24.2 Ptósi - Sturz
„Ich gehe als Erster", sagte Sotiris und stand bereits auf. „Wenn ich sehe, dass es sicher ist, dann kommt ihr nach."
„Was?" Dias sprang auf. „Das ist viel zu gefährlich!", rief er aus. „Wenn dich auf der anderen Seite etwas angreift, ist keiner von uns da, um dir zu helfen!"
„Fällt dir etwas besseres ein?", fragte der andere Junge und hob eine Augenbraue. „Wenn wir alle zusammen durchgehen und dann etwas auf uns wartet, könnten wir nicht mehr schnell genug zurück und würden wahrscheinlich alle sterben. Stell dir einfach mal vor, der Minotaurus würde auf der anderen Seite warten. Oder ein weiterer Bulle aus Kolchis. Wir wären in wenigen Sekunden tot. Wenn ich euch aber warnen kann, sterbe nur ich und ihr könnt entkommen. Und damit kann ich leben." Sein Blick war Feuer und brannte sich in Dias. Sotiris nahm nicht für einen einzigen Augenblick die Augen von ihm, als wollte er ihn geradezu herausfordern, ihm zu widersprechen.
„Ich mag das nicht", murmelte Dias leise und wandte den Blick ab. Er konnte es nicht ertragen, Sotiris' entschlossene Augen zu sehen, wenn es das letzte Mal sein könnte, dass er sie sehen würde.
„Ich auch nicht", erwiderte Sotiris und ging einen halben Schritt auf ihn. Der Hauch einer Handbreite trennte sie voneinander. „Aber es ist unsere beste Möglichkeit. Das weißt du, oder?"
„Ja." Dias biss sich auf die Lippen.
„Gut. Denk nicht zu viel nach", fügte Sotiris mit einem Schmunzeln in der Stimme hinzu, bevor er sich abwandte und auf den schmalen Mauerspalt zuging. Die anderen folgten ihm zögerlich. Sotiris streifte seinen Beutel von sich und reichte ihn dann, ohne nach hinten zu blicken, an Dias, der ihn wortlos entgegennahm.
„Wenn du etwas am anderen Ende siehst und nicht einschätzen kannst, was es ist, dann kehr sofort um", sagte Vaia. „Und geh langsam. Ich will nicht, dass du stecken bleibst."
„Verstanden", erwiderte Sotiris. Seine Stimme hörte sich ein wenig dünner als zuvor an.
„Sei vorsichtig", fügte Elara mit sanfter Stimme hinzu.
Dias konnte nichts sagen. Seine Haut sehnte sich nach einer weiteren Berührung von Sotiris, aber als er den anderen Junge anblickte, blieb ihm jedes Wort in der Kehle stecken. Sein Herz raste und seine Hände waren schwitzig. Als Sotiris den ersten vorsichtigen Schritt in die schmale Spalte tat, zog sich alles in ihm zusammen. Ein eisiger Schauer kroch über seine Schultern und legte sich wie kalte Finger auf seine Haut. Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht was.
„Es ist echt eng", brummte Sotiris, der sich mit dem ganzen Körper zwischen die beiden Wände gequetscht hatte. „Aber es reicht aus. Wenn ich hindurchkomme, dann solltet ihr es auch schaffen." Seine Stimme klang gedämpft.
Sei vorsichtig, wollte Dias sagen. Begib dich nicht in Gefahr.
Mit jedem Schritt, den Sotiris weiter in die Enge tat, wurde Dias nervöser. Er krallte die Finger in sein Hemd und sein Blick zitterte, während er den Hinterkopf des anderen Jungen betrachtete, der sich immer weiter von ihm entfernte.
Die Minuten zogen sich zäh dahin. Vielleicht waren es auch nur Sekunden oder wenige Momente, aber für Dias war es eine kleine Ewigkeit, die nicht vergehen wollte. Jeder Schritt fühlte sich an, als würde Sotiris ihn immer mehr verlassen. Diese schreckliche Vorahnung, dass etwas passieren würde, wollte nicht verschwinden.
Es dauerte viel zu lange, bis Sotiris sich ans andere Ende der Mauer gequetscht hatte. Währenddessen sprachen sie nicht. Sie lauschten und warteten, Dias ging sogar soweit über, dass er versuchte, den Atem des Labyrinthes zu spüren, damit er sich sicher sein konnte, dass nichts auf sie wartete.
„Hier sieht es sicher aus!", rief Sotiris durch den Mauerspalt zu ihnen. Seine Stimme wurde vom Echo getragen, aber der Junge hörte sie so klar, als würde er direkt neben ihm sprechen.
Eine Last viel von Dias' Schultern, als er die Worte von Sotiris verinnerlichte. Es war sicher. Nichts würde ihn dort töten. Er würde die Chance bekommen...
„Willst du als nächstes gehen?", fragte Vaia ihn, aber Dias bemerkte erst, dass sie mit ihm sprach, als sie ihn vorsichtig an der Schulter berührte.
Dias zuckte zusammen, dem Ende seines Gedanken beraubt und blickte das Mädchen überrascht an. „Oh. Ja, sicher." Er schluckte schwer. Seine Finger klammerten sich an Sotiris' Proviantbeutel, den er sich über die Schulter neben seinen eigenen warf und auf die Mauer zutrat. Da er etwas schmaler und kleiner als der andere Junge war, ging er davon aus, dass er mit all seinem Gepäck hindurchgehen könnte.
Der kalte Stein kratzte zwar unangenehm über seine Haut, wann immer er sich einen weiteren Schritt nach vorn wagte, aber es war nicht so schlimm, wie er es sich vorgestellt hatte. Dadurch, dass er das helle Ende und das schwächlich zu erkennende Gesicht von Sotiris vor sich hatte, hatte er einen Punkt, auf den er sich konzentrieren konnte, damit er nicht an die Tatsache denken musste, dass er nicht die Möglichkeit hatte, sich umzudrehen und umzukehren. Die Wände waren so dicht aneinander gepresst, dass gerade einmal genug Platz war, damit er sich hindurch quetschen konnte. Kalte Luft drang an seine Nase, je näher er sich vorwärtsbewegte. Staub kitzelte ihn und das schabende Geräusch seiner Haut und Kleidung auf Stein nahm seine Ohren ein. Dias schob einen Fuß nach dem anderen weiter, immer darauf bedacht, nicht zu schnell zu sein. Er wusste nicht, ob es möglich war, zwischen den Mauern stecken zu bleiben, aber er wollte es auch überhaupt nicht herausfinden.
Dias benötigte etwas weniger Zeit als Sotiris, um sich durch die Mauern zu quetschen, aber als er schließlich auf der anderen Seite ankam und vom anderen Jungen mit einem Lächeln begrüßt wurde, war er sich sicher, dass sich die Anstrengung gelohnt hatte. Der Gang, in dem sie sich befanden, war nicht länger, als der Weg zwischen den Wänden. Am Ende allerdings gab es keine Sackgasse oder eine weitere Kreuzung, sondern ein vollkommen vergoldetes Tor, welches die gesamte Mauer einnahm und sich bis an die Decke erstreckte. Auf die Entfernung konnte Dias nicht sagen, was auf dem Tor abgebildet war, aber es befanden sich definitiv Verzierungen darauf.
„Mit ein wenig mehr Hoffnung würde ich sagen, wir haben tatsächlich Glück", sagte Sotiris freudig erregt. Seine Augen glänzten, als er sich zu dem Tor umwandte. „Vielleicht ist der Ausgang hinter dieser Tür."
„Vielleicht", erwiderte Dias und überreichte dem anderen Jungen seinen Beutel. Sein Herzschlag beruhigte sich. In diesem kurzen Gang gab es keine Möglichkeit, dass sich eine Gefahr verstecken könnte, also konnte er sich entspannen. Nichts würde sie jetzt angreifen. Er wandte sich wieder um und rief durch den Gang: „Ihr könnt kommen!"
„Schon dabei!", rief Vaia zurück.
„Vielleicht hätten wir sie warten lassen sollen", murmelte Sotiris leise. Die Finger seiner linken Hand tanzten für einen Moment über Dias' Handrücken und verpassten ihm eine Gänsehaut. „Nur ein paar Minuten."
Dias erzitterte ehe er Sotiris' Blick traf. Seine Augen waren halb geschlossen und mit einem Lächeln versüßt. „Nur ein paar...", flüsterte er, ließ seinen Satz aber unvollständig. Es war egal, ob der andere Junge es aus freien Stücken wollte, oder aber weil die stetige Gefahr des Tods um jeder Ecke lauerte. Jetzt, wo seine Finger sanft über seine Haut strichen, konnte er sowieso an nichts mehr denken. Dennoch öffnete er den Mund und fragte, beinahe so leise, als hätte er lediglich ausgeatmet: „Was bedeutet es dir?"
„Hoffnung", erwiderte Sotiris, als hätte er nur auf diese Frage gewartet. Seine Finger sprangen mit jeder Silbe etwas höher. „Es zeigt mir, dass ich nicht ganz allein bin und dass wir auf dasselbe Ziel hinarbeiten." Sein Blick bohrte sich hart und intensiv in Dias. „Was bedeutet es dir?"
Der Junge schluckte und seine Hand zitterte, als er sie anhob, um mit ihr Sotiris' Finger zu umschließen. Zentimeter von der Haut des anderen entfernt, hielt er inne. Dias öffnete den Mund, um zu antworten, aber bevor er nur den Hauch eines Wortes herausgebracht hatte, erschütterte ein Beben, wie von einem aufstampfendem Titanen, die Welt und die beiden Jungen strauchelten auseinander. Vaias schriller Panikschrei hallte zwischen den Wänden wider und Dias drehte sich voller Angst um. Das Mädchen war noch immer mehrere Meter von ihnen entfernt, aber jetzt begann Staub die Decke herausrieseln, als würde direkt über ihnen Hephaistos mit seinem Hammer auf den Amboss schlagen.
„Vaia", rief Sotiris aus und ging auf den Spalt zu. Er strauchelte, als die Erde um sie herum erneut anfing zu beben, klammerte sich aber mit einer Hand an der Wand fest. „Beeil dich!"
Das Mädchen ließ sich das nicht zwei Mal sagen, sondern drückte und quetschte sich schneller als zuvor durch den Wandspalt. Sie stöhnte vor Schmerz, als sie sich die Haut an den Händen am Stein aufschrammte, aber hielt nicht an.
„Elara!", fiel es Dias ein. „Elara, geht es dir gut?"
„Mir geht es gut!", hallte die piepsige Stimme des kleineren Mädchen zu ihnen herüber.
Dias strauchelte erneut und hielt sich an Sotiris' Schulter fest, um nicht umzukippen, dann rief er: „Du musst schnell herkommen!"
„Das ist zu gefährlich", schrie Vaia. „Die Decke könnte einstürzen!"
„Das könnte sie überall", erinnerte sie Sotiris und streckte die Hand in den Gang, damit er Vaias ausgestreckte Finger ergreifen konnte, um sie schneller zu ihnen zu ziehen. „Elara, beeil dich!"
Ein weiteres Krachen nahm die Welt ein und Dias schrie panisch auf, als er die Balance verlor und gegen den anderen Jungen stürzte. Sotiris blickte ihn nicht an, als er seine freie Hand um dessen Hüfte schlang, um ihn zu stützen, sondern streckte sich nur noch weiter in den Gang. Vaia war nur noch wenige Zentimeter von seinen Fingern entfernt und Dias schlug das Herz bis zum Hals. Er spürte jede Erschütterung von den Zehenspitzen bis zur Stirn. Es fühlte sich, als würde sein ganzer Körper zerspringen. Der Atem blieb ihm mehr als einmal in der Kehle stecken, als er beobachtete, wie Vaia sich immer weiter nach vorne presste.
Als sie schließlich Sotiris' ausgestreckte Hand ergreifen konnte, hatte ein Staubschleier sich in dem schmalen Durchgang breit gemacht, sodass Vaias Gesicht schmutzverhüllt war, als er sie zu ihnen zog. Sie hustete und spuckte und fiel auf ihre Knie, als sie hindurch war.
„Elara, bist du unterwegs?", schrie Dias in die Staubwolke, die von einem schwächeren Beben erschüttert wurde, welches ihn nur noch ein wenig straucheln ließ. Sotiris' Hand an seiner Hüfte drückte sich schmerzhaft in seine Haut, als keine Antwort ertönte und stattdessen ein weiteres Krachen folgte.
Sein angestrengter Atem dröhnte laut in Dias' Ohren. Er konnte sehen, wie der Staub zu Boden fiel. Er bekam aus dem Augenwinkel mit, wie Vaia sich aufrappelte. Das Geräusch eines entfernteren Bebens drang zu ihm. Sotiris neben ihm keuchte laut. Doch es gab kein weiteres Zeichen von Leben.
„Elara?", rief Vaia schrill in die Wandspalte. Sie steckte den Kopf hinein und ihre Stimme hallte unangenehm laut wider, als sie den Namen des anderen Mädchens erneut sagte.
„Eigentlich hatte ich vor, dich zu meiner Sammlung an Seelen hinzufügen, aber du hast das Beben überstanden." Der Eindruck einer viel zu bekannten Stimme überkam Dias und ließ ihn atemlos innehalten. „Das andere Kind wird ausreichen müssen, auch wenn ihre Seele nicht ganz so wertvoll ist."
„Diese Stimme", hauchte Sotiris neben ihm mit purer Angst. „Nein."
„Doch", erwiderte der Gott gelangweilt. Erebos erschien vor der goldenen Tür und blickte auf die drei Kinder herab, die sich bei seiner Präsenz erschrocken umdrehten.
Dias stolperte zurück und die Kante der Wand bohrte sich hart und kalt in seinen Rücken.
In Erebos' linker Hand baumelte der leblose Körper Elaras herab. Ihr kleines Gesicht leuchtete beinahe weiß vor der schwarzen Gestalt des Gottes hervor und der Stoff an ihren Beinen war angesengt, als hätte er sie zuvor durch eine Wand aus Feuer gezerrt.
„Elara!", schrie Vaia, aber ihre Stimme war nicht von dieser Welt. Dias hatte nicht gewusst, dass jemand so voller Agonie und Pein schreien konnte, aber Vaias Schmerz bohrte sich tief in sein Herz, ließ es bluten und ächzen. „Was habt Ihr getan!?"
„Meine Kalkulation war ein wenig abwegig", sagte Erebos mit stoischer Miene. Sein dunkles Äußeres schickte einen eiskalten Schauer durch den kleinen Gang. „Eigentlich wollte ich mir deine Seele holen..." Er deutete mit der Hand, in der er auch Elara hielt, auf Vaia, die auf eine widerwärtig-groteske Weise hin und her schlackerte, als wäre sie lediglich eine kleine Puppe. „Aber du bist mir ein weiteres Mal entkommen." Er verdrehte die Augen. „Dieser Gang sollte direkt über dir einstürzen, aber natürlich hat es nicht nach meinem Plan funktioniert. Irgendetwas hat meine Macht abgeblockt, also hast du erneut überlebt. Bedank dich dabei, mir egal. Also musste sie dran glauben." Erebos zuckte mit dem Kopf.
„Ihr seid ein Monster!", schrie Vaia mit tränenverschmiertem Gesicht und hätten Sotiris und Dias sie nicht geistesgegenwärtig an beiden Armen gepackt, wäre sie auf den dunklen Gott zu gerannt.
Die Mahlzeit, die sie vor wenigen Minuten noch gemeinsam gegessen hatten, rumorte in Dias' Magen und wollte erneut das Licht der Welt erblicken, doch sein Ärger und Schmerz hielten seinen Würgereiz in Schacht. Es fühlte sich an, als wäre er in seinem Inneren mit einer Klinge in eintausend Stücke zerteilt worden. Der Anblick von Elaras leblosem Körper sandte eine Reihe an Kälte- und Hitzewellen durch seinen eigenen Leib und wenn er nicht bereits jedwede Kraft aufbahren musste, um Vaia davon abzuhalten, in ihr eigenes Verderben zu rennen, würde er sich auf dem Boden zu einer Kugel voll Agonie zusammenrollen, um nie wieder die Augen zu öffnen.
„Man nannte mich Schlimmeres", erwiderte Erebos. Er hob seine andere Hand und ließ sie kurzzeitig über Elara gleiten, dann tropften die Schattenflechten erneut von seinen Fingern. Dieses Mal wurden sie allerdings nicht zu grausigen Monstern, die sie angriffen, sondern rissen und zerrten an Elaras Körper. Jeder schwarze Faden haftete sich an einem anderen Teil ihres Leibs an, bis das Mädchen schließlich komplett von den Schatten eingefangen war.
Dann verschwand sie.
„Elara!", rief Sotiris lautstark.
Dias konnte die Vibration seiner Stimme in seinem Herzen spüren und der Ausdruck blanker, heißer Wut auf dem Gesicht des anderen Jungen reichte aus, damit er eine weitere Welle an Gänsehaut heraufbeschwörte. Sein Drang, dem Gott der Dunkelheit selbst mit dem Schwert anzugreifen, wuchs mit jeder vergangenen Sekunde.
„Schrei doch nicht so", sagte Erebos. „Ist ja kaum auszuhalten mit all dem Echo hier. Hört mal, es ist nicht einmal ein fairer Tausch, immerhin habe ich drei meiner Seelen gegen euch verloren. Diese eine hier könnt ihr mir eigentlich gönnen." Seine Stimme war vollkommen empathielos und klang ausdruckslos, als würde er einen auswendiggelernten Text aus einer heiligen Schrift herunterpalavern. „Das Mädchen hätte es wahrscheinlich eh nicht mehr lange durchgehalten. Sie war klein und schwach."
„Sie war unsere Freundin!", schrie Dias. Seine Stimme zitterte und es schmerzte, zu sprechen. Er konnte sprechen und Elara, die es verdient hätte, nicht.
„Sie war ein lausiges Kind", widersprach Erebos. „Und jetzt still, bevor ich mir eure Seelen auch noch hole. Ihr habt es lediglich dem Glück und einem alten Versprechen zu verdanken, dass ich euch nicht alle auf der Stelle umbringe, weil ihr es überhaupt wagt, mit mir zu sprechen." Sein Mundwinkel zuckte, als würde ihn die bloße Vorstellung belustigen. „Oh, die Folter, die ich euch hätte aussetzen können, wenn ich doch bloß dürfte. Aber nicht einmal ihr seid es mir wert. Verzeiht, ich muss auch wieder. Es war ein kurzes Wiedersehen."
„Halt!", rief Vaia und kämpfte gegen Dias und Sotiris an, die sie immer noch festhielten. „Gebt uns Elara zurück!"
„Sie ist fort, dummes Mädchen", sagte Erebos. Seine Konturen verschwammen langsam, sodass das Gold des massiven Tors hinter ihm, durch seinen Körper hindurchschimmerte. „Und sie kommt nicht mehr wieder, es sei denn, ihr reizt mich weiterhin, dann hetze ich ihren Schatten auf euch."
Hilflos, schmerzerfüllt und leer beobachtete Dias, wie der Gott der Dunkelheit erneut Eins mit den Schatten wurde und verschwand, als wären er und Elara nie dagewesen. Jedweder Beweis an die Existenz des kleinen Mädchen war wie ausgelöscht.
Vaias Schluchzen durchbrach die Stille um sie herum als erstes. Sie brach aus den Händen der beiden Jungen frei und fiel zu Boden, das Gesicht in den Händen bedeckt. „Es ist meine Schuld", weinte sie lautstark, die Finger wie ein Fächer über ihren Augen. „Hätte ich sie doch nur vorher gehen lassen, wäre sie noch am Leben."
„Es ist nicht deine Schuld", brachte Sotiris zwischen zusammengebissenen Zähnen her. Seine zu Fäusten geballten Hände zitterten vor Anstrengung, sie ruhig zu halten. „Erebos ist ein Feigling, der sich die Finger nicht selbst schmutzig macht!", brüllte er in den Raum, seine Stimme hallte wie ein endloses Echo von den Steinen wider und zerbrach Dias' Herz. Der Ausdruck von purer Rage in seinen Augen verebbte ein wenig, als der Gott der Dunkelheit auf seinen Aufschrei nicht reagierte. Wahrscheinlich hatte er gehofft, dass er Elara hätte rächen können und Dias konnte sich ihm nur anschließen.
Gerade wollte er sein Schwert nur in einem Gesicht versenken.
Als hätte Sotiris seinen Zorn gespürt, blickte er zu ihm. Die Rage in seinen Augen glänzte und strahlte in einem hellen Feuerschein, aber als er die Hand ausstreckte und mit ihr Dias' Finger fest umschloss, fühlte es sich warm und geborgen an. „Wir rächen sie", sagte der Junge leise, aber verständlich.
„Wir rächen sie", stimmte Dias zu und nickte zusätzlich. Er krallte sich an Sotiris' Finger als wären sie das letzte echte Ding dieser Welt.
„W-Wir", sagte Vaia und stockte kurz. Sie setzte sich umständlich auf, die Scheide ihres Schwertes kratzte dabei laut über den Steinboden, aber schließlich stand sie wieder und blickte die beiden Jungen mit tränenverschleierten Augen und heißen, roten Wangen an. „Wir rächen sie."
Selbst ohne Elara in ihrer Mitte würde das Mädchen die Kraft ihrer Schwerter sein, dachte Dias grimmig und packte Sotiris' Hand etwas fester. Sie würden ihren Tod nicht vergessen lassen.
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