Neun Gefährten

PoV Aragorn
,,Mein Name ist Boromir, Sohn des Denethor.", stellte sich uns der groß gewachsene Mensch vor, und warf dabei dem Beutlin immer wieder auffällige Blicke zu, welche mir kein sicheres Gefühl gaben. Der Mensch wirkte auf mich wie jemand, der aus den richtigen Gründen falsche Entscheidungen traf, was ein gefährliches Unterfangen war. Wenige Stunden später stapfte ein Zwerg die glatten Felsen unseres Rastplatzes hinauf, welcher sich auf eine seiner Äxte gelehnt vor uns stellte. Sein buschiger, langer rötlicher Bart verdeckte das meiste seines Gesichtes, welches zusätzlich von einem kantigen Helm umrahmt wurde.

Mit tiefer, auf eine sonderbare Art angenehme Stimme, stellte er sich uns als Gimli, Sohn des Gloin vor. Schon beim ersten Anblick hatte ich das Gefühl, als wenn dieser Zwerg niemandem vertrauen würde, und es erst recht nicht wollte. Doch das Volk der Berge war mir schon in meinem Unterricht als stur, verschlossen und wild beschrieben worden, jedoch auch als loyal und mutig, welcher Ansicht besonders ein alter Hobbit, Bilbo Beutlin, war dessen Bekanntschaft ich in Imladris kurz hatte machen dürfen.

Doch hatte ich nie viel von unbegründeten Vorurteilen gehalten, weshalb ich mich auch dieses Mal nicht von ihnen täuschen lassen wollte. Weder bei dem Menschen, noch bei dem Zwerg. Jedoch schienen Aldon und Gandalf Boromir ebenfalls nicht vollständig zu vertrauen, ganz im Gegensatz zu zweien der Hobbits. Merry und Pippin schienen sofort eine große Sympathie für den Mann zu empfinden, weshalb sie sich die meiste Zeit über unterhielten, während wir anderen schweigend daneben saßen und in die Flammen starrten. Auf diesem Fleckchen Erde hatten wir wieder ein kleines Feuer entfacht, da uns Späher nicht mehr einholen würden können, und Feinde vorher von uns erkannt werden würden.

In dieser Nacht schlief in unruhig, obwohl ich zunächst nicht genau sagen konnte warum. Es schien, als würden zu viele Gedanken in meinem Kopf umherirren, was mich langsam an den Rand des Wahnsinns trieb. War dazu viel verlangt für einen Moment an nichts denken zu müssen? Weder an den Ring den der Hobbit trug, noch an den Elb den ich liebte, welcher vermutlich in dieser Minute Todesqualen litt. Doch würde ich meine Kräfte morgen brauchen, wenn wir den Anstieg über den Pass des Cahadhras nehmen wollten.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als ich wenige, größernteils schlaflose Stunden später von der Stimme Aldons geweckt wurde, welcher uns zum Aufbruch drängte. Er war noch immer der Ansicht, jede Minute könnten uns Späher überraschen, und hatte so eine nicht mehr ganz unerhebliche Paranoia entwickelt, welche mich manchmal in den Wahnsinn trieb.
Doch waren wir schon kurze Zeit später wieder auf dem Weg, einen kleinen goldenen Ring, welcher das Ende unserer Welt bedeuten könnte, in eine brodelnden Vulkan zu befördern.

Doch die jetzige Herausforderung war, die Nebelberge unbeschadet zu überqueren, ohne die Hilfe von Pferden oder anderen Lasttieren. Je weiter wir nach Osten gelangten, desto steiler und höher wurde die Landschaft, bis uns schon einzelne Schneeflocken entgegen tanzten. Ich hatte mich inzwischen ans Ende der Gruppe verzogen, und konnte so die Stimmen von Merry und Pippin hören, welcher der stärker werdende Wind zu mir hinabtrieb. ,,Wir brauchen einen Namen, Merry!", protestierte der kleinere, und sah den Brandybock so vorwurfsvoll an, als hätte sich dieser an seinem Pfeifengras bedient.

,,Einen Namen? Haben wir doch, das ist der Ring der Macht oder so.", erwiderte dieser nur eingeschnappt, weshalb eine kurze Diskussion über Ringe und ihren Zusammenhang mit Macht entbrannte, welche schließlich von Gandalf gestoppt wurde. ,,Ich will, dass wir ,die Ringgemeinschaft' heißen.", brüstete sich der Tuk wenige Minuten später mit seinem Einfall, woraufhin der blonde nur seine Nase kräuselte. ,,Ich finde ,Gefährten des Rings' klingt besser. Weil es geht ja um den einen Ring, und nicht um ganz viele andere Ringe die zusammen einen Artgenossen zerstören wollen.", gab Merry zu bedenken, weshalb eine kurze Stille entstand.

Ich hingegen hatte Mühe noch zu atmen und weiterzulaufen, da ich ein lautes Lachen krampfhaft zu unterdrücken versuchte.
Doch die dicken Schneeflocken, welche mir immer aufdringlicher in mein Gesicht wehten gefroren meine guten Gefühle. Ich wusste, dass diese Überquerung nicht einfach werden würde, besonders nicht mir vier Hobbits. Doch als wir eine bestimmte Höhe erreicht hatten, stoppte der Schneesturm plötzlich, und es war, als würden wir aus einer Wand heraustreten.

Vor uns erstreckte sich eine riesige Schneefläche, welche noch vollkommen unberührt war. Es tat mir fast ein bisschen leid, diese perfekte Einheit zu zerstören. Doch je weiter wir uns der Bergspitze näherten, desto tiefer wurde der Schnee, bis er mir schon knapp über die Knie reichte. ,,Ich soll von Gandalf ankündigen, dass wir gleich der Hobbits wegen eine kurze Pause einlegen werden.", ertönte von über mir die Stimme von Aldon, weshalb ich aufblickte und in das grinsende Gesicht des Elben blickte. Sonst hätte ich mich wohl für ihn über diesen seltenen Gesichtsausdruck gefreut, doch stand des verfluchte Spitzohr nicht mal bis zu den Knöcheln im Schnee!

Auf meinen empörten Blick wurde das Grinsen Aldons bloß noch breiter, er drehte sich um und lief demonstrativ langsam und beschwingt zu Gandalf zurück. Er schien leicht genug zu sein, um auf der dünnen, angefrorenen obersten Schicht Schnee laufen zu können. Als er an Gimli vorbeikam, ertönte augenblicklich lautes Gezeter und Gefluche, mit weit aus kreativeren Schimpfwörtern als ich erwartet hätte. Doch die Reaktion des Zwergs brachte mich mehr zum schmunzeln, da ich den griesgrämigen Rotschopf mittlerweile gern hatte.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich zusammenzuckte, als vor mir plötzlich ein Schrei erklang, und Sam erschrocken Frodos Namen rief. Der Hobbit war wohl im Schnee ausgerutscht, und den Hang wieder hinabgerollt. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm, und zog ihn wieder auf seine großen Füße. Noch immer erschrocken sah er mich von unten aus großen dunklen Augen an, bevor er sich panisch an seinen Hals fasste. ,,Der Ring!", rief er hysterisch, und löste damit bei mir eine ebenfalls nicht unerhebliche Panik aus.

Als ich den Hang hinaufblickte, sah ich den Menschen aus Gondor, welcher sich bückte, und einen kleinen goldenen Gegenstand aus dem Schnee zog. Augenblicklich spürte ich eine große Erleichterung, welche meinen Körper durchflutete. Doch diese schwand, als ich mit dem Hobbit zu ihm eilte, und der braunhaarige wie besessen auf den Ring starrte. ,, Ein seltsames Geschick, dass wir soviel Angst und Zweifel erdulden wegen eines so kleinen Dinges. So ein kleines Ding...", flüsterte er, und für einen Moment glaubte ich einen grausamen Wahnsinn in seinen Augen aufblitzen zu sehen, weshalb meine Hand wie von selbst zum Griff meines Schwertes wanderte.

,,Boromir! Gib Frodo den Ring zurück.", befahl ich ihm, weshalb er erschrak, und ein unnatürliches Grinsen aufsetzte. ,,Wie du willst. Mir ist es gleich.", gab er zurück, und wuschelte dem Hobbit einmal durch seine Locken, bevor er sich wieder an den Aufstieg machte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch folgte ich ihm, und so schlossen wir wieder zu der Gruppe auf, wo ich Gandalf einen verunsicherten Blick zuwarf. Er schien zu verstehen, dass ich dem Menschen keinesfalls vertraute.

Der Weg vor uns wurde immer beschwerlicher, entgegen meiner anfänglichen Hoffnungen. Schon kurze Zeit später war wieder ein heftiger Sturm heraufgezogen, was uns zeigte, wie schnell sich das Wetter in den Bergen ändern konnte. Immer höher reichte uns der Schnee, bis wir gezwungen waren die Hobbits auf unsere Rücken zu nehmen, da wir sie sonst in dem Treiben verloren hätten, wären sie nicht längst erfroren. Auch ich spürte langsam, wie sich kleine Schneebröckchen in meinen Harren und Bart bildeten. Wir passierten gerade einen schmalen Berggrat, und kämpften uns mühevoll durch den Schnee, als plötzlich Aldons geschriene Worte an mein Ohr drangen: ,,Es sind grausame Stimmen in der Luft!''

Auch ich konnte nach seinem Hinweis nun die undeutlichen Worte hören, welche durch die Schneeflocken wuselten. ,, Cuiva nwalca Carnirasse! Nai yarvaxea rasselya...'' ,,Es ist Saruman!'', ertönte die Stimme von Gandalf vor mir, welche ebenfalls Mühe hat, durch den Schnee zu dringen. ,, Er versucht den Berg zum Einsturz zu bringen! Gandalf, wir müssen umkehren!'', rief ich so laut es ging zurück, erhielt jedoch keine Antwort, auf welche ich mich sowieso nicht hätte konzentrieren können. Denn dort stand er wieder. Nur wenige Meter vor mir, kurz vor der Felswand und unberührt von dem Sturm, der uns umgibt.

Mit einem sanften, ermutigenden Lächeln steht mein Vater dort, und legt langsam seine Hand auf sein Herz, um sie dann mit einer ausladenden Bewegung wieder wegzuführen. Tränen steigen in meinen Augen auf, ich sammle all meine Kraft und rufe nach ihm. Ich bemerke weder die fragenden, verwunderten Blicke der anderen, noch die Gegensprüche von Gandalf, mit denen er den wütenden Berg zu beruhigen versucht. Verzweifelt versuche ich zu ihm zu gelangen, doch kurz bevor ich dort angelange, werden wir von einer unglaublichen Masse an Schnee begraben.

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:) der Zeitwechsel am Ende ist Absicht, irgendwie wirkte die Situation dadurch besser... wie findet ihr das? Oder ist es einheitlich besser?
Tut mir auch leid das es so lange gedauert hat, ich wurde geboostert und bin noch immer ein bisschen krank 😅

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