Verzweiflung II

PoV Erestor
Ich befand mich schon wieder in diesem Raumlosen, schwarzen nichts, was mich so fest umklammerte. Ich spürte, dass ich nicht mehr lange dagegen ankämpfen können würde. Hatte Lindir sich auch so gefühlt? Hatte ich ihn einfach fallen lassen? Ich wusste die Antwort. Ich hatte um mein eigenes Leben weiterführen zu können seines fallen gelassen. Weil ich zu Selbstgierig gewesen war. Ich hatte dieses nichts verdient, diese Hoffnungslosigkeit. Das wusste ich. Aber ich wusste auch, dass wenn ich mich jetzt fallen lassen würde, könnte ich nicht mehr nach Mittelerde zurück. Dann wäre ich bereits in Mandos Hallen, unerreichbar für jeden Lebenden. Aber wenn mich Glorfindel wirklich aufrichtig liebte, dann würde er auch daran zerbrechen. Aber an meinem Tod. Es würde das eintreffen, wovor mich mein Herr Elrond gewarnt hatte. Es war so verlockend sich einfach in die Schwärze fallen zu lassen. Aber konnte ich das wirklich tun? Wollte ich das tun? Ich wusste es nicht. Ich wusste garnichts mehr. Ich wusste nicht mehr wo ich war, wo ich hinwollte und warum ich dies vorhatte. Es gab nur die Schwärze die sich langsam aber unaufhörlich in mein Herz fraß. Ich spürte burnish Hoffnungslosigkeit, Trauer und Schuld. Schuld. Ich war schuld. An dem Tod von Lindir, an meiner eigenen Lage und an der Lage von Glorfindel. Ob er bei mir war? Er war bei mir. Ich wusste es, ich spürte es. Es war das einzige was ich noch sicher wusste, ich liebte ihn und er liebte mich. Ich klammerte mich mit letzter seelischer Kraft an diese Gefühl, dieses schwerelose, glückliche, endlose Gefühl. Jedoch überwog die Schwärze. Als ich eine Stimme in ihr vernahm. Ich richtete alle meine Gedanken auf sie, hielt mich verzweifelt an ihr fest. Ich glaubte daran, dass es Glorfindel war, wie das letzte mal. Er würde mich retten, mir helfen. Aber er war es nicht. Es war Lindir. Ich konnte nicht verstehen, was er mir sagen wollte, ich versuchte so gut es ging zuzuhören, jedoch war er zu leise und zu verschwommen. Ich strengte mich immer mehr an, kämpfte gegen das Dunkle. Jedoch erblickte ich nicht das Licht von einem Kaminfeuer, oder das Gezwitscher von Vögeln. Ich fühlte plötzlich nur noch wie ich fiel. Ich fiel in dieses nichts, ich konnte mich nirgends mehr halten, ich wollte schreien aber es gelang mir nicht. Es fühlte sich an, als würde es mich zerreißen, bis ich hart auf einem Boden aufschlug. Ich lag auf dem Bauch, musste mich erst orientieren um zu erkennen wo ich war. Ich sah Gras aufblenden ich lag, Bäume, Büsche und einen großen See. Sogar Vögel sah ich. Normalerweise hätte ich den Anblick wohl bewundert, aber hier gefror mir das Blut in den Adern. Es war alles schwarz. Das Gras, die Bäume, der See, die Vögel, alles. Alles in einem dunklen schwarz, das alles Licht in sich aufsaugte. Ich sprang auf, ich wollte nicht länger auf diesem unnatürlichen Boden liegen. Ich trug noch das was ich in Imladris getragen hatte, eine Lederhose mit einer Bluse und keine Schuhe. Ich ging vorsichtig einen Schritt auf den schwarzen See zu, während sich alle Vögel um mich herum auf die Bäume setzten. Es waren Vögel allerart, Meisen, Raben, Störche, Spechte, Amseln. Jedoch ohne Farbe. Ich trat an den Rand des Wassers, um in das Wasser zu sehen. Ich erblickte mein Spiegelbild, und war überrascht. Ich sah tatsächlich aus wie immer. Die dunklen, strengen Augen, das schwarze, schulterlange Haar, hohe Wangenknochen und ein spitzes Kinn. ,,Erestor", lies mich eine sanfte, bekannte Stimme herumfahren. ,,Lindir", hauchte ich, völlig aus der Fassung gebracht. Dort stand er, groß, schwarze, lange Haare, hellbraune Augen und ein weißes, Bodenlanges Gewand. Es war ein sehr deutlicher Kontrast zu allem anderen hier, wie er dort zwischen den Bäumen stand und mich leicht belustigt anlächelte. ,,Lindir! Oh Lindir, es tut mir so unglaublich leid! Es meine Schuld! Es ist alles meine Schuld! Wegen mir bist du Tod, ich habe dich umgebracht!", brachte ich noch verzweifelt heraus, bevor ich auf den Boden sackte, und dicke Tränen aus meinen Augen rannen. Ich verbarg mein Gesicht in meinen Händen, das sollte er nicht sehen. Ich hörte, wie er über das Grad auf mich zukam, und vor mir auf die Knie sank. Ich spürte wie zwei sanfte Hände meine von meinem Gesicht nahmen, und sah in diese beiden vertrauten Augen. Ich konnte den Tränenfluss nicht stoppen, dazu war er viel zu stark. Ich wollte wieder wegsehen, jedoch hielt er mich davon ab. ,,Nichts davon ist deine Schuld, Erestor. Ich habe dich geliebt. Ich liebe dich immer noch, aber du liebst Glorfindel. Und das ist gut so. Ich beiden seid so süß zusammen. Wie liebevoll ihr miteinander umgeht. Deshalb bin ich so glücklich für dich. Weil du glücklich bist. Mit ihm. Und mir geht es auch gut. Du hast nicht die geringste Schuld an meinem Tod, es war mein Schicksal.", antwortete er mir leise, aber bestimmt. Ich spürte wie mir warm ums Herz wurde, jedoch sorgte es nur dafür, dass ich noch mehr weinte. Er liebte mich, deshalb war er glücklich, weil ich glücklich war. Er gab mir keine Schuld. Ich schloss meine Augen, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen, bevor ich von ihm in eine feste Umarmung gezogen wurde.

PoV Lindir
Ich konnte nicht anders, ich musste ihn umarmen. Er sollte nicht weinen, unglücklich sein, vor allem nicht wegen mir. Wie konnte er sich dafür nur die Schuld geben? Ich spürte wie er sich in meinen Armen entspannte, was mich glücklicher machte, als es wahrscheinlich gut für mich war. Aber mein Herz schlug jedes Mal höher, wenn ich nur an seinen Namen dachte. Er legte seine Arme um mich, sein Kopf an meine Schulter gebettet und deine Tränen durchnässten den Stoff meines Schneeweißen Gewands, in welchem ich begraben worden war. Ich bereute es nicht im geringsten, mich in ihn verliebt zu haben, eher im Gegenteil. Ich war froh darum und dankbar, diese so wundervolle Erfahrung gemacht zu haben. Selbst für diesen, ja recht hohen, Preis. Er war es wert gewesen, die Schmetterlinge im Bauch, das schneller schlafen meines Herzens und das Glühen meiner Wangen, wenn ich an ihn dachte. Aber es war uns nicht vorbestimmt gewesen, damit musste ich leben, und er musste es mit seiner Entscheidung. Er fing langsam an sich wieder ein bisschen zu beruhigen, jedoch strich ich ihm einfach einmal vorsichtig über den Rücken. Wir lösten uns wieder voneinander, und ich lächelte ihn an, was er zu meiner Überraschung auch erwiderte, und zwar ehrlich. Ich erkannte in seinen Augen Verwirrung, Angst, Zweifel, aber auch etwas anderes. Dankbarkeit. ,,Was ist das eigentlich für ein Ort?", fragte er mich jetzt, was mich schmunzeln lies. ,,Ich dachte schon, du fragst nie. Dieser Ort existiert nicht wirklich, niemand hat ihn vor uns betreten, und niemand wird es jemals wieder tun. Er lebt nur durch dich. Du hattest so viele dunkle Gedanken in den vergangenen Tagen, dass du diesen Ort in deinem Geist geschaffen hast. Natürlich nur unterbewusst. Sobald du wieder anfängst an die glücklichen Dinge im Leben zu glauben, wird er wieder aufblühen, sich entfalten. Aber das musst du wollen. Wenn du es nicht willst, dann kannst du mit mir kommen, nach Mandos Hallen. Es liegt bei dir. Dein Leben liegt in deinen Händen."

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