Hinauszögern des Wiedersehens

Als ich das Klingeln der Schulglocke hörte,versuchte ich mich ein wenig zu beruhigen,was nicht einmal ansatzweise klappte. Meine Hände zitterten,mein Kopf rauchte und meine Wunde zog unangenehm. Die ganze Stunde hatte ich mir darüber den Kopf zerbrochen,wie ich es schaffen könnte,diese Pause, weder Logan noch Tyler,Devin und Zac über den Weg zu laufen,doch eine Lösung hatte ich nicht gefunden. Entweder würde ich Tyler und den Anderen über den Weg laufen,Logan oder allen.
"Nick,packst du jetzt bitte auch langsam ein?"
Ich schreckte auf und sah in die Augen meines Lehrers, der vor meinem Tisch stand.
"Oder ist dir nicht gut, soll ich dich lieber in den Sanitätsraum bringen? Du siehst ziemlich blass aus."
Mein Mund öffnete sich leicht. Ich musste mich zusammenreißen, um ihm nicht um den Hals zu fallen. Das war die perfekte Idee!
Absolut Idiotensicher! Dort würde mich niemand finden!
"Nick, antworte doch. Warte, ich packe deine Sachen zusammen, du siehst wirklich gar nicht gut aus." Langsam nickend half ich meinem Lehrer meine Sachen zusammen zu packen und als ich die fertig gepackte Tasche aufsetzen wollte, meinte er, dass es seine Pflicht sei meine Tasche zu tragen. Nach einigen Minuten kamen wir im Sanitätsraum an und ich setzte mich auf die Liege. Mein Lehrer stellte meine Tasche ab. "Wenn es schlimmer wird, lass dich abholen. Gute Besserung.",sagte er noch, bevor er die Tür hinter sich schloss. Vor mir stand ein Mädchen aus der zwölften Klasse, Tylers Jargang. Kurz zog sich alles bei mir zusammen.
"Was fehlt dir denn?", fragte sie leise. Warscheinlich wusste sie, dass sie normalerweise nicht mit mir reden durfte, wie auch kein Anderer.
"Ehm Kopfschmerzen.", murmelte ich. Immerhin hatte ich nicht gelogen, Kopfschmerzen hatte ich nämlich wirklich. Sie nickte leicht.
"Hast du eine Kopfverletzung?"
"Nein!", stieß ich sofort hervor.
Toll Nick, sehr unauffällig! Langsam nickte sie, wobei mir ihre traurige Miene nicht entging. Sie wusste, dass ich log.
"Dann gebe ich dir ein Kühlakku, okay?"
Ich nickte und nahm kurze Zeit später das Kühlakku an, welches sie mir reichte. Ich hielt es an meinen Kopf. Es half zwar nicht wirklich gegen die Kopfschmerzen, dennoch war die Kühlung angenehm.
"Das, was Tyler und die Anderen mit dir machen, tut mir leid.", murmelte sie und ich bemerkte, wie sie mit ihren Fingern spielte. Langsam nickte ich.
Mutiges Mädchen, allein dass sie mit mir redete, bewies dies.
"Ich habe nichts gegen Schwule, wirklich."
Erneut nickte ich.
"Es ist nur, weil...",sie stockte.
Ich nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie sie sich auf die Lippe biss.
"Es ist okay Angst zu haben, es ist vermutlich besser so.", kam es leise über meine Lippen. Schnell nickte sie. Bis zum Läuten der Schulglocke, blieben wir stumm, hingen unseren eigenen Gedanken nach.
"Ich muss in meinen Kurs.", murmelte sie leise, worauf ich mit einen leichten Nicken das, schon lauwarme, Kühlakku vom Kopf nahm. Wortlos reichte ich es ihr. Sie schien nervös und strich sich eine ihrer hellbraunen, fast blonden, Strähnen hinters Ohr. "Wenn du willst, kannst du öffter in den Sanitätsraum kommen. Hier werden Tyler und die Anderen nicht nach dir suchen."
Etwas überrascht schaute ich auf.
"D-Danke.", murmelte ich leise, worauf sie nur nickte. Wenige Sekunden später verließ ich mit meiner Tasche unter dem Arm den Raum. Als ich mich umdrehte, sah ich sie den Raum zuschließen, was mich leich den Kopf schütteln ließ. Wie konnte man nur riskieren verprügelt zu werden für jemanden wie mich? Ohne es verhindern zu können, wanderten meine Gedanken zu Logan. Er machte sich sein Leben so verdammt kaputt...
Warum tat er das nur? Er kannte mich gerade mal einige Tage.

Als ich wenige Minuten später vor dem richtigen Kursraum ankam, hatte ich die Gedanken an Logan immer noch nicht abgeschüttelt. Wie könnte ich auch? Er war die einzige Person, die alles für mich riskierte, abgesehen natürlich von dem Sanitätsmädchen. Doch Logan riskierte definitiv mehr, 100%ig. Dieser Junge war mir ein Rätsel. Meine Gedanken über ihn waren so geordnet, wie die braunen Locken auf seinen Kopf, nämlich gar nicht. Nachdem unser Lehrer den Raum aufgeschlossen hatte und alle schließlich ihr Plätze eingenommen hatten, begann er mit seinem Unterricht. Er kontrollierte die Hausaufgaben und regte sich anschließend über die Mehrzahl der Schüler auf, die sie nicht gemacht hatten. Durch sein ganzes Geschreie hämmerte mein Kopf in Rekordtempo und meine Ohren pochten, worauf ich kurz das Gesicht verzog.
Idiot, konnte er nicht aufhören so zu schreien? Das hatte er doch schon die vorherigen 2 Millionen Stunden gemacht. Ich blickte zur Uhr. Schon geschlagene 15 Minuten brüllte er die Klasse zusammen. Langsam begann ich mir die Schläfen zu massieren und hoffte auf eine positive Entwicklung meiner Kopfschmerzen, die allerdings nicht eintreten wollte. Gott, ich raste gleich aus. Das Geschreie des Lehrers, meine Kopfschmerzen und die Gedanken an Logan, machten mich einfach verrückt. "Herr Mistens.", brummte ich, worauf er kurz inne hielt und sein Kopf in alle Richtungen des Raumes wandern ließ, bis sein Blick bei mir hängen blieb. "Was ist denn Nick?"
Ich seufzte.
"Kann ich kurz raus gehen, ich habe Kopfschmerzen."
Er legte seine Stirn in Falten.
"Hattest du die Hausaufgaben?"
Ich nickte.
"Gut, du darfst gehen.", murmelte er. Schnell stand ich auf und hörte den Lehrer noch ein: "Wo war ich jetzt nochmal stehengeblieben?", fragen, ehe ich die Tür hinter mir schließen konnte. Ich atmete einmal tief durch und lief dann durch die menschenleere Schule zum Ausgang. Diese Ruhe. Endlich. Ich drückte die schwere Tür auf, worauf ein kalter Wind mir entgegen kam. Ich schloss den Reißverschluss meiner Strickjacke und bereute es, nicht an meine Jacke gedacht zu haben. Es sollte endlich richtig Frühling werden, damit auch der letzte Schnee, der mitlerweile ehrer aus dreckigen Matschpfützen bestand, verschwand. Langsam begann ich los zu laufen und umlief dabei den Schneematsch. Hoffentlich half mir die frische Luft zumindest meine Kopfschmerzen ein wenig zu lindern, denn ganz würden sie wohl nicht verschwinden, allein wegen der Wunde nicht. Nach der dritten Runde, die ich um die Schule gelaufen war, spürte ich, wie die Kopschmerzen langsam ein wenig erträglicher wurden. Immerhin hatte ich mir jetzt nicht komplett umsonst den Arsch abgefroren.  Ich zog meine Mütze tiefer ins Gesicht und drückte meinen Pulli noch enger an mich, wenn das überhaupt noch ging. Ich hörte, wie meine Zähne anfingen zu klappern, doch reingehen wollte ich auf gar keinen Fall. Der Lehrere schrie bestimmt immer noch, kein Wunder, das war auch das Einzige, was er konnte. Mein Blick glitt durch die Klassen. Manche hörten dem Lehrer zu, doch die meisten blickten einfach nur sehensüchtig auf die Uhr, oder nach draußen. Im nächsten Klassenraum sah es nicht anders aus, doch im darauffolgenden Raum waren Kinder, geschätzt fünfte Klasse. Sie beteiligten sich mit vollem Elan am Unterricht. Ich musste seufzen. Sie waren noch so jung, so unverdorben. Ich wollte gar nicht wissen, was noch alles auf sie zukommen würde, so wie damals auch alles auf mich zugekommen war. Als ich Zac vor meinem inneren Auge sah, begann ich heftig den Kopf zu schütteln. Ich wollte nicht mehr an damals denken. Nie wieder!

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