Die Herrin des Lichts

PoV Aragorn
Langsam wurde ich den schmalen Hügel hinab, und zwischen den alten Bäumen hindurchgeführt. Obwohl ich aufgrund meiner Kindheit die geheimnisvolle und beherrschte Art der Elben kannte, überraschte es mich doch, wie stark die Elben Lothlórien's diese Eigenschaften zu verinnerlicht haben schienen. Ihre Bewegungen schienen verlangsamt, kontrolliert und vollkommen berechnend, was ihnen zusammen mit dem Licht, dass sie wie einen sanften Schleier zu umgeben schien, eine ungewöhnliche, fast unheimliche Erscheinung verlieh. Hunderte Augenpaare richteten sich auf mich, während ich von der Patrouille unter den glühenden Baumhäusern in Richtung des Hügels in der Mitte der Vertiefung geleitet wurde .

Die Stimme, welche ich zuvor in meinem Kopf gehört hatte, war nach dem einzigen, gesprochenen Satz wieder verschwunden, worum ich allerdings auch nicht wirklich trauerte. Ich hatte natürlich schon von den Fähigkeiten von Lady Galadriel gehört, doch sie am eigenen Leib zu erfahren, war eine vollkommen andere Erfahrung, von welcher ich nicht behaupten konnte, dass sie sich wiederholen musste wenn es nach mir ging. Endlich hatten wir es geschafft, den richtigen Baum zu erreichen, und standen nun am Fuß einer breiten, schier endlos scheinenden Treppe, welche in Richtung der Baumkrone führte.

,,Ich bitte euch, uns eure Waffen auszuhändigen. Wir gingen bereits ein Risiko ein, euch mit diesen über unsere Grenzen passieren zu lassen. Ich bin sicher, ihr versteht dies.'', bat mich nun der, den ich als Anführer vermutet, mit seiner tiefen Stimme. Ich nickte bloß, und überreichte ihm widerspruchslos sowohl mein Schwert, als auch meinen kurzen Bogen und einige Dolche. Ich wollte vor den Elben nicht feindselig erscheinen. Der blonde nahm alles entgegen, und übergab sie dann zwei anderen Elben, welche sie fortbrachten, was ich nur argwöhnisch betrachtete.

Mir war nicht wohl dabei, auf fremden Boden unbewaffnet zu sein, und sie noch nicht einmal in Reichweite zu sehen. Doch ich hätte nichts dagegen tun können, die Alternative wäre, das Reich zu verlassen, was ich nicht riskieren konnte. Mit einem zugleich aufgeregten und ängstlichen Gefühl im Bauch, begann ich angeführt von den Elben den Aufstieg.

Ich schätzte, dass wir uns ungefähr auf der Hälfte der Treppe befunden haben mussten, als ich keuchend stehenblieb. Verzweifelt versuchte ich wieder Luft zu bekommen, während die Elben mich mit belustigten und mitleidigen Blicken bedachten. ,,Menschen sind wahrlich seltsame Wesen.", hörte ich hinter mir die leise Stimme von einem der Spitzohren, jedoch hatte ich keine Energie mehr für einen bissigen Kommentar. Deshalb begnügte ich mich damit mich wieder aufzurichten, und erhobenen Hauptes die Stufen weiter hinaufzusteigen. Als wir endlich den Absatz der Treppe erreicht hatten, verschlug es mir den Atem. Jedoch diesmal nicht aufgrund der Treppe.

Wir standen am Rande einer Plattform, welche aus weißem, leuchtenden Stein gehauen war, in welchen unzählige Ranken, Blätter und Muster eingehauen waren. In ihrer Mitte befand sich eine Treppe mit wenigen Stufen, welche zu einer weiteren, kleineren Plattform emporführte. Überdacht war das Gebilde von großen, ebenfalls weiß-leuchtenden, blätterförmigen, dünnen Steinplatten, welche mit aufwendigen, goldenen und silbernen Ranken an den dicken Stamm des alten Baumes geschmiedet waren. Der Platz war nicht von Stein oder Tüchern umhüllt, lediglich filigrane Säulen ragten von der Plattform zu dem Dach auf.

Mit großen Augen betrachtete ich die aufwendige Arbeit, während sich die Patrouille hinter mir aufstellte, der blonde Elb neben mir. Ich wurde jedoch plötzlich aus meinem Staunen gerissen, als ein grelles, weißes Licht auf der oberen Plattform bildete. Es wurde so hell, dass ich meine Augen zusammenkneifen musste, um die Helligkeit auszuhalten, wobei ich schon dabei das Gefühl hatte, dass es nichts brachte. Gerade als ich meine Hand geben wollte, um meine Augen damit zu schützen, erlosch das Licht, und an seiner Stelle stand eine hochgewachsene, blonde Elbin, welche mich mit einem Lächeln ansah.

Ich vergaß für einen Moment zu atmen, von solch unglaublicher Schönheit war sie. Größer als andere ihres Geschlechts, lange, leicht gelockte Haare vielen ihren schlanken, starken Körper bis zur Hüfte hinab, welche das Licht Laurelin's gefangen zu halten schienen, während mich ihre strahlenden, blauen Augen freundlich musterten. Ich jedoch wagte es nicht sie anzublicken, und hielt meinen Kopf gesenkt. ,,Aragorn Arathornion. Ihr seid einen weiten Weg gekommen, nicht wahr?", vernahm ich ihre warme, liebliche Stimme, welche nicht auf die Stärke in ihrem Innern schließen ließ.

,,Das ist wahr, Herrin.'', antwortete ich ihr demütig, meinen Blick noch immer auf den Boden gerichtet. Ich hörte, wie sie leise wenige Schritte auf mich zutrat, wobei ihr langes, eng anliegendes weißes Kleid leise über den Boden schliff, bis sie vor mir stehenblieb und sich zwei schlanke, kühle Finger an mein Kinn legten. Ich hob meinen Kopf, und sah der schönen Elbenfrau augenblicklich in ihre strahlenden, blauen Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, einen undefinierbaren, hellen Schimmer in den Saphirfarbenen Seelenspiegeln erkennen zu können.

,,Lasst nicht zu, dass Trauer und Sehnsucht euer Herz lenken, Estel. Die Dunkelheit wird nicht ewig währen, wenn ihr es nicht zulasst.'', erklärte sie mir Lächelnd, wobei sich eine einzelne Träne aus ihren Augen löste, und ihre makellose Wange hinunterrollte. Obwohl sie es nicht gesagt hatte, wusste ich, dass sie meine Erinnerungen gesehen hatte. Sie wusste, was geschehen war. ,,Rúmil*, zeigt ihm den Ort, wo er sich ausruhen und waschen kann. Sorgt dann dafür, dass er etwas zu speisen bekommt.'', richtete sich ihre sanfte Stimme an den blonden Elben neben mir, welcher nickte, sich leicht verbeugte und sich mit einem Wink in meine Richtung umdrehte, und sich auf den Weg zu Treppe machte.

Ich hingegen sah der Elbin ein letztes Mal dankbar in ihre gütigen Augen, und wusste, dass sie erkennen konnte wie dankbar ich ihr war, auch ohne ein Wort zu sprechen. Nachdem ich eine kurze Verbeugung angedeutet hatte, folgte dem blonden Elben die vielen Treppenstufen wieder hinunter, wie zuvor von dem Rest der Patrouille begleitet. Noch immer faszinierte mich die Erscheinung der hier lebenden Elben zutiefst, besonders das sie umgebende Leuchten zog mich in seinen Bann.

Die kleine Gruppe führte mich recht weit von dem Palast weg, und hielt schließlich vor einer kleinen, im Gegensatz zu den Häusern der Elben, auf dem Boden stehenden Hütte, welche im elbischen Stil erbaut war. Auch sie schien zum größten Teil aus weißem Stein zu bestehen, wobei ich auch Holz erkennen konnte. ,,Hier findet ihr alles, was ihr benötigt. Jemand wird kommen und euch zum Speisen führen, Nutz die Zeit, um die Reise von eurer Haut zu waschen. Wir werden euch eure Waffen wieder überreichen, wie es uns unsere Herrin befahl. Hintergeht ihr Vertrauen nicht.'', erklärte mir Rúmil tonlos, was ich ohne weitere Reaktion hinnahm. Anscheinend war ich nicht der einzige, mit dem sie in Gedanken sprach.

Dankbar nahm ich mein geliebtes Schwert wieder entgegen, zusammen mit meinem Bogen und den Dolchen. Es fühlte sich, obwohl ich mich in Lórien befand, sicherer an, wenn ich sie bei mir hatte. Ich bedankte mich bei der Truppe, und trat dann durch den Türrahmen, in welchen wie es typisch war, keine Tür eingehängt wurde. Staunend sah ich mich einen Moment um, und war noch immer dankbar, dass ich nicht in einem der Bäume schlafen musste. An der einen Seite des Zimmer stand ein breites, weißes Bett, welches mit vielen, weich aussehenden Kissen geschmückt war, und neben welchem auf jeder Seite ein kleiner Tisch stand. Gegenüber von mir ging eine Tür von dem Zimmer ab, welche wohl zum Bad führen musste.

Ich legte meine Waffen auf eine Kommode neben der Tür, und trat dann durch die geschlossene, ebenfalls weiße Tür

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Rúmil ist neben Orophin der Bruder von Haldir (vielleicht kann man sich ihn dann besser vorstellen)
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Ich wollte nur kurz sagen, dass ich dieses Buch pausieren werde, wie lange weiß ich noch nicht 😊

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