Kapitel 19
"Wohin kommt der Karton?"
Die Männer von der Umzugfirma standen schnaufend im Flur und schauten mich mit rotem Kopf an.
Ich verstand zwar nicht so richtig, was am Aufzugfahren anstrengend war, aber gut.
"Ins Schlafzimmer. Waren das alle?"
Ich war gerade dabei mein Geschirr in die Regale einzuräumen. Jiyong kniete neben mir und bestaunte eine Tonfigur, die wie ein tanzender Bär aussah.
"Wenn man 12 Kartons Klamotten "Alles" nennen kann.", murmelte ein junge Mann mit den blauen Haare.
Gutmüdig wie ich war, ignorierte ich ihn, da er schon etwas Recht hatte. Die Klamotten war ganz zuletzt von ihren Kollegen gebracht wurden, nachdem sie sich gefreut hatten, so schnell fertig gewesen zu sein. Und wir sprachen auch nicht von kleinen Kartons.
Jiyong hatte mir vor vier Tagen, nachdem ich die Wohnung mit der offenen Küche und den großen Fenstern gewählt hatte, dezent eine Karte von einem Umzugsunternehmen gegeben. Wir beide hatten keine Lust ins Cafe zu gehen, geschweige denn, Kisum oder Luca zu begegnen. Vor allem nachdem Luca mich noch am selben Tag wütend angeschrien hatte, wie ich es wagen konnte, solch eine Bedingung zu stellen und ob meine Hormone mich verrückt werden ließen. Anscheinend hatte mein Schwager seinem Anwalt das Limit für mein Angebot geschickt. Es war sehr befriedigend gewesen, ihn an den Vertrag zu erinnern, ihn zu bitten, absofort nur noch meinen Anwalt zu kontaktieren und dass er mir doch bitte Kisums Daten schicken sollte, da sie noch etwas zu bezahlen hatte.
Natürlich war das mit dem Kleid nur eine spontane Aktion gewesen, weil er mich so genervt hatte, aber gestern war der exakte Betrag auf meinem Konto angezeigt wurden. Selbst schuld.
"Ja, das war alles." Mühsam stand ich auf und ging zu den verschwitzten Männern. Vielleicht lag das auch am schwülen Wetter. "Ich danke Ihnen von Herzen. Sie haben mir echt geholfen."
Lächelnd gab ich der Gruppe ihr Trinkgeld und verbeugte mich. Sie nahmen es murmelnd an und versuchten, ihre Freude über die Summe zu verstecken. Gelang nicht so gut. Dann verabschiedeten sie sich schon und Jiyong war mit mir alleine.
"Was soll das eigentlich sein?" Er hatte anscheinend schon zu lange versucht, herauszufinden, was die Gestalt darstellen soll.
"Das ist ein Tanzbär. Von meinem Neffen zum Geburtstag bekommen.", erklärte ich amüsiert.
Jiyong stattdessen schaute mich schockiert an.
"Du hast einen Neffen?"
"Ja, er wird dieses Jahr 5 und das zweite Kind ist seit zwei Monaten auf der Welt. Sie heißen Noah und Lydia." Ohne auf seinen fragenden Blick einzugehen, nahm ich ihm die Figur ab und stellte sie auf die Küchentheke. "In der Küche fehlen nur noch die Glässer und dann sind alle Kartons ausgeräumt. Die Möbel für das Wohzimmer wird morgen geliefert und das Bett ist schon aufgebaut. Wenn also alles steht und an seinem Platzt ist, kann ich mit dem dekorieren anfang."
Voller Vorfreude kicherte ich leise und bückte mich dann, um die besagten Glässer aufzuräumen. Zumindest wollte ich das, bis mich zwei Arme um meine Hüfte davon abhielten.
"Kann das nicht warten? Ich habe Hunger und durfte dich den ganzen Tag nicht einmal umarmen.", murmelte Jiyong in mein Haar hinein.
Erst jetzt wurde mir klar, dass ich ihn den ganzen Tag herumgescheucht hatte und jeder Annäherung aus dem Weg gegangen war. Denn seit die Verhandlungen mit Luca liefen, wurde er immer deutlicher mit seinen Andeutungen. Anscheinend war das der Startschuss für ihn geworden.
Lachend drehte ich mich um und blickte in seine Augen. Wenn ich mich nicht irrte, sah er tatsächlich etwas müde und betrückt aus. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Wange.
"Ich habe ganz vergessen, wen ich das alles hier zu verdanken habe. Es tut mir leid, dass ich so zu dir war."
Jiyong lehnte sich gegen meine Berührung und lächelte sanft.
"Schon okay, ich habe dich nur hin und wieder angeschubst. Die Hauptarbeit hast du geleistet."
Seine Worte wärmten mich auf und ließen mich glücklich fühlen.
Wie hatte ich Jiyong nur verdient?
Ohne nachzudenken, schloss ich ihn in eine Umarmung und drückte mich ganz fest an ihn. Er war zuerst überrascht, doch machte es mit kurz darauf gleich.
Es fühlte sich trotz der Hitze in Seoul angenehm an und machte mich sofort etwas müde. Als könnte ich endlich entspannen.
Doch das Gefühl hielt nicht lange an, denn Jiyong fasste mir unter das Kinn und brachte mich somit dazu, ihn anzuschauen. Kurz huschten seine Augen über mein Gesicht. Als würden sie etwas suchen. Jedoch schien er es nicht zu finden, denn er senkte seinen Kopf und kam mir immer näher. Plötztlich war mir doch warm und ich starrte ihn nur an. Alles in mir kribbelte und schien unter Strom zu sein.
"Du hast keine Ahnung, wie lange ich darauf gewartet habe.", flüsterte er, kurz bevor unsere Lippen sich berührten.
Sofort schloss ich meine Augen und lehnte mich an ihn. Jiyong schloss seine Arme noch fester um mich.
Seine Lippen fühlten sich etwas rau an, da er die Angewohnheit hatte, auf ihnen herumzubeisen. Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen davor, war da nicht das Gefühl zu verdursten, sondern eher das Gefühl endlich voll zu sein. Der Kuss war lindernd.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten wir uns voneinander. Ich hatte sofort den Drang weiterzumachen, wäre da nicht der Luftmangel. Leicht errötet schauten wir uns an und fingen dann an zu grinsen.
"Müssen wir unbedingt öfters machen.", sagte Jiyong fröhlich. Dann drückte er mir noch einen Kuss auf die Stirn. "Also Pizza oder Hühnchen?"
Sein plötzlicher Themawechsel warf mich etwas aus der Bahn, was ihn amüsierte.
"Uhmm...Mir egal?" Fragend lehnte ich meinen Kopf zur Seite.
"Mensch Thea, du hättest sagen müssen, dass du keins von beiden haben möchtest, sondern nur mich." Gespielt empört schüttelte er seinen Kopf und ruinierte komplett den Moment.
Fluchend boxte ich ihn und versuchte genervt ausszusehen.
Aber nur, weil ich nicht wollte, dass Jiyong sah, wie rot ich wurde, weil er meine Gedanken lesen konnte.
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