Gefangen II
PoV Aragorn
Ich konnte nur noch mit Entsetzten feststellen, was die Orks vorhatten, als ich auch schon sah wie die grausame Hand des Orks mit der Peitsche auf Legolas zuraste. Es knallte einmal, laut, kurz und dumpf als das Seil seine Haut erreichte. Er hatte weder gezuckt noch einen Mucks von sich gegeben, jedoch hatte ich mich abwenden müssen. Ich kniete immer noch hier im Dreck, weshalb ich aber auch nicht alzu viele Möglichkeiten hatte den Blick abzuwenden. Ich entschied mich letztendlich für den Boden, es war die beste Entscheidung. Ich konnte nicht machtlos ansehen wie sie ihn quälten, ihn, die Liebe meines Lebens, mein Licht und die Wärme in meinem Herzen. Wie konnte ein Wesen nur so grausam sein? Wie war es möglich, dass diese Kreaturen ohne schlechtes Gewissen dazu in der Lage waren ihn zu foltern und Schmerzen zuzufügen, einfach so, zum Zeitvertreib? Sie hatten keine Hemmschwelle, das hatte ich schon früh lernen müssen, und ich wusste natürlich wie grausam sie sein konnten. Aber ich würde es trotzdem nie verstehen und begreifen können. Legolas war ein so reines, schönes, liebenswertes Geschöpf, wie konnte ihm jemand Schaden zufügen? Aber ich konnte hier nichts ausrichten, ich wusste ja nicht mal wo wir hier genau waren. Aber vielleicht könnte ich Legolas zumindest mit Blicken unterstützen, auch wenn es schwach klang. Ich wollte gerade aufblicken, als ich das grauenvolle Geräusch der Peitsche wieder hörte. Diesmal lauter, schneller und zweimal hintereinander. Das Brüllen und Gröhlen der Orks wurde vor Begeisterung immer lauter und Ohrenbetäubener. Ich wollte gar nicht wissen, wie sehr es Legolas mit seinen, empfindlichen Elbenohren quälen musste. Jedoch zwang ich mich nun aufzusehen, und schreckte sofort wieder zurück. Ein langer, breiter, tiefroter Streifen durchzog sein Gesicht von der Augenbraue bis zur Wange. Seine grüne Bluse war an zwei Stellen blutdurchtränkt, sein Gesicht zeigte jedoch immer noch keine Regung, was ich wirklich bewunderte. Jedoch krampfte sich wieder alles in meiner Seele zusammen, als ich ihn so sah. Warum taten sie ihm das an? Er hatte sie weder gereitzt, noch ihnen sonst irgendein Unrecht getan. Sie hatten einfach Freude daran, anderen Lebewesen Qualen, Schmerzen und Schaden zuzufügen. Ich liebte ihn von ganzem Herzen, und es zeriss mich innerlich ihn so zu sehen. Als der Ork mit einem wiederlichen Grinsen wieder die Hand erhob um zuzuschlagen, konnte ich es nicht mehr unterdrücken. ,,LEGOLAS!", schrie ich über den Lärm hinweg, sprang auf die Beine und wollte zu ihm rennen. Alle Orks waren verstummt, und starrten zu mir hinüber, auch der Elb sah mich an, als würde er noch überlegen oder mich umarmen wollte oder lieber eine scheuern. Im Nachhinein wurde mir auch klar, dass das nun vielleicht nicht die schlauste Idee war, denn jetzt wussten sie, das er mir etwas bedeutete. und das bedeutete noch mehr Schmerzen. Für mich und für ihn. ,,Na, wer ist denn da so mutig? Willst du ihn etwa retten? Wie süß von dir, Menschlein. Aber wenn du willst, dann kannst du es dir gerne mal aus der Nähe ansehen.", grunzte der große in meine Richtung, und kam mit einem boshaften Grinsen auf mich zu.
PoV Elladan
Ich lief meinen beiden neuen Bekannten nun schon eine ganze Weile hinterher, und mitlerweile hatte ich nicht mehr eine wirkliche Vorstellung davon, wo ich denn jetzt genau war. Es sah alles irgendwie gleich aus, dieser Wald schien kein Ende zu nehmen, aber immerhin waren wir hier ja auch in Mandos Hallen, da war wohl alles möglich. Jedoch wollte mein Verstand noch immer nicht begreifen, was hier eigentlich vor sich ging. ,,Wo wollen wir hin? Wer und wie viele Leben hier eigentlich? Und wir bin ich hier her gekommen? Wo wohnt ihr? Und wo wollen wir hin?", begann ich die beiden mit meinen Fragen zu löchern, was ja auch wohl gerechtfertigt war. Thairun lachte nur einmal hell auf, lief jedoch einfach weiter, weshalb dann Faldrion das Wort ergriff. ,,Wir wollen erstmal aus diesem Wald raus. Eigentlich lebt man hier nicht, man ist einfach da. Du kannst machen was du willst, essen, schlafen, trainieren, spazieren gehen, lesen oder dich unterhalten. Du bist gestorben, wie genau musst du selber wissen. Es sieht so ähnlich aus wie in Ondolinde, du wirst dich wohl fühlen. Und wo wir gleich gleich genau hingehen, entscheiden wir dann spontan.", klärte er mich auf, was aber noch mehr Fragen in mir aufwarf. ,,Werde ich da auch wohnen? Und wenn ja, wie? Und wo? Mit wem? Hat jeder seinen eigenen Bereich? Arbeitet man hier auch? Und gibt es Verpflichtungen? Und kann man sich eigentlich umziehen?", fing ich von neuem an, denn ich fühlte mich wirklich nicht sehr wohl in meinen jetzigen Kleidungsstücken. Ich trug wohl noch das, was ich bei meinem Tod angehabt hatte, also Reisekleidung. Und ich wollte ungern in dem rumlaufen was ich bei meinem Tod anhatte, das war irgendwie doof. Thairun lachte wieder auf, jedoch stimmte nun auch Faldrion leise mit ein, aber die hatten hatten ja auch leicht reden. Ich war derjenige, der hier gerade gestorben war! ,,Du wirst das alles erfahren, wenn wir dort sind. Nun komm mal wieder runter. Guck, wir sind fast am Waldrand.", wies mich Faldrion zurecht, er wahr wohl der vernünftigere von den beiden. Als wir die letzten Bäume endlich hinter uns ließen, blieb mir vor Staunen der Mund offen stehen. Wir standen auf einem weiten Grasland, welches sich bis zum Horizont erstreckte. Zu meiner Linken befand sich am Ende des Waldes eine Steinwand, glatt, hunderte Meter hoch und unüberwindbar. Zu meiner Rechten erkannte ich nur Gras, jedoch mussten in der Ferne wohl Berge liegen. Was aber das erstaunlicher war, waren die Pferde. Hunderte schöne, starke Tiere, Mearas. Sie grasten auf der Fläche, galoppierten oder spielten miteinander. Unter ihnen tummelten sich mehrere Elben, welche nun aufblickten, und freudig in meine Richtung winkten. Das war wirklich das völlige Gegenteil von was ich in Mandos Hallen erwartet hätte. Ich hatte etwas dunkles, leeres erwartet, doch das hier glich einem Paradies. Thairun und Faldrion waren schon vorgelaufen, während ich noch immer wie angewurzelt am Waldrand stand. Ich gab mir einen Ruck, meine Neugierde war größer als meine Angst. Die anderen Elben waren uns entgegen gekommen, sie wirkten eigentlich alle recht freundlich. Dennoch blieb ich einige Meter vor ihnen stehen, unschlüssig, wie ich mich nun verhalten sollte. ,,Willkommen, Elladan Elrondion, Sternenmensch, in Mandos Hallen.", begrüßte mich ein braunhaariger Elb, der vortrat und auf mich zukam. Er blieb vor mir stehen und lächelte mich, es beruhigte mich und ich beschloss ihn zu vertrauen, warum wusste ich selbst nicht. Aber ich mochte ihn. ,,Danke. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll. Ich glaube mein Herz will es noch nicht so ganz verstehen, was hier vor sich geht.", erwiderte ich unsicher, denn ich hatte wirklich keine Ahnung, wie ich mich ihn gegenüber benehmen sollte. ,,Dad glaube ich dir gerne. Sieh, ich glaube hier ist jemand, den du kennst.", erwiderte er lachend, trat zu Seite und gab den Blick auf einen anderen Elben frei. Mein Herz machte einen Satz, als ich ihn erkannte, mit seiner Harfe, der schweren Robe ins den freundlichen Augen. Lindir. Ich spürte wie meine Augen groß wie Teller wurden und anfingen zu strahlen. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn wirklich wiedersehen würde. Er grinste mich leicht amüsiert an, wie die anderen auch, aber das war mir egal. Ich stürmte auf ihn zu, und fiel ihm im den Hals. Er erwiderte die Umarmung sofort, und ich fühlte mich so geborgen, wie schon eine ganze Weile nicht mehr. Dennoch spürte ich einen schmerzhaften Stich in meinem Herzen. Was war mit meinem Zwilling? Und Arwen? Estel? Und Ada? Was war mit ihm? Ich hatte mich nicht für mein Verhalten entschuldigen können, ich würde es nie tun! Wie hatte ich nur so dumm sein können? Es würde nie eine Aussprache zwischen uns beiden geben, nie eine Versöhnung oder ein letztes liebendes Wort. Ich spürte wie Tränen in meinen Augen aufstiegen, und ich wollte sie nicht unterdrücken. Ich begann heftig zu schluchzen und vergrub mein Gesicht ins Lindirs Schulter. Er legte seine Arme noch fester um mich herum, und ließ sich mit mir auf den Boden sinken. ,,Ich hab was schlimmes gemacht Lindir. Ich habe Ada verletzt, ich habe ganz viele Sachen gesagt, die mir so leid tun, und ich kann mich jetzt nicht entschuldigen. Ich bin einfach abgehauen und jetzt bin ich tot. Bitte Lindir, ich muss mit ihm reden. Es tut mir doch so leid.", schluchzte ich vor mich hin, während er mir beruhigend über den Rücken strich. ,,Wir werden eine Lösung finden. Und ich bin mir sicher, dass dein Vater weiß, dass du es nicht so meintest. Du kennst ihn, er ist der klügste und gütigste Elb den ich je gekannt habe, und du bist sein Sohn. Er wird es verstehen können. Mach dir keine Sorgen, es wird alles wieder gut, hörst du? Du musst damit jetzt leben, genau wie er, und ihr schafft das. Verstanden?", beruhigte er mich sanft, und ich spürte, wie meine Tränen langsam aufhörten aus meinen Augen zu quillen, und schließlich versiegten. Aber würde wirklich alles wieder gut werden?
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Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat🙈
Wie hättet ihr euch Mandos Hallen vorgestellt? Ich bin irgendwie neugierig😂❤️
🐍💕
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