Entdeckungen

PoV Legolas
Mit einem leisen, wohligen brummen drehte ich mich langsam auf den Rücken, wobei meine Augen noch immer geschlossen waren. Doch störte mich noch immer eine unangenehme Helligkeit, weshalb ich meine Lieder nach kurzer Zeeit langsam öffnete. Sofort stach eine grelles Licht in meinen Augen, weshalb ich sie augenblicklich wieder schloss, und mein Gesicht aus protest wieder in der weichen Decke vergrub. Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Decke? Ich brauchte einen kurzen Moment, um zu erkennen und verstehen, wo ich mich befand.

Ich befand mich in dem Zimmer meines Vaters, ich war zuhause im Palast. Und im nächsten Moment brachen all die Erinnerungen wieder auf mich herein. Glamordûr, die Höhle, der Angriff, der Pfeil. Und der sterbende Körper meines Vaters. Verstohlen linste ich zur anderen Seite des breiten, weiß und grün bezogenen Bettes, und erblickte nichts als ein weißes Laken. Er schien schon unterwegs zu sein, wahrscheinlich bei einer der Besprechungen, von denen er mir gestern Abend erzählt hatte.

Ich schwang meine Füße aus dem Bett, und bereute meine Entscheidung sofort, als der kalte Boden meine Fußsohlen berührte. Ich stand dennoch auf, und lief langsam einmal quer durch den Raum, zu der großen, gläsernen Flügeltür, von welcher man sowohl den Garten, als auch einen großen Teil des Waldes sehen konnte. Ich trat so nah an die Scheibe heran, dass sich durch meinen Atmen eine dünne, Nebelartige Schicht auf dem Glas bildete. Doch dies bemerkte ich nicht einmal, da ich glaubte, meine Augen würden mir einen Streich spielen, als ich nach draußen blickte.

Von den Baumkronen stiegen vereinzelt noch dünne Rauchsäulen auf, riesige, vorher nicht dort gewesene Löcher hatten sich in der Blätterdecke gebildet, als ob die Bäume dort gefällt worden wären. Der gesamte Wald wirkte tot, zerstört und entkräftet, als ob er jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben hätte. In meinen Augen stiegen tränen auf, als ich ihn so fort liegen sah. Ich hatte diesen Wald immer geliebt, er war mein Zuhause, genau wie für jeden anderen Waldelben. Zitternd stand ich dort vor dr großen Glasfront, wobei die Tränen wie Sturzbäche aus meinen Augen quollen, und ich das Gefühl hatte, in ihnen zu ertrinken.

Doch ließ ich kein einziges Geräusch aus meinem Mund entweichen. Mehrere Minuten stand ich so da, und betrauerte stumm den gefallenen Wald, bevor ich mich umdrehte, und mich dem Bad zuwandte. Ich trat durch die schmale Tür, und schloss sie hinter mir, obwohl ich ja allein war. Ich trat an das breite, steinerne Waschbecken heran, und besah mich selbst in dem goldumrandeten Spiegel. Seit gestern hatte sich nicht wirklich viel verändert, das einzige was mir auffiel, war, dass die dunklen Ringe unter meinen nun geröteten Augen etwas heller geworden waren. Das Licht und der lange Schlaf hatten mir wohl mehr als gut getan.

Doch erkannte ich mich noch immer kaum selbst. Ich atmete einmal tief durch, und versuchte so wieder Herr über meine Gefühle zu werden, was tatsächlich ein bisschen zu funktionieren schien. Mit zittrigen Fingern schöpfte ich mir eine Handvoll kaltes Wasser in mein blasses Gesicht, wobei ich kurz fröstelte. Da ich noch immer meine Kleidung von gestern Abend trug, zog ich sie aus, und nahm mir das erstbeste, was ich im Schrank fand. In eine enge, hellbraune Hose, eine Waldgrüne, goldbestickte Bluse und schwarze Lederstiefel gekleidet, trat ich aus dem Raum heraus, und ließ mich langsam vor einer breiten Kommode auf den Boden sinken.

Ich wusste zwar nicht warum, doch aus irgendeinem Grund schien dieses Möbelstück meine Aufmerksamkeit besonders auf sich zu ziehen. Mit einem kräftigen Ruck zog ich die Unterste Schublade auf, da ihre Griffe am wenigsten genutzt schienen. In dem Moment, wo das Licht durch die Fenster in die Schublade drang, wurde es gefangen, und in allen Farben des Regenbogens zurück an die Decke und Wände geworfen, wodurch das ganze Zimmer schien, als wäre es von tausenden Kristallen eingehüllt. Ehrfürchtig besah ich mir den Inhalt der Schublade, welche mir wortwörtlich den Atem raubte.

Sie beherbergte Schmuckstück über Schmuckstück, von Halsketten über Armreifen und Ringe, bis hin Ohrringen. Allesamt wertvoll und aufwendig gefertigt. Vorsichtig nahm ich eine der Ketten heraus, und strich mit meinen Fingerkuppen über die unzähligen, kleinen Saphire in meinen Händen. Sie waren so geschickt an feinen Goldketten aufgefädelt, und dann an eine breitere Halskette geschmiedet, dass es aussah, als würde klarer Regen den Hals des Trägers herabfallen. Darauf achtend, dass ich sie nicht verknotete, legte ich sie an ihren Platz zurück, und sah mich weiter um. Als Nächstes fiel mir ein Ring auf, welcher mit seiner vergleichbar wenig aufwendigen Arbeit unter all den teuren Stücken hervorstach.

Es waren ganz einfach zwei dünne Golddrähte, welche ineinander verschlungen waren, und so einen kleinen, weißen Edelstein beherbergten. Sachte strich ich mit meinen Fingern über die glatte Oberfläche, wobei der Ring unter meiner Berührung leicht zu leuchten schien. Als ich diese kleine, und dennoch vorhandene Wirkung bemerkte, begriff ich. Lord Elrond hatte mir vor langer Zeit, als ich noch ein Elbling war, von diesem Ring, seiner Herkunft und Eigenschaft erzählt. Dies war nicht irgendein Ring, es war der Ehering meiner Mutter.

PoV Aragorn
Mit erhobenen Händen und stark beschleunigten Atem kniete ich vor dem toten Elben. ,,Wer seid ihr, was wollt ihr von mir?", fragte ich laut, obwohl ich mir ja schon denken konnte, was sie von mir wollen würden. Mein Leben. ,,Wer seid ihr?", wiederholte ich meine Frage, als ich keine Antwort erhielt. Kurzentschlossen begann ich mich einfach langsam umzudrehen, denn wenn sie mich töten wollten, würden sie es sowieso tun, egal wie ich mich verhielt. Mein Blick war noch immer auf den Boden gerichtet, da ich es mich nicht gewagt hatte, meinen Kopf zu heben.

Ich nahm all meinen Mit zusammen, und hob meinen Blick. Ich konnte spüren, wie sich meine Augen weiteten, und mein Atmen und Puls sich vollkommen entspannten. Vor mir stand ein hochgewachsener, braunhaariger Elb, mit fast gleichfarbigen Augen, welcher mir seinen gespannten Bogen dicht vor die Nase hielt. ,,Wer seid ihr?", erwiderte dieser nun meine Frage, wobei er mich forschend und kalt anblickte. ,,Ich bin Estel, Sohn von Arathorn, aufgezogen von Lord Elrond aus Imladris. Und ihr?", beantwortete ich seine Frage, denn es schien mir der einfachste Weg, um durch den Elben an Informationen zu kommen.

,,Ich bin Aldon Mahtanion. Anführer der Wachen des Düsterwaldes.", gab er zurück, und senkte seinen Bogen, wodurch ich mich deutlich entspannte. ,,Was ist mit ihm passiert?", fragte ich ihn erneut, und deutete mit einem Kopfnicken auf dem verstümmelten Leichnam des Elben. ,,Ich habe ihn getötet. Es ist besser so, er hätte sonst leiden müssen, denn gestorben wäre er so oder so. Wie ihr sicher auch sehen könnt. Und der Dolch lag neben ihm, deshalb habe ich ihn benutzt.", erwiderte er, und ich nickte nur verstehend. Ich wusste zwar, dass er recht hatte, doch war ich teils auch verwundert, wie kaltblütig der vor mir stehende Elb anscheinend sein konnte.

,,Wo wollt ihr hin?", wandte sich dieser wieder an mich, und stellte mich damit vor eine Frage, welche ich nicht zu beantworten wusste. ,,Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Es fühlt sich alles falsch an, versteht ihr, was ich meine? Wo wollt ihr denn nun hin? Vermutlich zu eurem Volk, oder?", gab ich zurück, und beantwortete meine eigene Frage, mit einem leisen, verzweifelten Lachen. ,,Dann geht es euch wie mir. Ich will nicht zu meinem Volk zurück, für mich würde es sich wie eine zu große Schande anfühlen.", gab er zurück, wobei sich auf seinen Lippen ebenfalls ein trauriges Lächeln bildete.

,,Ich denke ich versuche in die Wildnis am Rande der Nebelberge zu gelangen. Wollt ihr mich begleiten?", fasste ich einen spontanen Entschluss, wobei ich gegen mein Prinzip allein zu wandern verstieß. Ein breites, glücklicheres Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, während er den noch eingelegten Pfeil zurück in seinen Köcher steckte.
,,Sehr gerne."

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Ich bin ab heute ne Woche in Holland, weshalb ich nicht weiß, ob und wie oft ich schrieben kann 😊

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