Besuch mit Liebe im Gepäck

Die Geschichte spielt einige Monate vor dem Ringrat

PoV Elrond
Warm stand die ungewöhnlich milde Herbstsonne über Bruchtal, und verteilte ihre gütigen Strahlen auf den Dächern und Gewässern. Ich stand in meinem Zimmer auf dem Balkon und beobachtete die Bewohner, wie sie ihren täglichen Beschäftigungen nachgingen. ,,Mein Herr, König Thranduil und Prinz Legolas werden in ein paar Tagen hier sein.", riss mich Erestors Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und sah meinem Berater in die Augen.

,,Hannon le, Erestor. Schicke bitte Lindir zu mir, wenn du ihn siehst. Sag ihm, es sei dringend." ,,Natürlich, hir nin. Darf ich erfahren, was ihr so dringendes mit ihm zu besprechen habt?" ,,Das werde ich ihm selbst sagen, danke Erestor.", erwiderte ich lächelnd, und wandte meinen Blick wieder dem regen Treiben unter mir zu, wobei sich meine Hände sanft auf die Reling des filigran gestalteten Balkons legten. Ich hörte, wie Erestor hinter mir das Zimmer wieder verließ, und ich nun alleine in dem großzügigen Raum stand. Mich wollte der Gedanke nicht loslassen, dass sich der braunhaarige Elb seltsam verhielt, seit ich ihm von dem anstehenden Besuch von Aran Thranduil und Ernil Legolas erzählt hatte.

Ich selbst war zugegebenermaßen aufgeregter als ich es von mir gewohnt war, doch wirklich beunruhigen tat mich dies nicht. Ein leises Klopfen riss mich erneut aus meinen Gedanken, als der von mir hergebetene Elb auf meine Zustimmung hin eingetreten war. ,,Ihr wolltet mich sehen?",fragte mich der jüngere Elb, und sah mich mit ordentlich gefalteten Händen erwartungsvoll an. ,,Ja Lindir, ich muss mit etwas besprechen, oder vielmehr, dich etwas fragen. Geht es dir gut? Seit ich dir von dem kommenden Besuch berichtet habe, hast du dich auffällig stark verändert. Du bist aufgeregt, abgelenkt und schläfst kaum noch. Ich bin ausgebildeter Heiler, ich weiß, wovon ich spreche. Also rede bitte mit mir, Mellon nin." mit meinem freundlichsten Lächeln ging ich auf ihn zu, und legte dem kleineren meine Hand auf die Schulter.

Er sah mich so verunsichert an, dass es mir in der Seele weh tat. ,,Ich danke euch, dass ihr euch sorgt, doch es gibt keinen Grund dazu. Wie ihr wisst, gibt es viel zu tun, ich möchte einfach meinen Beitrag leisten. Außerdem empfangen wir den Herrscher des Waldlandreiches und einen Balrogtöter auch nicht jeden Tag.", antwortete er mir mit einem schiefen Lächeln, bei dem ich sehen konnte, wie gezwungen es war. Ich spürte, dass dies gewiss nicht die Wahrheit war, aber ich beließ es dabei, um Lindir nicht zu unterdrücken oder noch mehr in Verlegenheit zu bringen, dennoch hatte dieses Gespräch nicht zu meiner Beruhigung beigetragen.

Ich überlegte fieberhaft, wie ich für meinen Langjährigen Freund und Berater da sein könnte, doch kam ich zu dem Schluss, dass ich es vielleicht diesmal nicht konnte, und mir nichts anderes übrig blieb, als ihm seinen Greuraum zu lassen. Er wollte augenscheinlich keine Hilfe. ,,Gut, dann will ich dich nicht weiter von deinen Aufgaben abhalten. Doch versprich mir bitte, dass du zu mir kommst, wenn dir etwas auf der Seele liegt.", schloss ich das Gespräch, woraufhin er sich mit einem kurzen, dankbaren Lächeln entfernte, und ich mich wieder der geöffneten Flügeltür zuwandte.

PoV Erzähler
Was der Lord natürlich nicht ahnend konnte, war, dass es gar nicht Lindir war, um den er sich sorgen müsste. Vieles wäre anders gekommen, wenn der braunhaarige Diener sich seinem Herrn anvertraut hätte. Aber das Schicksal kann man nicht ändern, sooft man es sich auch wünscht.

PoV Lindir
Ich war froh, als mich der Lord endlich gehen ließ. Ich fühlte mich schlecht und es war nicht einfach gewesen ihn anzulügen, wo ich ihn doch schon so lange kannte. Ich machte mich auf den Weg in den Garten, dort konnte ich am besten denken. Als ich um eine Ecke bog, lief ich fast in Erestor hinein, der mich mit großen, überraschten, fast ängstlichen Augen ansah. ,,Lindir! Du bist von Herrn Elrond zurück! Sag, was hat er gesagt?", fragte er mich mit freundlicher, aber auch ein leicht panischer Stimme und sah mich mit großen Augen an. Das sah schon irgendwie süß aus. Lindir! Reiß dich zusammen! Sowas darfst du nicht denken! Ermahnte ich mich sofort, wie konnte ich es wagen auch nur an soetwas zu denken?

,,Er sagte, dass er sich um mich sorgt und ob etwas mit mir nicht stimmt, weil ich in den letzten Tagen so unruhig bin. Es fiel mir nicht leicht, ihn anzulügen, Erestor, du musst ehrlich zu ihm sein. Was du für eine gewisse Person fühlst, die uns besuchen wird, wird sich nicht auf ewig verbergen lassen. Er wird es verstehen können, wenn du ehrlich bist. Ich freue mich ja schon für dich, warum sollte es Lord Elrond nicht auch tun?", antwortete ich ihm mit bemüht ruhiger Stimme, was zu meiner Zufriedenheit recht gut zu funktionieren schien. In Wahrheit tat es mir so unglaublich in der Seele weh, das zu sagen, auch wenn ich nicht wusste, warum. Ich musste meine Gefühle dringend unter Kontrolle bringen. Deshalb wartete ich auch nicht auf eine Antwort, sondern lies Erestor einfach stehen und verschwand in Richtung der Gärten.

PoV Erestor
Ich hatte keine Zeit mehr ihm zu antworten, bevor er in den blühenden Gärten Bruchtals verschwand. Ich war ihm sehr dankbar, dass er dem Lord nichts von meinen Gefühlen für Glorfindel erzählt hatte. Ich hatte mich ihm als einzigsten anvertraut, da er wohl auch der einzige war, dem ich irgendwie soweit vertraute. Denn ich hatte es schon immer gehasst, über meine Gefühle zu sprechen, was sich damit nicht unbedingt verringerte. Doch sollte ich es ihm wirklich sagen? Und sollte ich es dem blondgelockten, hübschen Elben gestehen? Nein, vermutlich tat ich da Spieler nicht. Das Risiko, welche sich damit eingehen würde, wäre einfach zu groß.

PoV Elrond
Als Lindir das Zimmer eilig verlassen hatte, ging ich wieder hinaus auf den Balkon. Ich freute mich auf den Besuch, auch wenn ich nicht sagen konnte, warum. Durch Zufall fiel mein Blick auf eben jenen Elben, welcher um einiges zu hastig um eine Ecke vor, und fast mit Erestor zusammengestoßen wäre. Ich konnte leider nicht verstehen, was sie sagten, dafür war ich zu weit weg. Ich bemerkte nur das sorgenvolle, fast ängstliche Gesicht Erestors, was mich nachdenklich macht, da es sehr ungewöhnlich für den sonst so strengen Berater war.

Lindir erzählte Erestor etwas, woraufhin dieser noch ängstlicher aussah, um dann schnell in Richtung der Gärten zu verschwinden. Ich nahm an, dass ihn etwas beschäftigte, sonst würde er nicht in Richtung der Gärten gehen. Nun machte ich mir noch mehr Sorgen und meine Gedanken schweiften irgendwann ungewollt und aus einem mir nicht ersichtlichen Grund, zu einem bestimmten Elbenkönig.

PoV Thranduil
Ich saß wie üblich mit ernstem, emotionslosen Gesicht auf meinem Thron, und dachte an den bevorstehenden Besuch in Imladris. Aus einem mir unerfindlichen Grund war ich aufgeregt, auch wenn ich nicht wusste, warum. Es war ja nur irgendeine Besprechung über die aktuellen Geschehnisse in Mittelerde. Dennoch tat meine Herz einen kleinen Sprung, wenn ich daran dachte, ich konnte es mir selbst nicht erklären. Warum war das so?

Normalerweise sah mir das garnicht ähnlich. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich garnicht bemerkt hatte, dass Legolas in den Thronsaal gekommen war, weshalb ich kurz zusammenzuckte als er mich rief. ,,Ada! Wir sind von der Patroullie zurück. Keine Besonderen Vorkommnisse. Nur ein paar Spinnen, welche wir ohne Probleme töten konnten. Ich mache mir Sorgen Vater. Der Wald ist immer noch sehr krank, auch wenn Sauron vernichtet wurde. Wir sollten dies in Bruchtal mit Lord Elrond bereden.", sagte er und sah mich mit einem leicht sorgenvollen Blick an.

,,Ada, Ich sorge mich auch um dich.", fuhr er fort, und sah mich forschend an. Ich hingegen erwiderte seinen Blick überrascht, zumindest soweit, das man dieses Gefühl irgendwo in den Tiefen meiner eisigen Augen erkennen konnte. ,,Warum solltest du dir Sorgen machen? Mir geht es gut, ich bin lediglich nachdenklich zurzeit, weil es viel gibt, über das ich entscheiden, oder um das ich mich kümmern muss. Auch dies wird weniger werden.", erklärte ich ihm ausweichend, was er jedoch nicht so recht zu glauben schien. Er sah mich wenig überzeugt an, erwiderte jedoch nichts. Aldon, der Anführer der Wachen, betrat den Saal, um Legolas für die Besprechung und den Bericht der Patrouille zu holen. Als sich die gewaltigen Türen des Saales hinter ihnen schlossen, war ich wieder allein mit meinen Gedanken bei dem Herrn von Bruchtal.

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Das war das erste Kapitel😊
Ich hoffe, es hat euch gefallen, morgen wird das zweite kommen.
🐍💕

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