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—VOR EINEM JAHR—
J U N E B L A C K
Sonntag.
Ich glaube man könnte sagen das es mein Lieblingstag ist.
Man muss den Sonntag einfach lieben.
Für mich ist es der einzige Tag an welchem ich in meinem Appartment bleiben kann und nicht zur Arbeit muss, was ein dicker fetter Pluspunkt ist. Ich könnte den gesamten Tag im Bett bleiben, Filme schauen und Essen bestellen.
Was ich definitiv irgendwann mal machen werde aber heute ist endlich mal wieder schönes Wetter und ich habe vor mich in einen der Parks hier zu setzen, vielleicht einen Kaffee zu trinken und ein Buch zu lesen. Auch wenn schon anfang November ist. Aber für November ist es ziemlich warm, eigentlich schon zu warm.
Gestern noch vor der Firmenfeier bin ich in den Buchladen gegangen, den ich immer sehe wenn ich zur Arbeit muss. Ich bin leider einer dieser Personen die ein Buch kauft wenn sie online nur eine Szene sieht die ihr gefällt. Ganz schlimm ist es auf Tiktok, wenn mir Videos angezeigt werden. Ich habe auf meinem Telefon in den Notizen eine Seite voll mit Büchern die ich allein nur von Tiktok angezeigt bekommen habe. Dahinter habe ich mir auch inmer den Grund geschrieben warum ich das Buch kaufen möchte, also die Szene die mir angezeigt wurde.
Das Buch ist Teil einer Buchreihe bei welcher es um drei Brüder handelt. Hier geht es um einen der drei und einen Freizeitpark und allein als ich schon gehört habe das es in dem Buch um einen Freizeitpark und geht war es so gut wie gekauft.
Jeder liebt doch Freizeitparks oder? Und gutaussehende Männer in Anzügen lassen das ganze gleich noch besser klingen.
Mit dem Buch und einer kleinen Decke in meiner Tasche mache ich mich auf den Weg in einen der Parks. Der Lincoln Park ist am nähsten zu mir und tatsächlich nur 10 Laufminuten entfernt. Kaum zu glauben das ich davon bis heute morgen noch nichteinmal etwas wusste.
In dem Park gibt es sogar einen Zoo und es grenzt an den North Avenue Beach auf welchem man eine fantastische Sicht auf einen Teil der Chicago' Skyline hat. Naja zumindest stand es so im Internet.
Es dauert tatsächlich auch nur 10 Minuten und ich bin da. Sobald man in der Nähe ist, ist es überall ausgeschildert und dann auch gar nicht mehr zu übersehen. Man betritt den Park durch eine Art riesigen Torbogen aus Holz und fühlt sich gleich gar nicht mehr als wäre man in der unruhigen Großstadt.
Das erste was mir auffällt sind Wege die von bunten Blumen umgeben sind, ein Springbrunnen in welchem Kinder toben und eine Menge grün. Die vielen Bäume welche man normalerweise nicht in Chicago sieht und die oberen Stockwerke von Chicagos Wolkenkratzer. Augenblicklich beginnt die Stadt mir doch etwas zu gefallen.
Mom würde es hier sicherlich gefallen.
Ich schieße für sie ein Foto davon, stecke mein Telefon wieder weg und suche nach einem Ort an welchem ich es mir auf meiner Decke gemütlich machen kann.
Schnell wird mir bewusst das ich nicht die einzige bin die auf die Idee gekommen ist heute Zeit im Park zu verbringen. Aber man kann es keinem verübeln die Sonne scheint endlich mal wieder und es ist nicht zu kalt oder zu warm.
In der Nähe eines weiteren Springbrunnen setze ich mich unter einen der Bäume. Nicht weit entfernt singen ein Mann und eine Frau und ich bin mir ziemlich sicher ich habe meinen Lieblingsort in Chicago gefunden.
Eine ganze Weile sitze ich einfach nur auf der Decke, höre den Sängern zu und lasse meinen Blick durch den Teil des Parke schweifen den ich von hier aus sehen kann.
Kaum zu glauben das man immernoch mitten in Chicago ist. Hier hört man nichts von den fast sekündlichen hupenden Autos, man rempelt nicht jeden zweiten auf den überfüllten Gehwegen an und es ist ruhig. Man hört sogar die Vögel zwitschern.
Etwas von mir entfernt spielt eine Gruppe von Jungs Fußball und ein kleines Mädchen hat sich ganz in die Nähe gesetzt um ihnen zuzusehen.
Ich nehme mein Buch aus der Tasche und beginne direkt mit dem lesen. Für ein paar Minuten in eine andere Realität einzutauchen ist das was ich am meisten an Büchern liebe. Man vergisst seine Sorgen oder Probleme für einen Moment und kann dabei zusehen wie zwei Personen sich kennenlernen und ineinander verlieben. Das was wir doch auch alle irgendwann mal wollen.
Der einzige Nachteil ist das man durch Bücher eine Vorstellung von Liebe oder Personen bekommt die in der Realität leider nicht so passieren wird.
Ich werde nicht einfach gegen jemanden prallen und mich direkt Hals über Kopf in ihn verlieben und er sich zeitgleich in mich.
Keiner würde seine Leidenschaft aufgeben nur um mit der Person zu sein. Keiner würde die Karriere auf die man eventuell sein ganzes Leben schon hinausgearbeitet hat für eine Person aufgeben. In Büchern ja, da verlässt der CEO die Firma um mit einer Frau zu sein.
Der Footballspieler verhaut den letzten Spielzug, vergibt den Sieg nur um einer Frau hinterher zu laufen. Im echten Leben passiert so etwas nicht denn jede Aktion zieht Konzequenzen mit sich. Der Footballspieler kann aus dem Team oder der Startaufstellung genommen werden denn wer möchte jemanden der nicht 100% mit dem Kopf beim Spiel ist?
Wer sagt das der CEO wo anders Fuß fassen kann und den Lifestyle weiterleben wird wie zuvor?
In Büchern endet die Geschichte der Hauptpersonen nach dem Epilog. Im echten Leben endet sie nur mit dem Tod. Da endet es nicht wenn das Paar zueinander gefunden, eine Familie und ein Haus hat. Es wird immer ups- und down geben.
Wer sagt das der Footballspieler es nicht bereut ihr hinterher gegangen zu sein statt das Spiel zu beenden? Wer sagt das der CEO bei der Frau bleibt und mit dem neuen Leben so glücklich ist wie mit dem vorherigen?
Ich liebe Bücher und liebe es um so mehr Liebesgeschichten zu lesen aber ich habe mich damit abgefunden das soetwas wie in Büchern nicht im echten Leben passieren wird.
Die Liebe existiert und bin mir sicher das wenn man der richtigen Person irgendwann begegnet, man sein persönliches happily ever after haben kann.
Aber ich weis auch das es nie so perfekt sein wird wie in den Geschichten. Und ob jeder von uns wirklich die Liebe von die jeder spricht erlebt ist das andere.
Es heißt immer für jeden ist der richtige irgendwo da draußen.
Aber wer sagt mir wo? Was wenn er in Europa ist während ich in Amerika bin?
Ich bin erst 22 und habe noch Zeit dem richtigen irgendwann zu begegnen. Und ein Teil von mir hoffe das er irgendwann kommt. Aber andere in meinem Alter zu sehen die Familien gründen, Häuser kaufen oder heiraten lässt mich manchmal so fühlen als... ja als wäre ich dafür schon zu spät. Als sollte es einfach so sein das ich allein bin und hier und da mal einen One Night Stand habe.
Aber das ist vollkommen ok. Ich mag es so wie es ist und ich denke auch nicht das es sich in der nächsten Zeit ändern wird.
Ich richte meinen Blick vom Buch ab und schaue nach vorne. Die Sänger packen ihre Sachen zusammen und bedanken sich bei den Leuten welche ihnen zugehört haben.
Ein paar Joggern drehen ihre Runden und die mehr Kinder als zu vor spielen nun am Springbrunnen.
Mein Blick bleibt an einem der Jogger hängen. Es dauert nicht lang um zu erkennen wer es ist. Er trägt eine kurze Trainingshose, einen Hoodie und hat große Kopfhörer auf seinem Kopf.
Seine schwarzen Haare sitzen perfekt, was sagt das er gerade erst begonnen hat oder einfach nur verdammt viel Glück hat. Seine Haare sind nicht lang, die seiten sind kürzer als die oberen Haare aber selbst die müssten durch seine Bewegung wenigstens etwas durcheinander sein.
Fast so als hätte Xavier bemerkt das ich ihn ansehe kreuzen sich unsere Blicke. Ich lächel leicht, schaue dann aber wieder weg.
Gestern meinte er, das er sich melden wird. Aber bis jetzt hat er es noch nicht getan und ich gehe auch nicht davon aus das er es noch tun wird.
Ich weis nicht warum er meine Nummer wollte, verstehe immer noch nicht warum er gestern aufeinmal so nett war. Aber vielleicht wusste er es selbst nicht und ist nun wieder so wie wenn wir uns im Cosco treffen.
Chicago ist riesig, ich verstehe nicht wie es passieren kann das wir uns immer und immer wieder über den Weg laufen.
Um zu verhindern nocheinmal zu ihm zu blicke wende ich mich wieder meinem Buch zu.
Slow Burn Storys sind mit Abstand das was ich am liebsten lese und es scheint ganz so als wird dieses Buch auch so eins sein.
Die Sonne verschwindet doch es dauert nicht lang bis ich realisiere das ich nun im Schatten bin oder besser gesagt eine Person vor mir steht.
„Hey bunny.", was ich von dem Spitznamen halte weis ich immernoch nicht wirklich. „Hey.", antworte ich nur, denn ganz ehrlich ich weis nicht was ich sonst sagen soll.
„Kann ich mich setzen?", ich nicke und rutsche etwas weiter nach rechts an den Rand der Decke. Das er hier her kommt hatte ich nicht erwartet. Ich hätte gedacht das er weiter joggt. Die Kopfhörer welche gerade noch auf seinem Kopf sahßen liegen nun um seinen Hals und er setzt sich so, das er mich ansehen kann.
„Du bist allein hier oder?", „Ja ich kenne noch nicht so viele Leute hier.", gebe ich zu und bereue es sofort als die Worte meine Lippen verlassen haben.
Ja er weis das ich neu hier bin und er hat auch schon bemerkt das ich wann immer wir uns über den Weg laufen allein bin. Aber ich bereu es das gesagt zu haben.
„Es gibt schlimmeres. Und so allein bist du nicht.", wie meint er das? Ich glaube nicht das ich ihm gestern von Stacy erzählt habe.
„Stimmt, außerdem sind hier eine Menge Leute vielleicht warte ich einfach bis jemand der sympathisch aussieht und in meinem Alter ist hier vorbei läuft.", antworte ich was tatsächlich heute morgen in meinen Kopf war. Nur hätte ich wahrscheinlich keinen angesprochen. Aber ich sollte es irgendwann machen. Sonst bleibe ich wirklich ohne jemanden hier zu kennen.
„Das würde ich nicht machen. Hier laufen eine Menge Verrückte herum."
„Überall laufen Verrückte herum Xavier. Du könntest auch einer sein und ich unterhalte mich schon wieder mit dir.", wenn mich nicht alles täuscht sehe ich ein kleines schmunzeln.
„Und ich habe deine Nummer, also falls ich wirklich ein Verrückter bin dann wäre es jetzt zu spät bunny."
„Wer sagt das du meine richtige Nummer hast? Bis jetzt habe ich noch keine Nachricht von dir bekommen.", ich wollte es eigentlich nicht sagen, es wird einen Grund geben warum er mir nicht geschrieben hat aber es hatte gerade gepasst.
„Ich schreib dir später.", „Musst du nicht. Ich wunder mich sowieso warum du meine Nummer wolltest. Für was?", wir wissen beide das er mich nicht besonders leiden kann.
„Es sieht so aus als könntest du jemanden gebrauchen. Außerdem kannst du nicht kochen.", der letzte Part lässt mich mit den Augen rollen.
„Ich kann kochen, nur mache ich es nicht gerne. Es ist viel schneller einfach eine Pizza in den Ofen zu schieben, essen zu bestellen oder etwas zu holen was ich nur mit Wasser verrühren und aufkochen muss. Da brauche ich mich nicht stundenlang in die Küche stellen. Außerdem bin ich mir sicher das du mindestens genau so oft essen bestellst wie ich.", sofort schüttelt er den Kopf.
„Ich weis gar nicht wann ich das letzte Mal Essen bestellt habe. Ich koche jeden Tag selbst und es ist nicht das Tütenzeug was du zu dir nimmst." ich mein es kann gut möglich sein das er ein Koch ist und deswegen täglich kocht.
Wenn ich ihn mir so ansehe könnte er alles sein. Naja wahrscheinlich hat er nichts mit Menschen zutun, zumindest nicht mit sehr vielen. Aber ansonsten könnte er alles sein Koch, Model, Führungsposition, etwas handwerkliches und so weiter.
„Weist du ich mag mein Tütenzeug. Und ich bin mir sicher dir würde es auch schmecken.", er lacht und legt sich nach hinten, so das er mit dem Rücken auf der Decke ist.
„Iss einmal das was ich koche und du wirst nie wieder zu den Tüten zurück wollen.", wie schon gesagt ich bin mit den Tüten zufrieden.
Unsicher was ich antworten soll bleibe ich einfach still.
„Was liest du da?", überrascht von der Frage blicke ich zu ihm. Ich zeige ihm das Buch cover und erzähle ganz kurz um was es geht.
„Ahh ich hätte dich nicht so... wobei doch. Ja ich hätte dich so eingeschätzt. Alles wo es ein happy end gibt und nichts schlimmes vorkommt."
„Stimmt nicht. Ich lese keine HighSchool Romanzen oder alles was sich in einer Schule oder Uni abspielt. Und ich lese nichts was mit Sport zutun hat.", kurz schaut er zu mir und schaut dann wieder nach oben auf das Blätterdach über uns.
„Das einzige was ich lesen würde ist etwas mit Sport.", er würde Sportromane lesen? Wahrscheinlich aber nur wenn es da nicht hauptsächlich um Liebe sondern den Sport geht.
„Lass mich raten.. Football?", ohne mich anzusehen schüttelt er den Kopf.
„Baseball?", soweit ich weis muss Baseball hier sehr bekannt sein. Doch wieder schüttelt er den Kopf.
„Hockey?", ich hoffe er sagt langsam mal ja denn so vieles mehr, was hier bekannt ist fällt mir nicht ein. Er scheint nicht der Basketball Typ zu sein. Fußball kann ich mir bei ihm nicht vorstellen, Handball ist garantiert nicht seins und ich bin mir nichtmal sicher ob es hier überhaupt gespielt wird.
„Ja.", ja das passt zu ihm. Wobei ich mir auch vorstellen kann das er mit seinen Freunden Football schaut.
„Gehst du oft zu spielen?", er zuckt nur mit den Schultern. „Kann man so sagen. Du schaust sicherlich keinen Sport oder?", ich lache etwas und schüttel den Kopf.
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