Zuflucht

PoV Aragorn
Ich war mir nicht sicher, wie lange wir der immer wieder verschwindenden Gestalt meines Vaters gefolgt waren, doch hatte sich der Sturm während unser Verfolgung noch mehr verschlimmert. Zitternd hockte ich nun mit angezogenen Beinen neben einem winzigen Feuer, welches wir aus den wenigen kümmerlichen Zweigen entfacht hatten, die wir in der Höhle gefunden hatten. Aldon und ich hatten nicht schlecht gestaunt, als wir plötzlich vor dem Eingang des Unterschlupfes gestanden hatten, welcher gerade eben groß genug für uns und unsere Pferde war.

,,Wie hast du das hier eigentlich gefunden? Ich dachte du würdest hier keinen geeigneten Schutz kennen?", fragte mich Aldon nun, und unterbrach damit die Stille, welche bisher nur von dem leisen knistern und knacken des Feuers unterbrochen gewesen war. Ich linste zu ihm herüber, und dachte darüber nach, was ich ihm nun sagen sollte. Das ich meinen toten Vater gesehen hatte, welcher mir den Weg hierher gezeigt hatte? ,,War wohl Glück.'', gab ich also einfach zurück, und wusste selbst, dass diese Ausrede mehr als unglaubwürdig war, was Aldon seinem Blick nach zu urteilen genauso sah. Doch er beließ es dabei, was ich zu schätzen wusste.

„Was glaubst du, wie lange werden wir hier ausharren müssen?", fragte ich den Elben nun meinerseits, um schnell das Thema zu wechseln, was er zu meinem Glück annahm und er mich nur einen Moment unschlüssig anblickte, bevor er mir zögernd antwortete: „Ich weiß es nicht. Wenn wir Glück haben, vielleicht ein bis zwei Tage. Im schlimmsten Fall..." Und ich wusste, was er damit meinte, er brauchte den Satz nicht aus zu sprechen. Im schlimmsten Fall würden den Winter über hier festsitzen. Das würde bedeuten, ein Bissen Lembas am Tag für jeden von uns, das Wasser würde uns bei dem Schnee draußen zumindest nicht ausgehen.

Doch das bedeutete auch, dass ich leider eine Menge Zeit zum Nachdenken haben würde. Was hatte ich da draußen gesehen? War es wirklich reine Einbildung gewesen? Und folglich Glück, dass wir diese Höhle gefunden hatten? Oder war es ein Zauber? Oder Schicksal? Doch klang dies für mich ein wenig zu abwegig, da ich eigentlich nicht an Schicksal und Vorhersagen glaubte. Andererseits konnte ich es mir anders nicht erklären, was mich zutiefst frustrierte. Es musste doch eine logische Erklärung geben, weshalb ich meinen Vater gesehen hatte.

Und noch nicht einmal war mir klar, was er genau war. Ein Geist? Einbildung? Ein Streich meines eigenen Geistes? Vielleicht. Doch was wenn nicht? Was, wenn es etwas anderes, weitaus mächtigeres gewesen war? Man konnte nie wissen, worauf man in diesen Mooren stieß, weshalb ich nichts ausschließen wollte. Doch was, wenn es garnicht an meinem Vater gelegen hatte, sondern an mir? ,,Aldon, kennst du dich mit Heilkunst aus?'', wollte ich von dem Elben wissen, welcher mich mit hochgezogenen Augenbrauen lediglich von oben bis unten musterte, und anscheinend herauszufinden versuchte was genau bei mir schief gelaufen war.

,,Warum?'', wollte er schlicht wissen, nachdem er mit Starren fertig war. ,,Nur so eine Frage. Weißt du, du erinnerst mich sehr an einen Elben aus Imladris. Er heißt Erestor, er ist, oder war, der Berater meines Vaters.'', erwiderte ich bloß ausweichend, und sprach den Gedanken aus, welcher mir so lange durch den Kopf spukte. Und jetzt da ich es aussprach kam es mir noch wirklicher vor als nur im Stillen. Und sein zweifelnder Blick als Reaktion bestätigte meine Gedanken nur und brachte mich zu einem breiten Grinsen. Ja, wir würden eine lustige Zeit zusammen haben.

~vier Wochen später~
Genervt rollte ich mich von einer Seite auf die andere, ohne eine geeignete Lage zum schlafen zu finden. Seufzend gab ich auf, und erhob mich mit einem unzufriedenen Grummeln, in welches mein hungriger Magen sofort mit einstieg. Wir saßen schon ewig in dieser Höhle fest, und so langsam hatte selbst ich genug von dem harten Boden, dem trockenen Lembas und eintönigen Tagen mit einem nicht unbedingt gesprächsbereiten Elben. Vorsichtig schlich ich zum Eingang der Höhle und lugte zwischen den herabhängenden, nassen Planzen hervor.

Das plötzliche Licht erschrak mich, und ließ mich einen Schritt zurückweichen. Doch was ich sah sorgte dafür, dass ich mich nicht zurückzog, im Gegenteil. Meine Augen weiteten sich vor Freude und ich begannen die sich vor mir erstreckende Landschaft glücklich zu beobachten. Der Schnee taute. Hier und da sah man noch einzelne, weiße Fleckchen auf der Erde, von wo sich einzelne, hartnäckige Schneeglöckchen ihren Weg freigekämpft hatten. Das bedeutete, dass wir uns endlich wieder auf den Weg machen konnten um ein Stück näher nach Bree zu gelangen.

Grinsend drehte ich mich um, und eilte zurück in die Höhle um Aldon zu wecken, welcher mich zuerst anstarrte als würde er mich erdolchen wollen, sich dann aber dazu überwandet sich zumindest anzusehen was draußen los war. Wie ich erwartet hatte schien auch er über den Anblick sehr erfreut, weshalb wir so schnell es ging die wenigen Sachen zusammensuchten welche wir dabei gehabt hatten, und uns dann das erste mal nach einer langen Zeit aus dem Erdloch wagten. Es war ein himmlisches Gefühl.

Keine moderigen Wände mehr, die uns einsperrten und die Sicht behinderten, bloß der hellblaue, unendliche Himmel über unseren Köpfen, auf welchen wenige, flauschige Wolken gemalt worden waren. Freudig grinsend reckte ich meinen Kopf in den Himmel, und sog die frische, kühle, duftende Luft tief in meine Lungen. ,,Ich werde nie mehr in meinem Leben in einem Erdloch schlafen.'', stellte Aldon neben mir grummelnd fest, was mir ein Lachen entlockte. ,,Ich auch nicht.'', gab ich grinsend zurück und hatte das Gefühl, als würde sich der Klumpen an Gefühlen, welcher sich über die letzten Wochen angesammelt hatte, endlich aus meiner Brust lösen.

,,Kommst du? Oder brauchst du noch ein bisschen Zeit den Himmel anzubeten?'', riss mich Aldon taktvoll aus meinem Genuss der neugewonnen Freiheit, was ihm einen beleidigten Blick meinerseits einbrachte. ,,Na gut.'', erwiderte ich leicht schnippisch und schwang mich auf den Rücken meines Hengstes, um Aldon von oben herab grinsend anzuschauen. ,,Kommst du? Oder brauchst du noch Zeit um dein Pferd zu finden?'', fragte ich den Sindaren freundlich, und hatte Mühe mein Lachen zu unterdrücken, was durch das Gesicht, welches Aldon zog, nicht unbedingt leichter gemacht wurde.

Als wir wenig später über die noch halb gefrorene Ebene trabten, und mir der noch kalte Wind in mein Gesicht biss, spürte ich wieder, wie sehr ich solche Reisen vermisst hatte. Der einzige Unterschied war, dass wir ein Ziel hatten und eine Aufgabe, was sich entgegen meiner Erwartungen eher befreiend als bedrängend anfühlte.

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Ich hab eine kurze Frage: wie findet ihr die Länge der Kapitel? Ich komme immm auf 1000 bis 1500 Wörter, hättet ihr es lieber kürzer für zwischendurch oder länger?? Ich kann das nicht so einschätzen 🙈😅

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