Miguel and the Poolboy - Part 1
Hallo ihr Lieben,
ich habe mal wieder eine OS geschrieben. Natürlich ist er, wie immer irgendwie, etwas ausgeufert. Deswegen gibt es ihn in zwei Teilen.
Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen und hinterlasst gern Kommentare und auch ein Sternchen.
Alles Liebe für euch. ☺️❤️
Louis Pov. 💙💙💙
„Louis, komm hinter dem Vorhang hervor. Dein Verhalten ist absolut unangebracht." rügte mich meine Mutter. Ich rollte nur die Augen und tat nicht dergleichen.
„Mein Sohn, für Leute unseren Standes schickt es sich nicht, den Poolboy anzustarren wie ein Stück Fleisch." Ich drehte mich um und sah sie etwas schockiert an.
„Du bist echt ein totaler Snob." warf ich ihr an den Kopf.
„Ich bitte dich. Dein Vater hat hart gearbeitet, Gott habe ihn selig, damit wir so ein Leben führen können. Und das ich jetzt die Firma leiten muss, ist auch kein Spaziergang."
„Habe ich auch nie behauptet. Aber nur weil Harry keinen Job hat, in dem er Millionen im Jahr verdient, muss er doch kein schlechter Mensch sein."
„Wer ist Harry?" fragte sie.
„Der Poolboy." entgegnete ich genervt.
„Ah. Ich habe nicht gesagt, dass er ein schlechter Mensch ist. Du solltest dir nur jemanden suchen, der besser zu dir passt. Selbst für eine kleine Sommerromanze, ist er nicht gut genug für dich."
„Wow, du hältst ja wirklich viel von deinen Angestellten." stellte ich fest.
„Louis, es war schon schwer genug für mich zu akzeptieren, dass du auf das andere Geschlecht stehst. Suche dir also bitte einen Mann der..."
„... eine entsprechend große Brieftasche hat? Willst du das damit sagen?"
„Ja, genau das." Verächtlich schüttelte ich meinen Kopf.
„Jetzt tu nicht so. Das Geld deiner Eltern finanziert dir dein Jurastudium an der Harvard. Also kann ich dafür ja auch eine Gegenleistung erwarten, meinst du nicht?" Mir klappte der Mund auf bei ihren Worten. Aber das kannte ich schon. Sie hielt sich nie zurück mit ihren Äußerungen, sagte was sie dachte, hart und ungefiltert.
„Ich muss jetzt los. In drei Wochen bin ich wieder da. Ich verlasse mich darauf, dass du dich hier um alles kümmerst. Keine ausschweifenden Partys. Wir leben in Beverly Hills. Der Tratsch der Nachbarn ist schlimmer, als auf irgendeinem Kuhdorf irgendwo am Ende der Welt."
„Als ob du jemals in einem Dorf warst." stellte ich in Frage.
„Mit Sicherheit bin ich schon mal an einem vorbeigefahren. Ich meine es ernst, Louis. Genieße deine Semesterferien, aber übertreibe es nicht." Immer diese Drohungen. Gleich kam sie mir noch mit, „Sonst drehe ich dir den Geldhahn zu."
„Sonst..." setzte sie an.
„Ja, ja, ich weiß schon, was du sagen willst. Ich wünsche dir viel Spaß auf den Bahamas." Sie stand von ihrem Stuhl auf und kam zu mir. Mit ihrer Hand fuhr sie durch meine Haare und brachte sie in eine ihr passende Form. Gott, ich war doch keine Fünf mehr. Sie warf noch einen abschätzigen Blick in Richtung Pool und zog den Vorhang wieder zurecht. Ich seufzte und begleitete sie zur Tür. Mit einem Wangenkuss verabschiedete ich meine Mutter.
***
Nachdem sie verschwunden war, rief ich meinen besten Freund aus High-School-Zeiten an. Dadurch das ich an der Ostküste studierte, sahen wir uns nur noch selten. Auch ihn konnte meine Mutter nicht leiden, aber das war mir egal. Liam war wie ein Bruder für mich.
„Hey, Liam, hast du Lust heute vorbeizukommen?"
„Du bist zu Hause? Ach, ich weiß nicht. Ist der Drache des Hauses denn da?" war seine erste Frage und ich konnte ihn nur zu gut verstehen.
„Nein. Die nächsten drei Wochen tyrannisiert sie irgendwelche Leute auf einer Insel." meinte ich und grinste dabei.
„Die tun mir jetzt schon leid." sagte er lachend. „Ich bin gerade unterwegs, aber ich könnte so in einer Stunde bei dir sein."
„Hört sich gut an. Dann bis gleich." Ich beendete das Telefonat und nahm meine Position hinter dem Vorhang wieder ein und beobachtete den Mann meiner schlaflosen Nächte.
Liam traf pünktlich ein und umarmte mich stürmisch.
„Es ist so schön, dich mal wieder zu sehen. Wie lang ist es her?" fragte er und strahlte übers ganze Gesicht.
„Ein halbes Jahr, schätze ich. Willst du etwas trinken?" wollte ich wissen und ging Richtung Küche.
„Gern. Vielleicht können wir ja eine Runde im Pool schwimmen?" Ich schüttelte den Kopf auf seine Frage und drückte ihm ein Glas Orangensaft mit viel Eis in die Hand.
„Wieso nicht? Deine Mutter ist nicht da..." Direkt fiel ich ihm ins Wort.
„Aber er ist da. Vielleicht später."
„Wen meinst du?" Liam runzelte die Stirn.
„Haaarrryyyy..." antwortete ich und zog den Namen in die Länge. Kurz schien er zu überlegen und fing dann an zu lachen.
„Du schmachtest ihn also immer noch an? Louis, wie lang willst du das noch durchziehen?" Ich zuckte mit den Schultern.
„Hast du vielleicht schon mal in Betracht gezogen mit ihm zu reden? Das tun normale Menschen." sagte er.
„Nein, bist du verrückt? Das könnte ich nicht."
„Sorry, aber das kapier ich nicht." Wir gingen wieder ins Wohnzimmer und ganz automatisch suchten meine Augen den gutaussehenden Mann am Pool.
„Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte."
„Wie wärs mit Hallo." schlug mein bester Freund vor.
„Sehr einfallsreich." gab ich ihm zu verstehen. Nein, um Harry anzusprechen, müsste es etwas Bedeutendes sein. Aber ich dachte darauf schon seit über einem Jahr herum und bisher war mir nichts Geeignetes in den Sinn gekommen.
„Dann eben, hey, ich steh total auf dich und würde gern nackt mit dir in den Pool springen." Schockiert sah ich ihn an.
„Gott, Louis, du brauchst echt einen Wingman. Zum Glück bin ich hier. Lass uns nach draußen gehen. Mir fällt sicherlich ein Thema ein, in das ich ihn verwickeln kann und wenn du dich traust, dann steig einfach mit ein. Aber hör auf zu sabbern."
„Das tu ich doch gar nicht." sagte ich entrüstet. Innerlich schon, aber nach außen wahrte ich den Schein. Am liebsten würde ich meine Hände über seine ganzen Tattoos gleiten lassen und seine gebräunte Haut küssen. Aber am meisten hatten es mir seine Haare angetan. Sie waren schokobraun und fielen ihm in Wellen bis auf die Schultern. Und erst sein Lächeln...
„Komm schon." Liam öffnete die große Glastür, welche auf die Terrasse führte und schob mich nach draußen. Panisch sah ich mich nach Harry um, aber er war gerade am anderen Ende des Pools und nahm uns nicht wahr.
„Liam, lass das." zischte ich ihn an.
„Ich bin nur um dein nicht vorhandenes Liebesleben besorgt. Trau dich. Was soll er tun? Dich mit dem Kescher erschlagen?"
„Was?" Immer noch irritiert von Liams Worten, sah ich Harry der langsam in unsere Richtung kam und irgendwelches Getier oder Blätter aus dem Pool fischte.
„Lass uns wieder reingehen." flüsterte ich, aber mein Blick war starr auf Harry gerichtet.
„Vergiss es. Du schaffst das schon." Und dann gab mir Liam einen Schubs und ich stolperte zwei Schritte nach vorn. Kurz blieb ich stehen und dachte über meine Optionen nach. Vielleicht konnte ich morgen mit Harry reden. Dann hatte ich noch eine Nacht Zeit, um von ihm zu träumen, bevor er mir eine Abfuhr erteilte.
Ich war das reiche Söhnchen des Drachens, für den er arbeitete. Ich denke eher nicht, dass er sich mit mir unterhalten, geschweige denn, mit mir ausgehen wollte. Mit Sicherheit war ich nicht sein Typ. Das er auf Männer stand, wusste ich. Einmal hatte ich ihn küssend mit einem anderen Kerl gesehen und der war das komplette Gegenteil von mir. Groß, muskulös, blond und hatte wie er, eine Menge Tattoos. Ich hatte nur einen Pinguin auf dem Hintern, den ich mir betrunken hatte stechen lassen.
Ich trat also den Rückzug an und prallte mit voller Wucht an die Glasscheibe der Terrassentür.
„Fuck." fluchte ich und rieb mir die Stirn.
Liam stand auf der anderen Seite und zeigte mir einen Daumen hoch. Krampfhaft versuchte ich die Tür zu öffnen, aber er hatte sie von innen verriegelt.
„Mach auf." formte ich lautlos die Worte. Liam hielt sich eine Hand ans Ohr und gab mir zu verstehen, dass er mich nicht hören konnte. Ja klar, verarschen konnte ich mich selbst.
„Hey, was tust du da?" hörte ich plötzlich eine tiefe Stimme, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Ruckartig drehte ich mich um und mein Mund wurde trocken. Scheiße. Was nun?
„Hi... ähm... ich... also..." Lass dir was einfallen, Louis.
„Jaaaa?" fragte Harry und kam ein paar Schritte näher zu mir.
„Ähm... ich bin..." Wer war ich? Der Chauffeur? Der Koch?
„... bin der Gärtner." rutschte es mir heraus.
„Ramon ist der Gärtner." entgegnete Harry und sah mich skeptisch an. Stimmt, Ramon... aber der hatte die nächsten zwei Wochen Urlaub. Im Gegensatz zu meiner Mutter kannte ich unsere Angestellten und unterhielt mich mit ihnen.
„Ich bin... sein Sohn und kümmere mich während seines Urlaubs um den Garten." Harrys Augenbrauen schossen in die Höhe.
„Du bist sein Sohn?" In meinem Kopf tauchte ein Bild von Ramon auf. Er war klein und stämmig, hatte tiefschwarze Haare und die dunkelsten Augen, die ich je gesehen hatte. Auch seine Hautfarbe war von meiner meilenweit entfernt. Ich war eher der Typ Mozzarella neben ihm. Er stammte aus Südamerika. Nicht unbedingt vergleichbar mit mir.
„Ich komme eher nach meiner Mutter. Sie ist sehr blond und blauäugig." quatsche ich einfach drauf los.
„Ach so. Als er sich gestern von mir verabschiedete, meinte er noch, ich soll mich auch um die Pflanzen kümmern."
„Nein, dass musst du nicht tun." winkte ich ab. Jetzt war ja Louis der Gärtner am Werk. Und alle Pflanzen würden sterben. Mein grüner Daumen war...gelinde gesagt, nicht vorhanden. Bei mir gingen sogar Kakteen ein.
„Wie heißt du?" wollte Harry wissen. Oh nein. Wenn er Ramon kannte, dann bestimmt auch die Namen seiner Kinder. Tatsächlich hatte er zwei Söhne und eine Tochter. Wie hieß gleich sein Ältester?
„Miguel. Ich heiße, Miguel."
„Freut mich, Harry." Er schenkte mir ein Lächeln, dass mich fast in die Knie zwang. Seine grünen Augen musterten mich und mir wurde etwas flau im Magen unter seinem Blick. Hatte er meine Lüge durchschaut?
„Soll ich dir zeigen, wo Ramon seine Gartengräte untergebracht hat?"
„Ja, das wäre gut." Harry lief voraus und ich folgte ihm. Heute war es heiß und er trug nur eine knappe Badehose und ein ärmelloses Shirt. Ganz automatisch glotzte ich auf seinen knackigen Po. Reiß dich zusammen, Louis... ähm, nein Miguel. Wir blieben vor einer kleinen Hütte stehen und er öffnete die Tür.
„So, hier hast du alles was du benötigst. Der Rasenmäher ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber das hat dein Dad dir bestimmt gesagt."
„Klar, ich weiß Bescheid." Nervös fuhr ich mir durch meine Haare und sah mich um. Hier standen ein Haufen Dünger, Grassamen und alles, was das Gärtnerherz begehrte. Leider war ich angehender Jurist und hatte keinerlei Plan, wie ich einen Rasenmäher bedienen sollte. Und schon gar nicht, wenn er noch irgendwelche gearteten Macken hatte.
Tja, da standen wir nun. Ich absolut ratlos und Harry, wie ein griechischer Gott in gelber Badehose.
„Dann lass ich dich mal an die Arbeit gehen. Ach ja, der Schlauch zum Bewässern der Pflanzen ist am Haupthaus angebracht. Da es heute so heiß ist, würde ich sagen, solltest du auf jeden Fall noch gießen." gab mir Harry zu verstehen.
„Natürlich, dass mach ich. Vorher werde ich vielleicht noch etwas Unkraut zupfen." Er schmunzelte bei meinen Worten und ließ mich dann allein.
Okay, dann sollte ich mal an die Arbeit gehen. Ich nahm mir eine kleine Schaufel und ging in Richtung der Beete. Warum zum Teufel hatte meine Mutter so viele Blumen? War mir vorher nie aufgefallen. Ich entschied mich für ein bepflanztes Stück, was weit entfernt vom Pool lag. Harry musste mich ja nicht dabei sehen, wie ich mich als Gärtner anstellte. Ich kniete mich vor das Blumenbeet und entfernte ein paar verirrte Grashalme. Dann war ich leider schon am Ende mit meiner Kenntnis über Unkraut, also entschied ich mich ganz spontan, alles auszubuddeln, was gerade nicht blühte. Konnte ja nicht ganz verkehrt sein. Ich war so vertieft in meine Arbeit, da hörte ich Schritte und sah erschrocken auf. Harry stand über mir und hielt mir eine Flasche Wasser hin.
„Hier, vergiss nicht zu trinken."
„Danke." entgegnete ich und trank die halbe Flasche leer. Ich war echt ausgetrocknet.
„Warum gräbst du die Tulpen aus?" fragte er plötzlich und ich sah ihn mit großen Augen an. Oh Scheiße...
„Ähm... Ramon, also mein Vater meinte, die Tulpen sollen alle raus." teilte ich ihm mit und versuchte dabei, einen sehr kompetenten Eindruck bei völliger Ahnungslosigkeit zu erwecken.
„Echt? Na ja, die Dame des Hauses hat ja jeden Tag neue Wünsche."
„Ja, das ist wahr." bestätigte ich.
„Kennst du sie?" fragte Harry und setzte sich neben mich ins Gras.
„Flüchtig." Ich war im Lügen echt so schlecht. Es musste mir doch ins Gesicht geschrieben stehen, dass ich nur Mist laberte.
„Sie hat sich bisher auch nur einmal mit mir unterhalten. Ich denke, ich bin ihrer nicht würdig." Er verzog etwas das Gesicht. Ja, meine Mutter konnte einem das Gefühl geben, nichts wert zu sein. Das kannte ich nur zu gut.
„Was machst du sonst, wenn du nicht gerade arme Tulpen massakrierst?"
„Ich studiere." platze es aus mir heraus, ohne groß darüber nachzudenken.
„Ach ja? Und was?" Interessiert schaute er mich an. Jetzt war ich am Arsch. Was studierte der erfundene Sohn des Gärtners? Irgendwas mit...
„Kunst."
„Wow, Kunst also. Und was macht man da so?" Woher zum Teufel sollte ich das denn wissen?
„Na ja, es ist mehr so in die Richtung Literatur und Kunst." Okay, ich erfand gerade vollkommen neue Studiengänge, die so wahrscheinlich überhaupt nicht zusammenpassten.
„Also, weißt du noch nicht so genau, was du machen willst?" fragte er schmunzelnd.
„Ja, du hast es erfasst. Nicht einfach sich zu entscheiden." Etwas krampfig lächelte ich ihn an.
„Und in deinen Literaturkursen, was machst du da? Du bist wahrscheinlich sehr belesen? Oder schreibst du auch?" Warum hatte er so viele Fragen, auf die ich keine Antworten wusste?
„Ja, ich lese wahnsinnig viel." Das war ja nur teilweise gelogen, auch wenn es keine Literatur im eigentlichen Sinn war. Nur langatmige Gesetzestexte. Er sah mich immer noch interessiert an und ich wusste nicht warum. Da ich nicht wollte, dass das Gespräch abriss, arbeitete ich die Person Miguel noch etwas weiter aus.
„Ich schreibe auch, ab und an."
„Wirklich? Was? Gedichte oder Geschichten?" Was würde Miguel tun?
„Gedichte." antwortete ich selbstsicher.
„Das ist toll. Ich schreibe auch. Na ja, eher Songtexte."
„Du singst?" fragte ich und hatte direkt ein Bild vor Augen... er mit Gitarre und einer Stimme, die einem die Tränen in die Augen trieb. Ganz ruhig Louis. Vielleicht klang er auch wie eine verrostete Gießkanne.
Er nickte, biss sich auf die Lippe und legte seinen Kopf schief. Herr im Himmel... er war so unglaublich schön.
„Kann ich mal ein Gedicht von dir lesen?" fragte er und mein Puls beschleunigte sich.
„Ein Gedicht von mir?" quietschte ich in einer sehr unmännlichen Tonlage.
„Von wem sonst? Oder schreibst du doch nicht?" Sein Blick durchbohrte mich förmlich.
„Doch, natürlich." protestierte ich. Miguel schrieb wahrscheinlich wunderschöne Gedichte. „Ich habe einen ganzen Stapel davon zu Hause. Mein Vater weiß gar nicht mehr wohin damit." scherzte ich. Fuck, Louis, halt endlich den Mund.
„Vielleicht überlegst du es dir mal. Unter Umständen inspiriert es mich ja zu einem neuen Song. Zur Zeit läuft es nicht so gut." meinte er und spielte mit seinen Fingern.
„Das tut mir leid." entgegnete ich, denn er sah tatsächlich etwas geknickt aus.
„Ach schon gut. Ich gehe nicht davon aus, dass ich mal riesige Stadien füllen werde, aber ich würde gern davon leben können. Bisher treten meine Band und ich nur in kleinen Bars auf. Ich brauche diesen einen Song, weißt du? Der, der alles verändert." Er lachte, aber es erreichte nicht seine Augen. Warum war er so offen zu mir? Aber der Grund war mir egal, denn es war schön mit ihm zu reden. Seine Stimme war wie samt und ich war vollkommen eingenommen von seiner Person. Mit strahlenden Augen erzählte er mir von seiner Musik und ich hätte ihm einfach ewig zuhören können. Immer mal wieder lachte er und ich stimmte automatisch mit ein.
„Miguel, ich muss dann mal weitermachen. Es war schön sich mit dir zu unterhalten."
Harry ging lächelnd davon und ich schlug mir mit der Schaufel an den Kopf. Au, das tat weh. Ich war so ein Vollidiot. Miguel? Wie verunsichert war ich eigentlich?
Da ich nun schon einen Teil der Blumen meiner Mutter auf dem Gewissen hatte, sollte ich die anderen lieber retten und ihnen Wasser geben. Ich lief zum Haus und fand auch schnell den Wasserschlauch. Mit prüfendem Blick schaute ich mir das Ende des Schlauchs an und legte ein kleines Plastikteil um und hielt ihn von mir weg. Kein Wasser. Ich schüttelte kräftig daran, aber es änderte nichts. Dann entdeckte ich den Wasserhahn am Haus und drehte diesen auf.
Ich sah direkt in die Öffnung des Schlauchs. Warum kommt hier... Meinen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, sprudelte mir das Wasser mitten ins Gesicht und ich ließ den Schlauch fallen. Dieser schlängelte sich über die Wiese und als ich mir das Wasser aus den Augen gewischt hatte, versuchte ich das Teil wieder einzufangen, was zugegebener Maßen nicht so einfach war. Mit einem gekonnten Sprung, erwischte ich das zappelnde Ende und lag bäuchlings darauf.
Das Wasser durchnässte meine Klamotten und dann ebbte es plötzlich ab. Was war denn jetzt passiert? Ich drehte mich um und Harry stand neben dem Wasserhahn und hatte ihn abgedreht. Eine Hand hielt er vor den Mund, aber ich sah in seinen Augen, dass er am liebsten vor Lachen laut losbrüllen wollte. Peinlicher ging es ja auch fast schon nicht mehr. Ich stand auf und sah aus wie ein begossener Pudel.
„Hey, hast du dir wehgetan?" fragte mich ein grinsender Harry.
„Nein, nur mein Ego ist etwas verletzt."
„Soll ich dir helfen?" Ich nickte und sah ihn dankbar an. Er drückte mir den Schlauch in die Hand und berührte mich sanft am Arm. Sofort begann es dort zu kribbeln und ich sah zu ihm auf. Er war nur etwas größer als ich. Seine Augen huschten über mein Gesicht und ich blieb mit meinem Blick an seinen Lippen hängen. Sie waren so rosig und voll. Wie würde es wohl sein ihn zu küssen?
„Miguel? Miguel?"
„Was?" verwirrt sah ich ihn an.
„Geh rüber zu den Beeten und ich drehe das Wasser auf. Okay?"
„Ja, das mach ich." Meine Beine wollten mir kaum gehorchen, denn sie fühlten sie an wie Wackelpudding.
Nach erfolgreicher Bewässerung beschloss ich, dass es für heute genug war. Miguel musste jetzt nach Hause und Louis würde einfach im Erdboden versinken.
„Kommst du jetzt allein zurecht? Ich muss leider los. Sehen wir uns nächste Woche? Ich würde mich freuen." sagte er und zwinkerte mir zu. Oh Gott...
„Ja, auf jeden Fall." meinte ich, während er gemächlich Richtung Gartentor schlenderte.
Als er weg war, ließ ich mich ins Gras fallen und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen. Das lief ja richtig gut. Es hätte nicht besser laufen können. Sarkasmus, ja den brauchte ich jetzt dringend.
Kurz überlegte ich, ob ich mich vielleicht doch der Lyrik widmen und mich an einem Gedicht versuchen sollte, aber verwarf den Gedanken recht schnell wieder. Es würde nur geballter Mist dabei herauskommen. Und ich wollte mich nicht noch mehr zum Idioten machen, wie ich es sowieso schon getan hatte. Ich kämpfte mit einem Wasserschlauch. Das sollte mir erst mal einer nachmachen.
Trotz allem war ich froh, dass ich endlich mit ihm gesprochen hatte. Ich mochte ihn. Er sah nicht nur absolut umwerfend aus, sondern hatte auch eine liebenswürdige Persönlichkeit. Definitiv ein Mann, in den ich mich verlieben würde, wenn ich es nicht sogar schon ein klein wenig war.
***
Nachdem ich mich trocken gelegte hatte, rief ich Liam an. Zum Glück hatte er die Terrassentür wieder entriegelt, bevor er gegangen war.
„Und wie lief es?" wollte er wissen. Ich stöhnte auf und ließ mich rückwärts auf die Couch fallen.
„Nicht gut." grummelte ich und erzählte ich ihm die ganze Geschichte und er hörte aufmerksam zu. Immer mal kam ein „Oh." und ein „Louis." von ihm, aber er hielt sich zurück. Bis ich zu der Stelle mit dem Wasserschlauch kam. Liam prustete los und konnte sich kaum mehr beruhigen.
„Und ich habe es nicht gesehen." bedauerte er.
„Das ist ganz und gar nicht lustig." entgegnete ich beleidigt.
„Doch Louis, dass ist es."
„Hör endlich auf zu lachen. Was soll ich denn jetzt machen?" jammerte ich.
„Miguel könnte ihm ein Gedicht schreiben?" schlug mein selbsternannter Wingman vor. Aber er war wirklich schlecht in diesem Job.
„Hör schon auf. Ich kann höchstens aus dem Strafgesetzbuch zitieren. Das wäre die reinste Blamage. Er findet Miguel sicherlich interessant mit seinem Hang zur literarischen Kunst. Er würde Louis nicht mögen."
„Was redest du denn da? Ihr habt euch doch gut unterhalten. Sag ihm einfach die Wahrheit, sonst wird die Situation nur noch verstrickter. Was ist, wenn er Miguel wirklich mag? Lässt du dich dann von Ramon adoptieren und änderst offiziell deinen Namen?"
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Eventuell...
„Louis, hör auf, dies als Option in Betracht zu ziehen." riss mich Liam aus meinen Gedanken.
„Ist ja schon gut. Scheiße, ich bin total vernarrt in Harry." gab ich zu und seufzte. In was für einen Schlamassel hatte ich mich da nur hineinmanövriert?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top