Kapitel 7
"Erde an Thea! Hörst du mir überhaupt zu?"
Empört starrte mich Yoona an, als hätte ich ein Verbrechen begannen.
Ich spürte wie mir kurz die Hitze ins Gesicht schoß, vorallem, weil nun jeder am Tisch zu mir blickte.
Wir hatten gerade die monatliche Besprechung, um unsere Ideen für Aktionen und Veranstaltungen zu sammeln.
"Äh-Ja. Natürlich höre ich zu.", brachte ich hervor.
"Was habe ich dann gesagt?"
Ernsthaft Yoona? Muss du mich so bloßstellen?
"Die Sache mit dem Frühlingsfest und dem Flohmarkt?" Ich hatte echt keinen Plan...
Yoona verdrehte nur ihre Augen und jemand kicherte leise, da es sehr offensichtlich war, dass ich geträumt hatte, anstatt zuzuhören.
"Das war die Idee von Luca. Ich habe gefragt, ob es nicht etwas stressig wäre, beides an einem Wochenende zu packen und stattdessen, ein oder zwei Wochenende dazwischen frei lassen.", wies sie mich zurecht und hob dann ihre Braue.
Obwohl ich diese Geste hasste, vorallem an ihr, erwiderte ich ihren Blick, weil ich ansonsten Luca anschauen musste, welcher mich stumm betrachtete.
"Ich denke, dass ist besser so. Dann können die Leute sich aussuchen, was interessanter ist, oder sogar an beidem teilnehmen.", gab ich meine Meinung dazu ab und hoffte, dass das ausreichen würde.
Was es anscheinend auch tat, denn sofort fingen alle an zu diskutieren und zu planen. Ich dagegen nahm einen Schluck von meinem Tee, um nichts sagen zu müssen. Geschweige denn bestimmte Blicke wahrnehmen zu müssen.
Eine Stunde später war alles geklärt und die anderen machten sich daran ihre Sachen zu packen, um endlich Heim zu kommen. Es war schon 2 Uhr und heute war ein Samstag, was viel Besuch bedeuten würde.
Ich machte es ihnen gleich und nahm Yoona das Versprechen ab, alles abzuspeeren und auszuschalten. Sie akzeptierte überraschenderweise meine Ausrede, dass ich Kopfschmerzen hatte und sehr müde war. Sehr verdächtlich.
Als ich dann meine Wohnungstür schloss und Luca in meinem Wohnzimmer stehen sah, wusste ich wieso. Innerlich fluchte ich und schrieb mir gedanklich auf, sie morgen zur Rede zu stellen. Wieso musste sie sich immer auf seine Seite stellen?
"Hey.", begrüßte er mich und lächelte leicht.
"Was machst du hier?", war dagegen meine Reaktion, was ihm das kleine Lächeln verschlug.
"Wir müssen reden."
"Nein. Wir müssen gar nichts, außer jetzt ins Bett zu gehen, damit wir für nachher fit sind."
"Thea."
"Ich meine das ernst, Luca. Ich habe nichts zu besprechen. Also." Demonstrativ zeigte ich auf die Tür.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Es gefiel ihm überhaupt nicht, wie ich reagierte. Normalerweiße wäre ich gleich zu Beginn auf ihn zugegangen und er hätte mich umarmt. Der Rest war immer offen geblieben, aber meistens in meinem Bett geendet.
Doch vieles hatte sich in den letzten zwei Wochen gerändert. Seit dem Abendessen und meinem betrunkenen Geständnis, hatte ich mehr und mehr Zeit mit Jiyong verbracht. Wir waren zusammen essen gewesen, hatten Kunstaustellungen oder Eröffnungen von Modeläden besucht. Er war auch hin und wieder bei mir gewesen, wo wir gelesen, geredet oder gemeinsam gekocht hatten. Die einzige Bedingung, auf die er eingehen musste, war gewesen, dass er meine Privatsphäre schätzte und nicht mehr in die Bar kam. Ich wollte keinen unnötigen Stress mit Luca.
"So ist das also? Kaum hast du diesen hüpfenden Möchtegernsänger bin ich irrelevant?", fragte er mich mit einem scharfen Unterton.
Ich stieß genervt Luft aus und schüttelte meinen Kopf.
"Weißt du, wenn du mich in Ruhe lässt, wenn ich jetzt zustimme, mache ich das gerne. Ich bin müde und weiß, dass eine Menge Leute kommen werden. Also gute Nacht. Du weißt, wie du raus kommst."
Luca wurde von mir die letzten Wochen gemieden. Ich sprach zwar noch auf der Arbeit und plante alles mit ihm, aber mehr hatte ich nicht zugelassen. Es hatte ihn nur zwei Tage gebraucht, bis er aufhörte, mich anzufassen, da ich jedes Mal fauchend auswich. Ich hatte zwar seine schlechte Stimmung gespürt, genauso wie seinen stechen Blick, aber keine Interesse gezeigt. Meine Entscheidung war damals ernst gemeint. Ich wollte das nicht mehr. Ich hatte keine Lust mehr. Alles was für mich wichtig war, war verboten und deswegen musste es damit aufhören. Er hatte Kisum und ich musste jemanden finden, der eben nicht Luca war. Oder auch gar niemanden. Ich war jung und hatte Zeit. Es hetzte nicht.
Ich lief Richtung Schlafzimmer, als er mich am Arm packte und mich zwang, ihn anzusehen. Reflexartig versuchte ich mich frei zu bekommen.
"Du meinst das Ernst."
Er hatte es endlich gecheckt. Danke Gott.
"Lass mich los.", knurrte ich und versuchte es ergebnislos weiter.
"Du meinst ernsthaft, das wäre so einfach? Ich habe dich damals aufgenommen. Ich habe dir ermöglicht, wie eine Göttin zu leben. Ich habe verhindert, dass du wie eine Ameise zertrampelt wirst und so dankst du mir? Nachdem ich dir alles gegeben habe, lässt du mich einfach fallen? Jeder weiß, wenn das hier endet, dann nur, weil ich das so sage."
Als ich Lucas Blick sah, wurde mir kalt. Seine Augen waren dunkel und hatten etwas in sich, das ich nicht definieren konnte. Doch mich überfuhr bei dem Anblick ein Schauer. Sein Mund war schon fast ein Strich, so sehr drückte er ihn zusammen und sein Griff um mein Gelenk wurde mit jedem Satz fester. Ich konnte spüren, wie sich die blauen Flecken bildeten.
"Lass mich los. Du bist verrückt." Ich wollte ebenfalls gefährlich klingen, doch seine Worte und der Griff taten mir weh, so dass es mehr nach einem Schluchzen klang.
"Ich habe dir all das gegeben, und genauso kann ich dir wieder alles wegnehmen."
"Was redest du da? Du hast mir vor Jahren die Anteile gegeben.", sagte ich in meiner Verwirrung und merkte zugleich, dass ich nicht damit hätte kommen sollen, wenn ich frei kommen wollte.
Sofort kniff er seine Augen zusammen und drängte mich gegen die Wand.
"Du bedrohst mich?", fauchte er.
"Nein. Würde ich dich bedrohen, würde ich sagen, dass ich Kisum alles erzähle."
Jap, ich wusste, wie man Leute beruhigte. Aber ich war echt angepisst und wütend.
"Komm, mach das und ich sag allen, wie du dich an mich gedrängt hast und wie eine Hure darum gebettelt hast." Nun war seine Stimme leise und fast einem Flüstern ähnlich. Trotzdem bekam ich von ihr mehr Angst, als von seiner lauten Stimme.
"Was ist mit dir los? Spinnst du jetzt? Überhaupt-Ah!"
Ich schrie vor Schmerz auf, da Luca meinen Arm drehte. Wie als wäre ich eine Puppe, folgte ich seinen Griff und fand mich mit dem Gesicht zur Wand und meiner Hand schmerzhaft gegen meinen Rücken gedrückt wieder.
"Siehst du, wie einfach ich es habe, dich meinen Wünschen folgen zu lassen.", flüsterte er in mein Ohr, während ich weiterhin versuchte, frei zu kommen. "Ich war schon genervt, als du mit dem "Wir müssen aufhören und arme Kisum" angefangen hast. Aber ich dachte, ein bisschen Zeit lassen und schon komsmt du wieder zu mir. Falsch gedacht. Plötztlich steht dieser Trottel von Idol vor deiner Tür und ich muss zusehen, wie er dich an sich reißt. Wie schnell würde es dauern, bis jedes Magazin davon spricht und ihr euch nie wieder sieht? Du gehörst mir." Blitzschnell griff er nach meinem Haar und riss meinen Kopf nach hinten, was mich aufkeuchen ließ. "Vergiss das nie, Thea. Du gehörst mir und ich kann mit dir machen was ich möchte."
Dann ließ er mich wieder los und ich versuchte mich gegen die Wand zu stützen. Mein rechter Arm war taub und meine Kopfhaut brannte.
Voller Hass schaute ich Luca an, wie er sein Hemd zurechtzog, eine kleine Verbeugung andeutete und dann aus der Wohnung ging.
Erst als ich die Hintertür hörte, erlaubte ich mir, mich auf den Boden fallen und die Tränen fließen zu lassen. Hilfos drückte ich meinen noch immer tauben Arm gegen meine Brust, als würde das irgendetwas ändern.
Ich hatte Angst.
Ich konnte hier nicht bleiben!
Was wenn er nochmal kommt und diesmal schlimmeres macht?
Er hatte einen Ersatzschlüssel und wusste den PIN! Was sollte ich-
"Thea?"
Jiyongs raue Stimme riss mich aus meiner Panik.
Ich hielt mein Handy an meinem Ohr und hatte ihn anscheinend angerufen.
"Thea?" Diesmal klang seine Stimme wacher und ich konnte etwas rascheln hören. Wahrscheinlich hatte er geschlafen und sich nun aufgesetzt. "Alles in Ordnung?"
"Ich...Jiyong, ich-"
"Wo bist du?"
"In meiner Wohnung."
"Alleine?"
"Jetzt schon."
"Warte da. Ich bin in 15 Minuten da, okay."
Schon konnte ich hören, wie er aufstand und wohin eilte.
"Jiyong?"
"Ja?"
"Es tut mir leid."
Sofort blieb er stehen und es war ein paar Sekunden still.
"Wieso? Was tut dir leid?"
"Ich hätte dich nicht anrufen sollen. Es ist spät und du hast viel Stress. Vergiss es wieder und geh schlafen. Ich meld mich spä-"
"Er ist da gewesen, oder?"
Als ich verstand was er meinte, hatte ich erneut einen Kloß im Hals.
"Er war so anders gewesen. Nicht er eben. Ich hatte solche Angst.", schluchzte ich in den Hörer und fing tatsächlich an zu zittern. "Seine Worte waren so hässlich, ich-"
"Hör mir zu, Thea. Ich bin gleich da. Gleich. Versuch dich zu beruhigen. Wenn ich da bin, reden wir über alles und dann kann er dir auch nichts mehr tun, verstanden?"
Ich schluchzte erneut und nickte dann, bis mir einfiel, dass er es nicht sehen konnte.
"Verstanden."
"Gut."
Erneut war ein Rascheln zu hören und dann eine Tür. Er rannte die Treppen hinunter.
"Ich bin gleich in der Garage und fahr zu dir.", erklärte er.
"Jiyong?"
"Ja?"
"Leg bitte nicht auf."
"Nie."
Und schon war der Motor des Wagens zu hören.
Bald war er hier.
Bald.
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Long time no see🌬
Sorry erstmal wegen der kurzen Pause- ich rutsche gerade voll in den Abistress und hab somit jedes Wochenende etwas zum Lernen... deswegen danke für eure Geduld 💖💖
Ich werde versuchen regelmäßig zu updaten, da mein Ziel ja August ist!
Viel Spaß beim Lesen 🙏💖
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