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Ich drehe mich weg. Luna soll nicht sehen, wie fertig mich das macht. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand lesbisch ist, im Gegenteil. Auch nicht, wenn es Luna ist, die ich jeden Tag sehe. Das, womit ich ein Problem habe, das bin ich. Ich war es, die sie geküsst hat. Ich bin die, die sie zeichnet. Und ganz offensichtlich bin ich die, in die sie sich verliebt hat.
Das ist nicht fair, das ist einfach nicht fair! Ich will nichts damit zu tun haben! Denn jetzt gibt es, so wie ich die Sache sehe, zwei Möglichkeiten. Die erste ist, ich breche ihr das Herz. Ich habe irgendwie begonnen, Luna zu mögen, in den letzten Tagen. Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Ich darf das nicht. Aber die andere Möglichkeit ist bei weitem schlimmer.

Luna hört Musik. Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, sie hat sich auch weggedreht. Ihre Musik ist laut, ich kann durch ihre Kopfhörer mithören.
Stealing kisses from your Mrs doesn't make you freak out.
Ich höre mit, obwohl ich das Lied nicht kenne. Es gefällt mir. Es ist irgendwie... frei. Laut. Das, was ich jetzt brauche. Und Luna offensichtlich auch.
Saw your face, heard your name, gotta get with you.
Girls like girls like boys do, nothing new.
Nein, nothing new. Aber eigentlich doch. Denn das ist die zweite Möglichkeit, die schlimme, die ich gar nicht wissen will. Dass ich mich auch in sie verliebe. Das wäre die Hollywood-Variante. Ein Kuss, dann der Abspann. Oder gleich eine Beziehung. Happy End. Aber so sieht es nicht aus. Ich verliebe mich nicht von heute auf morgen, definitiv nicht. Es sei denn, vielleicht...
Vielleicht habe ich es längst schon getan.

Ich setze mir meine eigenen Kopfhörer auf und drücke auf Play. Die Musik hüllt mich ein, bildet eine Schleier, einen Vorhang, hinter dem ich mich verstecken kann. Linkin Park. Das einzige, das jetzt hilft. Ich starre aus dem Fenster, wo Felder an uns vorbeiziehen, Bäume, Autos. Immer das gleiche. So schön monoton, so einfach.
Each word gets lost in the Echo. So one last lie, I can see through, this time I finally let you go...
Ich weiß nicht, was Luna macht. Was für Musik sie hört. Was sie denkt, was sie fühlt. Will ich es denn überhaupt wissen? Nein, nein, ich will die nicht kennen, sie nie mehr sehen, nichts mehr mit ihr zu tun haben. Weil es einfach wäre. Leicht.
Don't stay, forget our memories.
Wie gerne würde ich das tun. Den Donnerstag Abend ausblenden, verdrängen und alles, was bei der Party passiert ist.
Forget our possiblitities.
Unsere Möglichkeiten. Was haben wir denn bitte schön für Möglichkeiten? Haben wir überhaupt welche? Es wäre eine Möglichkeit, mit Luna zu reden. Ihr zu sagen, was ich fühle. Dabei weiß ich es ja selbst noch nicht mal.
Take all you faithlessness with you
Nein. Nicht don't stay. Ich muss doch mit dir reden, Luna. Aber nicht jetzt.

Eigentlich mag ich es nicht, wenn Autoren ihre Leser fragen, wie die Geschichte weitergeht. Aber nur für den Fall, dass ich Leser habe: Was haltet ihr von den Songtexten, die ich in dieses Kapitel eingebaut habe? Und danke, dass ihr bis hier mit Lesen durchgehalten habt.

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