Die Jagd beginnt

PoV Glamordûr
Blutdurchtränkte Locken umrahmten das junge Gesicht, dessen tote Augen groß, dunkel und traurig ins Nichts vor meinen Füßen starrten. Ich spürte nichtmal ein leichtes Ziehen, als ich meinen Dolch an der Bluse des toten Jungen säuberte, da dies das erste Stück Stoff war, welches mir untergekommen war. Sonst hatte ich immer zumindest leichte Schuldgefühle verspürt, wenn ich das Leben eines jungen Wesens genommen hatte, jedoch schien sich dieses störendere Gefühl endlich in Luft aufgelöst zu haben.

Vermutlich, weil die Genugtuung gegenüber dem sogenannten König alle anderen Emotionen verdrängte, welche versuchten sich in mein Herz zu schleichen. Als ich den klebrigen Lebenssaft des Königs an der Kleidung des Jungen abgewischt hatte, steckte ich die flache Klinge zurück in ihr Halfter an meinem Gürtel, und bewegte mich mit langsamen, langen Schritten zurück in Richtung des schwarzen Zeltes, in welchem der Prinz auf mich wartete. Ich trat aus dem hölzernen Stadttor und warf noch einen letzten, glücklichen Blick zu dem Kopf über mir.

Der Mensch hatte mich in gewisser Weise enttäuscht, da er viel zu leicht zu besiegen gewesen war. Ich selbst hatte nichtmal einen Kratzer davon getragen, während er seinen Kopf verlor. Doch der Sieg über den Herrscher dieser Menschen gewährleistete mir die Treue dieser, da sie immer denjenigen als König zu akzeptieren schienen, welcher ihren vorherigen besiegte. Ich verabscheute diese Art des herrschens, da niemand, welcher zu schwach war sein eigenes Leben zu schützen, auf einem Thron sitzen sollte.

Mich interessierten die Prinzipien des Volkes jedoch auch nicht weiter, da sie sich nun zwangsläufig meiner Armee anschließen mussten. Trotz der Verluste durch den Angriff auf beiden Seiten stieg die Zahl meiner Untertanen stetig an, und somit auch meine Chancen auf den Sieg. Ich wusste nicht wieso, doch stieg in mir plötzlich eine unglaubliche Wut auf, auf wen, war ich mir nicht sicher. Deshalb änderte ich die Richtung und schritt an der Stadtmauer entlang in Richtung unseres nächsten Zieles. Aus dem sofort aufkommenden geschäftigen treiben hinter mir schloss ich, dass sie mir folgten.

Heißes Blut schoss in meine Wangen und erhitzte meinen gesamten Kopf, bis ich das Gefühl hatte, gleich ersticken zu müssen. Die Ungeduld, welche ich so lange erfolgreich unterdrückt hatte, hämmerte nun erbarmungslos auf mich ein und versetzte mit mit jedem Schlag tiefer in meine Erinnerungen. Vor meinem inneren Auge tauchte immer wieder das Gesicht meines Vaters auf, welches mir mit einem höhnischen Grinsen Worte zuflüsterte. Wertlos, eine Last, schwach, jämmerlich. Daneben das traurige Gesicht des toten Jungen, der mich aus schwarzen Augen anstarrte.

Mein Empfinden hatte meine Sinne so benebelt, dass ich nicht bemerkt hatte, wie sich mein Schritt immer mehr beschleunigt hatte, bis ich in rasantem Tempo über den heißen Sand sprintete. Schwer atmend zwang ich mich selbst zum stehen, wobei das Adrenalin noch immer durch meine Adern pulsierte und meinen Herzschlag in die Höhe trieb. Die Sonne prallte auf meine Haut und begann sie langsam zu verbrennen, was ich nur an der stetigen Wärme auf meinen dunklen Haaren spürte.

Mein gesamter Körper zitterte im Rhythmus meines Herzens, bis ich das Gefühl hatte, er würde beinahe vibrieren. Ein wütender Aufschrei verließ meine Kehle, während eine Sengende Hitze meinen Brustkorb erfüllte und sich im Rest meines Körpers ausbreitete. Doch sie stammte nicht von der erbarmungslosen Sonne, sondern von dem unendlichen Hass, welchen ich in diesem Moment auf mich verspürte.

Wie konnte ich nur so weich geworden sein? Einen bedeutungslosen Menschen bemitleiden, welcher im laufe seines kurzen Lebens immer wieder krank geworden wäre, nur um dann am Ende von ihr verzehrt zu werden. Ein Sandkorn in der Wüste des Lebens. Doch ich war der Hurricane. Für einen kurzen Moment erlaubte ich meinen schmerzenden Augen sich zu schließen, zwang meinen Puls wieder herunter und atmete gezwungen langsam ein und aus.

Mit steinerner Miene machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Heer, welches mir jedoch entgegenkam, sodass ich nicht weit laufen musste. Ich schwang mich auf den Rücken meines Rappen und ritt der gewaltigen Masse an Orks und Menschen voran, Richtung Mordor.

PoV Aragorn
Meine Lunge protestierte mit jedem Schritt den ich tat heftiger, bis ich das Gefühl hatte, sie würde aus meinem Brustkorb springen. Seit Tagen verfolgten wir die nicht unauffällige Spur der Orks, um die zwei Hobbits vielleicht noch zu retten. Sam und Frodo hatten sich von uns getrennt, um den Ring allein nach Mordor zu bringen. Mir gefiel dieser Plan nicht, jedoch hatte ich angesichts des Zwiespalts keine andere Wahl. Wenn wir Merry und Pippin nicht retteten, würde es niemand tun.

Ich wollte nach meinen Brüdern, Vater und Gandalf nicht nochjemanden verlieren, dem ich nahestand. Insgeheim hoffte inständig, dass ich Legolas auf diese Art näher kommen könnte, wenn die Orkmeute, welche uns damals überwältig und ihn gefangen genommen hatte, zu Saruman gehören würde.
,,Wie lange willst du ihre kalte Spur noch verfolgen?", fragte mich der schwarzhaarige Elb leise, und legte seine Hand vorsichtig auf meine Schulter, als wir an einer ausgebrannten Feuerstelle rasteten.

Ein kurzer Blick von mir reichte, um den schwarzhaarigen zum Schweigen zu bringen. Ich klammerte mich verzweifelt an das letzte Fünkchen Hoffnung, den Elbenprinzen irgendwann lebend und hoffentlich unverletzt in meinen Armen zu halten. Doch keiner der Gefährten wusste von meinem Vorhaben, geschweige denn von einen Gefühlen. Für sie war Legolas der Elbenprinz, der verschwunden war. Für Aldon vielleicht sogar ein Verräter.

Ein schmerzhaftes Ziehen durchzog meine Brust, wenn ich daran dachte, dass der Elb all seiner Würde entledigt wurde, für etwas, dass es er nicht verschuldet hatte. Wenn er noch lebte. Ein Gedanken an meine bisherige Suche erschien zwangsläufig das Bild des abgetrennten Kopfes der Elbenfrau vor meinen Augen, den wir in der riesigen Höhle gefunden hatten. Ich musste heftig Schlucken, wenn ich auch nur im entferntesten daran dachte, was das Monster welches dafür verantwortlich war, den blonden, hübschen Elben in seiner Gewalt festhielt.

,,Wir werden früh aufbrechen. Schlaft, ich werde wachen.", verkündete der ehemalige Anführer der Wachen des Düsterwaldes und setzte sich aufrecht neben die ausgebrannten Kohlen. Ich vertraute ihm, doch wusste ich auch, dass ich keinen Schlaf finden würde, nicht mit all den umherirrenden Gedanken in meinem Kopf, welche mich fesselten und meine Sinne trübten. Vom Zwerg hingegen vernahm ich bloß noch ein zustimmendes Grummeln, ein leises Scheppern als er mit seiner Rüstung eher weniger elegant auf der Erde landete und kurz darauf nur noch laute, dumpfe Schnarchgeräusche.

Ich legte mich ebenfalls auf das leicht verdorrte, trockene Gras mit dem Gelbstich, bettete mein Kopf auf eine meine Decken und versuchte zumindest meinen Körper eine kurze Pause zuzugestehen. Kurz bevor ich es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich geschafft hatte fast einzuschlafen, schreckte ich wieder hoch; dort, inmitten der uns zugrundeliegenden Grasfläche stand aus Sandkörnern und Wind zum Leben erweckt mein Vater. Das gleiche herzliche Lächeln auf den Lippen wie damals in dem Sturm, seine Rechte Hand auf seinem Herz.

Ich wusste, ich würde in dieser Nacht nicht mehr schlafen, selbst als eine Windböhe das Trugbild des Lord über die Ebene verstreut hatte.

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Ich hab jetzt endlich Sommerferien deshalb kann es sein das mal wieder ein bisschen mehr kommt haha

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