4-Der Club
„Genauso wie bei dir und meinem Bruder, nicht wahr?„
Fragte sie dann wie aus dem Nichts. Ich fuhr aus dem Kissen hoch, als hätte mich eine Wespe gestochen.
„Bitte was?"
Sie grinste wissend.
„Na diese bösen Blicke die ihr euch dauernd zuwerft und die verbalen Schlachten. Er mag sowas, das weiss ich."
Ich lachte rau.
„Nein, glaub mir. Die bösen Blicke sind einfach nur böse Blicke. Da ist absolut gar nichts."
Kurz dachte ich an den Moment in meinem Zimmer, als er mir so nahe gekommen war. Da hatte ich auch das Gefühl gehabt, dass....Quatsch.
„Nein, da ist definitiv nichts. Er hat mir vorhin sogar gesagt, dass ich besser ausziehen soll."
Empört schlug Mia auf die Decke.
„Hat er nicht gesagt!"
Ich nickte bekräftigend.
„Oh doch. Und dann hat er mich noch fertig gemacht, weil ich freundlich zu einem Typen war, der hier geklopft hat."
Sie runzelte die Stirn.
„Ach echt? Wer war es denn?"
Sie hatte wohl noch nicht mit den anderen gesprochen. Gut so, dann konnte ich ihr erst meine Sicht schildern.
„Nick, hiess er. Er war mega freundlich und Damon hat eine riesen Szene veranstaltet und mich anschliessend angeschnauzt, wieso ich mit ihm geredet hatte. Total unlogisch."
Mia war still geworden und spielte mit einer Haarsträhne.
„Naja, ich sage das ja nur ungern. Aber Damon hat recht, was das angeht."
Ich stöhnte.
„Du auch noch? Man was mache ich immer falsch."
„Nichts", sie legte mir eine Hand auf den Arm.
„Aber Nick ist ein Mensch, von dem man sich besser fern hält. Wirklich. Da verpasst du absolut nichts."
Ich kapierte nichts.
„Aber wieso? Und wieso taucht er denn bei euch auf, wenn ihn keiner leiden kann?"
So viele Fragen.
Mia seufzte.
„Das ist eine Lange Geschichte. Und ich bin echt mega müde, ich gehe schlafen oki?"
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und flitzte dann zur Türe.
„Warte, aber..."
Setzte ich an, doch da war sie auch schon weg.
„Niemand beantwortet meine Fragen..."
Piepste ich und haute frustriert auf die Bettdecke.
Das Arme Ding.
Am nächsten Tag, Dienstag, passierte etwas merkwürdiges.
Mia und ich setzten uns in der Mensa der Uni an einen leeren Tisch, um nochmals einige Schulsachen zu besprechen, als plötzlich drei Mädels an unserem Tisch auftauchten.
Sie waren alle ziemlich hübsch und ich erinnerte mich daran, sie schon mal gesehen zu haben.
„Hei, dürfen wir euch zu euch setzen?"
Ich sah zweifelnd zu Mia, doch diese nickte begeistert. Sie konnte wohl nie genug Leute um sich haben. „Klar, setzt euch ruhig!"
„Cool, danke, Süsse."
Meinte die eine mit dem schwarzen Afro, die aussah wie aus dem Ei gepellt. Sie war eindeutig die Anführerin der dreien. Und ihre Klamotten, alles Markenkleider. Nicht schlecht.
Sie setzten sich zu uns und die Anführerin schlürfte an ihrem Smoothie. Da waren bestimmt nur gesunde Sachen drin. Ich blickte auf meinen Donut. Ich bekam das plötzliche Verlangen, ihn wegzuwerfen, zehn Kilo zu entschlacken und meine Frisur zu verändern. Ich wusste aber, das daraus nichts wurde.
„Also, ich bin Mandy. Das sind Trisha und Kourtney."
Sie deutete auf die beiden Mädels, die Kaugummi kauten als wären sie dafür. Sie nickten nur kurz und desinteressiert, bevor sie dann an ihren Handys weiter tippten.
„Ich bin Mia, und das ist Malia. Wir sind beide in unserem ersten Jahr hier."
Zum Glück sprach Mia für mich, ich war nämlich von den Dreien nicht sonderlich angetan. Das waren nicht meine Art Leute, das spürte ich sofort. Aber hei, vielleicht war ich einfach auch zu intolerant. Das sollte ich bei Zeiten mal ändern.
„Cool! Und was studiert ihr?"
„BWL", meldete ich mich auch mal zu Wort.
„Cool! Ich studiere Kunst. Mein Dad sagt ich habe ein Händchen dafür."
Sie zog die Schultern gespielt verlegen hoch und ihre Freundinnen sahen kurz von ihren Social Media Kanälen auf, um sie darin zu bestätigen.
„Total! Mega!"
Ich runzelte die Stirn und blickte vorwurfsvoll zu Mia, die selig lächelte.
Ich hätte nicht gedacht, dass sie auf diese Art Menschen stand, aber sie schien das höchst interessant zu finden.
„Echt nice, vielleicht kaufe ich ja irgendwann mal was von dir wenn du total berühmt bist."
Mandy legte sich gerührt eine Hand auf die Brust.
Sie hatte enorme Brüste. Waren die echt?
„Das ist ja so süss, mein Gott. Ich liebe euch jetzt schon!"
Mia lächelte genauso breit wie die junge Frau ihr gegenüber, deren enorme Haarpracht mit fast keinen Platz mehr liess, um gerade sitzen zu können.
„Same."
Ich könnte kotzen. Mia verhielt sich total anders. So hätte ich sie gar nicht eingeschätzt. Naja, ich konnte sie ja später darauf ansprechen.
„Alsoo..."
Meinte Mandy unschuldig und malte mit ihrem langen, pastellfarbenen Nagel Kreise auf den Tisch. Ihre schönen dunkeln Augen nahmen mich ins Visier. Oh nein.
„Dein Freund ist ja echt heiss, sorry wenn das falsch rüber kommt."
Sie lachte schrill.
Ich sah sie verständnislos an.
„Was?"
„Na der Typ von gestern, der dich abgeholt hat."
Jetzt wusste ich auch, woher ich sie kannte. Das waren die Girls, die so auffällig zu uns rüber gestarrt hatten.
Ich lachte laut auf.
„Damon? Nein, nein er ist nicht mein Freund. Absolut nicht."
Ich konnte sehen, wie sich Mandys Lippen zufrieden verzogen.
„Ja, er ist mein Bruder."
Bestätigte Mia seufzend.
„Und ist er noch single?"
Fragte Trisha. Oder war das Kourtney? Keine Ahnung.
Mia verdrehte verzweifelt die Augen.
„Wieso passiert das immer? Ja, er ist single."
Mandy seufzte.
„Er sieht halt schon gut aus. Und ich habe gespürt, dass wir etwa auf der gleichen Wellenlänge sind. Wisst ihr, wie ich mein?"
Ich verzog den Mund. Nein, nicht wirklich.
„Total, ja."
Mia stützte das Kinn auf ihre Handfläche.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Entgeistert starrte ich die junge Frau vor mir an, die wie ausgewechselt war.
„Hei, ich denke er würde sich sicherlich freuen, dich kennen zu lernen. Wieso kommt ihr nicht bei uns vorbei?"
Ich verschluckte mich an meinem Donut und hustete kräftig. Eigentlich hätte Mia spätestens jetzt kapieren sollen, dass ich rein gar nichts von der Idee hielt. Stattdessen ignorierte sie das gefliessentlich.
„Wow, du liest meine Gedanken, Süsse. Wir sind sowas von dabei! Wohnt ihr denn zusammen?"
Sie deutete auf Mia und mich.
„Ja, wir haben eine Grossraum-WG."
„Ist ja cool."
Machte Trisha und kaute laut auf ihrem Kaugummi.
„Total cool."
Murmelte ich leise.
Und wie es das Schicksal so wollte, liess Mandy Mias Vorschlag nicht auf sich beruhen. Sie verabredeten sich für heute Abend und tauschten Nummern. Und nach der Schule fuhr sie mit ihrem echt geilen Luxusauto vor, um direkt los zu fahren.
Ich sass hinten, eingequetscht zwischen ihren beiden Robotern, die wie wilde auf ihre Tastaturen einhämmerten.
Mia sass natürlich vorne und wurde von Mandy über ihren Bruder ausgequetscht.
Die drei Barbies wurden zwar vom Viertel, in dem wir wohnten etwas abgeschreckt, aber sie beschlossen wohl, dass der heisse Typ das Wert war. Ich hätte kotzen können. Keine Ahnung wieso sich Mia mit Menschen wie denen abgab.
Deren grösstes Problem war es wahrscheinlich zu entscheiden, welche Handtasche sie heute tragen sollten.
Ehe ich es mich versah, stürmten die drei in meine Wohnung und schienen sie komplett in Besitz zu nehmen. Trisha und Kourtney schnappten sich Kervin und Nico, während Mandy auf Teufel komm raus mit Damon flirtete.
Und ich war erstaunt, er verhielt sich ihr gegenüber absolut charmant. Wenn dieser Typ eines konnte, dann flirten. Seine Blicke waren im richtigen Moment am richtigen Ort und alles was er sagte, schien irgendwie perfekt zu passen.
Mir gefiel das ganze hier gar nicht, aber ich würde es aushalten.
„Ich bin dann mal in meinem Zimmer."
Meldete ich mich ab und wollte mich zum gehen wenden, als Kervin mich mit der Hand zurück hielt. Der, die nicht gerade auf Trishas Bein lag. Oder Kourtneys. Wessen auch immer.
„Du kommst heute Abend aber auch, oder?"
Verwirrt blickte ich in die Runde.
„Ehm, wohin?"
Mia wirkte begeistert.
„In einen Club, Mandy ist dort VIP."
Ich blinzelte verwirrt.
„Aber heute ist doch Dienstag und morgen ist Schule..."
Mandy prustete los und legte eine Hand auf Damons Arm.
„Ist sie immer so prüde?"
Er wirkte nicht beeindruckt, beobachtete mich aber.
„Ich denke schon. Es wäre sowieso besser, wenn du nicht mitkommst."
Ich schnappte nach Luft und Kervin sog die Luft ein.
Nicht mit mir. Von Damon würde ich mich nicht länger herum schubsen lassen.
Also zuckte ich die Schultern.
„Klar. Ich bin dabei."
Diesen Satz bereute ich spätestens, als wir aus den Autos stiegen. Es war bitterkalt und bereits dunkel. Die Mädels waren bereits angetrunken, während Damon und Kervin allerdings keinen Tropfen Alkohol angefasst hatten. Kichernd bedankte sich Mandy, als ihr Damon die Autotür öffnete. Kotz. So charmant war er sonst nie. Naja zu mir zumindest nicht. Kein Wunder. Er mochte mich ja auch nicht. Immerhin wusste ich jetzt, auf was für ein Typ Mensch er stand. Vielleicht war es also ganz gut, dass wir uns nicht ab konnten.
„Kommst du?"
Mia hielt mir die Hand hin.
Sie trug ein schwarzes, Knielanges Kleid mit Spitze an den Ärmeln. Sie sah darum aus wie eine Königin.
Aber Mia hätte wahrscheinlich auch einen Müllsack tragen können und hätte darin noch hammer ausgesehen. Ich seufzte und ergriff sie.
„Ich habe keine Lust irgendwie..."
„Komm schon, das wird lustig. Und du siehst so hübsch aus!"
Ich sah an mir hinunter. Ich trug eines der wenigen Kleider überhaupt, die ich hatte. Es war blau, eher Türkis und ziemlich kurz, was mich sehr verunsicherte. Es hatte Spaghettiträger und keinen tiefen Ausschnitt. Trotzdem fühlte ich mich halb nackt.
Ich hatte das Kleid mal aus Jux online bestellt. Ich hätte es einfach weg werfen sollen.
Motzend folgte ich Mia und wir liefen geradewegs an der ellenlangen Warteschlange vorbei, die sich an der Mauer entlang anstaute.
Ich richtete den Blick auf den Türsteher, der gerade mit Mandy irgend einen komplizierten Handshake ausführte und dann für sie die Schranke anhob.
Er winkte uns einfach durch. Das ging ja leicht. Es musste echt Vorteile haben, reich zu sein.
Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Der Boden war rot, samten, zumindest am Eingang. Dort standen allerlei Menschen in Abendgarderobe rum und betrachteten irgendwelche moderne Kunst, während Kellner zwischen ihnen hin und her eilte.
Mandy steuerte aber zielstrebig die Treppe an, die hinten Links nach unten führte. Man hätte sie fast nicht erkannt, wenn man nicht wusste, dass sie da war.
Ich folgte als letzte und hörte beim
Hinunter schreiten bereits den Bass der Musik. Er kroch in mein Herz und begann, im Rythmus damit zu schlagen.
Ich mochte Musik sehr. Aber die Clubs die ich kannte, waren deutlich kleiner als der hier.
Als wir unten ankamen, blendete mich strahlendes blaues Licht, dass durch den riesigen Raum wanderte und viele, halbnackte Körper streifte, die sich aneinander rieben und deren Hände in den Haaren und Kleidern der anderen verschwanden.
Wow, das hier war echt der Hammer.
Es roch nach Drinks und Sex. Keine Ahnung wie Sex roch, aber irgendwie konnte ich mir vorstellen, dass es so war.
Die Musik war laut, aber es liefen gute Lieder. Der DJ an seinem Pult ganz oben auf einer Anhöhe leistete gute Arbeit. Die Stimmung war ausgelassen, alle tanzten und sangen mit. Und wer das nicht tat, sass irgendwo auf einer Couch am Rande und war damit beschäftigt, zu knutschen und soch zu begrapschen.
Wie eine Insel war in der Mitte die Bar eingelassen. Einige gut aussehende Typen und Mädels schenkten eilig aus, während sich immer mehr Leute dort versammelte und nach etwas Flüssigem schrien.
„Der Hammer, nicht?"
Fragte Mia.
„Ja...das ist riesig."
Murmelte ich und sie zog mich mit sich.
„Komm, wir tanzen! Die anderen sind eh nicht zu gebrauchen."
Ich erhaschte einen Blick auf Damon, der locker an die Wand gelehnt stand und beobachtete, wie Mandy für ihn die Hüften schwenkte. Kervin war mit ihren Anhängerinnen beschäftigt und legte der einen von beiden gerade irgendwas auf die Zunge. Ich blinzelte.
„Na los, komm schon!"
Mia liess mir keine Zeit, das näher zu beobachten und wir befanden uns schon inmitten der schwitzenden Körper.
„Ich weiss nicht, ob ich das kann!"
Sagte ich und sie grinste.
„Ganz locker. Du siehst super heiss aus."
Sie legte ihre Hände auf meine Schultern und wir begannen zu tanzen. Es machte wirklich spass. Zwar stiessen wir manchmal gegen ein oder zwei andere, aber das interessierte niemanden.
„Das findet übrigens auch Damon."
Irritiert sah ich sie an und sie deutete hinter mich.
Ich drehte den Kopf und ich sah direkt in diese gefährlich schimmernden grünen Augen. Damon sah wirklich zu uns herüber. Und sein Blick war so intensiv, dass ich sofort errötete. Zum
glück sah man das bei diesem Licht nicht.
„Der beobachtet nicht mich, sondern dich. Er will sicherlich keinen Fremden Typen an deiner Seite sehen."
Sie gluckste.
„Stimmt, das ist auch gut möglich."
Ich zuckte die Schultern und schloss die Augen. Das hier war mein Neuanfang. Ich war in Atlanta um mich neu zu erfinden. Meine Grenzen zu sprengen. Heute würde ich damit anfangen.
Ich spürte, wir das flackernde Licht des Clubs hinter meinen Augenliedern aufblitzte und liess den Takt der Musik meine Bewegungen übernehmen. Im Takt schwenkte ich die Hüften. Ich fuhr mir durchs Haar und lächelte. Das war schön. Es fühlte sich so frei an.
Mit Mia tanzte ich so lange, bis wir beide nur noch schnell atmeten und sie abwehrend die Hände hob.
„Deine Kondition will ich haben! Aber jetzt brauche ich einen Drink."
Schnell atmend hielt ich an und kurz schwankte die Umgebung um mich herum etwas.
„Willst du auch was?"
„Nein, danke."
„Okay, ich hole mir schnell was. Bis gleich!"
Sie drückte meine Hand und quetschte sich dann Gelenk zwischen den Menschen hindurch.
Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Sich so auszutoben tat echt gut. Da war nur die Musik und sie wirkte auf mich. Es war mit nicht mal peinlich gewesen zu tanzen.
Kopfschüttelnd und begeistert von meinem neusten Verlassen meiner Komfortzone entfernte ich mich etwas vom Trubel der Tanzfläche.
Mein früheres Ich hätte sich nie überzeugen lassen, auf so eine Party an einem Dienstag zu gehen. Vor allem nicht, wenn am nächsten Tag Schule anstand. Aber das würde ich schon irgendwie hinkriegen. Mia tat es ja auch. Und sie wirkte nicht besorgt darüber.
Ich liess meinen Blick zwischen den Menschen hin und her schweifen und ertappte mich dabei, wie ich nach Damons breiten Schultern suchte.
Als ich ihn entdeckt hatte, reichte er Mandy gerade irgendetwas. Sie stand ziemlich nahe an ihm dran.
Meine gute Laune war wie weg gewischt.
Ich stellte mich an die Lehne einer Couch, auf der sich gerade zwei Männer die Zungen in die Hälse steckten und hoffte, dass ich sie nicht störte. Aber sie bemerkten mich gar nicht. Meine Sorge war also völlig umsonst.
Ich lehnte mich an die kühle Wand und gönnte mir eine Verschnaufpause.
Ich hätte nie damit gerechnet, aber es passierte wirklich. Ein junger Mann sprach mich an. Mich.
Er hatte rötliches Haar und kam zögernd auf mich tu.
„Hey, störe ich?"
Fragte er und lächelte sympathisch. Ich erwiederte das Lächeln.
„Nein. Ich leg nur grad eine Verschnaufpause hin."
Meinte ich und er grinste wissend.
„Ja, ich auch. Ist echt cool hier, nicht?"
Fragte er und ich nickte.
„Ja, ich bin zum ersten Mal hier."
„Echt, du siehst aus, als wärst du für die Tanzfläche geboren."
Wow, das war charmant. Geschmeichelt zupfte ich am Saum meines Kleides herum.
„Ja, nein, ehrlich gesagt bin ich nicht so der Clubgänger."
Er zuckte die Schultern. Er hielt den Abstand zwischen uns ein, das fand ich gut. Er bemühte sich wahrscheinlich gerade sehr, nichts abschreckendes zu tun. Und ich genauso.
„Magst du einen Schluck?"
Fragte er dann und hielt mir sein Getränk hin.
Das sah echt lecker aus.
„Ja, klar, gerne."
Ich lächelte und er kam näher, um mir den Drink hin zu halten. Weit kam er aber nicht.
„Das reicht dann auch. Ich übernehme ab jetzt."
Damon war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Ich hatte nicht mal gewusst dass ihm mein Standort im Club bekannt war.
Entgeistert starrte ich ihn an.
Dem Typen vor mir schien er aber noch vielmehr ein Dorn im Auge zu sein.
„Dude, wir sind gerade..."
Damons Stimme klang scharf.
„Fertig. Genau. Und jetzt zisch ab."
Er machte einen Schritt vor und der Typ hob abwehrend die Hände und drehte sich dann ab.
Perplex sah ich ihm hinterher.
„Was...was sollte das?"
Damon hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und kam einen langsamen Schritt näher.
Als würde er sich an seine Beute heran pirschen.
Und mir wurde seine Nähe schmerzlich als ein Ziehen in meinem Unterleib bewusst.
„Du solltest nicht von irgendwelchen Typen Drinks annehmen. Da könnte was drin sein."
Ich hob die Brauen. Als ob ihn das kümmern würde.
„Ich kann prima auf mich selbst aufpassen."
Erwiederte ich unterkühlt und er schüttelte den Kopf.
„Denke ich nicht. Ich denke du bist für die notgeilen Typen hier gefundenes Fressen."
Ich öffnete den Mund.
„Wie bitte?"
Er zuckte die Schultern.
„Wieso bist du überhaupt...nein, weisst du was, vergiss."
Ich verschränkte angepisst die Arme und lehnte mich wieder an die Wand.
Wieso verhielt er sich mir gegenüber wie ein Arschloch aber konnte mich dann doch nicht einfach in Ruhe lassen? Als hätte er es darauf angelegt, mich zu quälen.
Damon kam noch einen Schritt näher. Blitze zuckten durch meinen Bauch. Scheisse, wieso musste mich seine blosse Präsenz so aus dem Konzept bringen?
„Du überraschst mich."
Meinte er dann mit gesenkter Stimme. Sie war dunkel, irgendwie verführerisch.
„Wieso, weil ich mit Männern reden kann, ohne gleich beleidigt zu werden?"
Zischte ich. Er grinste.
„Auch. Und du kannst tanzen. Das hätte ich nicht gefacht."
Er hatte mich bemerkt, heilige Scheisse.
Die Röte schoss mir ins Gesicht. Zum glück war die Ecke hier so dunkel, dass er das sicher nicht bemerkte.
Ich zuckte beschämt die Schultern.
„Ich mag Musik eben."
Er blickte kurz auf die Leute um uns herum, als müsste er weiterhin den Überblick behalten.
„Ich auch. Da fühlt man sich so frei."
Ich hob erstaunt den Blick.
Das war das erste, was ich aus seinem Mund hörte, das nicht völliger Schwachsinn war.
„Ja....genau. Das finde ich auch."
Er nickte und kam noch einen Schritt näher.
Dabei liessen mich seine grünen, brennenden Augen erstarren. Er war gefährlich. Das spürte ich. Aber er war auch abenteuerlich. Und anziehend. Unglaublich anziehend sofort. Und das wusste er.
„Mache ich dich nervös?"
Fragte er und seine Stimme war rau, was mir jedes Haar am Körper aufstellte. Was war nur mit mir los, verdammt.
Ich schluckte.
„N...nein."
Ich konnte spüren, dass er lächelte.
Und dann stand er plötzlich so dich bei mir, dass ich fast sein Kinn mit meiner Nase berührte, als ich den Kopf hob.
„Ich glaube schon. Ich mache dich total nervös."
„Krieg dich ein."
Er stützte den Arm langsam neben mir an der Mauer ab, während er mich musterte.
Die Hormone in mir spielten verrückt.
Ich hatte schon einige Jungs geküsst, aber so etwas hatte ich noch nie gefühlt. Ich war eben eher zurück haltend.
„Wieso kannst du mir dann nicht in die Augen sehen?"
Sofort blickte ich ihn an. Das war die falsche Entscheidung gewesen. Fast schon unnatürlich stach das Grün aus seinen Pupillen in der Dunkelheit hervor. Seine Augen waren hypnotisierend. Seine ganze Anwesenheit war hypnotisierend.
Sein schelmischer Blick wurde langsam ernster und schweifte kurz zu meinen Lippen hinunter, was in mir kleine Feuerwerke explodieren liess.
Ich öffnete meinen Mund leicht und er ballte die Hand an der Wand zur Faust.
„Du..."
Machte er und kniff die Augen zusammen. Dann strich er mir langsam eine Haarsträhne hinters Ohr. So, dass sein Knöchel meine Wange streifte. Ich erschauderte.
Scheisse, was passierte hier gerade? Das da war Damon. Und ich. Das war nicht gut.
„Wo ist denn Mandy?"
Platzte es aus mir heraus. Das unpassendste, was ich hätte sagen können. Aber ich hielt die Spannung zwischen uns nicht mehr aus und hatte irgendetwas machen müssen. Er blieb stehen und hob die Brauen.
„Bist du eifersüchtig?"
Ich schnaubte ironisch.
„Niemals. Ich will nur nicht die Augen ausgekratzt bekommen, weil ich mit dir rede."
Er nickte.
„Stimmt. Ihre Nägel sind echt lange. Erinnern mich an die Klauen eines Faultiers."
Das war jetzt unerwartet. Damon konnte tatsächlich lustig sein.
Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen.
Damon lächelte ebenfalls. Wow und das in meiner Anwesenheit. Und natürlich machte ich den Moment kaputt.
„Was hast du ihr da eigentlich gegeben?"
Jegliche Freundlichkeit wich aus Damons Gesicht.
„Was meinst du?"
„Du hast ihr vorhin was gegeben."
Er zuckte die Schultern.
„Ja, Aspirin. Die habe ich bei solchen Partys immer dabei. Und meistens werden sie auch gebraucht."
Ich zog die Brauen zusammen. Ich glaube ihm irgendwie nicht. Obwohl er ziemlich überzeugend klang.
„Wieso, willst du auch eines? Du hast doch gar nichts getrunken."
Ich sah ihn fest an.
„Du auch nicht."
„Aber ich fahre."
Guter Punkt.
Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte und sah zu Boden.
Der kurze, magische Moment war vorbei.
Am nächsten Tag bereute ich sehr, in diesen Club gegangen zu sein. Ich hatte zwar nichts getrunken, aber der Schlafmangel machte sich deutlich bemerkbar. Ich lief rum wie ein Zombie. Mein Gehirn war praktisch unfähig, jegliche Informationen aufzunehmen. Vielleicht lag das auch daran, dass es zu sehr damit beschäftigt war, über Damon und mich nachzudenken. Und über das, was zwischen uns passiert war. Was ja eigentlich nichts war. Nichts war passiert. Ich überdachte einfach wieder mal alles.
Mia ging es ähnlich wir mir, mit dem entscheidenden Unterschied dass sie tausend Mal besser aussah als ich.
Das Trio, das wir gestern kennen gelernt hatten, erschien heute nicht. Wahrscheinlich waren sie verkatert. Sie konnten es sich ja auch leisten, zu fehlen. Der Schultag zog sich ewig in die Länge und Mia musste mich einige Male aus dem Halbschlaf reissen.
Als wir dann endlich in die wie immer überfüllte U-Bahn stiegen, war ich absolut erleichtert, den Tag überhaupt überstanden zu haben.
Es stank zwar erbärmlich nach Schweiss und billigem Deo, aber das hielt mich nicht davon ab, im Stehen zu dösen.
Dabei hielt ich mich halbherzig an einer der Standen fest. Die Meisten Menschen sassen da und lasen Zeitung oder hörten Musik. Es wurde nicht viel geredet. Die Meisten wollten genau wie wir einfach nur nach Hause.
Ich genoss die Stille und das Ruckeln des Zuges wirkte irgendwie einschläfernd. Eine Stimme sagte irgendetwas von einer nächsten Haltestelle aber ich döste bereits langsam weg.
Keine Ahnung, ob ich wirklich eingeschlafen war oder nicht, oder wie lange wir bereits fuhren, aber plötzlich rüttelte Mia an meinem Arm.
Ich stöhnte und öffnete widerwillig die Augen.
Sofort blendete mich das grelle Licht.
„Man, Mia."
Beschwerte ich mich. Als ich ihren unruhigen Blick sah, war ich sofort hellwach.
„Was ist los, alles okay?"
Sie schüttelte den Kopf und packte mich an der Hand.
„Nein. Wir müssen hier schleunigst weg."
Weswegen wohl?
Und was haltet ihr von Den Geschehnissen im Club?
Bin gespannt und hoffe, ihr freut euch so sehr darauf weiterzulesen wie ich mich darauf freue, weiter zu schreiben! ♡
Alles liebe ❥
Angora77 ☽
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