Das Ertragen eines Verlustes
PoV Elrond
Die Watteschicht die mich umhüllte war noch lange nicht verschwunden, sie blieb dort und fing alle Geräusche ab. Ich wusste, wie ich aussah. Dreckig, Tränenspuren auf den Wangen und gekrümmt. Ich war nicht mehr der stolze Lord von Imladris, ich war ein Vater der seinen Sohn verloren hatte. Und das ließ mich meine Seele auch spüren. Es war wohl mittlerweile dunkel, aber das interessierte mich herzlich wenig. Eigentlich passte es auch ganz gut zu meinem seelischen Zustand. Mein ältester Sohn tot, mein jüngerer gebrochen, mein Ziehsohn entführt von Orks und mein Gefährte verletzt. Und gleich würde ich es Arwen sagen müssen. Schlimmer, ich würde ihr es erklären müssen. Wir mussten mittlerweile nur noch wenige hundert Meter von Imladris entfernt sein, und ich fürchtete die Ankunft bereits jetzt. Ich wusste nicht, wie sie Thranduil und Elladan mitgenommen hatten, aber um Elrohir hatten sie sich gekümmert, das hatte ich ja gesehen. Ich wusste, welchen Schmerz er spürte. Und wieder begann ich mich so unglaublich elend und machtlos zu fühlen. Ich hasste es einfach nur, dieses Gefühl der Machtlosigkeit, nichts tun zu können gegen die Gewalt des Lebens, egal wie sehr man sich auch wehrte. Man wurde einfach hin und her geschubst, ob man mitkahm war egal. Zu meinem Entsetzten spürte ich schon wieder Tränen mein Gesicht hinabrinnen, mein Gesicht war so gleichgültig und leer, wie ich es sonst nur bei Thranduil gesehen hatte, das wusste ich, aber auch das war mir egal. Mein Pferd machte noch einige Schritte, bevor wir durch ein dichtes Gebüsch brachen, und Imladris vor is lag. Die Bäume hörten mit einem Mal auf und wurden von einer Grasfläche ersetzt, welche bis zum Haus hinaufführte, und zum Vorplatz. Zu dieser Zeit waren nur noch sehr wenige Elben unterwegs, jedoch nahm ich sie auch nicht wahr. Weder ihr Flüstern, ihre geschockten Ausrufe oder ihre sorgenvollen Augen die mich fixierten erreichten meinen Verstand. Ich wollte sie gar nicht wahrnehmen. Wofür auch? Niemand würde ihn mir wiedergeben können, keiner. Niemand in Arda wäre in der Lage seinen Platz einzunehmen, die Leere zu füllen die er in meinem Herzen hinterlassen hatte. Und das würde auch auf ewig so bleiben, das wusste ich. Aber nun musste ich es ersteinmal schaffen für meinen Sohn und meine Tochter da zu sein, dann würde ich mich erst um mich kümmern, das stand für mich fest. Wir hatten es nun geschafft zum Vorplatz zu kommen, und eine wache kam gelaufen um mein pferd zu stoppen, und hielt es am Zügel fest. Auch bei diesem Elben spürte ich den sorgenvollen, überraschten Blick auf mir, den ich gedoch geflissentlich ignorierte. Das immer noch Tränen mein gesicht zierten war mir zwar bewusst, aber es kümmerte mich nicht. Als ich aus dem Sattel stieg und meine Beine den Boden berührten, fühlten sie sich taub, eingeschlafen an, als hätte ich sie lange nicht benutzt, genau wie meine Hände und Arme. Es machte mir Angst, meinen Körper so geschwächt zu spüren, allerdings war dies ja nun auch kein großes Wunder. Ich schaffte es trotzdem irgendwie einen Fuß vor den anderen zu setzten und so langsam zur Treppe und diese hinaufzukommen. Es dauerte fast doppelt so lang wie sonst, aber ich schaffte es. Ich spürte eine Präsenz hinter mir, es schien der Heiler zu sein der neben mir geritten war. Als ich es zum Absatz geschafft hatte, kamen wieder alle Emotionen hoch. Hier hatte ich die beiden immer begrüßt wenn sie von einem der Abenteur wiedergekommen waren. Sie waren freudestrahlend duch das Tor geritten gekommen, ich hatte hier gestanden und sie erleichtert, das es ihnen gut ging, empfangen. Wie sie immer dreckig und ein bisschen müde aber glücklich nach Hause gekommen waren, noch den Geschmack der Freiheit auf der Zunge. Ich schluchzte einmal laut auf, stolperte zur Seite und stütze mich mit der einen Hand an der Wand ab, die andere lag auf meinem Mund. Ein so unglaublicher Schmerz lies mein Herz zusammenkrampfen, als wenn jemand seine eiskalte Hand um es gelegt hatte und nun zudrückte. Es würde nie wieder so werden wie früher. Diese glückliche, unbeschwerte Zeit gehörte nun der Vergangenheit an. Ich weinte noch immer und hatte keine kraft mehr zu stehen, weshalb ich mich einfach an der Wand hinabgleiten ließ und nun auf dem kalten Steinboden saß. Meine Knie zog ich nah an meinen Körper, um meinen Kopf auf ihnen ablegen zu können, die Augen starr auf den Boden gerichtet. Ich konnte nicht aufhören mir die gleiche Frage immer wieder und wieder zu stellen, warum er? Warum musste ausgerechnet er sterben? Wussten denn die Valar nicht was sie uns damit antaten? Ich musste zu meiner Tochter. Jetzt. Sie durfte es nicht von einem anderen erfahren als von mir. Ich sah auf und zwang mich selbst den milchigen Schleier verschwinden zu lassen, was mich einige Zeit und Kraft kostete bis ich es geschafft hatte. Das erste was ich sah, war das besorgte und dennoch freundliche Gesicht des Heilers, der mich erleichtert ansah. Hinter ihm standen noch zwei Krieger und ein weiterer Heiler, die mich auch alle recht erleichter ansahen. ,,Ich muss zu meiner Tochter. Jetzt. Sie darf es nicht von einem anderen erfahren.", erklärte ich den vor mir stehenden mit monotoner Stimme, welcher der von Thranduil erschreckend ähnlich war, jedoch nicht so kalt. Der braunhaarige nickte, und hielt mir seine Hand hin, welche ich dankbar annahm und so aufstand. Meine Beine fühlten sich immer noch wackelig an, aber es half ja nichts. Ich musste da jetzt durch. Ich schloss einmal noch kurz die Augen und lief dann los zum Zimmer meiner Tochter. Der Weg dort hin kam mir länger vor als sonst, jedoch am Ende zu kurz um mir zu überlegen was ich sagen könnte, wie ich es sagen könnte. Ich hatte Glück gehabt, und war auf dem Weg hierhin niemandem mehr begegnet, es schienen sich mittlerweile fast alle zur Ruhe gelegt zu haben. Nach kurzen Zögern klopfte ich an der schweren Tür, welche nach wenigen Momenten von innen geöffnet wurde. Das freundliche, hübsche Gesicht von Arwen blickte mir entgegen, welches jedoch sofort von Sorge, Schock und Entsetzten überschattet wurde. Warum hatte ich bitte vergessen mir zumindest die Tränen zu trocknen? Jetzt war es auch egal. ,,Arwen ich muss mit dir reden. Darf ich reinkommen?", fragte ich sie vorsichtig, und sie trat mit einem Nicken und großen Augen von der Tür weg. Mit einem Blick auf die anderen Elben betrat ich das Zimmer, sie würden natürlich draußen warten. Ich schloss die Tür hinter mir und sofort begann sie mich mit Fargen zu überhäufen. ,,Ada, was ist passiert? Wo sind die Zwillinge, Estel, Legolas und Aran Thranduil? Warum hast du geweint? Wo warst du den ganzen Tag?", verlangte sie von mir zu wissen, was ich durchaus verstehen konnte. ,,Bitte, am besten wir setzten uns erstmal.", beruhigte ich sie ein wenig, naja, ich versuchte es zumindest. Sie drehte sich von mir weg und trat schnell auf einen der Sessel in ihrem Zimmer zu auf den sie sich fallen lies. Ich wischte mir schnell einmal über die Augen und setzte mich dann zu ihr, in einen der Sessel. ,,Arwen, hör mir zu. Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll, es tut mir so unglaublich leid.", begann ich, stoppte jedoch kurz und fuhr dann nach einem besorgten und leicht genervten Blick von ihr fort ,,Arwen, Elladan ist tot.", erklärte ich leise, sodass ich schon Angst hatte sie würde mich gar nicht hören. Es fühlte sich einfach nur grauenvoll an es dann auch noch auszusprechen, besonders jemandem gegenüber dem es so unglaublich weh tun würde. Ihre Augen weiteten sich noch mehr, es sammelten sich Tränen in ihnen, sie liefen über ihre Wangen und tropften auf ihr Kleid, was aber egal war. Sie legte eine Hand auf den Mund und schüttelte immer wieder den Kopf hin und her, als wolle sie es nicht wahrhaben. Ich stand auf, zog sie zu mir hoch, und schloss sie in meine Arme. ,,Warum? Warum er Ada? Womit hatte er das verdient?", schluchzte sie unaufhaltsam in meine Schulter hinein, und auch ich spürte schon wieder dir Tränen in meinen Augen. Ja, womit hatte er das verdient?
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Und, was glaubt ihr wie es weitergeht?😊💕
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