d r e i z e h n
-VOR EINEM JAHR-
X A V I E R W R I G H T
„Ich habe ein Date", sagt Kai und setzt sich eine Cap auf.
„In deinem Hotelzimmer?", frage ich denn Kai würde nie nur in einer grauen Jogginghose und einem weißen Bears shirt auf ein Date gehen.
„Sieht ganz so aus.", schulterzuckend nimmt er sich sein Telefon und schaut kurz darauf.
„Wir fliegen dann zurück.", erinnere ich ihn. Wir hatten gestern unser Spiel hier gegen Miami und wie schon erwartet haben wir gewonnen. Miami ist gerade das schlechteste Team und so haben sie auch gespielt.
„Das sind noch 3 Stunden. Bis dahin bin ich zurück.", meint er zuversichtlich.
„Ach.. ich habe Juni Dienstag beim einkaufen gesehen." Juni? Seit wann nennt er sie so?
„Ich hoffe du hast sie davon abgehalten unnötig viel Chemie in ihren Korb zu packen." „So schlimm ist es gar nicht. Aber weist du was schlimm ist? Die Plätze die du ihr gegeben hast. Ganz oben? Ich bitte dich."
Ich habe was? Was für Plätze soll ich ihr gegeben haben?
„Ich habe ihr keine Plätze gegeben. Für was überhaupt?"
„Sie war beim Spiel gegen die Flyers." Was?
„Ich habe sie gefragt ob sie kommt. Aber sie hat weder ja noch nein gesagt.", und ich war mir sicher das es ein nein ist, da sie auch nicht mehr darüber gesprochen hat. Selbst bis jetzt nicht. Aber warum sagt sie mir nicht, das sie beim Spiel war?
„Sie muss in einem der hunderter Blöcke gewesen sein. Ich habe ein Foto gesehen." das ist doch ein Witz.
Die hunderter Blöcke sind ganz oben. Warum zur Hölle sitzt sie ganz oben und warum erzählt sie mir das nicht?
Ich hatte sie gefragt ob sie kommt, um ihr am Ende einen meiner Tickets zu geben. Tickets wo man auch tatsächlich etwas sieht. Ich habe sie nicht gefragt damit sie am Ende ganz oben sitzt und ich nicht einmal weis das sie da ist.
p e r s p e k t i v - w e c h s e l
J U N E B L A C K
Hungrig schiebe ich mich vom Schreibtisch weg und lehne mich in meinen Stuhl zurück.
Eigentlich hätte ich vor zwei Stunden Mittagspause machen können aber ich musste einige Pläne für meinen Chef umändern und sein voller Terminkalender macht es nicht besonders einfach.
In einer Stunde muss ich etwas aus der Reinigung für ihn abholen und für das Meeting mit wichtigen Partnern einkaufen.
Normalerweise mache ich so etwas nicht gerne aber in letzter Zeit geniese ich es. Denn so habe ich die Möglichkeit das Büro zu verlassen und mal etwas anderes zu machen als durchgängig den Bildschirm anzusehen und zu planen, umstrukturieren und auf Mails zu antworten.
Ich blicke das erste mal seitdem ich heute morgen mit der Arbeit begonnen habe auf mein Telefon.
Xavier hat versucht mich anzurufen.
Dreimal.
Und er hat mir eine Nachricht geschickt.
Er hat mich noch nie angerufen.
Wir haben noch nie telefoniert.
Es gab auch keinen Grund dazu und auch jetzt gibt es keinen.
Unsere Unterhaltungen beschränken sich auf Fotos von unserem Essen. Dreimal täglich. Ab und an auch öfter. Was meist von Xavier kommt, der mir Fotos von Snacktellern welche nur auf Gemüse und Dipps besteht oder Smoothies die er zwischendurch gemacht hat.
Ich klicke auf unseren Chat und schreibe ihm das ich später ein Foto sende.
Die Nachricht von ihm ist ein Bild seines Essens, was wie immer zu gut aussieht.
Ich hatte vor mir auf dem Rückweg von der Reinigung etwas zu essen zu holen. Aber ich habe so einen Hunger, das ich es mir auf dem Hinweg holen werde. Es ist kurz nach um 2 und mein Magen könnte nicht lauter sein. Zum Glück habe ich ein Büro für mich allein.
Als ich nach Chicago gezogen bin dachte ich, das ich wahrscheinlich mehrmals die Woche Essen bestelle aber es liefert nicht sehr viel hier her und meine Auswahl beschränk sich auf Pizza oder zwei Sushirestaurants. Und ich mag kein Sushi.
Aber in letzter Zeit esse ich oft den gesamten Tag nur Brot und ich hätte wieder mal Lust auf einen Burger mit Pommes. Oder eines der Sandwiches von Troopers. Da, wo ich das letzte Mal Xavier getroffen hatte.
Aber das ist gerade die entgegengesetzte Richtung in welche ich gehen muss.
Ich habe schon ein paar Mal Sachen zur Reinigung gebracht oder davon abgeholt und als es noch nicht so kalt war bin ich gelaufen und habe einige Restaurants gesehen. Und Google hat mir da auch um einiges geholfen.
Schon seit heute morgen, naja besser gesagt gestern nachdem ich gegoogelt habe, habe ich Hunger auf diesen Burger, welchen ich auf dem Foto gesehen habe.
Ich schnappe mir meine Jacke, Mütze, Schal und meine Handtasche. Zu guterletzt noch den Abholschein und mein Telefon.
Auf dem Weg nach draußen gebe ich noch unserer Empfangsdame von der Abteilung bescheid, das ich Mittagspause mache und dann die Wege für den Boss erledige.
Im Aufzug ziehe ich mich an und hoffe das es nichtmehr so kalt ist wie heute morgen.
Ich mag den Winter und würde ihn noch etwas mehr mögen, wenn es nicht so kalt wäre. Es gibts kaum etwas schöneres wenn alles mit Schnee bedeckt ist. Was ich fast noch schöner finde ist, wenn er Schnee langsam beginnt zu schmilzen und die dunklen Straßen einen perfekten Kontrast zu den leuchtend weißen Schnee bringt.
„June! Hey hast du kurz eine Minute?", hält Trey mich auf sobald ich aus dem Auszug komme.
„Klar. Was gibts?", „Hast du übermorgen Zeit?", sofort nicke ich.
Innerlich warte ich schon eine ganze Weile dass das Angebot der beiden mir die Stadt zu zeigen, umgesetzt wird. Aber ich wollte sie nicht damit stören oder drängeln weshalb ich es nicht noch einmal angesprochen hatte.
„Perfekt, Stacy und ich haben was für dich geplant und es soll zum Glück wieder etwas wärmer werden und auch kein Regen oder Schnee kommen. Ich hatte schon Angst wir müssen wirklich zum Eishockey gehen.", lacht er zum Ende hin.
„Ich war letzte Woche beim Eishockey und so schlimm ist es gar nicht.", gebe ich zu wobei er mit dem Kopf schüttelt. „Wirklich? Das letzte Mal als ich war, war ich froh wieder da raus gewesen zu sein. Es war viel zu laut und schmutzig. Ich will gar nicht wissen wie oft sie diese billigen Plastikstühle reinigen.", sagt er und schaut fast schon etwas angeekelt.
Zugegeben fand ich weder die Stühle noch die Halle an sich schmutzig. Es ist eine Arena, natürlich werden dort keine gemütlichen geplosterten Stühle sein. Aber ist das nicht in jeder Halle so?
„Mir hat es gefallen... ich muss jetzt auch los. Sagt mir einfach nocheinmal wegen der Uhrzeit Bescheid. Ich freue mich schon darauf.", wimmel ich ihn ab und gehe dann auch schon. Immer wenn ich Trey sehe trägt er Anzüge, seine Haare sitzen perfekt und sind nach hinten gegelt. Und ich dachte immer er trägt es, weil es mehr oder weniger Pflicht ist in so einer Firma und besonders als Empfangsperson präsentabel auszusehen. Aber wahrscheinlich trägt er das auch privat und lebt diesen -ich bin besser als die anderen- Lifestyle tatsächlich aus.
Ich hatte bis jetzt nicht besonders viel mit ihm zu tun und fand ihn auch immer echt sympathisch aber das gerade eben war komisch.
>> Komm vorbei <<
Mehr nicht. Nur diese zwei Worte tauchen auf meinem Display auf.
Ich bin gerade erst zu Hause angekommen und das letzte was ich erwartet hatte ist eine Nachricht von Xavier.
Zumindest so eine Nachricht.
>> Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. << antworte ich ihm direkt.
Eigentlich habe ich keine Lust heute noch einmal raus zu müssen. Der Wind ist ziemlich kalt aber ich würde locker 20 Minuten laufen und ein Uber möchte ich mir jetzt nicht bestellen. Und um diese Uhrzeit Auto zu fahren ist besonders in der Ecke, in welcher ich wohne nicht sehr spaßig. Da ist man sicherlich schneller wenn man läuft. Die Rushhour hier ist die Hölle.
>>Und ich habe zu viel gekocht und nach deinem Mittag brauchst du dringend etwas weniger fettiges. <<
>> Mein Mittag war perfekt. Das beste was ich seit Tagen gegessen habe. << schreibe ich und ziehe mir anschließend meine Jacke aus.
>> Komm vorbei << antwortet er einfach nur.
>> Du solltest beginnen netter zu sein Xavier. Nicht jeder würde es aushalten wenn jemand ständig so über einen und deren Entscheidungen spricht.<< tippe ich ein und warte kurz bevor ich es abschicke.
Es stört mich, das er immer bei allem was ich mache etwas auszusetzen hat.
Ja wahrscheinlich ist das seine Art aber nicht jeder kommt damit klar. Und wenn ich ihn nicht irgendwie mögen würde, hätte ich schon längst aufgehört auf seine Nachrichten zu reagieren.
Letztendlich schicke ich die Nachricht doch ab.
>> Komm vorbei <<
Ich rolle mit den Augen und möchte gerade den Chat schließen, da kommt eine weitere Nachricht von ihm.
>> bitte.<<
Er ist gerade der einzige hier in Chicago, welchen ich ab und an sehe. Und irgendwie fühlt es sich so an als wären wir Freunde.
Naja mehr oder weniger.
Und ohne ihn würde ich außer zum einkaufen und der Arbeit mein Appartment nicht verlassen.
>> Gib mir eine halbe Stunde << schreibe ich ihm. Irgendwie bin ich ja froh nicht ganz allein in Chicago zu sein.
Er liest meine Nachricht sofort, antwortet aber nicht.
Nichtmal 30 Minuten später komme ich bei Xavier an. Fast schon so als hätte er direkt an der Tür gewartet öffnet er mir diese wenige Sekunden nachdem ich geklingelt habe.
„Komm rein. Hey", begrüßt er mich und tritt einen Schritt beiseite. Unsicher wie wir uns begrüßen lächel ich einfach, antworte ebenfalls mit einem -Hey- und betrete sein Appartment.
Sofort kommt mir die angenehme Wärme entgegen und umhüllt mich. Wäre ich jetzt allein hätte ich wohlmöglich geseufzt weil es sich so gut anfühlt. Draußen ist es viel kälter als gedacht und der Wind hat es um einiges schlimmer gemacht. Klar hätte ich auch fahren können aber wenn ich laufe spare ich Sprit und Zeit.
„Ich hätte dich nicht als Mützen-Person eingeschätzt.", sagt er während ich mich ausziehe. Wie sieht denn bitte eine Mützen-Person aus?
„Es ist kalt draußen. Da ist es mir egal was die Leute denken solange mir warm ist. Aber hey die Mütze ist süß... als ich sie im Laden gesehen habe musste ich sie kaufen." es ist eine basic beige Mütze aus Wolle.
„Aber lass mich raten, du trägst keine Mützen" füge ich noch hinzu. Er trägt zwar Caps aber ich kann mit nicht vorstellen das er Mützen trägt.
„Ab und an wenn ich zum Spiel gehe"
„Kann ich verstehen in der Halle ist es kalt." er schüttelt den Kopf und dreht sich zu mir herum bevor er das Essen auf den Tisch stellt.
„Nicht da wo ich bin. In unseren Eingängen, Kabinen und selbst in den Gängen ist es relativ warm. Kalt ist es nur im inneren der Arena aber nicht so das man eine Mütze braucht. Die ist nur für die Fotos.", sagt er und setzt sich gegenüber von mir hin.
„Ahh.", ich erinnere mich. Auf Instagram hatte er Bilder welche in der Halle aufgenommen wurde und er neben Kai und Jake einen Gang entlang gelaufen ist.
„Also zieht ihr euch nur so an wegen den Bildern die da gemacht werden?", „Ganz genau. Die Bilder sind auf allen der Bears Social Media Accounts und da kann ich nicht in Jogginghose auftauchen wenn alle anderen Anzüge tragen." sagt er und beginnt und das Essen auf den Teller zu machen.
Ich bin mir sicher, wobei nein ich weis, selbst in Jogginghose sieht er verdammt gut aus. Ich glaube es gibt wenige Dinge, die ihm nicht stehen würden.
„Die Frauen lieben Männer in Jogginghose. Besonders graue Jogginghose, weißes Shirt und eine Cap." gebe ich zu wobei ich hier von mir spreche.
Klar Männer in Anzügen haben etwas an sich was verdammt anziehend ist aber eine gute Jogginghose und ein Cap reichen voll aus. Dazu bräuchte man nicht einmal ein Shirt.
Schmunzelnd pickst er etwas Hähnchen mit seiner Gabel an und blickt dabei zu mir.
„Merke ich mir.", ich bin mir sicher das braucht er sich nicht merken. Probleme mit Frauen wird er nicht haben. Er müsste nur jemanden anlächeln und sie hätten interesse an ihm.
„Wie war Miami? Sicherlich um einiges wärmer als hier.", wechsel ich das Thema.
„Ich habe nicht viel von Miami gesehen aber das Wetter war perfekt."
„Nicht? Habt ihr dort keine Zeit euch die Umgebung anzusehen?", sofort schüttelt er mit dem Kopf.
„Nein. Höchstens wenn wir essen gehen wollen aber davon sind die Trainer und alle anderen wichtigen Personen nicht begeistert weshalb wir entweder Essen ins Hotel bestellen oder das Hotel Restaurant nutzen."
„Ich hatte erwartet das ihr alle Feiern geht.", gebe ich zu was ihn lachen lässt. „Im College ja aber jetzt in der Liga ist das kein Trip in eine andere Stadt sondern eher eine Geschäftsreise. Wir sind da um zu spielen und wieder abzureisen. Mehr nicht.", ich nicke wieder und bleibe diesesmal still.
„Aber was wichtiger ist.." fügt Xavier noch hinzu und schaut mich wieder an.
„Kai hat erzählt das du beim Spiel warst.", vorsichtig nicke ich und versuche seinen Blick stand zu halten.
„Du hattest gefragt." oder war das falsch?
„Ja aber nicht das du dir am Ende selbst ein Ticket kaufst und irgendwo ganz oben in einer Ecke sitzt."
„Der Rest war mehr oder weniger ausverkauft", sage ich und lasse den Teil, das es mir zu teuer ist, weg.
„June, ich bekomme für jedes Spiel Tickets. Tickets bei denen man auch etwas sieht, und wenn ich sie nicht nutze verfallen sie.", erzählt der schwarzhaarige ohne seinen Blick von mir zu lösen.
„Ich bin mir sicher du findest jemanden für die Tickets." „Ja, dich. Samstag ist um 6 Heimspiel"
„Da kann ich nicht tut mir Leid.", eine Falte bildet sich auf seiner Stirn und er legt sein Besteck beiseite. „Warum nicht?"
„Zwei Kollegen zeigen mir Chicago und ich weis nicht wann und wie lange es dauern wird." „Dann schreib ihnen das du spätestens halb 6 an der Arena sein musst."
„Ich habe die Nummern nicht."
„Ok alles gut." er holt sein Telefon heraus und tippt kurz auf diesem herum.
„Wie ist dein Nachname." sagt er ohne seinen Blick von seinem Telefon abzuwenden.
„Black" antworte ich und bekomme ein nicken zurück. Er tippt, stoppt und sieht zu mir. „Black, wie die Farbe?", fragt er fast schon ungläubig was mich nicken lässt. Es gibt definitiv schlechtere Nachnamen.
Kurz sieht er mir an, schmunzelt dann ganz leicht. So leicht das man es kaum als schmunzeln identifizieren könnte und sieht wieder auf sein Telefon.
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