Veränderung II
PoV Thranduil
Als wir fertig waren mit essen, räumten wir die Sachen zusammen, und Legolas wollte sie in die Küche bringen und danach in die Bibliothek zu Arwen. Er hatte sich nicht abwimmeln lassen, bis er mir geholfen hatte, wieder zum Sessel zurück zu kommen. Jetzt saß ich hier, starrte in die Luft und wartete auf Elrond. Was würde er sagen? Würde er den Zwischenfall ansprechen? Und wie ginge es ihm nach Lindirs Tod? Hoffentlich würde er mit überhaupt noch in die Augen sehen. Keine halbe Stunde später klopfte es an der Tür, und ich gab meine Bestätigung zum Eintreten, woraufhin Elrond das Zimmer betrat. Er wirkte nicht wie der sonst so starke, stolze Elb, sondern unsicher, und vorsichtig. ,,Ich wollte noch einmal nach deiner Verletzung sehen, Mellon nin.", sprach er und trat auf mich zu. Mellon nin. Mehr würden wir nie sein, nie würde da mehr sein als das. ,,Hannon le, Mellon. Mir geht es schon wieder viel besser, nur das laufen fällt mir noch etwas schwer.", erwiderte ich die unausgesprochene Frage von ihm. ,,Das freut mich, Thranduil. Bitte steh auf, ich würde dein Bein gerne untersuchen, und dann eine Schiene anlegen, mit der das Laufen leichter fällt.", erklärte er mir, trat dabei auf mich zu und ich tat wie geheißen. Ich versuchte als ich mich hochdrückte, so kalt wie möglich zu wirken, was mir aufgrund der starken Schmerzen aber nicht so wirklich gelingen wollte. Ich stieß ungewollt ein schmerzvolles Zischen aus, was den Lord dazu veranlasste, mich sofort an den Schultern festzuhalten. ,,Mir geht es gut, ich kann stehen!", fuhr ich ihn ein bisschen heftiger als beabsichtigt an, vor allem weil mich diese leichte, vorsichtige und dennoch bestimmte Berührung fast um den Verstand brachte. Aber es zeigte Wirkung, er zuckte unwillkürlich zurück und sah mich etwas verwirrt und verletzt an, weshalb ich mein Handeln sofort bereute. ,,Ich werde dein Bein jetzt untersuchen, ich gebe mir Mühe vorsichtig zu sein, aber es wird weh tun. Bereit?", fragte er mich ziemlich kühl, was mit einen Stich ins Herz versetzte. Ich nickte nur, er kniete sich hin, und bereitete mich auf den Schmerz vor, der auch fast sofort kam. Ich versuchte die kühlen, sanften Finger an meinem Bein zu ignorieren, und konzentrierte mich nur auf die Unterdrückung des Schmerzes, was mir sogar ganz gut gelang, wie ich ein wenig stolz feststellte. Elrond stand wieder auf, blickte mich etwas länger an, was meine Fassade fast zum bröckeln brachte, wandte sich dann jedoch ab und ging zu dem Schreibtisch, der meinem Bett gegenüber stand. Ich stand immer noch, zu unsicher um mich zu bewegen, aber ich wollte ihn auf keinen Fall um Hilfe fragen. Es war das letzte was ich tun würde. ,,Warum ist es so seltsam zwischen uns?", riss er mich aus meinen Überlegungen, und sprach offen das an, worüber ich die ganzen letzten Tage nachgedacht hatte. ,,Ich weiß es nicht.", antwortete ich einfach. Ich wusste es. Ich liebte ihn! Ich wollte ihn umarmen, ihn küssen und einfach seine Nähe spüren. Aber diesen Impuls musste ich einfach unterdrücken, egal was kommen sollte. ,,Was ist eigentlich mit dem Suchtrupp? Ist er schon zurückgekehrt?", versuchte ich mehr oder weniger elegant das Thema zu wechseln. ,,Nein, bis jetzt sind sie noch nicht wieder da. Sie werden in den nächsten zwei Tagen wiederkehren, denke ich.", bekam ich die knappe, und sehr distanzierte Antwort. Es entstand ein sehr unangenehmes Schweigen zwischen uns, so eines, welches man um jeden Preis umgehen will, und wenn es doch eintrifft, einen quält, bis man dazu gezwungen ist, einfach die Wahrheit zu sagen, was man fühlt und denkt. Wahrscheinlich wäre es das beste gewesen, wenn ich es einfach getan hätte, aber zu viel hatte ich zu verlieren.
PoV Elrond
Jetzt stand ich hier, in seinem Zimmer neben einem Schreibtisch, in einer sehr unangenehmen, schweigsamen Situation. Ich wollte sie irgendwie unterbrechen, fliehen. Als ich ihn eben berührt hatte, waren meine Gefühle vor Freude und Aufregung fast nicht zu bändigen gewesen. Aber wenn ich sie nicht kontrollierte, hätte dies große, ungeahnte Folgen. ,,Ich hole schnell die Schiene, um sie anzulegen. Ich bin gleich wieder da.", brach ich schließlich die unangenehme Stille, und verliess fluchtartig den Raum. Als ich aus dem Zimmer getreten war, musste ich kurz durchatmen. Einmal durchschnaufen, und weiter ging es. Ich fühlte mich wie eine Maschine, ferngesteuert und unter Kontrolle, seiner Kontrolle. Er hatte mich im Griff, zwar ungewollt, aber es passte mir trotzdem nicht. Ich hatte meine Freiheit schon immer geliebt, und sie auch genossen so gut es ging. Ich wollte einfach nicht, dass dies sich änderte. Ich war bei den Heilungsräumen angelangt, griff, als ich eingetreten war, gleich in einem Wandschrank mit vielen Fächern, und zog mehrere dünne, lange und stabile Holzbretter aus einem der Fächer. Damit lief ich zurück, und klopfte an die Tür. Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich sofort hereingebeten wurde, aber dem war nicht so. Ich wurde stutzig, klopfte noch einmal, und noch einmal. So langsam machte ich mir Sorgen. Was sollte denn bitte passiert sein? Wir waren hier in Bruchtal, einem der sichersten Orte in Mittelerde, wenn nicht sogar der sicherste. Er konnte auch unmöglich nicht da sein, er hatte ja eben noch vor dem Sessel gestanden. Ich beschloss, einfach einzutreten, das schlimmste was passieren konnte, war ein giftiger Blick von seiner Seite aus. Ich stieß die Tür auf, und lies vor Schreck die Schienenteile fallen, die mit lautem Radau auf den Boden prallten. Dort lag er. Auf dem kalten Boden, auf dem Rücken, die Beine miteinander verknotet, eine Hand ausgestreckt und die andere auf seinem Bauch ruhend. Ich stürzte auf ihn zu, und überprüfte zuerst Puls und Atmung, die zwar etwas langsamer waren, aber zum Glück noch vorhanden. Mir ging ein Licht auf. Warum hatte ich mich nicht auf ihn konzentriert, wie ich mich sonst auf meine Patienten konzentrierte? Er war aus Überanstrengung kollabiert, etwas hatte ihn aufgeregt, beunruhigt und somit den Heilungsprozess verlangsamt. Deshalb war er auch so lange in der Trance gewesen! Es waren keine körperlichen Defizite, bis auf die Verwundung am Bein, sondern etwas vernebelte seinen Geist. Die Tür stand nur einen Spalt offen, und ich hoffte einfach inständig, dass jetzt niemand hereinschauen würde. Dieser Wunsch wurde mir, den Valar sei Dank gewährt, und niemand lies sich blicken. Behutsam legte ich seinen Kopf auf meinen Schoß, nachdem ich mich hingekniet hatte, und strich ihm vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. Man konnte in solchen Fällen nicht viel machen, einfach warten und bei dem betroffenen Elben bleiben. Und genau das würde ich jetzt tun. Ich musste über meine Situation ein bisschen schmunzeln, auch wenn sie alles andere als amüsant war. Ich saß hier, auf dem kalten Boden von dem dem Gemach meines heimlichen Geliebten. Diese Geliebte lag bewusstlos auf meinem Schoß, mit dem ich mich ein paar Minuten zuvor noch gestritten hatte, und jetzt strich ich ihn seelenruhig die Haare aus dem Gesicht. Es war so surreal, dass ich es fast nicht glauben konnte, nicht glauben wollte. Ich spürte, wie er sich leicht unter mir bewegte. Er öffnete die Augen einen Spalt breit, und sah mich müde und etwas verwirrt an. Ich erkannte an seiner Ausdrucksweise, dass er nicht genau wusste wo, und in welcher Situation er sich gerade befand. Gut für mich, denn dann konnte ich ehrlich sein, er würde es sowieso nicht mehr wissen. ,,Elrond", kam es leiser als ein Flüstern über seine Lippen. Ungläubig sah ich ihn an. Er konnte nicht wissen, dass ich es war, er stand neben sich, war bewusstlos gewesen. ,,Ja, ich werde immer da sei, meril nin.", flüsterte er ch ihm genauso leise in sein Ohr. Was er dann tat, ließ mich an allem zweifeln, was ich je gewusst hatte, und an was ich glaubte. Er schloss die Augen wieder. Drehte sich mit dem Gesicht mehr zu mir hin, und kuschelte sich an mich. ,,Das ist gut, melethron.", flüsterte er leise, kaum hörbar und mit einem Lächeln auf den Lippen, dass mich fast schmelzen lies. Melethron. Er hatte mich Melethron genannt! Innerlich rastete ich gerade aus, aber äußerlich musste ich natürlich ruhig bleiben. -Er wird aufwachen, und alles ist vergessen. Er wird mich nicht lieben, mach dir bloß keine Hoffnungen. Er war bewusstlos, er hat sich für jemand anderen gehalten. Akzeptiere es endlich!- versuchte ich vergeblich gegen meine Hoffnungen anzukämpfen. Ich nahm ihn vorsichtig ihm Brautstyle hoch, und trug ihn auf das Bett, wo ich ihn zudeckte. Mir wurde etwas klar, als ich ihm noch einmal über die Stirn strich, und dann leise einen Stuhl zum Bett zog, um mich darauf fallen zu lassen. Ich würde um ihn kämpfen, egal wie lange es dauern würde, egal wie viel ich dafür opfern würde. Ich würde es tun.
PoV Erzähler
Und so kam es, der Elbenkönig, bewusstlos schlafend in einem Bett von Bruchtal, ein Elbenfürst, neben ihm auf einem Stuhl, wartend, hoffend. Im Süden ein Waldläufer, allein in der Nacht. Ein Elbenprinz, alleine lesend in der Bibliothek. Schicksale sind vorherbestimmt, wer sie verändern kann, ist jedoch eine Frage der Willenskraft.
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Hi🥰
Da bin ich wieder, diesmal ein sehr langes Kapitel, als dank für die über !!500!! views💗💗
DANKE!🥳💕
🐍💕
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