Es ist jetzt auch eh zu spät. Die Person wird gleich die Tür vom Spielhaus aufmachen und uns auffinden. Gleich bin ich mindestens einen Kopf kürzer und bekomm noch ne Anzeige.

Wie erwartet geht die Tür nicht viel später auf und ein Mann schaut rein.
Definitiv größer und älter als ich, lange dunkle Haare, Anzugschuhe, langer Mantel.
Den kenne ich doch irgendwo her.
Ach ja, als ich vor ein paar Jahren mein Praktikum hier gemacht habe, war er einer der Erzieher, der sich um mich gekümmert hat.
Der reißt mir bestimmt den Kopf ab.

,,Wer sind Sie und was haben Sie auf dem Spielplatz meines Kindergartens zu suchen?" Er scheint mich nicht wiederzuerkennen.
Dennoch ist er irgendwie angsteinflößend.
,,Miho. Miho Tsuzuki. Es tut mir furchtbar leid. Ich werde sofort gehen. Bitter verzeihen Sie mir."
Hektisch stehe ich auf und schnappe mir meine Reisetasche.
Der Mann beäugt die Tasche und danach mich.
,,Wollen Sie irgendwo hin?"
Ich schüttele mit dem Kopf. ,,Ich weiß nicht wo ich hin soll." Das war zu ehrlich. Mist.
Er zieht fragend eine Augenbraue hoch.
,,Ich wurde rausgeschmissen und bin jetzt auf der Suche nach einer Bleibe. Dabei bin ich hier gelandet, weil ich so weit wie möglich weg von zu Hause sein wollte und weiter hab ich nicht gedacht. Und bei dem Schneesturm..." ,,...haben Sie gedacht, dass sie es hier zumindest überstehen würden, sehe ich das richtig?"
Ich nicke etwas bedrückt.
Manchmal gebe ich echt zu schnell nach.
Schlimme Angewohnheit.
,,Gut. Dann kommen Sie doch bitte mit mir. Drinnen ist es wärmer."
Und schon geht er zum Gebäude.

Verwirrt und absolut überrascht folge ich ihm, während Tiki mir ebenfalls hinterher stolpert.

,,Der Hund kann mit in mein Büro. Trinken Sie Kaffee?"
Der Gedanke, eine warme Tasse in den Händen zu halten, ist zu verlockend.
,,Ja, ich würde einen nehmen, wenn es Ihnen nichts ausmacht."
So steh ich hier, mit meiner Tasche noch immer in den Händen im Leiterbüro des Kindergartens.
Mit sowas hätte ich nie gerechnet.
,,Wenn ich was dagegen hätte, hätte ich es nicht angeboten. Setzen Sie sich doch. Ich werde schon nicht die Polizei rufen. Keine Sorge."
Seine Stimme wirkt trotzdem so... gruselig.

Er steht mit dem Rücken zu mir an der Kaffeemaschine. ,,Sie waren doch mal hier für ein Praktikum oder hab ich das falsch in Erinnerung Frau Tsuzuki?"
,,Ja, ich war hier Praktikantin."
Langsam dreht er sich mit zwei dampfenden Tassen Kaffee in den Händen zu mir um.