PoV Aragorn
,,Was hast du dir nur dabei gedacht? Was sollen wir denn jetzt mit denen machen? Du kannst mir noch nicht ernsthaft erzählen, dass du bei dieser Aktion auch nur ein einziges Mal nachgedacht hast!'', fauchte mich der Elb leise in der dunklen Ecke, in welche wir uns zurückgezogen hatten, an. Trotz seinem erzürnten Tonfalls war ich nicht sonderlich beeindruckt, und bekam seine Flüche kaum noch mit. ,,Ich weiß, dass sie uns weiterbringen.''gab ich kurz abgebunden zurück, und beobachtete dabei die beiden Hobbits, welche gleichmäßig atmend in einem der Betten lagen. Von draußen waren noch immer die lauten Schreie der Nazgûl zu hören, welche mir durch Mark und Bein gingen.
,,Weiterbringen.", stellte Aldon jetzt mit einem schneidend sarkastischen Unterton fest, und lächelte mich an, wie eine Raubkatze, welche ihre Beute fixierte. ,,Natürlich. Ich meine, was ist an der Idee schon schlecht? Zwei Hobbits, welche nicht die geringste Vorstellung von den wenigen Gefahren dieser Welt haben, unbewaffnet sind und es schaffen seelenruhig einzuschlafen, während dort unten Sauron's Diener persönlich unterwegs sind, von dem sie vermutlich noch nicht einmal gehört haben. Stimmt, das wird uns bestimmt weiterbringen. Allein schon die Tatsache, dass sie mit zwei Fremden in einem Raum eingeschlafen sind. Sie wissen noch nicht einmal wie wir heißen, Aragorn. Sie wissen nichts!'', erwiderte der dunkelhaarige, und ich war sehr froh, dass Blicke nicht töten konnten.
,,Vertrau mir bitte einfach. Ich habe so ein Gefühl, dass wir an die richtigen geraten sind.'', gab ich zu bedenken, und versuchte den Elben ein wenig zu beschwichtigen. Ich war mir selbst bewusst, dass die Idee, die beiden mitzunehmen nicht meine beste Idee gewesen war, jedoch vermutlich auch nicht meine schlechteste. Mein Gegenüber stieß derweil lediglich ungläubig die Luft aus, und blickte durch das aus dickem, bunten Glas gefertigte Fenster nach unten auf die Straße, wo noch immer die dunklen Umhänge zu erkennen waren. Sie schienen abzuwägen, ob sie die Suche nach ihrem Opfer noch lohnte, oder ob sie den Unglücklichen in Frieden lassen würden. Jedoch nur, wenn sie ihn nicht finden konnten.
Sie wandten sich schon zum Aufbruch, was mich kurz zum aufatmen brachte, als plötzlich ein tonloser, doch unendlich lauter Schrei an meine Seele drang. Es klang, als würde Metall über Stein gerieben werden, aus welchem sich harte, abgehackte Worte bildeten, welche einen tiefen Schnitt zu hinterlassen schienen, und meinen Geist zum Beben brachten. Sie hallten immer wieder nach, bis mein gesamter Körper bloß noch aus diesem grausamen, gnadenlos formulierten Worten zu bestehen schien. Von undeutbaren Schmerzen geplagt wirbelte ich zu dem Bett herum, in welchem die Hobbits lagen, da ich den Ursprung des Geräusches aus dieser Richtung vermutete. Und ich hatte Recht.
Der größere der beiden saß kerzengerade auf dem weißen Lacken, schien vollkommen in einer uns gänzlich unbekannten, verborgenen Welt versunken zu sein, und hielt etwas in seiner kleinen, von Arbeit gezeichneten Hand. Einen goldenen Ring. Wie besessen strich er immer wieder gleichmäßig über die glatte Oberfläche, und umklammerte den Gegenstand dabei immer fester. Neben mir rannte plötzlich Aldon los, stürmte mit wenigen Schritten auf das Bett zu, und schlug dem Hobbit den Ring aus der Hand, welcher erschrocken aufschrie, und auf den Holzboden fiel, sobald das Gold seine Haut nicht mehr berührte. Augenblicklich verstummte auch der Schrei des Ringes, was es mir erlaubte, meine Gedanken wieder zu ordnen.
Erschrocken sah ich zu dem Elben hinüber, welcher mit genauso großen Augen zurück starrte, bevor sein Blick zeitgleich mit dem meinen, zunächst auf den Ring fiel, welcher nun unschuldig auf dem dreckigen Holz lag, und dann zu dem Hobbit, welcher verschreckt und zusammengekrümmt auf der anderen Seite des Bettes lag. Neben ihm hockte der blonde, welcher so gut es ging versuchte den braunhaarigen zu beruhigen, welcher, wie ich vorher erfahren hatte, Frodo Beutlin hieß. ,,Herr Frodo! Was ist passiert?'', fragte uns der kleinere panisch, jedoch konnten wir seine Frage zu unserem eigenen Frust nicht beantworten. Ich wurde unsanft aus meiner Panik in die Realität zurückgeholt, als ich von unten aus dem Gastraum plötzlich ein lauten, wütend klingenden Schrei der Ringgeister vernahm.
,,Ich mach das, warte mit den Hobbits hier. Am besten, ihr versteckt euch!'', zischte mir den Alb zu, und war aus der Tür gehuscht, bevor ich etwas erwidern konnte. Ich tat, wie mir der Elb befohlen hatte, schnappte mir die beiden Geschöpfe und zerrte sie hinter das Bett. Zu unserem Glück waren beide nun wieder hellwach, weshalb sie zumindest zu verstehen schienen, dass wir uns um jeden Preis hier verborgen halten mussten, egal ob sie wussten warum, oder nicht. Ich warf einen zweifelnden Blick auf das ringförmige Schmuckstück, welches noch immer unberührt auf dem Boden vor mir lag, und entschied mich dann dazu, dass man die geballte Macht von Sauron besser nicht auf dem Boden herumliegen lassen sollte, wenn man das Bedürfnis verspürte, ein gewisses Alter noch zu erreichen.
Da ich das Metall nicht mit meiner Haut berühren wollte, klaubte ich ihn mit meiner Mantelspitze vom Boden auf, und hielt ihn nun fest mit meiner linken Hand, während ich mit meiner rechten dem Griff meines Schwertes umklammerte. Neben mir konnte ich die schnellen, lauten Atemzüge der Hobbits deutlich hören, wobei ich mich selbst zwang, meine eigenen so leise und ruhig wie es möglich war zu halten. Wenige Sekunden später öffnete sich die Tür plötzlich ruckartig, weshalb sich mein Puls augenblicklich ein Wettrennen gegen sich selbst zu liefern schien. Ein schmaler, dunkler Schatten huschte durch die Tür, welchen ich als meinen Weggefährten erkannte, bevor ich etwas tun konnte, was ich später bereut hätte.
Leise ließ er sich neben mich fallen, und begab sich ebenfalls in eine kampffähige Position. ,,Was hast du gemacht?'', fragte ich ihn leicht wütend, da er einfach verschwunden war, ohne groß mit mir zu sprechen. ,,Ich habe dafür gesorgt, dass wir die Nazgûl nicht mehr auf den Fersen haben werden.'', gab dieser zurück, womit ich mich erst einmal zufrieden gab, ohne eine Frage zu stellen, welche mir jedoch schon auf der Zunge lag. Eine Antwort würde ich jedoch ohnehin nicht erhalten. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als hier hinter diesem Bett zu hocken, auf die Hobbits zu achten, welche mich mit großen Augen ansahen, wenn ich zu ihnen blickte, und abzuwarten.
Es dauerte nicht lange, als urplötzlich wieder die Schreie der Nazgûl zu hören waren, welche mich aufschrecken ließen. Doch dieses Mal klangen sie wütender, und noch hungriger als zuvor, weshalb ich mich mit entsetzten in meinem Blick zu meinem Reisegefährten hinüberblickte, welcher mich jedoch bloß amüsiert anlächelte. Dieses Wesen hatte eine wirklich seltsame Vorstellung davon, im welchen Momenten es angebracht war, sich zu freuen. Und kurz davor zu sein, einen der schmerzhaftesten Tode zu sterben, welche man sich vorstellen konnte, gehörte definitiv nicht dazu. Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, vernahm ich von draußen schon wieder die lauten Schritte der Ringgeister, welche sich hektisch zu entfernen schienen, was ich freudig zur Kenntnis nahm, auch wenn sich mir der Hintergrund ihres plötzlichen aufgebends nicht ganz erschloss.
Als ich hörte, wie unter uns die letzten Schritte der schweren, eisernen Stiefel verhallten, und die Schreie von außen zu uns hineindrangen, erhob ich mich leise, und schlich zu dem breiten Fenster, um vorsichtig hinauszuspähen. Ich konnte bloß noch einen letzten Zipfel von einem der Umhänge erkennen, welcher um die nächste Häuserecke wehte, hinaus aus der Stadt. Da ich mich nun wieder sicher fühlen konnte, erhob ich mich, und drehte mich zu dem Elben um, welcher gerade den Hobbits aufgeholfen hatte. ,,Was hast du gemacht? Wieso haben sie aufgegeben?'', wollte ich nun endlich von dem Elben wissen, welcher mir angrinste. ,,Es muss frustrierend sein, Kissen zu zerstechen.'', gab diese jedoch schlicht zurück, und ignorierte meinen verwirrten Gesichtsausdruck völlig.
,,Wer sind die?'', ertönte nun hinter mir die beängstigte Stimme von Frodo, weshalb ich mich zu ihm drehe, während Aldon sich daran macht, unsere wenigen Gepäckstücke aufzusammeln. Ich blickte ihm ernst in seine dunklen Augen, und hielt den Ring, welcher noch immer in meinen Umhang gewickelt auf meiner Hand lag, zwischen unsere Gesichter. ,,Einst waren sie Menschen, große Könige der Menschen. Dann hat ihnen Sauron der Verräter die neun Ringe der Macht gegeben. Blind vor Habgier nahmen sie sie an, ohne zu überlegen. Und der Reihe nach fielen sie in die Dunkelheit. Jetzt sind sie Sklaven seines Willens. Sie sind die Nazgûl, Ringgeister, weder lebendig noch tot. Zu allen Zeiten spüren sie die Gegenwart des Ringes. Getrieben von der Macht des Einen werden sie nie aufhören, dich zu jagen.''
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Wie war Weihnachten bei euch so? :) was habt ihr bekommen? Ich habe drei Tonnen neue Bücher die ich in den Ferien verschlingen kann 🌚
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