f ü n f u n d v i e r z i g

J U N E B L A C K

„Er mochte mich nicht und wollte mich auch nicht."

Ich höre wie Xavier sich bewegt und wenig später sitzt er neben mir. Ich sehe auf und treffe auf seinen Blick.

„Das reicht mir schon als Grund.", er hält den Blick stand und legt seine Hand wenig später auf meine.

„Er sah schon so aus wie jemand der nur Sex will.", fügt er hinzu aber ich schüttel mit dem Kopf. Anscheinend hat Kai doch nicht so viel erzählt wie ich dachte.

„Glaub mir, das letzte was er wollte ist Sex. Er ist tatsächlich die erste Person die mir gesagt hat wie schlimm es ist mich zu küssen."

Er runzelt die Stirn.
„Ich hoffe du glaubst ihm das nicht.", nicht wirklich.
Zumindest versuche ich mir einzureden das es nicht an mir liegt sondern zu 100% an ihm.

„Er findet die kostenlosen Tickets sicher attraktiver als mich aber das ist ok. Ich muss vielleicht meinen Typ Mann ändern. Ich stehe immer auf die, die kein wirkliches Interesse an mir haben.", sage ich, ziehe meine Hand aus seiner und unterbreche den Blickkontakt.

Ja vielleicht hätte ich es nicht sagen sollen aber gesagt ist gesagt und ich kann es nun nicht mehr ändern.

„June.", seufzt er leise. „Du musst nichts sagen Xavier. Ich bin nicht deswegen hier her gekommen. Hat dich in den letzten Tagen jemand besucht? Abgesehen von Kai? Jemand von deiner Familie?" wechsel ich das Thema.

„Die Jungs sind meine Familie, der Rest ist unwichtig. Mason und Jake waren hier. Lilian auch."

„Wie geht es deinem Bein, wird es etwas besser?", versuchte ich keine unangenehme Stille zwischen uns entstehen zu lassen.

„Der Clown hat dich verarscht. Wie geht es dir? Ich bin unwichtig.", ich schüttel mit dem Kopf.

„Ich werde darüber hinweg kommen. Es war in der letzten Zeit eh nicht so besonders zwischen uns. Was nun auch Sinn ergibt."

Es wird mir nicht sehr schwer fallen über Trevor hinweg zu kommen.

„Das beantwortet aber nicht wie es dir geht.", sagt er nur.

„Du hast mir auch keine Antwort gegeben."

„Es könnte besser sein, ich muss zusehen wie die anderen verlieren.", man sieht es ihm an. Am liebsten wäre er auf dem Eis und würde alles geben um zu gewinnen.

„Ihr habt die stärksten Goalies dieser Saison und die anderen sind in Topform, ihr werdet nicht verlieren."

„Ich will nicht nur zusehen. Ich will auf dem Eis stehen. Ich darf nicht einmal mit nach Dallas reisen sondern muss hier bleiben und kann nur über den Fernseher zuschauen."

„So musst du wenigstens die zwei von Dallas nicht sehen...", die beiden die Schuld an seiner Verletzung sind.

„Oh warte bis die nächste Saison kommt und ich wieder aufs Eis darf. Die beiden werden nichtmehr spielen wollen wenn ich da bin.", schmunzelnd schüttel ich mit dem Kopf.

„Ich glaube die anderen geben ihr bestes das es jetzt schon so ist.", besonders Kai dem es egal ist wie oft er in die Penaltybox muss.

Xavier lacht kurz und schaute wieder zum Fernseher.

„Jetzt deine Antwort. Wie geht es dir wirklich.", fragt er nur wenige Sekunden später.

„Ich habe die letzten Tage nur gelesen um nicht über Trevor und seine Worte nachzudenken. Vielleicht bin ich das Problem, vielleicht lese ich auch zu viel und sollte mehr realistisch denken. In Büchern endet es immer perfekt und jeder ist glücklich. Aber das hier ist kein Buch und vielleicht sollte es einfach nicht sein.",

„Du bist es nicht, vertrau mir. Alles an dir ist perfekt und ganz ehrlich, wenn ich nicht ich wäre, hätte ich dich längst nach einem Date gefragt. Schon letztes Jahr.", er würde was?

„Man kann dich nicht dazu zwingen dich in eine Beziehung zu stürzen. Es gibt viele Menschen die das einfach nicht wollen und brauchen. Dieses Singleleben ist in vielen Dingen einfacher als in einer Beziehung zu sein. Vorallem als begehrter Hockey Spieler kann ich es dir nicht übel nehmen. Die Frauen fliegen dir nur so zu." Ich weiß nicht wie ich wäre, wenn ich so viele angebote hätte. Vielleicht würde ich es auch geniesen und auskosten solang ich könnte.

Kai zum Beispiel wird sich für die nächsten zehn Jahre sicherlich an niemanden binden. Dafür liebt er die Puck Bunny viel zu sehr. Er meinte mal zu mir das er egal in welcher Stadt er ist Angebote bekommt. Er muss nichteinmal etwas dafür tun. Jemandem einen Drink ausgeben oder einfach nur nett sein. Diese Basics, sind bei ihm nicht nötig und ich bin mir ziemlich sicher bei Xavier wird es nicht anders sein.

„Ich war vor 2 Jahren, einige Monate bevor wir uns kennengelernt haben selbst noch in einer Beziehung." ich nicke nur. Das wusste ich, zumindest habe ich davon gehört, dank Ella. Konnte es mir aber nicht wirklich vorstellen.

„Du musst mir das nicht erzählen Xav.", wenn es das ist, was ich denke.

„Sie war meine zweite ernste Beziehung und wir waren zwei Jahre zusammen und ich konnte mir sogar vorstellen sie zu heiraten. Dann mit einem Mal ist sie schwanger geworden.", er ist Vater? Ok das hatte ich nicht erwartet. Besonders da er noch nie etwas von einem Kind erwähnt hat. Nichts in diesem Appartment lässt darauf schließen das er Vater ist.

„Es war alles gut wir waren glücklich, Cole wurde geboren und es war immernoch alles gut.", spricht er weiter und stoppt dann wieder.

„Es wurde sogar besser, denn ich wurde beim Draft von den Bears gepicked. Es hätte nicht besser sein können. Andere müssen mehrere Stunden von zu Hause wegziehen und ich konnte hier bleiben. Bei meiner Freundin und unserem Kind.", oh Gott bitte lass' den beiden nichts passiert sein.

„Es war alles perfekt, ich habe das Team und alle wichtigen Leute dieser Organisation kennengelernt. Und dann kam ich an einem Tag eher vom Training zurück und da war ein anderen Mann in unserem Appartment. Ich habe den vorher noch nie gesehen also konnte es keiner aus ihrer Familie sein.", sie hat ihn also betrogen.

„Der Mann hatte mein Baby auf dem Arm und ich war immernoch so dumm und habe ihre Lügen, die sie mir Monate lang aufgetischt hat geglaubt.", ich nicke und lasse meinen Blick auf ihm liegen. Ich habe noch nie verstanden wie jemand seinen Partner betrügen kann.

„Nur ist der nicht so schlau wie er denkt und hat sich verraten. Ich war nie der Vater des kleinen und die beiden hatten eigentlich unsere gesamte Beziehungs lang schon etwas laufen.", erschocken sehe ihn an. Das hatte ich nicht erwartet. Ich dachte sie hat ihn betrogen und wollte nun das er keinen Kontakt mehr zu seinem Kind hat.

„Ich habe noch nie jemandem so sehr geliebt wie diesen kleinen Jungen den ich nach der Geburt das Erste mal auf dem Arm hatte.", Xavier bricht den Blickkontakt und schaut an mir vorbei ins Leere.

„Mein Vater war nie für mich da und ich wollte alles tun um für den kleinen der perfekte Vater zu sein. Ich wollte es anders machen. Und die beiden haben es zugelassen. Ich weis gar nicht wie lang sie das weiter gespielt hätten wenn dieser Idiot sich nicht verraten hätte. Alles was ich war, war der Geldgeber der dumm genug ist um auf sie hereinzufallen.", oh Gott das ist schrecklich.

Er dachte monatelang er hat ein Kind. Hat dieses Kind sogar mit großgezogen nur um herauszufinden das die Frau die ihn liebt nur sein Geld möchte und das Kind was er noch mehr liebt nicht seins ist.

„Danach habe ich mich von ihr getrennt und sie ist zur Presse gegangen in der Hoffnung.. ja ich weiß nicht was sie erreichen wollte. Die Bears haben mich zu dutzenden Meetings mitgeschleppt und ich war kurz davor aus dem Team zu fliegen. Keiner mag Skandale und schon gar nicht solche, wo es so gedreht wurde das ich sie verlassen und mit Baby ohne Geld sitzen lassen habe.", ich dachte nicht das es noch schlimmer werden kann.

„Mein Manager und das Team haben am Ende dafür gesorgt das alles was je darüber irgendwo zu finden ist gelöscht wird. So das keiner mich je mehr mit ihr in Verbindung bringen könnte. Danach wollte ich eigentlich nur Hockey spielen und hier und da mal ein Puck Bunny mitnehmen." ich glaube kaum das ich das mal sage aber ich kann ihn voll und ganz nachvollziehen. Nach so einer Sache würde ich Abstand von soetwas halten. Großen Abstand.

„Gott Xavier das ist schrecklich. Ich-" „Pschd.. bitte sag nichts June. Ich will kein Mittleid und habe damit abgeschlossen.", ich nicke und erst jetzt sieht er mich wieder an. Am liebsten würde ich ihn gerade in den Arm nehmen.

„Alles was ich damit sagen wollte ist das du nicht das Problem bist oder warst. Du bist perfekt so wie du bist. Und dieser Trevor ist noch dämlicher als ich es dachte.", der Schluss lässt mich schmunzeln.

Ohne darüber nachzudenken rutsche ich näher an ihn heran und schlinge meine Arme um Xavier. Und zum Glück macht er es nicht unangenehm sondern erwiedert die Umarmung. Zieht mich seitlich auf seinen Schoß und drückt mich etwas mehr an sich heran.

Ich schließe für einen Moment die Augen. Ja ich sollte das nicht tun. Ich sollte ihm nicht einmal so nah sein und mein späteres-Ich wird es bereuen aber mein jetziges-Ich denkt nicht an später.

Ich spüre seine Lippen auf meinem Haar. Leicht drückt er mir einen Kuss auf und wie automatisch schleicht sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

„Was ich dir jetzt sage verlässt diesen Raum nicht ok?", ich nicke und versuche etwas Abstand zwischen uns zu bringen um ihn ansehen zu können aber er lässt es nicht zu. Er hält mich weiterhin fest und lässt nicht locker. Weshalb ich mich wieder an ihn lehne.

„Ich habe Angst das ich mein Kind später anfangs nicht so lieben kann wie Cole. Ich wollte Vater werden und diese zwei Monate mit dem kleinen waren die schönsten und deswegen kann ich keine Beziehung mehr führen June. Wenn ich date, dann für die Ewigkeit und nicht mit der Aussicht das es eh nicht länger als 5 Jahre halten wird. Und da gehörte für mich immer eine Familie dazu.", er stoppt kurz. Als ich vorhin hier her gekommen bin ist so ein Gespräch das Letzte was ich erwartet hatte.

„Ich habe Angst das ich mich nichtmehr auf ein Baby freuen kann. Ich habe Angst das sobald die Frau schwanger ist mein erster Gedanke nicht ist, wie sehr ich mich freue sondern dass das Kind nicht von mir sein könnte. Das wäre nicht fair für die Frau und schon gar nicht für das Kind. Was, wenn das Kind da ist und ich mich nicht richtig freuen kann weil ich innerlich denke das Kind ist nicht meins? Selbst wenn ich mir komplett sicher sein kann das es meins ist? Ich wollte immer ein besserer Vater sein als meiner es war, aber das macht mich mindestens genau so schlimm wie ihn.", bevor er weiter sprechen kann schüttel ich mit dem Kopf. Drücke mich von ihm weg und lege eine Hand an seine Wange um ihn dazu zu bringen mich anzusehen.

„Ich kann nicht sagen das ich dich verstehe weil ich keine Ahnung habe wie sich so etwas anfühlt aber ich kann nachvollziehen weshalb du Angst vor all dem hast. Das von deiner Ex ist grauenhaft und ich bin mir sicher du hast es schon dutzend Mal gehört. Ich kenne deinen Vater nicht aber allein weil du nicht so sein möchtest wie er macht es dich zu jemand besserem.", mit meinem Daumen streiche ich über seine Wange.

„Fuck June ich liebe dich aber ich kann dir das nicht antun.", er ergreift meine Hand, welche auf seiner Wange liegt und nimmt sie von dieser weg.

„Als du das auf dem Balkon zu mir gesagt hast wollte ich nichts lieber als dir das gleiche sagen. Aber es ging nicht. Du hattest Trevor da."

„Und du Christina.", die Frau die nicht gegenteiliger zu mir sein könnte.

„June diese Frau war mir total egal. Ich habe sie nichteinmal geküsst. Ich konnte es nicht, ich wollte nur dich, das geht aber nicht.", wieder meidet er meinen Blick. Das hat er sonst nie gemacht. Aber wir haben auch noch nie über so etwas gesprochen.

Der Mann vor mir ist der wirkliche Xavier.
Ein Mann der auch eine verletzliche Seite hat.
Ein Mann der nicht immer schlagfertig und selbstbewusst ist.
Ein Mann der über seine Gefühle sprechen kann.

„Das geht Xavier.", der schwarzhaarige schüttelt mit dem Kopf.

„Du willst eine Familie June."

„Ja aber ich möchte auch glücklich sein und ich war noch nie so glücklich wie mit dir. Warum fangen dir nicht einfach damit an und machen uns über das Familien Thema später Gedanken. Es gibt sicherlich Wege wie man dir noch bevor du überhaupt weist das du Vater wirst die Sicherheit geben kann das du der Vater bist. Wir leben im 21. Jahrhundert, irgendwas wird es geben."

„June...", man sieht ihm an wie sehr er mit sich kämpft. Seine Hand, mit welcher er meine hält, spielt mit meinen Fingern und es ist still.

Aber ich will das.
Ich will uns.

„... küss mich.", sagt er letzendlich und verschränkt unsere Finger miteinander.

Ich blinzel einige Male bevor ich realisiere was er gerade gesagt hat.
Überbrücke die letzten Zentimeter und küsse ihn.

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