... über die Unendliche Geschichte

Wir schreiben den 1. September 2016, ca. 3 Uhr morgens. Aus irgendeinem Grund lande ich bei Google und vergesse sofort, was ich da wollte, als ich das Google Doodle sehe:

Heute vor 37 Jahren erschien "Die Unendliche Geschichte" erstmals im Thienemanns Verlag. Zeit, dass ich darüber schreibe. Denn mit diesem Buch verbindet mich vieles, was über die normale Beziehung zwischen Buch und Leser hinausgeht.

Aber beginnen wir am Anfang, denn lange bevor ich dieses Buch gelesen habe, kam ich mit dem 1984 produzierten Film dazu in Berührung.

Wie genau weiss ich nicht, ich war noch zu klein.

Aber ich habe Vermutungen.

Und zwar vermute ich, dass ich diese fast lebenslange Liebesgeschichte meinem Onkel Martin, dem älteren Bruder meiner Mutter, zu verdanken habe.

Die Älteren unter euch erinnern sich bestimmt an die klobigen, schwarzen VHS-Kassetten, auf denen Filme anno dazumal gespeichert wurden:

Die konnte man auch leer kaufen und dann etwas aus dem Fernsehen aufnehmen. Onkel Martin wusste als so ziemlich Einziger in der Familie, wie man einen Video-Rekorder programmiert, um genau das zu bewerkstelligen.

Eine weitere Vermutung ist, dass ich die Videokassette mit dem Film zu Weihnachten bekommen habe. Vor der „Unendlichen Geschichte" war auf derselben Kassette nämlich noch der Film „Lumikuningatar", eine finnische Umsetzung von Hans Christian Andersens Schneekönigin von 1986, und sowas wird ja meistens nicht mitten im Sommer im Fernsehen gezeigt.

Mal von allem abgesehen: Ich habe bei YouTube den Trailer zu „Lumikuningatar" gefunden und ich bin immer noch absolut überwältigt, wie 80er dieser Film aussieht. Ich muss ihn mir unbedingt auf DVD zulegen! :D
Seht euch das mal an, es ist echt glorreich:


Aber zurück zum Thema.
Fest mit der "Unendlichen Geschichte" verbunden ist, auch die Erinnerung an meinen Opa, der verstarb als ich 5 oder 6 war.
Dadurch, dass ich damals noch so jung war, erinnere ich mich vor allem an das Foto von Opa, das meine Oma auf ihrer Anrichte stehen hatte.
Darauf sah man Opa, der gerade den animatronischen Fuchur in den Bavaria Filmstudios bestieg. Vor zwei Jahren habe ich mir übrigens den Wunsch erfüllt, es ihm gleich zu tun, habe mit meinem Schatz die Bavariastudios besucht und durfte tatsächlich für einen Ritt auf Fuchurs Rücken Platz nehmen. Seither bin ich auch stolze Besitzerin eines AURYNS und eines Fuchurplüschis.

"Die Unendliche Geschichte" war ein Film, den ich sehr gerne und sehr oft geguckt habe. Die Schlüsselstellen kann ich noch immer mitsprechen. Meiner Mutter hing er natürlich irgendwann zum Hals heraus.

Das Buch entdeckte ich für mich, als ich 15 war. Wie für die meisten Teenager, war es für mich eine schwierige Zeit und dass ich in einem Heim für schwererziehbare Jugendliche gelandet war, machte die Sache nicht besser.
Mein Leben sah zu diesem Zeitpunkt ziemlich düster aus (wenn nicht für Aussenstehende, dann zumindest für mich) und ich hatte überhaupt keine Ahnung, was ich damit anfangen sollte; meine Versuche, eine Lehrstelle zu finden, endeten daher auch allesamt in Sackgassen.
Ich hatte genug von dieser Welt, die irgendwelche Anforderungen an mich stellte, die ich nicht verstand und offensichtlich auch nicht erfüllen konnte.
In meinem Wunsch nach Eskapismus stiess in der Heimbibliothek, die irgendwie auch nur von mir frequentiert wurde, auf "Die Unendliche Geschichte". Ich erinnerte mich an den Film und dass ich ihn sehr mochte, lieh das Buch kurzer Hand aus und begann zu lesen.

Danach ging es mir besser. Wirklich geändert hatte sich nichts, ich sass immer noch in einem Heim, hatte keine Ahnung was ich mit meinem Leben anfangen sollte oder wie ich dieses Leben überhaupt bestreiten sollte, ohne völlig unterzugehen.
Aber irgendwie ging es mir wieder etwas besser.
Rückblickend glaube ich, dass ich einfach eine der Messages des Buches, nämlich dass es kurzzeitig heilsam sein kann, sich in eine Fantasiewelt zurückzuziehen und dort Kraft zu schöpfen, man sich dem Leben aber dennoch stellen muss, verstanden habe, auch wenn ich es zu diesen Zeitpunkt nicht wirklich realisierte. 

Ich begann wieder mit dem Schreiben. Ich hatte bereits in der Grundschule erste literarische Gehversuche gemacht und meiner Oma diktiert, da sie eine sehr viel schönere Handschrift hatte als ich. Irgendwann habe ich dann aber aufgehört. Ich weiss nicht warum.
Jedenfalls begann ich nach dem Lesen der "Unendlichen Geschichte" wieder damit und hatte endlich das Gefühl, etwas gefunden zu haben, in dem ich einigermassen gut war, obwohl es natürlich Luft nach oben gab. Ich begann auch, mich intensiver mit dem Schreiben als Handwerk auseinander zu setzen.

"Die unendliche Geschichte" ist für mich untrennbar mit meinen "Anfängen" als Autorin verknüpft. Ich weiss nicht, wo ich schreiberisch wäre, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte, aber bestimmt nicht da, wo ich heute bin.
So ist es vermutlich kaum verwunderlich, dass auf der ersten Seite von "Zwei fingerbreit Salz" (sollte ich es jemals schaffen, das Buch a) fertig zu stellen und b) in einem Verlag unterzubringen) neben der Widmung an Suedie auch folgende Worte finden werden:

Für Michael,
der zwar Ende hiess, in Wahrheit aber ein Anfang war.

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