Fund

PoV Aragorn
Immer wieder strich ich über die kalten Finger meines Vaters. Womit hatte er das verdient? Womit hatte ich das verdient? Wie sollte ich Arwen beibringen, dass unser Vater tot war? Meine Wangen fühlten sich an, als hätte sie jemand mit Wasser übergossen, was ich jedoch nur am Rande wahrnahm. Ich schluchzte ein letztes Mal gequält auf, versuchte dann mich aufzurichten um einmal durchzuatmen. Ich musste ihn hier weg bringen. Doch wie? Ich war allein, niemand würde kommen um mir zu helfen. Vorsichtig stieg ich über den Körper des blonden Elben, und fasste meinen Vater an seinen Schultern, um ihn von der Lichtung zu bringen.

Als sein schlaffer Körper gegen meine Beine fiel, konnte ich nicht anders, ich drehte mich um, und schwankte zu den umstehenden Bäumen. Mit der einen Hand krallte ich mich in die feuchte, alte Rinde, da ich das Gefühl hatte, sonst zu Boden zu fallen. Ich wusste mir nicht anderes zu helfen, als mir meine andere Hand so fest es ging auf meinen Mund zu pressen, um irgendwie wieder Herr meiner Gefühle zu werden. Meine Tränen waren vollkommen außer Kontrolle, genau wie mein Schluchzen. Die salzigen Spuren zogen sich mittlerweile auch über meine Hand, jedoch kümmerte mich das wenig.

Ich wusste nicht, wie lange ich so dagestanden hatte, und nicht wusste, wie ich mit meiner Trauer umzugehen hatte. Ich musste mich zusammenreißen. Jetzt war alles was zählte, dass ich hier weg kam, am besten zusammen mit den beiden Elben. Doch wie sollte ich das anstellen? Ich könnte unmöglich beide mitnehmen. Und was war mit Glorfindel? Die Erkenntnis, dass der blonde Elb noch immer schwer verletzt unter irgendeinem Busch im Schlamm lag, überkam mich erst jetzt. Obwohl ich eigentlich schon wusste, was ich tun würde, zögerte ich dennoch. Ich wollte weder meinen Vater, noch Aran Thranduil hier liegen lassen, Eru weiß was man mit ihnen machen würde.

Doch war es wichtiger, zumindest zu versuchen das Leben von Glorfindel zu retten. Langsam und zitternd drehte ich mich um, und lief unsicheren Schrittes auf die beiden Leichname zu. Ich versuchte zu ignorieren, um wen es sich hierbei handelte, was jedoch nicht so richtig funktionieren wollte. Mein Vater lag nun neben dem König auf dem Rücken, da ich ihn in meinem Anflug von Gefühlen hatte nach hinten fallen lassen. So gut es ging versuchte ich nicht auf sein Gesicht zu achten, doch war dies schwerer als gedacht, wenn man einen Körper über eine schlammige Lichtung zerrte.

Er hatte sich verändert, und doch sah er gleich aus. So als wenn sich die Gefühle und der Schmerz in seinem Innern auf sein Aussehen gelegt hätten. Doch war nun eines deutlich: er hatte den blonden Elbenkönig aufrichtig geliebt. Und das so sehr, dass er bereit war sein Leben für ihn zu geben. Ich wusste, dass diese Tatsache besonders Arwen stören würde, doch wollte ich sie nicht anlügen. Auch sie sollte akzeptieren, dass unser Vater eine weitere Liebe gefunden hatte, welche er doch mehr als verdiente. Und diese Zuneigung hätte keines seiner Kinder ihm je geben können. Es war einfach eine andere Stufe der Verbundenheit, welche niemand anderes ersetzten konnte.

Vorsichtig legte ich den schlaffen, leichten Körper des Noldo auf den aufgeweichten Untergrund, welcher an dieser Stelle unter den Büschen zumindest nicht so sehr aufgewühlt worden war. Sanft strich ich ihm die wenigen, in seinem Gesicht klebenden Haarsträhnen nach hinten, legte seine rechte Hand auf seine Brust, unter ihr Hadhafang. Mit feuchten Augen trat ic zurück, und holte den zweiten Elben. Ich legte den König dicht neben meinen Vater, und verschränkte die beiden freien Hände der Elben miteinander.

Das Einzige, was mich nun and dem schon fast friedlichen bild noch störte, war der Pfeil, welcher tief in den Brust des Königs steckte. Ich zog mein Messer, und versuchte den Pfeil anzuschneiden, doch war er zu fest und zu dick. Also blieb mir nichts anderes übrig, denn ich wollte nicht, dass er so hier liegen blieb, ich biss meine Zähne zusammen, packte das Geschoss und zog es mit einem einzigen, kräftigen Ruck heraus. Die Wunde selbst blutete noch nicht einmal mehr, was jedoch auch gut so war.

Mit zittrigen Finger besah ich mir den Pfeil, er könnte mir möglicherweise mehr darüber verraten, wer für all dies verantwortlich war. Ich musste einen starken Würgereiz unterdrücken, als ich mit Tränen in den Augen das dickflüssige, von dem Holz triefende, dunkelrot-silbrige Blut von der Waffe wischte. Doch warf er mir eher mehr Fragen auf, als diese zu beantworten. Der Pfeil stammte aus keinem der mir bekannten Gebiete,noch von herkömmlichen Orks. Er war, wie es schien, aus dunklem Ebenholz gefertigt, verstärkt durch einzelne Stahlbeschläge, was ihn sowohl schwerer, als auch stabiler und tödlicher machte. Seine Spitze war aus einer art gedrehten Pyramide geformt, welche an jeder der drei Kanten geschliffen war, wodurch die grausame Waffe tief in den Körper des Opfers eindringen konnte.

Ich war kurz davor zu gehen, als ich mich etwas zurückzog. Ich wollte zumindest etwas von meinem Vater mitnehmen können, wenn es schon nicht sein Körper war. Vorsichtig fühlte ich an seinem Hals nach dem Lederband, welches ich auch schnell fand, und sich meine Finger um das dicke Matrial schlossen. Vorsichtig zog ich es über seinen kopf, und besah kurz die geschwungene, eingravierten Buchstaben, was durch den Tränenschleier auf meinen Augen nicht leicht war. Lord Elrond Earendilion von Bruchtal, stand dort geschrieben.

Ich entschloss mich dazu, auch kurz bei dem gefallenen König nachzusehen, ob die Elben des Düsterwaldes auch solche Erkennungszeichen trugen. Jedoch fanden meine Finger nur eine dünne, geschmiedete Kette, welche ich vorsichtig unter der Rüstung hervorzog. An dem bronzenen Faden hing ein Aufwendig geschliffener Smaragd, welcher von kleinen, filigranen Blättern umrahmt wurde. Zwar ging ich davon aus, dass dies nicht dazu diente die Elben erkennen zu können, doch nahm ich sie trotzdem schweren Herzens an mich. Ich könnte sie Legolas geben, wenn ich ihn wiedersah. Und das würde ich. Schweren Herzens hängte ich mir die beiden Ketten um, und hockte mich neben meinem Vater.

Ein letzte mal strich ich sanft über seiner Stirn, und berührte sie sanft mit meinen Lippen. Wie er mit geschlossenen Augen so da lag, sah er fast schon friedlich aus. Und dennoch musste ich nun gehen. Ich erhob mich, und lief den Weg zurück, welchen ich gekommen war. Noch immer glitzerten Tränen in meinen Augen, doch war dies nun nicht wichtig, viel mehr zählte, dass ich nun zumindest das Leben von Glorfindel retten könnte. Und obwohl meine Schritte zögerlich und langsam waren, schaffte ich es doch, in einem stetige Tempo durch die Büsche zu kommen, und meinem Ziel immer näher.

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Ob er noch lebt? Man weiß es nicht...

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