Beerdigung

PoV Erestor
Im Wald hatten wir uns noch an den Händen halten können, jetzt ging es nicht mehr. Eigentlich wollte ich dieses Versteckspiel nicht mehr machen, aber es half ja nichts. Als wir wieder in Imladris waren, wurde mein Herz schwer. In wenigen Stunden würde Lindir begraben werden. Er war wegen mir Tod! Nur weil ich so egoistisch gewesen war. Aber dann wäre Glorfindel gestorben. Ich hatte die Wahl zwischen meinem besten Freund und ehemaligem Kampfgefährten und meinem Geliebten gehabt. Was hatte ich getan, um so eine Entscheidung fällen zu müssen? Warum taten mir die Valar dies an? Wir waren bei der breiten Treppe angelangt, die uns wieder in die Gänge von Imladris bringen würde, als uns Esgaldon entgegen kam. Das bedeutete dass der Suchtrupp zurück war! Auch Glorfindel hatte ihn erkannt, und sprach ihn an. ,,Hir nin Esgaldon. Es erfreut mein Herz euch gesund wiederzusehen. Sagt, habt ihr die Krieger des Düsterwaldes gefunden?", fragte er ihn ganz direkt, aber etwas in der Miene von Esgaldon verfinsterte sich, was mit ein sehr schlechtes Gefühl bereitete. ,,Ja, wir fanden sie. Jedoch konnten wir nur ich ihre Leichen bergen. Es tut mir leid um eure Kampfgefährten Lord Glorfindel. Wir brachten ihre Waffen mit, die werden anstelle ihrer Herren heute Abend begraben werden.", beantwortete er die Frage und sah uns trauernd an. Mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Sie waren alle Tod? Alle? Was war da oben nur passiert? Womit hatten diese ganzen Elben so ein Schicksal verdient? Bestand die Welt nur noch aus Tod und verderben? Ich sah unsicher zu meinem Geliebten, der noch geschockter wirkte als ich. Aber er hatte sie ja auch gekannt, Seite an Seite mit ihnen gekämpft. ,,Hannon, Esgaldon.", bedankte ich mich, er nickte uns beiden noch einmal zu und ging dann weiter. ,,Komm.", flüsterte ich dem immer noch geschockten , stummen Glorfindel zu, und zog ihn sanft am Arm mit. Er lies sich von mir einfach führen, und ich schlug den Weg zu meinen Privaten Gemächern ein. Ich dankte den Valar still das uns niemand begegnet war, es würde nur Gerüchte und Getuschel zur Folge haben. Als ich die Tür geschlossen hatte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und umarmte ihn einfach, lies ihn spüren, dass ich da war, und er lies sich fallen. Ich spürte wie etwas nasses auf meine Robe tropfte, aber mich störte das nicht im geringsten. Ich strich ihm immer wieder sanft über den Rücken, um ihn zumindest ein bisschen zu beruhigen. Irgendwann hatten die Tränen nachgelassen, er löste sich von mir und sah mich dankbar an. ,,Hannon le.", flüsterte er mir zu, mir immer noch zitternder Stimme. ,,Wofür? Ich werde immer für dich da sein, melethron. Le melin.", entgegnete ich etwas überrascht, denn es war für mich wirklich selbstverständlich. Er lächelte mich nur schwach an. ,,Wir müssen uns langsam mal umziehen. In diesem Aufzug geht man nicht auf eine Beerdigung. Komm meril nin.", erinnerte er mich sanft an das, was gleich kommen würde. Ich nickte nur, wollte mich schon umdrehen, stockte dann aber. ,,Meril nin? Meine Rose?", fragte ich ihn lächelnd und leicht belustigt. Sein Gesicht lief zartrosa an, und er sah verlegen zu Boden. Wie konnte ein Elb nur so niedlich aussehen? ,,Naja, es passt. Rosen sind wunderschön und können sich dennoch verteidigen.", erklärter mir, und wurde noch verlegener. Als ich die Bedeutung seiner Worte hörte, machte sich ein noch wärmeres Gefühl in meinem Bauch breit. Ich hob mit einer Hand sanft sein Kinn an, sodass er mir in die Augen sehen musste. ,,Le melin, calad nin.", haucht ich und küsste ihn sanft auf die Lippen, ein Gefühl das ich nie müde werden würde. Wie lösten uns voneinander, denn wir mussten uns umziehen für das Begräbnis. Bei dem Gedanken daran wurde mein Herz schwer. Glorfindel würde sich in seinen Gemächern umziehen, weshalb wir uns für neue Zeit trennen müssten. Ich trat an meinen Schrank, und zog eine schwarze Bluse, einen schwarzen Umhang und eine schwarze Hose aus dem Schrank. Ich würde meine üblichen schwarzen Lederstiefel tragen. Am Saum von Bluse uns Umhang waren zierliche Rankenmuster aufgestickt, und verlieh dem Outfit zugleich etwas filigranes und erhabenes. Ich legte die Kleidung an, und kämmte meine Haare, um dann zwei Strähnen nach hinten zu flechten, sodass sie halboffen über meine Schultern fielen. Ich betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel, dann trat ich vor die Tür und machte mich auf den Weg in Richtung des Waldrandes.

PoV Legolas
Ich wurde von einer plötzlichen Helligkeit geweckt. Ich öffnete vorsichtig die Augen, und erstarrte. Ich lag auf meinem Bett, und mein Vater hatte mich in seine Arme geschlossen. Ich musste unwillkürlich lächeln, denn es war ein schönes Gefühl, dass er da war und auf mich aufpasste. Ich rüttelte ihn sanft an der Schulter, bis er die Augen einen Spalt breit öffnete, und mich verschlafen aus seinen blauen Augen ansah. ,,Ada wir müssen uns umziehen, Lindir wird in kürze begraben.", erklärte ich ihm, und erhob sich langsam mit einem Nicken. ,,Wir sehen uns gleich, ion nin.", meinte er und lächelte mich an. Ich lächelte glücklich zurück, bevor er aus der Tür trat und mich allein lies. Ich seufzte einmal genervt auf, und trat dann an meinen Schrank. Ich zog ein langes schwarzes Gewand heraus, das sich an der Hüfte teilte, und bis zum Boden ging. Darunter zog ich eine enganliegende, schwarze Leggins und schwarze Lederstiefel. Meine blonden Haaren flocht ich zu meiner üblichen Frisur zurück, und machte mich dann auf den Weg zum Waldesrand. Auf dem Weg traf ich meinen Vater, der auch vollkommen in schwarz gehüllt war, und wir legten den restlichen Weg gemeinsam und schweigend zurück. Am Waldrand hatten sich schon viele Elben eingefunden, sie flossen zusammen wie ein großes schwarzes Meer. Mein Vater und ich stellten uns an so nah an die Bäume wie möglich, neben Lord Elrond, seinen drei Söhnen und Arwen. Ich erkannte noch Erestor und Glorfindel, die etwas abseits standen, den Kopf gesenkt. Auch mich überkam eine Welle von Trauer als ich mich neben Aragorn stellte, welcher mich aus traurigen, grauen, schönen Augen ansah.

PoV Elrond
Ich war etwas früher hier gewesen als die anderen, um eine geeignete Stelle für das Begräbnis auszusuchen. Wir würden ihn ein Stück im Wald begraben, unter den Blättern der Bäume die er so liebte. Es hatten sich schon viele Elben eingefunden, darunter auch meine Kinder, allesamt in schwarz gehüllt. Als eine der letzten kamen mein Geliebter und sein Sohn. Ich musste darauf achten, dass ich Thranduil nicht zu sehr anstarrte, sonst wäre es zu auffällig. Er trug eine weite, schwarze Robe über einer enganliegende Bluse, die mit einem filigranen Ranken und Blättermuster überzogen war, dazu schwarze Stiefel. Selbst in der Kleidung für ein Begräbnis sah er so perfekt aus. Die Waffen der gefallenen Krieger würden direkt am Waldrand begraben werden, es waren schon kleine Gruben ausgehoben, in welche sie gebettet werden würden. Ich entdeckte auch Erestor und Glorfindel, eng beieinander stehend. Sie wirkten beide aufgelöst, und den Tränen nahe, ein für mich sehr ungewohntes Bild von dem stolzen Krieger und dem strengen Berater. Es herrschte vollkommenes Stille, bis Thranduil Vortrag, um eine kurze Trauerrede zu halten, um seinen verstorbenen Kriegern zu gedenken. ,,Wir haben uns heute hier zusammengefunden, um jenen zu gedenken die ihr Leben gaben um das der anderen zu schützen. Sie alle waren tapfer, mutig und treu bis zum Schluss. Sie waren nicht nur Elbenkrieger sondern auch Gefährten, Brüder, Väter und Freunde. Mögen sie ihren Platz in Mandos Hallen einnehmen und dort auf ewig ihren Frieden finden.", erscholl seine Stimme klar, deutlich und dennoch getrübt über den stillen Platz, und die ersten Tränen fanden ihren Weg auf den Boden. Meine Kehle war vor Trauer zugeschnürt. Sie waren alle noch zu jung um zu sterben gewesen. Die meisten erst wenige Jahrhunderte alt, sie hätten noch so viele Zeitalter vor sich gehabt. Mein Geliebter trat zurück, und mehrere Elben brachten die Waffen der verstorbenen in Seidentücher gehüllt, und betteten sie sanft in auf die feuchte Erde. Die Sonne tauchte das ganze Tal in ein rotes Licht, selbst du Vögel schwiegen. Es war als würde die Zeit stillstehen. Das Tal trauerte um die gefallenen Krieger des Düsterwaldes, jedoch würde der schwerste Teil für die Elben von Bruchtal jetzt noch folgen. Lindir würde das Begräbnis bekommen, das ihm Zustand. Nachdem die kleinen Kuhlen mit den Waffen ehrenvoll vergraben worden waren, drehte ich mich mit geneigtem Kopf um, und führte alle Elben hinter mir her in den Wald hinein, bis zu einer Lichtung. Ihr Boden war mit weichem Moos bedeckt, die Bäume ragten alt und schützend um sie herum, und das rote Licht fand seinen Weg durch das Blätterdach um schöne Muster auf den Boden zu malen. Am anderen Ende der Lichtung stand ein steinerner Sarg, noch geöffnet und leer. Ich trat an ihn heran, und die anderen Elben stellten sich in einem Halbkreis auf der Lichtung auf, mir gegenüber mit einem Durchgang. Als alle auf ihren Plätzen standen und Stille eingekehrt war, betraten sechs schwarz gekleidete Elben mit einer Bahre die Lichtung. Als man das fast weiße Gesicht von Lindir sehen konnte, hörte man von überall her weinen, schluchzen und Elben die in den Armen anderer Trost suchten. Lindir war beliebt gewesen, viele hatten ihn sehr lange gekannt oder waren sogar unter ihm aufgewachsen. Die sechs Elben schritten langsam über die Lichtung, um Lindir's Leichnam behutsam in den Sarg zu Betten. Sie zogen sich zurück, und ich betrachtete ihn einen Moment. Die Haut so weiß wie Schnee, die Haare ergraut, mit bläulichen Lippen, die Augen geschlossen, wie schlafend. Seine Hände waren über seinem Bauch gefaltet, und lagen mit blauem Enzian auf seinem weißen Gewand. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten, aber ich musste sie unterdrücken. Er hatte mir so lange gedient, ich hatte ihm vertraut und mich immer auf ihn verlassen können. Ich drehte mich wieder zu den wartenden Elben, und mein Blick fiel auf Erestor. Er zitterte am ganzen Körper, hatte die Arme um die Brust geschlungen und sah zu Boden, um seine Tränen zu verdecken. Glorfindel stand hinter ihm, hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt und sah so aus, als würde er ihm am liebsten um den Hals fallen, um für ihn da zu sein. ,,Imladris hat einen fürchterlichen Verlust erlitten. Wir verloren einen Freund, einen guten, langjährigen Freund wie man ihn sich besser nicht wünschen könnte. Auch mein Herz ist schwer bei dem Gedanken daran, dass er nun nicht mehr unter uns weilt. Lindir gehörte zu Imladris, er gehörte zu den Elben hier, zu der Musik und seinen Büchern. Ich weiß, wie schwer unsere Herzen zu heutiger Stunde sind, auch ich vermag noch keine Hoffnung zu spüren.", begann ich, musste aber schlucken, sah zu Boden und sprach erst weiter, als ich es geschafft hatte die Tränen zu verdrängen. ,,Lindir weilt nun in Mandos Hallen. Er sieht seine verstorbenen Freunde und Verwandte wieder. Er ist glücklich, wenn auch an einem anderen Ort. Ich glaube fest daran, dass er das gleiche auch für uns wollen würde. Wir sollten dankbar sein und glücklich, einen so besonderen Elben in unserer Mitte gehabt zu haben.", schloss ich meine Rede, und leichter Beifall erklang, der jedoch schnell wieder abebbte. Ich trat von dem Grab weg, und einzelne Elben kamen nach vorne um sich persönlich von ihm zu verabschieden. Ich erkannte als einen der letzten auch Erestor, der seinen Brustkorb immer noch umklammerte, und zu ihm an das Grab trat. Ich konnte nicht verstehen was er sagte, jedoch fielen immer mehr Tränen von ihm auf das Grab, bevor er sich schnell abwandte und von ihm weg trat, in die Arme eines besorgten Glorfindel. Auch ich trat heran, als alle anderen sich verabschiedet hatten. ,,Namarië, Mellon nin.", verabschiedete ich mich leise von ihm, trat zurück und gab den sechs Elben die ihn getragen hatten ein Zeichen, und sie hoben den Sargdeckel an. Ein letztes Mal noch sah ich sein fahles Gesicht, bevor der Stein ihn für immer verdeckte.

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Ich musste beim Schreiben ehrlich fast weinen🥲 ich schreibe sowas zum ersten Mal, ich hoffe es hat euch gefallen🥰
🐍💕

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