das intensive Training hat es wachsen lassen.“, sage ich und lächle. „Ich weiß, dass ich nicht eure Tochter bin.“

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