Kapitel 16
Kommen wir also zum Ende der Party, Hannahs ✨wunderbaren✨Eltern und dem Tag danach...
Viel Spaß beim Lesen!
lots of love
TPWK
Lou
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HANNAH
Ich rannte die Treppe förmlich nach oben, als ich endlich in unserem Mehrfamilienhaus ankam. Es war mittlerweile bereits viertel nach zwei. Meine Eltern würden ausflippen. Meine Mutter hatte mir bereits über zwanzig Nachrichten geschickt, die alle mehr als nur wütend ausgedrückt gewesen waren.
Ich kramte meinen Schlüsselbund aus meiner Jackentasche und steckte ihn so leise wie möglich ins Schloss. Als ich eintrat, sah ich im Wohnzimmer das Licht brennen und mein Vater trat in den Flur. „Wo zur Hölle bist du gewesen, Fräulein!", rief er wütend und ich suchte eine Ausrede.
„Ich habe mich mit Christina getroffen und wir haben die Zeit völlig vergessen. Wir waren in einem dieser Fast-Food Restaurants am Zoo und haben so viel zu erzählen gehabt, dass wir die Zeit nicht mehr im Blick hatten. Es tut mir unendlich leid.", sagte ich schnell, doch mein Vater griff nach meinem Arm und zog mich ins Wohnzimmer. Meine Mutter saß in eine Decke eingewickelt in dem Ohrensessel neben dem Fenster und sprang auf, als sie mich sah.
„Hannah Elisabeth Veith! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du hast uns Bescheid zu sagen, wenn deine Verabredungen länger als bis um neun dauern.", sagte sie laut und ich verdrehte innerlich die Augen. Neun. Ja genau. Weil ich ja auch noch zehn war. Ich konnte ja nachvollziehen, dass sie sich Sorgen machten, aber dass ich nur bis um neun beziehungsweise maximal bis um zehn draußen sein durfte, fand ich mehr als affig.
„Wonach stinkst du überhaupt. In was für einer Kneipe warst du denn? Du riechst, wie deine eigene Schnapsbrennerei!", schimpfte mein Vater weiter und ich wiederholte, was ich ihm bereits vor einer Minute gesagt hatte. „Du hast dich zu melden, Fräulein!", rief mein Vater wütend und kam einen Schritt auf mich zu.
„Euch ist bewusst, dass ich sechzehn und nicht mehr sechs bin, oder? Außerdem hab ich euch geschrieben. Ihr sagt immer, ich muss jeder Zeit erreichbar sein, guckt aber selbst nie auf euer Handy!", sagte ich laut.
Ich hörte das Klatschen der Ohrfeige, bevor ich die Hand meiner Mutter wahrnahm. Im wahrsten Sinne des Wortes war ich auf einem Schlag ruckartig nüchtern. „Du bist frech, ungezogen, faul, undankbar und unzuverlässig. Wir sind sehr enttäuscht von dir.", beschwerte sie sich laut und ich starrte sie wütend an. Meine Wange pochte und mein Ohr klingelte noch von dem lauten Geräusch, das ihre Hand erzeug hatte.
„Du hast uns verdammt noch mal zu gehorchen. Wir sind deine Eltern. Das heißt, keine Widerworte, Fräulein.", sagte mein Vater laut. Fräulein. Wie mich dieses Wort nervte.
„Was denn für Widerworte? Ich mache immer alles, was ihr von mir wollt, verdammt noch mal. Jetzt komm ich ein mal zu spät nach Hause und ihr rastet aus, als hätte ich jemanden umgebracht! Aber war ja auch nicht anders zu erwarten. Wir hätten das ja auch nicht einfach normal klären können.", sagte ich aufgebracht.
Diesmal klatschte es noch lauter und mir wurde schwindelig. Mein Handy fiel mir aus der Hand und damit auf den harten Holzboden, als ich ein paar Schritte zurück wankte, um mich am Tisch festhalten zu können. Meine Mutter atmete laut hörbar ein, während mein Vater nur wütend in meine Richtung blickte.
Ich sah wortwörtlich Sterne, als ich mein Handy vom Boden aufhob und in mein Zimmer ging. Mir war schlecht und meine Wange glühte heißt unter meinen kalten Fingern. Die Scheibe meines Displays schien einen dünnen, schmalen Riss am unteren Ende abbekommen zu haben, als es auf dem Boden gelandet war. Ich schloss meine Tür und sackte hinter ihr zusammen. Mittlerweile liefen Tränen über mein Gesicht. Nicht, weil sich meine Wange anfühlte, als würde sie brennen, sondern einfach aus dem Grund, weil es einer dieser Tage gewesen war, an denen es schwer fiel überhaupt so zu tun, als wäre alles auch nur annähernd in Ordnung.
Erst die Sache mit Jakob, dann Thomas und Mikes Reaktion auf meinen kleinen Aussetzer und dann das. Ich hatte den ganzen Abend über so getan, als hätte ich mich im Griff und würde das alles wieder hinbekommen. Aber jetzt, während ich alleine im Dunkeln auf dem Boden saß, war einer dieser Momente, in denen mir das ganze Klar schaff ich das. Tu ich doch immer einfach die Wangen in Strömen hinunter floss. Und wenn ich eins an dieser Situation hasste, dann war es die Tatsache, dass ich alleine hier im Dunkeln auf dem Boden saß, in Tränen ausbrach und ich mir wieder einmal mehr darüber bewusst war, wie alleine ich eigentlich war. Klar, ich hatte Christina. Ich konnte sie aber nicht immer anrufen oder um Hilfe schreien, sobald es mir mal wieder nicht gut ging. Sie hatte sich das letzte Jahr über so unglaublich viel um mich gekümmert, dass ich ihr das jetzt nicht noch länger antun konnte. Und es tat mir leid. Es tat mir mehr als nur leid, dass ich nicht stark genug war, mit diesem ganzen Mist um mich herum klar kommen zu können. Denn eigentlich kam ich langsam mit gar nichts mehr klar. Und auch das kleine, helle, warme Flämmchen, das mir normaler Weise dabei half, mich wieder fokussieren zu können, konnte nichts an dem Umstand ändern, dass ich mich hundeelend fühlte.
Nach einer guten Stunde, die ich da weinend zusammengekauert mit dem Feuerzeug in der Hand auf dem kalten Holzboden verbracht hatte, rappelte ich mich auf, zog mir müde meine Jogginghose und das erstbeste T-Shirt an, das ich finden konnte, kroch in mein Bett und schlief fast auf der Stelle ein.
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Am nächsten Morgen wurde ich um acht Uhr von meinem Klingelton geweckt. Mit immer noch geschlosseneren Augen suchte ich mit meiner Hand nach meinem Telefon. Müde strich ich den grünen Hörer nach links und hob mein Handy ans Ohr.
„Ja?", krächzte ich verschlafen.
„Frühstück im Spreegold in einer Stunde. Kommst du mit?", fragte Mike am anderen Ende der Leitung. Ich fragte mich zwar für eine Sekunde, woher Mike meine Nummer hatte, doch beantwortete mir diese Frage dann damit, dass Thomas sie ihm bestimmt gegeben hatte. Ich stimmte der Verabredung zu, bevor Mike das Gespräch wieder beendete.
Ich konnte mir nicht erklären, warum zur Hölle sie mich nach dem gestrigen Abend immer noch freiwillig bei sich haben wollten. Ich hatte mich mehr als kindisch aufgeführt. Ich wollte gar nicht wissen, was Thomas jetzt von mir denken musste. Auch wenn ich mich im selben Moment darüber wunderte, warum mich die Meinung von Thomas überhaupt interessierte. Ich wusste nicht einmal, ob wir mittlerweile eigentlich eine Art Freunde oder immer noch nur Leute, die eine Projektarbeit zusammen machten, waren.
Während mir diese Fragen durch den Kopf schossen, duschte ich, zog mich an und machte mich fertig. Meine Wange war immer noch rot und wenn man genauer hinsah, konnte man beinahe den Schatten eines Handabdrucks erkennen. Ich versuchte ihn so gut es ging mit Schminke abzudecken, doch gelang mir das nur bedingt. Es würde schon niemand bemerken.
„Ich treffe mich mit dem Jungen aus meinem Erdkunde-Kurs. Könnte spät werden.", rief ich im Flur, bevor ich die Tür zuknallte und das Treppenhaus nach unten rannte, während ich mir die Kopfhörer in die Ohren drückte.
Auf dem Weg zur Bahn machte ich die Musik, die ich hörte, auf die lauteste Stufe die möglich war und ermöglichte es mir somit, wenigstens eingeschränkte Ruhe von meinen ewig lauten Gedankengängen zu erlangen.
Das Restaurant-Café in dem wir uns trafen war wie immer hell erleuchtet durch die Sonne die durch die riesigen, bodentiefen Glasfenster schien. Als ich die Treppe in den ersten Stock nach oben lief, zupfte ich mein Oberteil ein letztes Mal zurecht und zog meine Jeans nach oben. So langsam wurde es draußen wieder kälter und das spürte ich besonders, als ich in die von der Sonne aufgeheizte erste Etage kam.
Ich sah mich um und erblickte die vier Jungen an einem Fensterplatz relativ in der Mitte des Raumes. Der Laden war erstaunlich leer. Normaler Weise war er um diese Uhrzeit bereits brechend voll, doch neben den vieren saßen im Raum verteilt nur noch an zwei weiteres Tischen Personen. Ich atmete einmal tief ein und aus, bevor ich auf sie zu ging.
„Hey.", begrüßte ich sie und Mike rutschte ein Stück näher an Julian heran, um mir Platzt zu machen. Thomas würdigte mich keines Blickes.
Artur neben ihm hingegen grinste mich hämisch an. „Na du?", fragte er und fuhr sich durch die Haare. Dieses Macho-Gehabe konnte ich ja echt gar nicht ab. Ich wandte den Blick ab.
„Geht es dir besser?", flüsterte Mike kaum hörbar, während wir alle in die Bestellkarte vertieft waren. Ich lächelte ihn an und nickte unmerklich. Nachdem wir uns alle ein umfängliches Frühstück genehmigt hatten und nun voll und satt nebeneinander saßen, klingelte mein Handy. Ich angelte es aus meiner Tasche.
Der Name auf dem Display sorgte dafür, dass ich kurz vergaß zu atmen. Jakob. Wie konnte dieser Typ die Nerven haben, mich nach dem gestrigen Abend noch anzurufen. War ich nicht deutlich genug gewesen? Ich drückte ihn weg und legte das Handy neben mich auf den Tisch, genauso, wie die anderen es auch gemacht hatten.
„Sag mal, freust du dich eigentlich nur mich zu sehen, oder warum ist deine Wange so rot?", fragte Artur und ich starrte ihn an. Fuck.
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