Der Ring
PoV Aragorn
Sofort erstarrte ich mitten in der Bewegung. Nicht einen einzigen Gedanken hatte ich an den Elbenring verschwendet, da ich schlicht vergessen hatte, das sein Vater ihn zum Zeitpunkt seines Todes trug. ,,Trug er ihn, als er starb?", verlangte der Zauberer mit Nachdruck zu wissen, was ich mit einem resignierten Nicken bestätigte. ,,Zumindest bin mir zumindest sehr sicher. Und ich wüsste nicht, dass ihn jemand hätte an sich nehmen können, und ich tat es nicht.", erklärte ich, und langsam wurde mir das Ausmaß der Katastrophe bewusst. Wenn der Feind an den stärksten der drei Elbenringe gelangt war, dann würde er schreckliches damit erreichen können.
,,Und was ist mit dem Ring der Macht, Gandalf? Ich bin sicher du weißt, dass er sich im Besitz des Halblings befindet. Immerhin hat er uns Wage berichtet, dass du ihn auf diese Reise geschickt hast. Was erwartest du von mir?", fragte ich den alten Zauberer, und sah ihn dabei leicht vorwurfsvoll an. Mir behagte der Gedanke, dass sich ein so mächtiges, dunkles Artefakt unter diesem Dach befand nicht. ,,Ich hatte gehofft, er wäre hier sicher. Doch ich erkenne, dass ich dies nicht verlangen kann.", stellte er fest, wobei ich ihm zustimmte. ,,Ich vertraue Elenwe nicht. Er mag ein mutiges Herz haben, doch kein reines.", fügte er leise hinzu, sodass nicht Gefahr bestand, dass es an Ohren gelangte, für die es nicht bestimmt war.
,,Ich auch nicht. Aber er ist nunmal jetzt der Lord, da ich erstens jünger bin als Arwen, und nicht Adas leibliches Kind. Ich konnte nichts tun.", stimmte ich dem Istari zu, welcher mich nur skeptisch anblickte. ,,Ich habe das Gefühl, dass du auch nichts dagegen hattest, dich nicht einmischen zu können.", gab er zurück, und traf damit exakt ins Schwarze, wozu ich ihm keine Antwort geben musste. Er merkte, wenn er gewonnen hatte.
,,Trotzdem müssen wir etwas tun. Wir können den Ring nicht hierbehalten, er muss zerstört werden. Sauron wird von Tag zu Tag stärker, was ihn umso gefährlicher macht. Was, wenn er eines Tages beschließt, dass es nun Zeit für seine Eroberung ist? Du weißt ebenso gut wie ich, dass wir ihn nicht aufhalten könnten.", machte ich mit Nachdruck deutlich, während sich ein Kloß in meinem Hals bildete. ,,Ich gebe dir recht, dass wir ihn nicht tatenlos hier lassen dürfen. Doch bin ich der Meinung, dass es besser wäre, dieses Vorhaben so geheim wie möglich zu halten. Auch vor Elenwe.", pflichtete er mir bei.
Ich nickte zustimmend, da ich dem Mann meiner Schwester ebenso wenig vertraute wie er. Ich weigerte mich nach wie vor, ihn als Teil meiner Familie anzuerkennen.
Als ich spät am Abend endlich in meinem Bett lag, ließ ich mir unseren Plan noch einmal durch durch den Kopf gehen, was mir deutlich schwerer fiel als sonst. Ich hatte heute feststellen müssen, dass ein Maiar deutlich mehr Alkohol vertrug als ein Mensch. Das einzige, was mir an unserem Vorhaben nicht behagte war, dass wir meine Schwester im Dunkeln lassen würden müssen, zu ihrer eigenen Sicherheit.
Am nächsten Morgen schlug ich meine Augen auf, und sofort spürte ich ein hämmerndes Pochen an den der Innenseite meiner Schläfe. Stöhnend fasste ich mir an den dröhnenden Schädel, und staffte es irgendwie mich in frische Kleidung zu quälen, um danach Gandalf aufzusuchen. Dass ich dabei durch die Flure lief während ich vermutlich aussah wie ein wandelnder Toter war mir in diesem Moment egal. Die einzige Reaktion des sehr fidelen Istari war ein vielsagendes Grinsen, als ich mit halb geschlossenen Augen den offenen Raum betrat, in welchem wir uns gestern Abend schon getroffen hatten, da es einer der wenige Orte in Imladris war, der keine Ohren hatte.
Der grauhaarige Mann stellte einige leere Weinflaschen vom Tisch auf den Boden, wobei das Glas laut gegeneinander schlug, und ein schmerzhaft lautes Klirren in meinen Ohren verursachte, wobei ich mir sicher war, dass ich dazwischen ein leises Lachen von Gandalf hören konnte. ,,Und du bist sicher, dass sie kommen werden um uns zu helfen?", wollte ich mich bei Mithrandir vergewissern, als wir kurz darauf gegenüber an dem hölzernen Tisch saßen. ,,Ich will sicher sein, dass wir auf sie zählen, und ihnen vertrauen können.", begründete ich meine Sorgen, was den alten Mann besänftigend Lächeln ließ.
,,Gimli kenne ich schon lange, gemeinsam mit seinem Vater habe ich mich vor fast sechzig Jahren auf den Weg gemacht, den Einsamen Berg zurückzuerobern und den Drachen zu töten. Und der Mensch ... ich kenne seinen Vater ebenfalls. Bevor er einen der Palantir in den Händen hielt, war er ein ehrenvoller Mann. Ich hoffe, dass er diese Eigenschaft an seinen Sohn weitergegeben hat.", erklärte er mir, und sorgte dafür, dass sich das mulmige Gefühl in meinem Bauch ein wenig legte. Zustimmend nickte ich, bevor noch eine letzte Frage in meinem Kopf auftauchte. ,,Wann werden wir wissen, wo wir uns treffen werden?", löcherte ich Gandalf weiter, was einen nachdenklichen Schimmer auf sein Gesicht malte.
,,Ich muss erst zwei Boten finden, denen ich wirklich gänzlich vertrauen kann. Wenn alles gut geht, dann würde ich gerne spätestens in zwei Wochen aufbrechen.", erklärte er mir, und rollte eine Karte vor uns auf der Holzplatte aus. ,,Ich fände es am vernünftigsten, wenn wir uns hier treffen würden.", schlug er vor, und deutete einen Punkt kurz vor den Nebelbergen. ,,Von dort können wir den Pass des Cahadhras nehmen um die Berge zu überqueren. Außerdem wäre die Gefahr, dass jemand anderes als uns davon erfährt dadurch geringer, da wir uns nicht zu nah an Mordor treffen würden.", fuhr er seine Erklärung fort, und sah mich aus seinen blauen, alten Augen an.
,,Bist du dir wirklich sicher, dass du dich auf dieses Unterfangen einlassen willst? Ich möchte dir nichts vormachen, die Chance dieses Fiasko zu überleben ist sehr gering.", fügte er noch leise hinzu, welchem ich jedoch bedingungslos zustimmen konnte. ,,Ja, ich bin mir absolut sicher. Ich muss es tun, für Legolas. Nur so können wir ihn aus den Händen dieser wiederwertigen Kreaturen befreien.", erwiderte ich, wobei sich mein Mund zu einem leichten Lächeln verzog, wenn ich daran dachte den blonden Elben endlich wiederzusehen.
,,Er bedeutet dir viel, habe ich recht?", fragte mich der Zauberer nach einem kurzen Schweigen, in welchem ich gedankenverloren in alten Erinnerungen geschwelgt war. ,,Ja, ich kenne ihn nun sehr lange. Er ist mein bester Freund.", antwortete ich dem bärtigen Mann, wobei ich nicht verhindern konnte, dass sich in meinen letzten Satz einige Wehmut setzte. Es tat gleichzeitig so unglaublich weh an ihn zu denken, und dennoch gab es mir die nötige Kraft für unser Vorhaben. Wenn ich nichts gehabt hätte, für das es sich zu kämpfen lohnte, hätte ich es vermutlich nicht gewagt.
Ich hörte schon die Stimme meines Vaters in meinem Hinterkopf, dass ich dich den Thron besteigen solle, regieren und meiner Bestimmung folgen. Doch es machte mir Angst. Große Angst. Jedes Mal wenn ich an die weiße Stadt dachte, verknoteten sich meine Innereien miteinander, und lagen mir schwer im Bauch. Ich wusste nicht, wie man ein ganzen Königreich leiten sollte, geschweige denn eines von dieser Größe. Diese Aufgabe, welche mir schon in die Wiege gelegt wurde, kam mir vor wie ein Berg vor meinen Augen, welcher mit seinem Gipfel in den Wolken verschwand und vor mir verbarg, wie es wohl enden mochte. Doch ich wusste, dass ich den Elben den ich liebte nicht enttäuschen wollte.
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Ich hab mir vor kurzen mal die ersten von mir geschrieben Kapitel angeguckt und angefangen zu überarbeiten...👀 meine Augen bluten noch immer 😭 ich habe großen Respekt, dass ihr euch das angetan habt 😂
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