Schwäche- und Gefühlsanfälle
"Ich bring dich jetzt ins Krankenhaus, okay?",murmelte er, nachdem ich einige Minuten einfach nur in seinen Armen lag. Gerade, als ich einfach nicken wollte, realisierte ich, was er gesagt hatte.
"Nein Logan. Das geht schon, es ist echt nicht so schlimm."
Auch wenn ich versuchte sicher und kraftvoll zu klingen, klang es wohl eher unsicher und kraftlos.
"Du hast eine Platzwunde, natürlich ist das schlimm! Komm mit."
Schnell löste ich mich von ihm und schüttelte den Kopf.
Schlechte Entscheidung. Sofort wurde mir wieder schwindelig und meine Sicht wunde verzerrt und unklar. Gerade, als meine Beine mich nicht mehr länger tragen wollten, umschlossen mich Logans Arme und hielten mich davon ab, auf dem Boden zu landen. Langsam zog er mich wieder auf meine Beine, auf denen ich mich, wenn auch wackelig, wieder halten konnte. "Nick, wir gehen jetzt ins Krankenhaus.", murmelte Logan noch, ehe er mich los ließ und die Toilettentür öffnete. Leise grummelnd lief ich durch die Tür und ignorierte das Verzerren meines Sichtfeldes und das Pochen meines Kopfes. Vielleicht war das Krankenhaus doch keine so schlechte Idee. Vielleicht bekam ich ja Schmerztabletten oder so ein Zeug, welche ich mir auch für weitere Verletzungen aufheben konnte.
"Wir müssen aber noch meine Tasche holen.", murmelte ich, woraufhin Logan nickte.
"Welcher Raum?"
"Raum...",ich stockte. Ich wusste es nicht mehr. Ich wusste überhaupt gar nicht mehr, wie ich zum Raum gekommen war. Hatte ich die große Haupttür genommen, oder war ich den Weg durch den Neubau gegangen? Jetzt, wo ich versuchte mich zu erinnern, schien es, als gäbe es diese Zeit nicht. Die Zeit, wo ich durch das Gebäude lief und mich vor meinen Raum setzte.
"Ich weiß es nicht mehr.", murmelte ich irritiert.
Verwirrt nickte Logan.
"Und welches Fach hattest du?"
Welches Fach ich hatte? Langsam schüttelte ich dem Kopf. Ich wusste es nicht. Verdammt, ich wusste es nicht! War es Deutsch, Bio oder gar Kunst?
Was war heute verdammt nochmal los mit mir? Ich dachte zurück an den Beginn meines Tages. Ich lag die ganze Nacht wach. Ich hörte das Klingeln meines Wecker und stand auf. Und dann... Dann war ich sofort bei Tyler, welcher mir in die Magengrube trat. Alles, was dazwischen passiert war, wusste ich nicht mehr.
"Hey Nick, alles in Ordnung?", holte mich Logan zurück in die Realität. Langsam begann ich den Kopf zu schütteln.
"Nein, ich weiß nicht mehr was passiert ist. Ich weiß gar nichts mehr, ich..."
Ich spürte, wie sich meine Lippen nicht mehr bewegten und auch meine Füße hielten nicht mehr stand. Ich knickte weg und noch bevor Logan reagieren konnte, lag ich am Boden. Meine Sicht verschwamm immer mehr und auch die Geräusche um mich herum schienen immer leiser zu werden.
"Nick,verdammt!",hörte ich Logans dumpfe Stimme, die plötzlich so weit weg schien. Sein Gesicht erschien verzerrt vor meinem Blickfeld und selbst seine sonst so leuchtend grau grünen Augen, erschienen matt. Das Letzte, was ich spürte, waren seine Hände, die langsam über meine Wangen strichen, ehe mich die Schwärze verschlag.
Meine Augenlieder begannen zu flattern, ehe ich meine Augen ganz öffnen konnte. Das erste, was ich sah, waren grau grüne Augen. Logans grau grüne Augen. Erleichtert begann er zu lächeln und schaute dann wieder nach vorne. Erst jetzt bemerkte ich, dass er lief. Doch ich bewegte mich keinen Zentimeter. Das konnte doch eigentlich nur heißen, dass dass... Er mich trug?! Sofort begann ich herum zu zappeln, mit dem festen Ziel selbst wieder den Boden zu berühren. Er durfte mich nicht tragen! Verdammt, wenn das jemand sah! Ein Junge, der einen anderen Jungen trug!
"Nick verdammt, hör auf so herum zu zappeln, ich hätte dich fast fallen lassen!", hörte ich Logans Stimme und spürte, wie er seine Arme enger um mich legte.
"Logan, lass mich runter! Was ist, wenn uns jemand sieht?!", krächzte ich, da meine Kehle ziemlich trocken war. "Wir sind nicht einmal in der Nähe der Schule." Irritiert schaute ich mich, so gut es ging, um. Er hatte recht.
"T-trotzdem... Was ist, wenn andere Leute uns sehen? Ich meine du trägst gerade einen Jungen und ehm du bist auch ein Junge. Sieht das nicht... komisch aus?", stotterte ich und überlegte im nachhinein, ob meine Aussage überhaupt logisch war. "Warum sollte es mich kümmern, wie es für andere Leute aussieht?",fragte er und blickte wieder zu mir hinunter. Da ich keine wirkliche Antwort parat hatte murmelte ich einfach nur ein leises:"Bitte, lass mich einfach runter." Doch er schüttelte nur den Kopf.
"Auf gar keinen Fall. Deine Beine sind jetzt schon zwei mal weggeknickt. Ein drittes Mal lass ich nicht zu!", sagte er standfest und hob seinen Blick wieder. So entschlossen wie er war, würde es nichts bringen, ihn dazu überreden zu wollen allein zu laufen. Dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, so gut es ging, meine Arme zu verschränken. "Wir sind da.", informierte mich Logan nach einigen Minuten in denen wir schwiegen. Noch bevor ich fragen konnte was er meinte, sah in den Eingang des Krankehauses, welches in der Nähe unserer Schule lag. Wenige Sekunden später betrat er das Gebäude mit mir.
"Logan, bitte lass mich runter! Die gucken schon alle.",wissperte ich und schaute ihn bittend an. Seufzend folgte er meiner Bitte, dennoch lief er so nah neben mir, dass er, falls ich nochmals umkippen sollte, sofort zur Stelle war. Inzwischen waren wir bei der Rezeption angekommen, wo uns eine hübsche Frau mit langen braunen Haaren anlächelte. "Guten Tag. Was kann ich für sie tun?",lächelte sie freundlich und schaute Logan abwartend an. Dabei entging mir nicht, wie sie ihn musterte, fast so, als würde sie ihn schon mit ihren Blicken ausziehen. Angewiedert rümpfte ich die Nase. Schlampe.
"Guten Tag, wir sind hier, weil mein Kumpel eine Kopfverletzung hat und anschließend für einige Minuten bewusstlos war."
Freundlich begann sie zu nicken.
"Nehmen sie bitte im Wartezimmer Platz, sie werden in Kürze aufgerufen. Dürfte ich noch den Namen der betroffenen Person erfahren?",lächelte sie und zeigte uns ihre makellosen Zahnreihen, was mich langsam begann aufzuregen. Außerdem, warum fragte sie mich verdammt nochmal nicht selbst nach meinem Namen, sondern hing nach wie vor Logan an den Lippen? Nach einiger Zeit bemerkte ich, dass Logan sich zu mir gedreht hatte und mich abwartend anblickte. Was wollte- Achso der Name.
"Nick Dryden.", murmelte ich, worauf mich die Brünette zum ersten mal desinteressiert anblickte.
"Ist gut. Nehmen sie bitte im Wartezimmer Platz.", lächelte sie nun wieder Logan zu. Nickend nahm er meine Hand und zog mich ins Wartezimmer. Das Gefühl von Wärme, welches sich durch seine Hand in mir ausbreitete ordnete ich dem Schlag auf dem Kopf zu. Ich war einfach nicht bei Verstand. Nachdem Logan die Tür hinter uns schloss, setzte er sich schließlich und ließ meine Hand los. Das Gefühl der Wärme verschwand. Mein Körper war echt verdammt neben der Spur. Erst diese Wärme und jetzt diese Kälte. Da musste echt was falsch sein. Langsam setzte auch ich mich. Ich schaute im Wartezimmer umher. Logan und ich waren alleine.
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