Eriador
PoV Aragorn
,,Woher kommst du eigentlich?", fragte ich den Elben auf dem Pferd neben mir, welcher von meinen zahlreichen Fragen schon reichlich genervt wirkte. Doch ich wollte es ausnutzen, dass ich diesmal nicht alleine unterwegs war, und mich dadurch nicht nur mit toten Tieren, oder wenn ich Glück hatte, ein paar Orks zu unterhalten. Nie hätte ich gedacht, dass ich die Gesellschaft eines Reisegefährten so genießen würde, auch wenn dieser nicht unbedingt gesprächig wäre.
,,Ich bin im Düsterwald geboren, dort zum Krieger ausgebildet und habe mich langsam von einem Rang zum nächsten hochgearbeitet.", antwortete er mir knapp, und schloss damit meine nächste Frage schon mit ein. Er blickte jedoch noch immer starr nach vorne, und beachtete mich nicht weiter. Langsam wurde das Gelände hier sumpfiger und feuchter, was mich darauf schließen ließ, dass wir uns immer weiter in die Tiefen Eriador's vorkämpften, was mir einen schweren Klumpen in der Magengegend verursachte. Zwar wusste ich nicht mit Sicherheit, was uns in den winterlich kalten Graslandschaften erwartete, doch sonderlich angenehm würde es wohl nicht werden.
Besonders für die Tiere würde es schwer werden, welche uns jedoch schon eine vergleichbar angenehme Reise über die Ausläufer der Nebelberge ermöglicht hatten. Wir hatten die beiden schönen Tiere in Lorien erhalten, und ich war mir aufgrund ihrer Ausdauer und ihrer Stärke sicher, dass sie eng verwandt mit den Mearas waren. Umso dankbarer war ich um das großzügige Geschenk der Lady. Obwohl wir schon länger wieder unterwegs waren, dachte ich doch noch immer oft an die strahlende Heimat so vieler Elben, welche mich wohl für immer faszinieren würde. Das schier unendliche Licht, die faszinierenden Bauten und aufwendigen Schnitzereien.
Ich tauchte erst wieder aus meinen Tagträumen auf, als ich das laute Schmatzten des noch nicht vollständig gefrorenen Schlammes unter den Hufen meines Pferdes wahrnahm, was mich dazu veranlasste, den Boden kritisch zu begutachten. ,,Weißt du, wo genau wir uns befinden?'', fragte mich nun der Elb, und ich blickte überrascht zu meiner rechten. Nur mit Mühe konnte ich mir einen Kommentar über seine plötzliche Redebereitschaft verkneifen, worüber ich im Nachhinein ziemlich dankbar war. Er war immerhin auch bewaffnet.
,,In etwa schon. Ich war viel unterwegs, jedoch meist im Sommer, besonders in diese Gegend. Und so verfroren sieht doch alles ganz anders aus. Wenn ich mich jedoch nicht verschätzen sollte, dann könnten wir Bree in schon wenigen Wochen erreichen. Wenn wir nicht gezwungen sind durch die Kälte eine Pause einzulegen.'', gab ich zurück, und lächelte den braunhaarigen freundlich an, was er zu meiner Überraschung sogar leicht erwiderte. Doch seine Frage hatte mich auch zum nachdenken gebracht, den auch wenn ich den Gedanken bis jetzt verdrängt hatte, es wurde immer wahrscheinlicher, dass wir uns einen Unterschlupf für den Winter suchen mussten.
Wie zur Bestätigung pfiff mir plötzlich eine besonders kalte Windböe durch mein Gesicht, weshalb ich den Elbenmantel fröstelnd noch ein wenig enger um meine Schultern zog. In Momenten wie diesen beneidete ich die Elben mit ihrer Eigenschaft fast nie zu frieren, und wochenlang ohne etwas zu essen auszukommen, sollte es denn nötig sein. So gut es ging konzentrierte ich mich nun jedoch auf den Untergrund vor uns, da ich mich nicht vollständig darauf verlassen wollte, dass das Pferd seinen Weg alleine fand. Diese Entscheidung erwies sich als mehr als vorausschauend, da ich immer öfter an den Zügeln ziehen musste, um schlammigem Boden oder kleineren Hindernissen auszuweichen.
Je weiter wir kamen, desto dichter wurde der Schneefall, sodass meine Sicht durch die dicken, weißen Flocken immer schlechter wurde. Meine Nase und Wangen fühlten sich an als wären sie aus purem Eis, während ich meine Zehen garnicht mehr spürte, was vielleicht jedoch kein sonderlich gutes Zeichen war. Ich bemerkte, wie die gleichmäßigen, sanften Bewegungen des Pferdes unter mir immer abgehakter und steifer wurden, was sich mit jedem Schritt verstärkte. Ich linste zu meinen Begleiter hinüber, wobei ich zwar nicht sonderlich viel erkennen konnte, jedoch, dass es ihm mit seinem Pferd ähnlich zu gehen schien.
Fieberhaft dachte ich nach, wo wir wohl schnellstmöglich einen windgeschützten, warmen Ort erreichen würden. Doch fiel mir auf dieser Strecke keiner ein, welcher nicht viele Meilen entfernt wäre. Zwar siedelten in der Ebene zwischen Auenland und Nebelbergen einige Menschen, und weiter westlich in Lindon sogar Elben, jedoch hätten wir bis zu der nächsten Siedlung noch einen langen Weg vor uns. Das letzte, was uns jetzt noch helfen könnte, wäre wohl ein Wunder. Und ich glaubte nicht an solche.
,,Aragorn! Wir können nicht mehr lange weiter, die Pferde werden erfrieren! Und wir gleich mit!", brüllte mir der Elb durch den tosenden Wind zu, wobei seine Worte fast von den umher wirbelnden Schneeflocken verschluckt wurden. Ich drehte meinen Kopf suchend zu beiden Seiten, obwohl ich nicht erwarten konnte etwas in dem chaotischen Weiß erkennen zu können. Es war mehr ein Gefühl, ein Wissen, welches mich zu dieser Geste brachte. Und als ich zu meiner Linken in die Wand aus Schnee blickte, wusste ich wieso.
Dort stand ein Elb. Inmitten des Getöses, unbekümmert, als würde der Schnee ihm nicht das geringste anhaben. Seine schwarzen, langen Haare wirbelten um seine schmalen Schultern, welche von einem langen Mantel umhüllt waren. Mein Vater. ,,Ada!", schrie ich schmerzerfüllt in die unendliche Weite hinaus, ohne eine Reaktion zu erhalten. Unachtsam trieb ich mein entkräftetes Pferd ein letztes Mal an, und raste so schnell es ging durch den mittlerweile tiefen Schnee auf ihn zu. Die Rufe und Warnungen hinter mir ignorierte ich vollkommen. Alles was jetzt für mein Herz zählte, war, dass mein Vater dort stand. Warum und wie wusste ich nicht, nur das es so wahr. Wie alles im Leben.
Die Tränen welche meine Augen immer schneller verließen gefroren fast augenblicklich und wurden hinter mich geschleudert, wobei sie in dem erbarmungslosen Sturm verschwanden. Ich war schon so nah an meinem Vater, dass ich glaubte bloß noch meine Hand ausstrecken zu müssen um bei ihm zu sein, als es geschah. Ein dumpfes Glühen breitete sich rasend schnell von seiner Brust aus, umhüllte seinen Körper und ließ ihn zu tausenden Schneeflocken werden. Ich stieß einen lauten, verzweifelten und wütenden Schrei aus, wobei ich immer wieder nach ihm rief. Mein Herz fühlte sich kälter an als die Welt um mich herum, wobei ich immer wieder verzweifelt die Landschaft um mich herum mit meinen Augen absuchte.
Doch er war nicht fort. Er stand wieder vor mir. Genauso weit weg wie zuvor, und streckte seine Hand mit einem sanften Lächeln nach mir aus. Er wollte, dass ich zu ihm kam. Wieder rammte ihm meinem entkräfteten Pferd meine Hacken in seine Flanken, weshalb er mich so schnell er konnte zu ihm brachte. Es geschah das gleiche wie zuvor, ich streckte meine Hand aus, das Glühen breitete sich aus und tausende Flocken waren an seiner Stelle. Gefrustet suchte ich weiter nach ihm, und entdeckte ihn wieder weit vor mir. Erst jetzt begriff ich, was er von mir zu wollen schien. Ich sollte ihm folgen.
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Für alle, die sich gewünscht haben, dass ich ihn wieder mit einfließen lasse :)
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