Phase 8: Die Ruhe vor dem Sturm

Ich sitze am Küchentisch, während Panda klar Schiff macht. Ich schlürfe an meinem Kaffee. Panda hat ihn gemacht. Heiß, schwarz und süß, so wie ich ihn mag. Ich sehe meiner Schwester zu, die leise mit dem Radio mitsingt. Das Radio habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr angemacht. Es laufen alte Rockklassiker und ihre rauchige Stimme passt perfekt dazu. Die Sonne scheint in das Fenster, macht sich jedoch bereits auf den Weg in den Norden.
Ich habe innerhalb einiger Stunden es geschafft endlich fertig zu sein. Nun... genauer gesagt hat es mich zwei Tage ohne Schlaf gekostet. Morgen ist es soweit. Mein letztes Referat, über das ich dann in einer Woche nochmal eine Prüfung dazu abzulegen habe. Ich ärgere mich ein wenig. Es ist eigentlich eine Nachprüfung aus dem dritten Semester. Ich weiß nicht, warum ich die immer vor mich gescgoben hatte. Ich hatte bei der ersten Prüfung nicht gelernt und nun habe ich den Salat.

Doch ich bin zu müde, um Panik zu schieben. Doch bin ich zu sehr unter Strom, um zu schlafen. Ich trinke meinen Kaffee weiter und strecke mich dann kurz. Ein Gähnen kommt über meine Lippen. Ich sehe mir zum dritten Mal mein Manuskript an, das ich für den morgigen Tag geschrieben habe. Ich lese es leise vor. Fast wie eine Beschwörungsformel. Ich verhaspele mich häufig. Meine Zunge ist wie aus Blei. Meine Augen... ich frage mich, wie ich meine Lider offen halten kann. Ich merke, dass ich ab und zu abdrifte, mich vehement dagegen auflehne und dennoch abdrifte. Anscheinend hat es Panda gemerkt. Sie sagt etwas von wegen ich soll mich ausruhen. Ich hätte genug gemacht und ich soll endlich schlafen. Und in der Sekunde war es, als ob sie irgendeinen Knopf gedrückt hatte.

Ich falle von einem Moment zum anderen in einen traumlosen Tiefschlaf.

Als ich aufwache ist es 4 Uhr nachts. Sagt mir meine Uhr zumindest. Ich liege in meinem Bett, wie habe ich es hierher geschafft? Hat Panda mich einfach alleine hierher geschleift? Ich werfe einen Blick auf den Boden neben dem Bett. Sie schläft auf der Gästematratze. Ihr Handy liegt in ihrer Hand und leuchtet. Sieht so aus, als hätte sie noch vor kurzem etwas geschrieben. Ich linse kurz darüber. Sie hat sich nur Fotos angesehen. Ob sie damit besser einschlafen kann? Ich seufze und betrachte sie ein wenig. Meine Schreibtischlampe ist an und gibt dem Raum einen warmen Schimmer. Panda hat vergessen die Lampe auszumachen. Oder kann sie nur mit Licht schlafen? Ich habe sie nie gefragt, wie sie Jos Tod verarbeitet hat. Bin ich selbstsüchtig? Sie war immer da für mich, aber ich habe sie nie so nah an mich herangelassen. Und dennoch liebt sie mich ohne Wenn und Aber.

Ich seufze. Sie sieht so ruhig und unschuldig aus. So wie sie dort liegt. Sie hat sich bereits abgeschminkt. So sieht sie noch einmal jünger aus. Fast wie ein Kind. Wie alt sind wir nochmal? Ich habe es vergessen. Ist es seltsam, wenn man sein eigenes Alter vergisst? Das alles kommt mir so unwirklich vor. So seltsam unreal. So... als ob die Zeit stehen bleiben würde. Vielleicht fühlt es sich so an, wenn man stirbt. Das ganze Leben an sich vorbeiziehend sehend.

Ich fühle nichts.

Ruhe. Eine unheimliche stille Ruhe ohne jeglichen Gefühle. Ohne jegliche Regung.

Ich fühle mich taub. Am ganzen Körper und vor allem im Kopf.

So leer.

Ich beschließe mich für eine Stunde oder so hinzulegen. Diese Ruhe einzusaugen. Mich in dieser Leere zu verlieren. Ich atme ein und aus.

Dann schließe ich die Augen. Höre den Geräuschen der Stille zu, döse ein wenig. Schlafe jedoch nicht wirklich.

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