Kapitel 36


HANNAH


Εin paar Wochen später brach der Frühling an und da es mittlerweile Mitte April war, war es an manchen Tagen sogar schon relativ warm und lange hell. Wie viele andere entschlossen wir uns darum an einem besonders warmen Freitag, der zufällig auch der letzte Tag vor den Osterferien war und der Tag, an dem Hannah und ich unsere fünfzehn Punkte für das Erdkunde-Portfolio erhalten hatten, dazu, zur Feier und zum Abschluss des Tages mit Julian, Mike, Chrissy und Artur feiern zu gehen. Also kauften wir einen Kasten Bier, schleppten ihn mühsam den Teufelsberg hinauf, suchten uns eine freie Stelle, machten Musik an und feierten uns, das Wetter und unsere gute Laune.

Wie viele andere auch sangen wir die Musik mit, tranken Bier und lachten und redeten ausgelassen durcheinander. Ich hatte Spaß. Seit langer Zeit hatte ich endlich mal wieder etwas, bei dem ich mich wirklich freute. Thomas sah mich glücklich an und ich griff nach seiner Hand, während wir laut Best Day of My Life von American Authors mitsangen. Ich leerte mein Bier und lief zum mittlerweile ziemlich leeren Bierkasten, um mir ein Neues zu nehmen, als plötzlich eine mir mehr als bekannte Silhouette vor mir stand. Ich griff mein Bier, öffnete es am Bierkastenrand, richtete mich wieder auf und sah ihm ins Gesicht.

„Hola!", sagte ich laut und nippte an meinem Bier.

„Hey, Elisabeth.", sagte Jakob und kam einen Schritt auf mich zu. Ich würde mir meine gute Laune nicht von diesem Typen verderben lassen. Ich drehte mich um und ging zu Chrissy, Thommy, Mike, Julian und Artur zurück, die alle im Kreis standen und sich unterhielten. Ich lehnte mich an Thommy, der seinen Arm um meine Seite legte, während er die Flasche in seiner linken Hand erneut an den Mund ansetzte.

„Elisabeth, bitte lass uns reden!", bat Jakob, doch ich ignorierte ihn. Chrissy drehte sich allerdings erschrocken zu ihm um und auch Thommy unterbrach seinen Satz, und starrte ihn wütend an.

„Jakob, was willst du?", fragte Christina genervt und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich will nur mit ihr reden. Bitte, Elli. Lass uns das klären."

Julian und Artur sahen verwirrt zwischen Chrissy und ihm hin und her. Die beiden wussten schließlich nicht, wer er war. Ich hatte ihnen nie von ihm erzählt.

„Es gibt da nichts zu klären, Jakob. Lass mich in Ruhe und nenn mich nicht so.", sagte ich genervt und trank erneut einen Schluck Bier.

Das ist Jakob?", fragte Thomas und sah mich an und ich nickte.

„Ja, babe, das ist Jakob."

Er trat ein paar Schritte in seine Richtung. Bevor ich oder sonst einer von uns realisieren konnte, was Thommy tat, landete auch schon seine Faust mitten in Jakobs Gesicht. Dieser verlor beinahe das Gleichgewicht und Mike hielt Thommy ruckartig fest, bevor dieser noch einmal zuschlagen konnte.

„Das wollte ich schon die ganze Zeit mal gemacht haben.", sagte er nur, löste sich von Mike und stellte sich wieder neben mich. Er nahm meine Hand und sah mich an. Seine Augen scannten mich ab, als wollte er sehen, wie es mir ging. Ich lächelte ihn an und drückte seine Hand in meiner.

„Mir geht es gut.", flüsterte ich und er nickte.

„Was sollte das denn, du Idiot?", schimpfte Jakob und machte ein paar Schritte auf Thomas zu. Der bäumte sich allerdings vor ihm auf, ebenso wie Julian, Artur und Mike. Anscheinend handelten sie nach dem Prinzip du hast ein Problem mit ihm, dann hast du auch eins mit uns, was mir sehr sympathisch war.

„Lass sie einfach in Ruhe, du Arsch. Sprich sie nicht an, ruf sie nicht an. Lass sie einfach in Ruhe. Oder willst du noch eine?", drohte ihm Thommy. Dieses beschützende Verhalten hätte ich unter anderen Umständen mehr als nervig und albern gefundene doch in dieser Sekunde musste ich zugeben, dass ich es wahnsinnig attraktiv fand. Und die Tatsache, dass er mich so verteidigte, verdeutlichte mir erneut, dass ich ihn liebte und wie wichtig er mir war.

Jakob starrte Thomas erst an, als überlegte er, ob es das wert war, sich mit ihm anzulegen, doch schien schlussendlich zu dem Ergebnis zu kommen, dass es das nicht war. „Hast du einen Neuen, oder was?", fragte er mich abschätzig und ich sah ihn nur aus genervten Augen an. „Das heißt, das zwischen uns ist vorbei?"

„Das war es in der Sekunde, in der du mich vergewaltigen wolltest."

Jakob nickte stumm, verabschiedete sich ein letztes Mal und ging. Artur und Julian hingegen sahen mich fassungslos an.

„Bitte als er was wollte?", fragte Artur entgeistert und Thomas nahm mich in den Arm. Er drückte mich nur stumm an sich und ließ mich in seine Brust atmen. Es war vorbei, Jakob würde mich von nun an in Ruhe lassen. Ich spürte es.

„Wollte er das wirklich?", fragte Artur zögerlich und leise und ich nickte, als Thomas mich wieder los ließ.

„Der Typ, mit dem ich damals telefoniert habe, als ihr alle zugehört habt, und ich danach fast auf dich losgegangen wäre, das war Jakob. Mein Ex.", erklärte ich knapp und Artur nickte betroffen zu Boden.

„Tut mir leid, dass ich mich damals so daneben benommen habe.", sagte er schließlich und ich lächelte ihn an.

„Ist schon okay." Anschließend feierten wir weiter, als sie nie etwas passiert, sangen und tanzen und tranken und hatten Spaß.

•••••••

Schließlich standen Thommy und ich an der Kante des Berges und sahen uns den Sonnenuntergang an. Die Sonne neigte sich rot glühend am Horizont und ein Flugzeug flog genau waagerecht hindurch. Vereinzelt konnte man bereits die ersten Sterne auf der gegenüberliegenden Horizontseite ausmachen und der runde, weiße Mond war so klar zu sehen, dass man fast meinen konnte, Mondkrater erkennen zu können. Es sah wunderschön aus.

„Danke für vorhin.", sagte ich und Thommy sah mich an. In seinem Blick lag so viel. Liebe, Sehnsucht, eine Spur von Trauer, aber vor allem Wertschätzung und Verständnis. Und ich war ihm dankbar dafür, kein Mitleid sehen zu können. „Weißt du, Momente wie die, in denen du mich verteidigst, oder mich ansiehst, als sei ich der Mittelpunkt des Universums wie jetzt gerade, Momente, in denen du mir das Gefühl gibst, dass es nicht schlimm ist, dass ich so bin wie ich bin und der bloße Fakt, dass du mich akzeptiert und wertschätzt und nimmst, wie ich bin, zeigen mir weshalb ich mich in dich verliebt habe.", sagte ich leise.

„Gott, das wird sich jetzt so kitschig anhören, aber ich sage es trotzdem, du bist der Mittelpunkt meines Universums, Hannah. Und ich werde dich immer verteidigen, Blup, weil ich dich liebe." In der Sekunde, in der er es ansprach, weiteten sich seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde erschrocken, bevor ich sein Gesicht zwischen meine Hände nahm und ihm in die Augen blickte.

„Ich liebe dich auch.", sagte ich leise und konnte eine kleine Träne nicht unterdrücken. Thomas lachte glücklich auf, schlang seine Arme um mich und drückte seinen Mund auf meinen. Und während wir so dastanden und die Sonne langsam unterging, waren wir einfach nur glücklich, dass wir uns hatten und uns das niemand wegnehmen konnte.  


•••••••

Das letzte Kapitel... Ich hoffe, es hat euch gefallen :)

Vielen Dank fürs Lesen. 

lots of love

TPWK

Lou

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top