Prolog

Das wiederholt penetrante Klingeln meines Handys weckte mich mitten in der Nacht aus meinem wohlverdienten Schlaf. Es ärgerte mich besonders, denn es war das erste Mal seit Wochen, dass ich keinen Alptraum hatte.
»Ja«, meldete ich mich verschlafen und hoffte für denjenigen der anrief, dass es wirklich wichtig war.
»Sherin? Sherin Langwood?« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang gestresst, aber irgendwoher kannte ich sie. Außerdem konnte es nicht anders sein. Ich gab diese Nummer nur an Leute weiter, denen ich vertraute.

»Wer will das wissen?«, fragte ich trotzdem, denn der Name der Frau fiel mir einfach nicht ein.
»Jess Sturgis. Erinnerst du dich noch an mich?«
Jess - Na klar! Vor ein paar Monaten hatte ich einen Fall, bei dem ich Jess kennengelernt hatte. Es war um ein Vampirnest gegangen, wenn ich mich nicht irrte. Sie war ganz unvermittelt in diesen Fall hineingeraten und hatte vorher noch nie etwas mit solchen Wesen zutun gehabt. Soweit ich mich erinnerte, wollte sie es auch nie wieder haben.

»Ja, ich erinnere mich. Hi Jess, was gibt's?« Ich setzte mich in dem Bett der kleinen Blockhütte auf, die ich seit einiger Zeit bewohnte. Sie hatte meinen Eltern gehört und war vor ein paar Jahren in meinen Besitz übergegangen.
»Kannst du herkommen? Hier passieren komische Sachen und ich glaube, es ist wieder eines dieser Dinger, die wir damals hatten.«
»Ein Vampir?«, fragte ich stirnrunzelnd und wunderte mich, warum sie es nicht einfach aussprach.
»Nein, das nicht. Ich meine, irgendetwas übernatürliches. Es ist verrückt. Bitte kannst du herkommen? Eine Freundin von mir ist gestorben.« Jetzt schluchzte Jess sogar und ich überlegte was ich sagen konnte, um ihr Trost zu Spenden.
»Hey, Jess. Nicht weinen. Ich komme vorbei und schaue mir die Sache an, okay?«
»Ja, danke Sherin«, schniefte die junge Frau.

»Was genau ist denn eigentlich mit deiner Freundin passiert?«, fragte ich nicht besonders sensibel, aber ich musste wissen auf was ich mich gefasst machen musste.
»Ich weiß nicht genau. Ihr Mann hat mich angerufen, aber er war so fertig, dass er nicht viel erzählen konnte. Er sagte, sie habe ihn angegriffen und er musste sich sogar vor ihr verstecken, sonst wären sie wahrscheinlich jetzt beide tot. Sie muss schrecklich ausgesehen haben, Sherin.« Mehr konnte Jess mir nicht sagen, ohne wieder zu weinen. Allerdings grenzten diese Infos noch nicht viel ein. Sie könnte ein Werwolf gewesen sein, aber ich glaubte, dass die Mondphase dafür nicht passte. Vielleicht war es auch ein Dämon. Das letzte war mir einfiel war eine Hexe.
»Okay, ich mache mich auf den Weg. Morgen Vormittag sollte ich bei dir sein können«, versicherte ich Jess und wartete auf ihre Antwort.
»Vielen Dank. Ich schulde dir was!« Mit diesen Worten legte sie auf.
Ich rieb mir die Schläfe und seufzte. Verdammt, es war mitten in der Nacht und bis nach Montana waren es bestimmt acht Stunden Fahrt. Dafür schuldete sie mir definitiv was!

Ich stand also auf, zog mich an und packte alles für die Fahrt und den Fall zusammen. Schließlich klemmte ich mich für lange acht Stunden hinter das Steuer meines inzwischen schon ziemlich schrottreifen Honda Civic.
Während der Fahrt grübelte ich darüber, um was es sich bei dem Fall handeln konnte und hoffte inständig, dass es nicht zu lange dauern würde. Denn eigentlich wollte ich mir eine kleine Auszeit gönnen, um endlich mal wieder schlafen zu können, ohne meinen Vater in meinen Träumen sterben zu sehen.

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