Luna
Langsam öffne ich meine Augen. Schnell realisiere ich, dass ich noch in meinem Bett bin und mich erstaunlich kraftvoll fühle. Als würde ich aus Energie bestehen. Voller Euphorie richte ich mich auf und will meinen Mate aufwecken. Doch der liegt nicht neben mir. Schnell stehe ich auch und renne durch die offene Tür und erblicke ihn. ,,Mate, ich weiß nicht wie, aber mir geht es gut. Ich lebe noch und weißt du? Ich fühle mich so voller Energie. Mate?", es scheint als ob er mich nicht hört. Ich trete einen Schritt näher und will an ihm rütteln. Mein Hand gleitet jedoch durch ihn.
,,Er sieht und hört dich nicht.", erklingt eine zarte Stimme. Erschrocken drehe ich mich um und sehe eine zierliche kleine Frau. ,,Du bist tot. Dein Körper liegt eiskalt im Bett. Als er heute aufgewacht ist, wollte er gar nicht aufstehen. Er hat sich so sehr an dir festgeklammert und geweint. Ich hätte nicht gedacht, dass er heute überhaupt noch aufsteht. Ihm fehlt das leuchte in seinen Augen. Du hast es einfach mitgenommen." Die in weiß gekleidete Frau geht auf meinen Mate langsam zu und scheint ihn zu berühren. Zumindest gleitet ihre Hand nicht durch. Zu spüren scheint es mein Mate aber auch nicht.
,,Ist das das Leben danach?", frage ich sie hauchend. Es wäre pure Qual. Es ist pure Qual. Zu sehen, wie mein Mate leidet, obwohl ich da bin und dennoch nichts tun kann.
,,Nein mein Kind. Wie du selbst meinst, ist das pure Qual. Viele gehen sofort zu ihren Familien und Freunden bis sie wiedergeboren werden auf der Erde. Man kann es als so eine Art Himmel bezeichnen. Die Hölle -nebenbeigesagt- gibt es übrigens nicht wie ihr sie euch vorstellt. Aber darum geht es nicht und ist eigentlich noch uninteressant für dich. Du bist hier, weil ich ganz dringend deine Hilfe brauche und dir nebenbei eine zweite Chance geben." Sie lässt von meinem Mate ab, der kurz daraufhin sich hinsetzt und versucht etwas zu essen.
,,Wer bist du? Und was für eine zweite Chance?" Ich setze mich ihm gegenüber. Kurz denke ich als er aufschaut, dass er mich sieht. Doch sein Blick liegt irgendwo weiter hinter mir.
,,Ich bin Luna. Auch als Mondgöttin bekannt. Und ich möchte, dass du zu einer Lasyr wirst." Begeistert schaut sie mich an.
,,Was ist eine Lasyr?" ,,,Als Lasyre bezeichnen sich meine Engel. Eine Fee muss sich dafür in meinen Augen würdig erweisen. Dann passiert, genau das jetzt wie bei dir jetzt. In deinem Fall hast du dir in so vielen Herzen einen Platz erkämpft. Zudem braucht dein Rudel dich noch in der Zukunft und das wirklich dringend. Ich empfinde, dass du eine Art zweite Chance verdient hast. Außerdemdem bist du schwanger. Ich weiß, dass ich jetzt erschlagend, aber du und dein Kind habt es verdient zu leben. Ohne deine Taten gäbe dieses Rudel nicht mehr. Wärst du in dem Krieg nicht da gewesen, wäre so viel Leid über die Werwölfe gekommen und da du meinen Kinder das ersparrt hast, werde ich dir auf ewig danbar sein. Du hast dich damals, bei so vielen Möglichkeiten, für das Rudel und sogar gegen deinen Mate entschieden.", klärt sie mich mit ihrer samtig weichen Stimme auf.
,,Ich... bin schwanger?", stottere ich flüsternd. Wie konnte mir das entgehen? Ich müsste mindestens im zweiten Monat sein. Das muss einem doch auffallen!
,,Ja, bist du. Und wegen den genannten Gründen möchte ich dir ein zweites Leben geben. Es ist nur ein Angebot, was du ablehnen kannst und an spezielle Bedingungen gebunden ist. Es ist nochmal eine Art Prüfung. Möchtest du mein Angebot hören? Du könntest zu deinem Mate und deinen Kindern zurück. Ich habe dich in den letzten Tagen begleitet. Du kannst sie vielleicht nicht aufwachsen sehen, aber sie wiedersehen. Ich brauch auch dringen deine Hilfe. Denk an deinen Mate."
Ich kann meine Kinder wieder sehen. Mein Mate...
Seine Augen sind so leer. Die Falten auf seiner Stirn scheinen sich für immer dort manifestiert zu haben. Plötzlich geht die Tür auf und Leonard, unser Beta, kommt herein. Stürmisch läuft er zu seinem besten Freund und setzt sich auf den Platz links neben mir.
,,Alpha? Was sollen wir jetzt machen?", fragt er mit rauchiger Stimme. Leo war immer sowas wie ein Bruder für mich.
,,Der Rudelarzt soll alles für die Beerdigung vorbereiten. Du sagst es dem Rudel und meinen Kindern. Ich möchte in nächster Zeit nicht belästigt werden. Verstanden?" Seine Stimme ist eiskalt. Sein Blick ist eiskalt. ,,Er ist eiskalt ohne dich. Ihr hattet eine so wunderbare Matebeziehung. Und ich bitte dich mein Angebot dir anzuhören, damit du dich selbst mit diesem Anblick nicht quälst." ,,,Okay, wenn ich ihn dadurch wiedersehe."
,,Gut. Mein Angebot ist, dass du, Luna Levanda King, ein neues Leben mit deiner Tochter führst. Dabei wirst du dich nicht an dein früheres Leben und deine Aufgabe erinnern und an einen Gegenstand gebunden sein. Es ist deine Prüfung um eine Lasyr zu werden. Dabei wirst du die Hälfte der Kräfte einer Lassyr besitzen. Deine Aufgabe ist es, die Werwölfe zu retten." Die Stimme von Luna ist währendessen machtvoll und man kann gar nicht anders als ihr die volle Aufmerksamkeit zu schenken.
,,Wenn du die Prüfung bestehst, wirst du zu einer Lasyr. Du wirst so lange leben wie dein Mate und nach eurem Tod werdet ihr beide zusammen in meinem Namen Aufträge bestreiten. Was ich dir aber auch sagen muss ist, wenn du die Aufgabe nicht annimst oder die Katastrophe nicht verhindern kannst, wirst du deinen Mate nie wieder sehen. Genau so wirde es weder die Seelenverwandtschaft noch die Werwölfe weiterhin auf der Erde geben. Sei dir bitte dem bewusst."
Schokiert schaue ich sie an und erkenne Verzweiflung in ihrem Blick. Die Werwölfe stehen auf dem Spiel!?
Das kam plötzlich
Was habe ich damit zu tun? Gibt es keinen anderen Weg? Sie ist eine Göttin! Sie kann doch nicht mir einfach das aufzwingen.
,,Theoretisch gesehen ist es kein Zwang. Es gibt ganz bestimmte Gründe, weshalb du die beste Wahl bist. Wir Götter können nicht einfach machen was wir wollen. Auch für uns gibt es Spielregeln, weshalb ich dich auch bitte diesen Auftrag anzunhemen." Obwohl ihre Stimme so ruhig und gelassen klingt spiegelt sich in ihren Augen so viel mehr wieder. Sehr beunruhigend dies in den Augen einer Göttin zu sehen.
,,Ich habe so viele Fragen. Was kann die Werwölfe auslöschen? Oder warum soll ich an irgendeinen Gegenstand gebunden sein? Das ergibt doch keinen Sinn. Warum muss ich meine Familie vergessen? Und wie soll ich einen Auftrag erfüllen, den ich wie es aussieht auch einfach vergesse? Warum wird mein ungeborenes Kind da mitreingezogen? Kann ich nicht einfach wieder aufwachen und bei meinem Mate und meiner Familie sein? Warum darf es nicht so sein? So einfach?", schluchze ich. Ich will das nicht. Ich will nur meine Familie. Nur noch ein bisschen mehr Zeit mit meiner Familie.
Wieder beginnt Luna zu sprechen, doch Antworten sind was anderes:,, Es tut mir leid mein Kind, aber es ist so gekommen. Ich kann nichts anderes tun als dieses Gespräch mit dir zu suchen. Nicht einmal diese Fragen kann ich dir beantworten. Aber ich weiß, dass du es schaffen kannst. Und es tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben kann. Aber überleg es dir. Du hast Zeit bis heute die Sonne komplett untergegangen ist. Wenn du nicht das Angebot annimst, kommst du zu deiner Familie und Martha, aber wirst deinen Mate, deine Kinder und den Großteil deines Rudel nie wieder sehen. Überleg es dir.
Du bist die größte Chance für die Werwölfe"
~~~
Es ist fast Abend. Wie bei den Werwölfen üblichen, werden die Toten am selben Tag noch begraben. Nach dem Gespräch mit Luna habe ich schweren Herzens meinen Mate verlassen und bin dem Beta gefolgt. Die traurigen und verheulten Gesichter meiner Kinder haben sich in mein Herz gebrannt. Sie sollen nicht so leiden. Sie wollten dann zu meinem Mate. Doch der hat sich in sein Arbeitszimmer verkrochen und will wirklich von niemanden gestört werden. Du hast mir doch versporchen dich um unsere Kinder zu kümmern
Leonard hat sie dann zu ihren Großeltern gebracht. Meine Schwiegereltern haben sich so wundervolle um meine Kinder gekümmert. In diesem Familienkreis hat der Beta dann auch den Rudellink geöffnet und meinen Tod verkündet. Die Gefühle der Trauer und des Verlustes, die deutlich im Rudellink zu spüren waren, machten die ganze Situation nicht besser.
Meine Schwiegermutter begann nach eine ewigen bedrückenden Stille über mich zu reden. Es war erstaunlich, wie sie es in dem Moment schaffte meinen Kindern ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern mit Geschichten von mir. Wie ich Leonardo mal fast in die Luft gejagt habe oder eine Suchaktion gestartet wurde nach einem Kind, das abhanden gekommen schien, obwohl es mir einfach gefolgt war und wir Plätzchen gebacken haben oder aus Rache an meinem Mate ich einmal sein Wasser blutrot mit meiner Magie gefärbt habe, jedoch aus allen Hähnen im Rudel aufeinmal blutrotes Wasser kam.
Später begann jeder eine Geschichte zu erzählen die ihm in den Sin kam und ich liebte diesen Anblick meiner Familie.
Doch mein Mate war nicht hier. In dem Wissen dass es ihnen hier zumindest in diesem Moment gut ging, verließ ich sie udn schlenderte durch das Rudel zu dem Alphahaus. Es wirkte düster und einsam, doch ich wollte zu meinem Mate und so bin ich hier Nach dem ich festgestellt habe, dass ich tatsächlich durch Wände gehen kann.
Mein Mate hat sich in sein Arbeitszimmer verkrochen und wirkt noch kühler und stumpfer als heute morgen. Dabei schaut er die Familienjahrbücher durch, die seine Mutter uns jedes Jahr geschenkt hat. Es sind so viele über die Jahre geworden und dennoch wünsche ich mir, dass es mehr gewesen wären. Ich stehe hinter meinem Mate und schau mir so auch die Bilder an.
Wir waren so glücklich.
Auch wenn wir wegen des Rudel nicht so oft verreisen konnten, waren wir an so vielen Orten als Familie und zu zweit. Ein Vorteil, wenn man eine Fee ist und sich teleportieren kann.
Plötzlich klappt er das buch zusammen, wobei ich zusammenzucke. Er schmeißt es auf den Boden und durchsucht die Bücher nach einem ganz bestimmten. Ich kann nicht sehen welches es ist, doch öffnet er das gefundene Buch und blättert bis fast ganz nach hinten. Dabei wird mir klar, welches er gewählt hat. Es ist unser letztes Buch. Seine Mutter hat es uns vor einem Monat geschenkt und er hält bei den Bildern an, wo man sieht wie es mir immer schlechter geht. Wie ich dünner werden, bleicher und müder aussehe. Wo man sieht, wie meine Kraft rapide schwindet. Uns hat es nie wirklich was ausgemacht, dass ich doppelt so als aussehe wie er. Das man manchmal denken konnte, dass ich seine Mutter sei. Wir sind Seelenverwandte und leider altern Werwölfe viel langsamer.
Die Fotoalbem haben uns immer vor augengeführt, dass ich deutlich eher gehe als er. Während Werwöfle Jahrhunderte und Alpha und Beta Familie sogar ein Jahrtausend lang leben können. Wirkt meine Lebenspanne so minimal wie es nur geht.
Dafür sterben auch viele mit ihren Mates zusammen
Du hast mir versporchen auf unsere Kinder und das Rudel aufzupassen
Mein Mate blickt auf zur Tür und kurz farauf ist auch ein Klopfen zu hören. Ich habe die Werwölfe schon immer etwas wegen ihres Gehörs beneidet. Mein Mate ignoriert es einfach.
,,Alpha, ich muss wirklich mit ihnen reden. Es geht um ihre Mate.", ertönt die Stimme des Rudelarztes. Ein tiefes, bedrohliches Knurren ist die Antwort. Der Rudelarzt ist jedoch so verrückt und sein Beta auch, dass sie beiden dennoch reinkommen.
Mein Mate sieht sie dabei sehr feindselig an. Ob den beiden ihr Leben lieb ist?
,,Alpha, ich habe etwas herausgefunden, was wir Ihnen unmöglich vorenthalten können.", beginnt der Arzt
,,Sagt mir was es gibt und verschwindet einfach wieder.", knurrt mein Mate.
,,Sie war schwanger", platzt der Beta heraus.
,,Wer?" Der Rudelarzt geht zwei Schritt zurück, womit jegliche Wut den Beta treffen dürfte.
,,Ihre Mate, Alpha. Unsere Luna war schwanger." Kurz wird es ganz still und tatsächlich scheint mir der Gedanke nicht ganz abwegig, dass sich mein Mate einfach wieder hinsetzt. Den Startschuss für den Wutausbruch gibt der Beta, als auch einen Schritt zurück geht.
Mit einem tiefen und bedrohlichen Knurren, stürzt sich mein Mate auf seinen Beta und verwandelt sich im Sprung. Zur Verteidigung tut Leo das auch, wagt es aber nicht den eigenen Alpha anzugreifen. Im Mindlink höre ich, wie der Rudelarzt den alten Alpha kontaktiert sowie die Krieger des Rudels.
Es fühlt sich wie mehrere Ewigkeiten an, bis weitere Wölfe eintreffen und versuchen den Alpha vom Beta zu trennen. Und noch mehr Ewigkeiten bis der ehemalige Alpha eintrifft und den Kampf mit seinem Sohn aufnimmt. Die Inneneinrichtung bleibt dabei natürlich nicht undverschont und so werden vor allem die Fotoalben strak zerfetzt, bevor der mein Mate seinen Vater durch das Fenster nach draußen schleudert, wo der Kampf weitergeht. Der Rudelarzt kann endlich zum Beta, der übel zugerichtet ist. Krallenspuren führen durch die ganze linke Gesichtshelfte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Narben jemals komplett verschwinden. Wie es seinem linken Auge geht, mag ich erst gar nicht einschätzen. Seinen Bauch hat ergut verteidigt, aber die tiefen Spuren auf seinem Rücken werden auch vermutlich für immer sichtbare Narben sein.
,,Es tut mir so leid, Leo.", flüstere ich.
Mit etwas Einsatz von Magie verschwinde ich auch aus dem Fenster und verfolge die sich bekämpfenden Alphas.
Sie zu finden ist in dem Moment das leichteste auf der Welt. Mein Mate hat deutlich die Oberhand doch der alte Alpha schlägt sich gut.
Lass deinen Vater einfach in Ruhe. Er kann doch auch nichts dafür.
Mein Mate landet einen sehr guten Treffer, woraufhin der alte Alpha kurzzeitig freien Zugriff zu seiner Kehle gewährt, die mein Mate sofort anvisiert.
In dem Moment schießen mir so viele Gedanken durch den Kopf mit der größten Frage. Was muss passieren, dass man sein eigenen Vater tötet? Die beiden hatte immer ein sehr gutes Verhältnis. Mit meinem Mate gehen die Gefühle durch. Auch wenn ich tot bin, spüre ich den Hass und die Wut auf die Welt. Den Schmerz, denn er abbauen möchte indem er diesen Kampf führt. Dabei herrscht nur noch der Instinkt und keinerlei rationales Denken.
Ich weiß nicht warum oder wie ich so schnell sein kann oder wie er mich in diesem Moment fühlt, doch ich bin plötzlich bei ihm und lege meine Arme um seinen Hals ,,Tu das nicht.", flüstere ich ihm in sein Ohr. Er läst von seinem Vater ab, taumelt ein paar Schritte zurück und sieht an die Stelle wo ich stehe.
,,Mate", höre ich seinen Wolf in meinem Kopf flüstern. Glücks- und Trauertränen fließen zugleich meine Wangen hinunter.
,,Wir werden uns noch in diesem Leben wiedersehen, lebe weiter", flüstere ich zurück. In meinem Inneren stimme ich damit dem Angebot der Luna zu.
Und somit beginnt wohl mein zweites Leben.
________
Was denkt ihr vom Angebot der Luna?
Zu übertrieben oder dramatisch?
Ist alles gut verständlich?
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