Edoras
PoV Aragorn
„Edoras, und die goldene Halle Meduseld. Dort lebt Théoden, König von Rohan, dessen Geist zerrüttet ist. Sarumans Einfluss auf König Théoden ist nun sehr stark.", erklärte uns der weiße Zauberer neben uns. Trotz dessen, dass wir nun schon einige Tage wieder vereint waren, wurde mir warm ums Herz wenn ich wieder begriff, dass wir den Zauberer nicht an Schatten und Flamme verloren hatten, auch wenn es ein ehrenvolles Ende gewesen wäre. „Passt auf, was ihr sagt. Geht nicht davon aus, dass ihr hier willkommen seid", warnte er uns weiter vor den Gefahren Rohan's.
Die goldene Halle stach leuchtend vor dem gräulichen Himmel hervor, auf welche wir im Jagdgalopp zuritten. Die Pferde unter uns schienen zu spüren, dass unser Ziel fast erreicht war, da sie ihre letzten Kräfte sammelten. Mit einigen letzten, kräftigen Sprüngen brachten uns die Tiere in das Herzstück Rohan's, einem der letzten Herrschafftsgebiete der Menschen. Keine Wache hielt uns auf, als wir das hölzerne Tor passierten, dass Edoras vor Eindringlingen schützen sollte.
Die Straßen der auf einem breiten Hügel erbauten Stadt waren dicht bevölkert mit verbittert aussehenden Menschen, welche ihre Tätigkeiten unterbrachen und leise anfingen miteinander zu tuscheln, als wir an ihnen vorbeiritten. Besonders der Elb erregte ihre Aufmerksamkeit. „Auf jedem Friedhof ist die Stimmung fröhlicher.", murrte der Zwerg hinter dem Waldelben, und trug so nicht sonderlich zu unserer Vertrauenswürdigkeit bei.
Als wir am Fuß der steinernen Treppe angelangt waren, welche zu der Halle Meduseld führte, nahm man uns die Pferde ab und erlaubte uns zumindest bis an den oberen Treppenabsatz zu steigen. Dort angekommen wurden wir von einer Gruppe schwer bewaffneter Krieger empfangen, angefangen von einem breit gebauten, bärtigen Mann mit langen, dunkelblonden Haaren, wie sie typisch für diese Region waren.
„So bewaffnet darf ich Euch nicht zu König Théoden vorlassen, Gandalf Graurock. Auf Geheiß von Gríma Schlangenzunge.", erklärte uns dieser, was ein kurzes Nicken von Gandalf zu Folge hatte. In seinem Blick konnte ich jedoch erkennen, dass er den genannten Mann entweder nicht kannte, oder nicht ausstehen konnte. Und ein Istar ließ sich ungern von einem Fremden Befehle geben. Widerwillig übergaben wir unser Waffen jedoch, auch wenn mir der Gedanken, beinahe unbewaffnet in einen Raum voller Krieger zu treten, nicht behagte.
Nur unter großem, murrenden Protest ließ der Zwerg seine Äxte vor dem Tor zurück, ebenfalls wie der Elb seine Dolche. „Euren Stab. Verzeiht.", hielt uns der Mann auf, als wir uns gerade an den Wachen vorbei in den Saal schlängeln wollten. „Ihr wollt einem alten Mann doch nicht etwa seine Stütze nehmen?", erwiderte der Zauberer bittend, sich demonstrativ unauffällig etwas mehr auf den Stab stützend. Der Rohirrim atmete hörbar aus, nickte jedoch verstehend und ließ ihn gewähren.
Um seine ,Hilflosigkeit' zu untermalen, hakte er sich bei Aldon ein, um sich ebenfalls auf ihn zu stützen. Ich lief hinter den beiden, und konnte ein leichtes Schmunzeln nicht zurückhalten, als der Zauberer voranhumpelte. Die Tore öffneten sich, und wir betraten die Halle. Kunstvoll geschnitzte Säulen trugen das vergoldete Kuppeldach, alls im Stil sich wild bewegender Pferd gehalten. Klares Licht schien durch die Hohen Fenster an den Seiten, welches jedoch von der Stimmung im Saal gedämpft schien.
Misstrauische Blicke begleiteten uns von Anfang an, abwägend, unnachgiebig. Schnurstracks lief Mithrandir auf den Thron zu, welcher, ebenfalls aus Holz gearbeitet, erhöht gegenüber der Eingangstür stand. Auf dem grünen Samt saß ein Mann, vom Alter gekrümmt, mit schütterem Haar und krausen Locken, welche grau in sein zerfurchtes Gesicht mit verschleierten Augen fielen.
Ich konnte nicht glauben, dass der Greis, der Mann war, welcher mir als Junge begegnete. Der König des Reitervolks war nicht mehr als ein Schatten seiner Selbst, ein Geist, im Dunkeln gehalten von der Wut Isengard's. Zuckend fand meine hand den Griff eines versteckten, nicht angelegten Dolches unter meinem mantel, als sich plötzlich ein Schatten hinter dem Thron bewegte. Ein dürrer Mann trat daraus hervor, lange, schwarze fettige Haare klebten an seinem Kopf, passend zu der ebenfalls schwarzen Kleidung an seinem hageren Körper.
Er war groß gewachsen und so dünn, dass er Ähnlichkeit mit einem Grashalm annahm, doch wie ich an seinen funkelnden, vor Gier wässrigen Augen erkannte bei weitem nicht so freudebringend. Sein dürrer beugte sich dicht an den König heran, als er ihm etwas zuflüsterte, was ich nicht verstehen konnte. „Die Höflichkeit in Eurer Halle hat letzthin etwas nachgelassen, Théoden, König!", wetterte Gandalf durch den Thronsaal, seine triefe Stimme wie Donner klingend.
Wieder flüsterte der Mann neben dem König diesem etwas zu, woraufhin der König selbst sein Wort an uns richtete. Seine Augen gesenkt, schienen sie blind auf dem Boden zu Ruhen als er mit zugleich zerbrochener und starker Stimme sprach: „Warum sollte ich Euch willkommen heißen, Gandalf Sturmkrähe?" Sofort ergriff der Mann neben ihm das Wort, wodurch man seine zischende, verdreht klingende Stimme vernahm, so als würde er Lügen erzählen selbst wenn er die Wahrheit sprach.
„Spät ist die Stunde, in der dieser Zauberkünstler auf den Plan tritt. Lathspell sollte man ihn nennen. Schlechte Nachricht ist ein schlechter Gast.", zischte er, sein wacher Blick stumm auf dem Zauberer ruhend. „Schweigt! Behaltet Eure gespaltene Zunge hinter Euren Zähnen. Ich bin nicht durch Feuer und Tod gegangen und wechsle jetzt verlogene Worte mit einem einfältigen Wurm!", donnerte Gandalf zurück, weshalb ich aus reflex einen schritt von ihm zurückwich. Eine derart heftige Reaktion hatte ich nicht erwartet, nicht von ihm.
Ich war fast zu sehr von Handalf überrascht, um den plötzlichen Aufschrei des hageren Mannes zu vernehmen: ,,Sein Stab! Ich habe euch befohlen dem Zauberer seinen Stab abzunehmen!" Sofort brach ein schier heilloses Chaos in der goldenen Halle aus. Die Wachen versuchten uns gefangen zu nehmen, Frauen und Kinder suchen in die sicheren Schatten der Säulen zurück als das metallische Klirren von Schwertern erklang, während der Istari mit einer scharfen Ruhe auf den König zuschritt.
Ich verstand nicht genau, was er sagte, da ich versuchte nicht in Shpcke geschlagen zu werden. Noch immer steckte ein Dolch in meinem Stiefel, doch wollte ich diesen nur in größter Not gebrauchen. Ich wollte von den Rohirrim nicht noch mehr gehasst werden als ohnehin schon. ,,Hört mich an! Ich befreie Euch von dem Zauber!", schallte die Stimme Gandalf's durch den Thronsaal, als der Kampfrslärm versiegte und ich noch immer aufrecht neben dem Elb und dem Zwerg stand.
Der König wirkte nicht auf mich, als wenn er auch nur ein einziges Wort verstehen würde. Es stimmte mich traurig. Als Kind war das Gegenteil des Überrestes an Stolz und Stärke gewesen, welches unserem Reisegefährten nun verhöhnte: „Du besitzt keine Macht hier, Gandalf der Graue!"
Ich konnte nicht mit Gewissheit sagen, was genau in den nächsten Augenblicken geschah. Doch ich schien nicht der einzige im Raum zu sein.
Eine junge Frau mit langen blonden Haaren und spitzen Wangenknochen versuchte mit einem Aufschrei an mit vorbeizukommen, und zu dem König zu stürzen, wovon ich sie gerade so noch abhalten konnte. Der folgende Wandel des alten Königs hatte etwas unnatürliches, erzwungenes an sich. Seine Haare wurde wieder dichter und blonder, seine Falten verschwanden zum großen Teil und eine Klarheit begann seine Augen zu erfüllen, als wenn er zum ersten Mal seit langem aus ihnen blicken würde, und doch nie etwas anderes getan hätte.
Ich konnte die Frau nicht mehr halten, als sie zu ihrem König lief und sich zu ihm hinunterbeugte. „Ich kenn Euer Gesicht!", flüsterte der Mann, beinahe ehrfürchtig, „Éowyn, Éowyn! Gandalf?"
Ein Lächeln überzog das Gesicht des Zauberers, gefolgt von einem kurzen, für mich uninteressanten Wortwechsel. Meine Aufmerksamkeit wurde von einem großen dürren Schatten erregt, welcher in diesem Moment durch das Eingangstor schlüpfte.
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