Kapitel 18

"Fertig?"

Jiyong hörte auf unseren Einkauf auf den Wohnzimmertisch zu stellen und schaute mich an.

"Ich stinke zwar noch immer nach dem Wein, aber immerhin bin ich jetzt sauber."

Genervt ließ ich mich auf den Boden fallen und stützte meine Hände auf den Tisch ab.

Ich ignorierte seinen amüsierten Blick und griff nach dem Soju.

"Warte, hier sind die Gläser." Schnell gab er mir besagte Objekte und ich schenkte uns ein.

Wortlos schob ich ihm seins zu und deutete einen Prost an. Ohne zu zögern kippte ich den Inhalt hinunter und füllte das Glas nach. Jigong öffnete stattdessen eine Tüte Snacks.

Wir waren vorhin wortlos in einen Kiosk gegangen, wo Jiyong mir mit einem Korb gefolgt war und ich einfach alles reingeworfen  hatte. Als er bezahlen wollte, hätte ich ihn fast angefaucht, aber ansonsten hatte er mich in Ruhe gelassen. Bei ihm in der Wohnung bin ich dann erstmal unter die Dusche gehüpft und habe mit Tränen in  den Augen, das ruinierte Kleid in den Müll geworfen. Es hätte nicht mehr gerettet werden können.

"Hier."

Jiyong hielt mir die Tüte hin und ich nahm eine handvoll Chips heraus. Lustlos schob ich mir eins nach den anderen in den Mund, nur um dann mit Alkohol nachzuspülen.

"Kurze Frage, darf ich reden, oder willst du deine Ruhe haben?" Er schaute mich tatsächlich mit großen Augen an und schien etwas eingeschüchtert zu sein.

Natürlich fühlte ich mich augenblicklich schlecht.

Ich seufzte, setzte mich ordentlich hin und schenkte nach.

"Normal. Du kannst ja nichts dafür."

Erneut hoben wir die Gläser an und tranken. Dann machte ich mich an die Schokolade zu schaffen, die spontan in den Korb gelandet war.

"Wenn du willst, können wir morgen ein neues Kleid kaufen?" Mit gehobenen Brauen schaute er mich an.

Jiyong hatte sich ebenfalls schnell gewaschen und umgezogen, weswegen er nun in Shorts, einem viel zu großen Tank Top und ungestylten Haaren da saß.

"Ich kann mir das gerade nicht leisten. Die Wohnung geht vor." Verbittert biss ich von der Schokolade ab. Grinste er schon wieder?

"Ich kann dir eins kaufen-"

"Jiyong.", unterbrach ich ihn. "Ich habe doch schon einmal gesagt, dass ich keinen Suga Daddy benötige, oder?" Mein Lachen war im gegensatz zu seinem gezwungen.

"Aber deine Reaktion vorhin war einfach nur perfekt. Ich habe schon vieles erlebt, glaub mir, aber dass jemand so gelassen reagiert, obwohl ein Designerstück zerstört wurde, war mir neu."

Immer noch lachend schüttelte er seinen Kopf, als könnte er es wirklich nicht glauben. Meine Antwort war nur ein Tritt mit dem Fuß, was ihn noch mehr erheiterte.

"Es ist immer noch nicht lustig, aber ich kann mit diesem Verlust leben. Du brauchst auch nicht so gucken. Ich sage die Wahrheit."

Ich verdrehte meine Augen und leerte die erste Sojuflasche. Es wurden noch drei weitere, gefolgt von Gesprächen, welche in jede Richtung gingen. Angefangen von Familien, Schulzeit und Haustiere, bis zu Urlaube, der erste Kater und Modesünden. Es war beruhigend und lenkte mich perfekt ab, bis Jiyong etwas ansprach.

"Du hast doch mal gemeint, dass du Kisum kanntest und sie Luca vorgestellt hast..."

Skeptisch schaute ich Jiyong an und trank wortlos mein Glas leer. Er erfasste mein Schweigen richtig und sprach weiter.

"Woher kanntet ihr euch und wie hat sich das damals für dich angefühlt?"

Wenn ich mich nicht irrte, wurde Jiyong etwas rot. Anscheinend schämte er sich davor, so neugierig zu sein, aber schien es überwunden zu haben und das nur mit der Hilfe von Alkohol.

Was soll ich bloß mit ihm machen?

Kurz überlegte ich, wo ich am besten anfangen könnte, bis ich merkte, dass es ihn nervös machte. Weswegen ich einfach anfing zu erzählen.

"Mein Vater arbeitet in Japan. Schon seit ich 11 Jahre alt bin. Deswegen wohnt meine Schwester und ihr Mann mit meiner Mutter zusammen. Wir sind jede Sommerferien zu ihm gegangen. Die Firma, welche ihn dorthin geschickt hat, wusste davon bescheid, weswegen er in einem Haus wohn und die Nachbarn davon sind Kisums Eltern. Ich habe jeden Sommer, bis ich zur Uni ging, mit Kisum verbracht. Das waren 8 Jahre. Und dann wurde ihr die Möglichkeit dargestellt in Seoul zu studieren. An meiner Universität. Sie kam also hierher, wir traffen uns, verbrachten jede Sekunde zusammen und eines Abends wollte ich sie mit Pizza überraschen, nur um sie und Luca beim Rummachen zu erwischen. Die Tatsache, dass Luca auch schon diese Sache mit mir hatte, schien ihn nicht sonderlich zu interessieren und meine Meinung von damals kennst du ja schon. Weswegen ich mich mit der Pizza zurückgezogen habe und am nächsten Tag von einer roten Kisum gesagt bekommen habe, dass sie und Luca nun ein festes Paar sind. Der Rest ist Geschichte."

Nüchtern kippte ich mir erneut ein Glas Soju hinunter. Jiyong schaute mich komisch an. Ich konnte den Ausdruck nicht zuordnen.

"Hast du nie etwas gespürt? Also Eifersucht oder Wut?" Seine Stimme war so leise, dass es schon fast als flüstern durchging.

"Das war nie relevant."

"Wie kannst du das sagen? Es sind immerhin deine Gefühle..."

"Aber es ist auch Vergangenheit. Ich kann nichts mehr daran ändern. Und das ist mir mehr als bewusst. Was geschehen ist, ist geschehen. Egal ob ich weine oder nicht."

"Und wieso weinst du dann, Thea?"

Überrascht schaute ich auf und sah Jiyongs schmerzvollen Blick. Irritiert fasst ich mir an meine Wange und konnte tatsächlich etwas Feuchtes spüren.

Jiyong hatte Recht. Ich weinte.

"I-Ich habe das gar nicht bemerkt." Von mir selbst überrascht, wollte ich aufstehen und mir etwas holen, doch Jiyong nutzte das aus und griff nach meinem Arm. Fragend schaute ich ihn an.

"Wieso hast du immer so getan, als würde es dir nichts ausmachen? Es ist total normal, dass du verletzt bist. Auch dass du dich wegen deinem Verhalten schämst. Aber du hast schon vorhin gesagt, dass dazu immer zwei gehören. In meinen Augen ist Luca noch mehr daran schuld als du. Weil er deine emotionale Lage kannte, genauso wie deine Unabhängigkeit. Du bist kein schlechter Mensch, nur weil du jemanden geliebt hast. Das wirst du niemals sein."

Als Jiyong fertig war zog er mich langsam hinunter und ich folgte wiederstandslos. Dann strich er mit seinem Daumen die Tränen von meiner Wange, die mittlerweile schon mehr geworden waren. Ohne es zu realisieren, hatte Jiyong einen wunden Punkt getroffen.

Was mich aber am meisten zum weinen brachte, war, dass er nicht zwanghaft eine schwarze oder weiße Seite suchte. Nein, er gab offen zu, dass ich mit daran Schuld war und zu lange gezögert hatte. Genauso, wie dass Luca nicht ignoriert werden durfte. Dennoch bot er mir seine Hand an und das immer wieder.

Es berührte mich zu wissen, dass er um meine Fehler wusste, aber mich dennoch akzeptiert und versucht, mich zu verstehen.

Kaum war mir das endlich klar, verzog ich mein Gesicht, als hätte ich mir weh getan und fing richtig an zu weinen.

Jiyong schien zuerste überrascht, aber nahm mich dann wortlos in die Arme. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen und mich in seinen Armen zu verstecken.

Denn das war alles was ich spüren wollte.

Keine Angst.

Keinen Zorn.

Keine Zweifel.

Kein Selbsthass.

Nur Jiyongs Wärme.

Einfach nur Jiyong.
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Hello!🐦

I am back!🎉

Ich bin endlich wieder in der Lage, mich um dieses Stück zu kümmern.💥
Ich fand es sehr schwer, mich zu entscheiden, ob dieses Kapitel lustig☻, emotional🍃 oder 'hot'🔥 werden sollte. Das mit lustig habe ich zuerst versucht, aber gleich wieder beiseite geschoben und 'hot' war zwar bis zum Ende in meinem Kopf (Wollte eigentlich zum Schluss noch etwas bringen, damit ihr euch wieder aufregen könnt, wieso ich immer so beschissen das Kapitel beende.), aber dachte mir dann, dass es noch etwas zu früh ist. 🙅‍♀️
Aber wer weiß, was danach noch kommt?

Schließlich hat mich eine schlaue Person daran erinnert, dass ich bis August fertig werden wollte und ich habe auch schon das Ende usw. im Kopf...Nur fehtl mir noch der passende Übergang, damit es nicht zu abgehackt wirkt.☻

Auf jeden hoffe ich, dass ihr die letzten Wochen nicht zuviel Stress gehabt habt und wenn ihr nun Ferien habt, diese zum Lernen für mögliche Prüfungen verwenden könnt, oder auch einfach nur zum entspannen!🔥

Viel Spaß beim Lesen!🎉

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