Die Wälder Lòrien's
PoV Aragorn
Mit einem leeren Gefühl im Bauch konnte ich bloß hilflos neben dem Rest der Gemeinschaft stehen und dabei zusehen, wie sie zerbrachen. Die Hobbits lagen zitternd auf dem glatten Stein, wobei hunderte dicke Tränen aus ihren Augen quollen, während sie versuchten sich gegenseitig zu trösten,was ihnen jedoch nicht gelang. Der braunhaarige Gondorianer stand hilflos daneben, und versuchte unbeholfen die Halblinge zu beruhigen. Gimli wirkte ebenfalls geschockt, was er jedoch aufgrund seines Stolzes zu verbergen versuchte. Aldon stand etwas abseits der Gruppe, und wirkte verloren, verständnislos.
Vorsichtig näherte ich mich dem Elben, und legte ihm sanft meine Hand auf die Schulter, was jedoch keine Reaktion hervorrief. ,,Geht es dir gut?", fragte ich den Elben, was ihn zu einem unsicheren Lächeln verleitete. ,,Ich denke schon", gab er zurück, ,,Jedoch verstehe ich nicht, was dort eben passiert ist. Wo ist Gandalf? Wann kommt er wieder? Er ist doch einer der Istari, ein Maia. Er ist unsterblich." Ich spürte, wie sich ein dicker Kloß ihn meinem hals bildete, als ich verstand. ,,Es ist das gleiche wie bei euch Elben. Ihr seid unsterblich, jedoch kann man euch gewaltsam töten.", erklärte ich ihm so behutsam wie möglich, was in diesem Fall nicht besonders einfach war.
,,Also wie bei den anderen Wachen des Düsterwaldes, welche es nicht nach Imladris geschafft haben?", fragte er nach einer kurzen Pause weiter, was mir mit dem Gedanken an meinen Vater Tränen in die Augen trieb: ,,Ja, genauso" ,,Und wo sind sie nun alle? Meine Freunde müssen dann doch an dem gleichen Ort sein wie Mithrandir. Wo sind sie und wann kommen sie wieder? Ich habe das alles nie wirklich verstanden...", gab er zu, und sah mich aus geweiteten Augen verwirrt und hoffnungsvoll an.
Ich stockte einen Moment, in dem ich versuchte die richtigen Worte zu finden, was in einem kurzen, nicht sehr hoffnungsbringenden Satz endete : „Ich weiß es nicht" Es tat mir weh, dass ich dem Elben seine Fragen nicht beantworten konnte, da der Tod für ihn ein noch immer eher unbekanntes Konzept zu sein schien, was mich mit Blick auf seine Unsterblichkeit auch nicht wunderte. Der Elb schien sich mit meiner Antwort jedoch zufrieden zu geben, und schenkte mir noch ein kurzes Grinsen, bevor er sich abwandte und zu den anderen Gefährten zurückging.
,,Wir müssen weiter!", rief ich den anderen Gefährten zu, und schnallte mir mein Gepäck wieder ordentlich auf den Rücken. ,,So lass ihnen doch einen Augenblick Zeit!", fauchte mich der andere Mensch sofort an, während ein wütendes Funkeln in seinen Augen aufflammte. ,,Wenn die Nacht hereinbricht wimmelt es hier nur so von Orks! Wir müssen die Wälder Lothloriens erreichen!", erwiderte ich genervt, da ich besonders im Moment keinen Bedarf danach verspürte, nun mit dem starrsinnigen Menschen zu diskutieren, ,,Komm Boromir. Aldon, Gimli, helft ihnen auf. Steh auf Sam! Frodo? Frodo!"
Der Ringträger stand am Rand der glatten Felsen, während sein Blick in die Ferne gerichtet war. Er wirkte vollkommen am Boden, was wohl an der schon langjährigen Freundschaft lag, welche ihn und Gandalf verband. Ich wusste nicht genau, wann und wie sie sich kennengelernt hatten, jedoch hatte man vom Anfang der Reise an das Band bemerkt, welches ihn und den Zauberer verbunden hatte. ,,Komm, wir müssen weiter.", ermunterte ich den Hobbit so freundlich wie möglich und legte ihm meine Hand auf seine Schulter.
So sehr mich der Tod des Zauberers auch schmerzte, so mussten wir dennoch weiter. Später und langsamer als es mir lieb war, führte ich die Gemeinschaft von dem Plateau herunter, und über Wiesen, durch Seen und kleine Waldgebiete, immer Richtung der hoch stehenden Bäume der Heimat der Waldelben und der Herrin des Lichts. Die Sonne stand schon weit in ihrem Zenit, als ich entschied, dass sie zunächst genug Abstand zwischen uns und die Berge gelegt hatten. Trotzdem verspürte ich eine stetige Unruhe, welche mich innerlich rastlos machte und meine Angst nährte.
Ich wollte auf keinen Fall nachts von Feinden überrascht werden, was mit jedem Schritt mit dem wir uns von den Bergen entfernten unwahrscheinlicher wurde. Erschöpft ließen sich die Hobbits in das hohe, saftig grüne Gras fallen, und untersuchten den kläglichen Rest unserer Vorräte. Ich selbst blieb jedoch stehen, da ich nicht die Zeit und Ruhe verspürte, um eine ausgiebige Pause einzulegen. ,,Aragorn! Setzt euch zu uns'', forderte mich der braunhaarige auf, ,,Auch ihr müsst euch ausruhen"
So ungern ich es auch zugab, hatte er leider recht. Doch wollte ich mich nicht ausruhen, aus Angst, dass mich meine Empfindungen überrollen könnten. Ich wollte weder Trauer noch Reue oder Angst empfinden, nicht noch um Gandalf. Meine Gedanken waren in jeder Sekunde Richtung Norden gerichtet, mit der tiefen Sorge um den Elbenprinzen getränkt. Entgegen meines Willens ließ ich mich neben die anderen fallen, was sich falsch anfühlte.
Wie konnten wir hier sitzen, essen und uns ausruhen, während zur gleichen Sekunde so viele in den Tod gingen, litten oder kämpften? Es kam mir unvorstellbar vor, dass in der Welt eine solche Ungerechtigkeit herrschte. Mehr und mehr wurde mir bewusst, dass ich etwas dagegen tun könnte, wenn ich mich zum König krönen lassen würde. Prompt konnte ich die Stimmen der Zwillinge in meinem Kopf hören, die mich dafür auslachten, dass ich aus einem harmlosen Picknick eine mittlere Lebenskrise erschaffen konnte.
Ich stöhnte nur einmal kurz auf, und wischte wie aus Reflex einmal durch die Luft, um sie abzuwinken. Den Rest der sich immer länger zu dehnen scheinenden Rast verbrachte ich schweigend neben den andren, während ich die Landschaft um uns herum wachsam beobachtete. Es fühlte sich an wie Stunden, als der Rest der Gemeinschaft wieder bei Kräften zu sein schien. Schneller als ihnen lieb war, ihrem unterdrückten Murren und Gezeter zu urteilen, drängte ich sie weiter zum Aufbruch, sodass wir in den golden werdenden Abendstunden den Waldrand Lothloriens erreichten.
Die schmalen, erst im oberen drittel begrünten Bäume wirkten hell und strahlend, als würde sich eine starke, schützende Magie in ihrer Rinde befinden. Als wir die Grenzen des riesigen Elbenreiches überschritten, schien sich die Luft augenblicklich zu verändern. Ein warmes Glühen schien in ihr zu schweben, wie eine starke Präsenz, welche uns zu beobachten schien.
Nach nur wenigen Metern bemerkte ich neben mir eine kurze, schnelle Bewegung in dem lichten Unterholz. Nur mit mühe konnte ich ein Grinsen zurückhalten, da ich gespannt war, wann uns die Patrouille stoppen würde. Hinter mir ertönte die dröhnende Stimme des Zwerges, welcher den Hobbits Angst zu machen begann: „Bleibt in der Nähe, junge Hobbits! Man sagt, dass eine große Zauberin in diesen Wäldern lebt. Eine Elbenhexe von entsetzlicher Macht. Alle, die sie erblicken, erliegen ihrem Zauberbann ..."
Ich verdrehte nur leicht meine Augen, da mich die kleinen Streitigkeiten zwischen den beiden Völker teils sehr belustigten. Noch immer wartete ich gespannt auf das Auftauchen der Elben, blieb äußerlich jedoch entspannt. „Immerhin ist hier ein Zwerg, und den kann sie nicht so leicht umgarnen.", prahlte der Zwerg, „Ich habe die Augen eines Habichts und die Ohren eines Fuchses! Ooh!"
Ruckartig blieb er stehen, als er wie aus dem nichts eine filigrane Pfeilspitze vor den Augen hatte. Ich selbst starrte ebenfalls auf die gespannten Bögen von zwei Wachen, welche wie Schatten unter den Bäumen hervorgekommen waren. ,,Der Zwerg atmet so laut, wir hätten ihn im dunkeln erschiessen können.", ertönte die herablassende Stimme Haldir's, welcher neben den Rest der Patrouille trat. Belustigt beobachtete ich, wie Gimli nur verärgert dreinblickte, was auch den blonden Elben zu belustigen schien.
Der Anführer nickte Aldon kurz zu, welcher die Geste erwiderte, und wandte sich dann an mich. „Mae govannen, Aragorn in in Dúnedain istannen le ammen*.", begrüßte mich der Elb mit dem Anflug eines Lächelns, welches ich respektvoll erwiderte. Augenblicklich ertönte neben mir bereits wieder das Geschimpfe des Rothaarigen: „Das zur vielgelobten Höflichkeit der Elben. Sprich Worte, die wir alle verstehen!", was jedoch bloß einen herablassenden Blick des blonden zur Folge hatte. „Wir haben nichts mehr mit Zwergen zu tun, seit der Zeit der Finsternis."
„Weißt du, was dieser Zwerg darauf entgegnet?", wütete dieser zurück , „Ishkhaqwi ai durugnul.**" Ich erstarrte, als ich realisierte, was der Zwerg dort gerade zu dem Elben gesagt hatte. Ich fuhr zu ihm herum, und starrte ihn wütend an, da der Dummkopf anscheinend noch nicht verstanden hatte, dass wir auf die Hilfe der Elben angewiesen waren. „Das war nicht sehr höflich!", wies ich ihn scharf zurecht, und funkelte ihn ärgerlich an, was ihn zumindest für einen Moment ruhig stellte.
,,Ihr bringt großes Übel mit euch. Ihr dürft nicht weitergehen.", mischte sich nun Haldir wider ein. Resigniert stellte ich fest, dass es nun wohl mehr Überredungskunst brauchen würde, um die Hilfe der Waldelben zu bekommen. ,,Haldir o Lorien. Henio, aniron, boe ammen dulu lin. Boe ammen veriad lin.***", versuchte ich den Elben zu überzeugen, wurde jedoch abermals von dem Zwerg unterbrochen, welchen ich mittlerweile am liebsten im nächsten Fluss ertränkt hätte.
„Aragorn! Diese Wälder sind gefährlich. Wir sollten umkehren!", versuchte er mir ins gewissen zu reden, was mich jedoch weniger beeindruckte, und noch mehr verärgerte. ,,Ihr habt das Reich der Herrin des Waldes betreten.", unterbrach uns Haldir, „Ihr könnt nicht umkehren. Kommt, sie erwartet euch."
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* Willkommen Aragorn von den Dúnedain, du bist uns bekannt.
** (Ich hab ein bisschen recherchiert und bin zu dieser Übersetzung gekommen👀) Ich spucke auf dein Grab.
*** Wir brauchen deinen Schutz. Die Straße ist sehr gefährlich woher wir kommen. Bitte verstehe, wir brauchen deine Hilfe.
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