Bree

PoV Aragorn
Tief zog ich mir meine Kapuze in mein Gesicht, um mich vor dem immer stärker durch die Gassen peitschenden Wind zu schützen. Meine Füße rutschten immer wieder auf dem nassen, schlüpfrigen Boden aus, wodurch ich einige Male fast in den mittlerweile tiefen Schlamm gefallen wäre. Hinter mir hörte ich das leise Schmatzen von den Stiefeln des Elben, welches jedoch fast in dem Getöse um mich herum unterging. Ich war froh, dass wir die Pferde nicht bei uns hatten, sie wären in dem Dorf eher eine Last, welche wir nicht noch zusätzlich gebrauchen konnten. Es war jedoch leichter als gedacht nicht aufzufallen, was wohl daran lag, dass Waldläufer hier längst keine Seltenheit mehr waren.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, als endlich das mir allzu bekannte Gasthaus vor und lag, dessen Schild, von welchem schon die Farbe abblätterte, im starken Wind über unseren Köpfen erbärmlich quietschte. Es zeigte ein weißes, kleines Pony, umrahmt von grünen Ranken, unter denen in schnörkeligen Buchstaben der Name eingeritzt war. ,Zum tänzelnden Pony' stand dort in der alten Schrift, und gab mir ein seltsam vertrautes Gefühl. Durch die dick verglasten Fenster des Gasthauses schien helles Kerzenlicht, welches immer wieder von unterschiedlich großen Gestalten unterbrochen wurde.

Mit der freudigen Aussicht, meine durchgefrorenen Hände bald an einem prasselnden Feuer wärmen zu können, schob ich die alte Holztür nach innen auf, und trat in die gut gefüllte Stube. Obwohl ich diesen Ort kannte, konnte ich ein leicht mulmiges Gefühl nicht abschütteln, welches sich fest in meinem Bauch angesammelt hatte. Langsam quetschte ich mich mit noch immer ins Gesicht gezogener Kapuze zwischen der Masse hindurch, dicht gefolgt von der schlanken Gestalt des Elben. Endlich hatten wir es zu einem freien Tisch in der hintersten Ecke des Wirtsraumes geschafft, wo ich mich sofort auf einen der knorrigen Stühle sinken ließ.

Aldon hingegen blieb neben mir stehen, und besah sich misstrauisch die Menschen um ihn herum. Gelächter, Musik und der Klang von aneinander schlagender Bierkrüge erfüllte die dicke Luft, und ich wollte mir nichtmal ausmalen, wie qualvoll es sich für die empfindlichen Elbenohren anhören musste. ,,Ich frage nach einem Zimmer.", raunte mir der dunkelhaarige jetzt zu, und machte sich daran, sich wieder durch die Menge zu kämpfen. Ich hingegen zog meine Pfeife, begann sie zu reinigen und stopfte mir etwas Tabak hinein, welchen ich anzündete. Schon bald stiegen dünne Rauchwölkchen vor meinem Gesicht empor, wobei die Asche in meiner Pfeife unter meinem Atem erglühte.

Jetzt hieß es warten. Doch worauf? Auf wen? Und wie lange? Ich hatte gelernt, dass Lady Galadriel anscheinend gern in Rätseln sprach, was ich durch meine Kindheit schon gewohnt war. Doch was ich dadurch auch erlernt hatte, war Geduld. Ich würde nichts erreichen, wenn ich ungeduldig werden würde, was die Angelegenheit ohnehin nicht beschleunigen würde. Nach kurzer Zeit kehrte Aldon wieder zurück, einen großen, schon leicht rostig aussehenden Schlüssel in seiner Hand. Er teilte mir schnell leise die Zimmernummer mit, und verschwand dann durch einen Türrahmen eine gewundene Treppe nach oben, wo anscheinend die Zimmer lagen.

Einige Stunden saß ich so in der Stube, rauchte, wartete und beobachtete die Besucher als Ablenkung. Es waren allerlei Gestalten anwesend, von gepflegt aussehenden Händlern, über freundlich aussehende Hobbits mit dicken, roten Bäckchen, bis hin zu verwahrlost aussehenden Waldläufern bis zerschlissener Kleidung. Ich selbst hielt mich die ganze Zeit über im Hintergrund, und war dankbar, dass sich niemand traute mich nach einem Platz an meinem Tisch zu fragen. Es musste bereits weit nach Mitternacht sein, als sich der Gastraum langsam zu leeren begann, wobei jedoch noch immer dicht an dicht getanzt wurde, und das Bier in Strömen floss. Ich hatte mich mittlerweile an seinen bitteren Gestank gewöhnt, mögen tat ich ihn jedoch noch lange nicht, wie er so schwer in der Luft hing und sich in meiner Nase festsetzte.

Ich wusste nicht wieso, doch plötzlich richtete sich meine Aufmerksamkeit zur Tür, wo soeben zwei Hobbits eingetreten waren. Der eine war klein und rund, mit strohblondem Haar und einem vollbepackten Rucksack, welcher seine knubbelige Gestalt um einiges überragte. Der andere war groß für einen Hobbit, mit dunklem, gedrehten Haar und einem deutlich kleinen Gepäck, welcher sich soeben mit dem Wirt unterhielt. Ich war leider zu weit weg um zu verstehen was sie sagten, doch meiner Erfahrung nach ging es wohl entweder um eine Wegbeschreibung oder ein Zimmer für die Nacht. Letzteres bestätigte sich mir, als die beiden in den Raum traten, und sich mit ihrem Gepäck an einem der Tische niederließen.

Sie schienen nicht lange im Wirtsraum bleiben zu wollen, da sie sich nicht die Mühe machten, ihre Rücken von ihrer schweren Last zu befreien. Noch immer hockte ich puffend in einer der dunklen Ecken, und konnte nicht leugnen, dass es mir nicht gefallen würde, wie alle anderen aus Respekt einen weiten Bogen um mich machten. Die beiden Hobbits unterhielten sich leise und angeregt über ein Thema von sichtbarer Bedeutung, wenn man die ausladenden Handbewegungen der beiden beobachtete. Ich war kurz davor meine Aufmerksamkeit wieder dem Treiben der Menge zuzuwenden, als sich der größere plötzlich an seinen Brust fasste, und etwas in der kleinen, aufgenähten Tasche zu erfühlen schien.

War es das, wovon mir Lady Galadriel erzählt hatte? Obwohl ich mir nicht erklären konnte warum, war ich mir erstaunlich sicher, dass es sich bei dem Inhalt der kleinen Tasche um jenes handeln musste, wovon mir die schöne Elbin berichtet hatte. Nur mit größter Willenskraft schaffte ich es, auf meinem Platz zu bleiben und mich noch immer so beherrscht wie möglich zu verhalten, was mir mit jeder Sekunde, in der die Hobbits länger an dem Tisch saßen, schwerer fiel. Als die beiden plötzlich Anstalten machten sich zu erheben, konnte ich spüren wie augenblicklich Adrenalin durch meine Adern gepumpt wurde.

Die beiden Halblinge erhoben sich langsam und ächzend unter dem Gewicht ihrer Fracht, und wandten sich dann der dunklen Treppe zu, auf welcher Aldon verschwunden war. Langsam begaben sie sich zu dem Aufstieg, um dann schwerfällig die Treppe hinauf zu steigen. So leise wie der Schatten meiner selbst erhob ich mich, und folgte den beiden kurz gewachsenen Kreaturen in die dämmrige Dunkelheit des Obergeschosses hinein. Ich hatte Mühe, dass die alten, müden Treppenstufen unter meinen Schritten nicht protestierten, doch zu meinem Glück wurden die leisen Geräusche, welche gegen meinen Willen dennoch entstanden, vollständig von denen der Hobbits verschluckt.

Ich folgte den beiden bis zum Treppenabsatz, wobei ich mich stets an die dreckige Wand neben mir hielt, um so gut es mir möglich war mit den Schatten um mich zu verschmelzen. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich mein Blut in meinen Ohren rauschen hören, mit einer solchen Geschwindigkeit wurde es durch meinen Körper gejagt. Die zwei Halblinge hatten mittlerweile fast die Hälfte des Flures erreicht, und mussten nun fast bei der Tür angekommen sein, hinter welcher sich Aldon verbarg. Dies war der Moment, auf den ich gewartet hatte. So schnell und leise wie Habicht stürztet ich auf die beiden zu, packte sie an ihren Jacken, und stieß sie durch die Tür, bevor sie wussten, wie ihnen geschah.

Von drinnen erwarteten mich zwei dunkle Augen, welche sowohl überrascht, als auch neugierig und wütend zu mir aufblickten. Ich wusste selber nicht, warum ich die Hobbits abgefangen hatte, vielleicht waren sie wirklich bloß Reisende? Doch was wenn nicht? Ich konnte den Grund nicht nennen, doch etwas in meinem Herzen sagte mir, dass ich an die richtigen geraten war. ,,Was wollt ihr von uns?", ertönte nun plötzlich die vorwurfsvolle, und dennoch ängstliche Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, und blickte auf den aschblonden Hobbit hinab, welcher sich mit erhobenen Fäusten vor seinen Gefährten gestellt hatte. Durch den Rucksack, welchen er trug, schaffte er es tatsächlich den anderen vollkommen hinter sich zu verstecken, was mich zu meinem Lächeln bewegte.

,,Ihr tragt etwas bei euch.", erwiderte ich kalt, wobei ich einen Schritt an das Fenster machte um hinauszuspähen. In der dunklen, stürmisch kalten Nacht jagten vier Reiter im schnellen Gallop auf das Gasthaus zu, welche ich an ihren langen, dunklen Umhängen erkannte, welche bedrohlich im Wind flogen. Die Nazgûl. ,,Wir gehen jetzt.", ertönte wieder die piepsige Stimme hinter mir, welche jedoch nicht so klang, als ob sie es mit den Ringgeistern aufnehmen könnte. ,,Achja? Dort unten sind die Nazgûl, Diener von Sauron. Und sie kommen hierher. Sie kommen, wegen dem, was ihr bei euch tragt.", gab ich zurück, und konnte beobachten, wie sich die dunklen Augen der beiden erschrocken weiteten.

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I'm still alive hehe
Ich halte mich übrigens an Film, Buch und meine Fantasie, da ich Glorfindel aus bekannten Gründen ja nicht mehr in Mittelerde einbauen kann haha

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