Wiedersehen

Holprig rolle ich am Skateboard über den Weg. Die Steinchen knistern unter dem Gewicht, ehe ich abspringe und das Board gegen die erste Stufe donnert. Es prallt zurück.

Mit meinen Zähnen in meine Unterlippe gebohrt, steige ich rauf auf die geschmückte Veranda. Viele Lichter, künstliche Spinnennetze und geschnitzte Kürbisse befinden sich auf ihr. Das alte Holz knarrt, als ich mich der weißen Tür nähere.

Meine Lungen fülle ich mit der frischen Herbstluft, ehe ich meine Hand hebe und mit der Faust an der Haustür klopfe. Das Schild, das an einer dünnen Schnur um den Spion hängt und eine sich sträubende Katze abbildet, vibriert und schwingt anschließend leicht hin und her.

Ich vergrabe meine Hände in den Taschen meines Overalls. Das Metall der Handschellen, die um mein linkes Handgelenk befestigt sind, klimpert. Fest umschließe ich die kleinen Schlüssel dafür, die ich eigentlich gar nicht benötigen würde. Mum wollte aber dennoch auf Nummer Sicher gehen.

Die eher misslungene Blase, die ich mit meinem Kaugummi machte, zerplatzt im selben Moment, in der Anne die Tür aufreißt und mich breit angrinst. Auf ihrem Kopf sitzt ein riesiger Hexenhut, auf ihrer schwarze Schürze sind lauter kleine Hexenbesen zu sehen.

Schief lächle ich sie an, ehe sie mich schon fest in ihre Arme schließt. Überrumpelt tätschle ich ihr Schulterblatt. Sie presst die Luft aus meinem Körper. Doch noch bevor ich tatsächlich wegen Sauerstoffmangel umkippe, löst sie sich wieder und zieht mich ins Haus. Hinter mir fällt die Tür zu.

Annes warme Finger legen sich auf meine Wangen und sie dreht meinen Kopf hin und her, um mich genauestens betrachten zu können.

"Hallo Louis, es ist so schön dich wiederzusehen! Wie geht es dir?", begrüßt sie mich. Ihre Hände umfassen mit festem Griff meine Schultern.

"Ganz gut, danke."

Ich komme durch ihren Enthusiasmus gar nicht dazu, sie selbst zu fragen, wie es ihr geht.

"Es ist so schön, dass ihr euch endlich wieder trefft. Du wirst hier ordentlich vermisst, Großer."

Beschämt presse ich meine Lippen zusammen und wende meinen Blick ab. Hätten sie und Mum nicht gestern erst wieder stundenlang telefoniert, würde ich eigentlich gar nicht hier stehen. Ich wäre darüber auch nicht böse gewesen.

In diesem Haus hat sich nichts verändert. Dieselben altmodischen Möbel stehen hier herum, nur sind sie diesmal schon gut für Halloween vorbereitet. Sämtliche Oberflächen sind geziert mit finsterer Dekoration, Kerzen und die große Box am Boden ist überfüllt mit Süßigkeiten, die bereit sind, an Menschen verschenkt zu werden.

Auch derselbe Geruch liegt im Raum, herzig und fruchtig zugleich. Wie immer kitzelt er bei meinem eintreten meine Nase und lässt mich niesen.

Mein Gegenüber grinst breit. Unsicher versuche ich dies zu erwidern. Ein flüchtiger Seitenblick in den Spiegel verrät mir mein Misslingen. Mit verzogenem Gesicht streiche ich durch mein Haar, was das Metall um meinen Arm wieder klimpern lässt.

"Und welche Schandtat hast du begangen, mein Lieber?", schmunzelt Anne und stemmt ihre Hände in die Hüfte.

Ich sehe an mir herab und zupfe an dem orangefarbenen Stoff. Als ich zum Reden ansetzen, unterbricht mich jedoch eine bekannte Stimme: "Der Häftling wurde für das zu gute Aussehen verhaftet, Mum. Ist doch selbstverständlich."

Gemmas Worte lassen mich lachen und ich hebe unschuldig meine Schultern.
"Erwischt."

Das Mädchen grinst verschmitzt. Innig schließt sie mich in meine Arme. Meine Hand legt sich auf ihren schmalen Rücken, womit ich ihre gemachten Engelslocken womöglich ganz platt drücke.

Sie löst sich von mir, zwinkert und verschwindet auch schon ins Wohnzimmer, ohne etwas Weiteres zu sagen. Ihr weißes Kleid flattert wild.

Ich höre Anne seufzen, weswegen ich mich ihr wieder widme.

"Sie hätten sich beide als Teufel verkleiden sollen, das hätte besser zu ihnen gepasst", erklärt sie mir kopfschüttelnd, aber mit einem seligen Lächeln auf den Lippen und meine Augenbrauen heben sich.

"Ständig streiten sich die zwei. Sie sind unfassbar, ich sags dir, Louis." Anne lacht und lässt ihre Arme neben ihrem Körper sinken. "Möchtest du dich zu uns gesellen, bis Harry unten ist? Lange sollte er nicht mehr brauchen, aber dann musst du nicht allein hier stehen."

Dankend winke ich ab. "Alles gut, danke."

Die Mutter nickt, lächelt ein weiteres Mal und schlussendlich macht sie sich auf den Weg nach oben. Elegant steigt sie die Treppe hoch. Schätzungsweise wird sie nun Harry ein wenig stressen, damit ich nicht warten muss. Bei dem Gedanken, dass Mum bei mir immer dasselbe macht, rolle ich mit den Augen. Stress kann ich gar nicht ausstehen.

Ich zücke mein Handy und lese mir die Nachricht von Niall durch. Sehnsüchtig. Er hat mir ein Bild von ihm und den anderen geschickt. Mit einem breiten, stolzen grinsen zeigt er seinen Oberarm in die Kamera, auf dem sich das Ghostbusters Logo befindet. Etwas weiter hinter ihm sind die anderen zu sehen.

Liam und Maya gehen dieses Jahr als Woody und Jessie. Sie haben sich vor einer Weile getrennt, doch ihre Freundschaft besteht weiterhin und deswegen wollten sie ihre Pläne nicht ändern. Zayn hält seine Räubermütze in der Hand und grinst mit verwuschelten Haaren Gigi an. Diese steckt in einem flauschigen Stitch-Onesie. Die Kapuze verdeckt ihre obere Gesichtshälfte, doch ihr Lachen ist deutlich zu erkennen.

Wie gerne ich doch – wie eigentlich geplant – den heutigen Abend mit ihnen verbringen. Harrys und meine Mütter aber haben einen dicken, rot leuchtenden Strich durch die Rechnung gezogen und nun stehe ich hier. Ich will weg von hier. Und das ohne Harry.

Aber allein der Gedanke lässt mich mies fühlen. Ich mag Harry nach wie vor, aber wir haben uns in den letzten Jahren auseinander gelebt. Immer und immer mehr.

Maya hat vorgeschlagen, dass Harry mit uns mitkommen kann, doch das schlug ich sofort wieder ab. Auch, wenn die anderen freudig zustimmten. Wirklich kennen tun sie ihn nicht, aber da wir seit seiner Geburt immer Zeit miteinander verbrachten, haben sie einiges von ihm gehört.

Dass Harry sich in der Gegenwart von den anderen unwohl fühlt, möchte ich auch nicht. Schon immer hatte er wegen seiner Schüchternheit Probleme sich mit anderen Menschen und Situationen anzufreunden. Das möchte ich ihm nicht antun. Und wer weiß, vielleicht wird es mit Harry allein gar nicht so schlimm. Bestenfalls hängen wir eine oder zwei Stunden zusammen ab, bis sich unsere Wege wieder trennen. Dann könnte ich immer noch zu den anderen.

Von oben höre ich Schritte. Panik überrollt mich und ich flüchte in die Küche, um meinen mittlerweile geschmacklosen Kaugummi loszuwerden. Er ist verhärtet und nur noch ekelerregend.

Mit der Hoffnung, dass ich die Abscheu loswerde, fülle ich ein Glas mit Wasser und trinke es in einem Satz aus. Ich stelle es anschließend gleich in den Geschirrspüler. Schwer schlucke ich die Flüssigkeit runter und muss im nächsten Moment auch schon aufstoßen. Fuck, das war wohl zu viel und zu schnell auf einmal.

Die Stimmen außerhalb der Küche lassen mich meine Ohren spitzen und ruckartig drehe ich mich um. Auf leisen Sohlen schleiche ich in die Richtung der tiefen Stimme, die mir unbekannt und bekannt zugleich ist.

Neugierig strecke ich meinen Kopf durch den Türrahmen. Anne steht mit dem Rücken zu mir und redet auf den anderen ein: "Wann wirst du wieder zu Hause sein, Liebling?"

Harry kniet am Boden. Das erkenne ich, obwohl Anne ihn größtenteils verdeckt. Er schnürt gerade seine Converse zu und stöhnt gequält auf.

"Mum, ich bin mittlerweile siebzehn. Aber es wird vor Mitternacht sein. Versprochen", ertönt die tiefe Stimme erneut und mein Bauch zieht sich zusammen. Prüfend mustere ich meine Arme nach einer Gänsehaut ab. Doch die langen Ärmel verdecken meine Haut, was mich ein wenig erleichtert.

Langsam, beinahe vorsichtig, komme ich hinter Anne hervor. In ihrem Gesicht liegt ein besorgter Blick, der ihrem Sohn gilt. Ihre Arme hat sie eng vor der Brust verschränkt, ihre Lippen sind gespitzt. Man sieht ihr an, dass ihr noch Worte auf der Zunge liegen, aber sie spricht sie nicht aus. Stattdessen nickt sie und geht. Mir schenkt sie noch ein dezentes Lächeln und ein flüchtiges Winken mit den Fingern.

Harry räuspert sich. Meine Augen huschen sofort zu ihm und ich bin überrascht. Einen kurzen Moment ziehe ich es sogar in Erwägung, dass gar nicht Harry vor mir steht, sondern sein älterer, vermisster Bruder, von dem ich nichts weiß. Wow, damit habe ich nicht gerechnet.

Sein Lächeln ist dasselbe wie früher. Schief und liebevoll. Es erreicht seine glitzernden Augen und entblößt seine Grübchen.

Doch abgesehen davon, hat sich alles andere verändert. Angefangen von seinem Gesicht, bis zu seiner Körpergröße.

Seine Locken sind schwieriger zu erkennen und werden mit dem Haarreifen mit Teufelshörnern zurückgehalten. Und obwohl ein Schmuckstück der Übeltäter ist, bin ich mir sicher, dass seine Haare nicht mehr so lieblich sein Gesicht umranden. Sein Gesicht, das das letzte bisschen Babyspeck verloren hat.

Seine Haut ist nun weniger von den Unreinheiten geziert und sowohl seine Wangenknochen, als auch sein Kiefer ist auffallender. Schärfer.

Er sieht gut aus. Dunkelrote Augenringe hat er sich mithilfe von Make-up ins Gesicht gezaubert. Sie lassen ihn düster und böse aussehen, aber zugleich auch attraktiv. Sehr attraktiv.

Umhüllt wird sein Oberkörper mit einem ebenso roten Seidenhemd, welches im Licht der Deckenlampe fein schimmert. Die langen Beine stecken in einer schlichten Hose. Sie steht ihm außerordentlich gut.

Ebenso auch der schwarze Nagellack.

Fasziniert nehme ich seine Hand in meine und betrachte seine lackierten Nägel.

"Normalerweise mache ich das selbst, heute hat Gemma mir aber geholfen", erklärt Harry. Als ich hoch in sein Gesicht sehe, erkenne ich rosarote Wangen, was mich schmunzeln lässt.

Ohne auf seine Worte einzugehen, auch wenn mich diese Information überrascht, lege ich meine Arme um ihn und drücke mich gegen seine Brust.
Seine riesigen Hände platzieren sich auf meinem Rücken und streichen drüber.

Ich löse mich innerhalb weniger Sekunden jedoch wieder von ihm. Ihm in sein Gesicht sehen möchte ich nicht, weswegen ich mich abwende und die Haustür aufreiße. Ein Windstoß kommt mir entgegen, meine Augen kneife ich zusammen.

Auf Harry warte ich gar nicht. Ich beachte ihn nicht. Eilig trample ich die knarrenden Stufen hinunter.

Gedankenverloren hebe ich mein Skateboard auf und gehe damit unter meinem Arm vor zu dem Gartenzaun.

Harry hat sich verändert. Es ist, als wäre er ein ganz anderer Mensch, zumindest was sein Auftreten betrifft. Er wirkt selbstsicherer und so viel erwachsener. Was ich von dieser Tatsache halten soll, weiß ich nicht so ganz.

Eine große Hand taucht in meinem Sichtfeld auf. Es ist Harrys, die das Zauntor öffnet.

Schluckend presse ich mich an ihm vorbei und fange an, die Innenseite meiner Wange aufzubeißen. Ich wünsche mir meinen widerlichen Kaugummi zurück. Um eine blutige Wunde zu vermeiden, bohre ich meine Zähne nun in meine Zunge.

"Alles okay?", fragt Harry und ich merke, wie meine Knie nachgeben. Seine Stimme ist tief und sanft. Dass er nach wie vor langsam spricht, beruhigt mich. Wenigstens etwas, das geblieben ist.

Ich räuspere mich und ziehe meine Augenbrauen zusammen. Harry ist ein alter Freund, kein Grund, dass ich mich so aufführe.

"Sicher", nicke ich.

Meine Augen liegen starr auf dem Boden. Schlendernd machen wir zwei uns auf den Weg. Irgendwohin.

Viele bunte, ausgetrocknete Blätter liegen am Boden. Teilweise hört man von ihnen ein Knacksen, wenn wir auf sie draufsteigen. Und die, die noch auf den Ästen hängen, rascheln im Windzug, der auch meine Haare wild durchfährt.

Nebenbei nehme ich auch das Geschrei von Kindern war. Sie sind in kleinen Gruppen mit jeweils zumindest einer älteren Aufsichtsperson unterwegs und verlangen verkleidet nach Süßigkeiten in der Nachbarschaft. Sind sie nicht hiermit beschäftigt, erschrecken sie andere, die unterwegs sind.

Auch wir werden mit einem lauten Boo! angequietscht, ehe die kleinen Zwerge kichernd davonrennen. Lächelnd sehe ich ihnen hinterher.

"Wie geht es deinen Schwestern?", bricht Harry die Stille zwischen uns nun ein weiteres Mal. Ehrlich gesagt überlege ich sogar, so zu tun, als hätte ich es nicht gehört, damit das alles so schnell wie möglich vorbei ist. Jetzt wieder Zeit mit ihm zu verbringen ist eigenartig, wir haben uns nichts zu erzählen. Kein Gesprächsthema, dass über Small Talk hinaus geht.

Doch ich fühle mich ihm gegenüber schlecht.

Seufzend kratze ich mich am Kinn und werfe einen flüchtigen Blick in seine Richtung. Seine dunklen Augen durchbohren mich regelrecht.

"Ganz gut. Sie haben sich auf Halloween gefreut."

Harry nickt. Ein schmales Lächeln ziert seine Lippen. Sie passen nicht zu seinem Kostüm. Sie sind rosig und geschmeidig weich. Ich bin mir sicher, dass der wahre Teufel nicht dieses Glück wie Harry hat.

"Wieso Teufel?", erkundige ich mich bei ihm, da ich mich noch genau daran erinnern kann, dass er sich immer vorgenommen hat, sich als Engel zu verkleiden. Die letzten beiden Jahre haben wir Halloween nicht miteinander verbracht, aber durch Bilder auf dem Instagram Account von Anne weiß ich, dass er diesen Vorsatz nicht umgesetzt hat. Auch nicht als wir noch befreundet waren. Also so richtig befreundet. Er hat sich von dem blöden Teil unserer Mitmenschen einreden lassen, dass das nur Mädchen sich als Engel verkleiden. Harry ist ein Mann, es wäre Unsinn, wenn er das machen würde.

Meine zusprechenden und aufmunternden Worte haben ihm nie geholfen. Immer meinte er, dass er es nächstes Jahr machen wird.

"Gemma und ich wollten ursprünglich Halloween zusammen verbringen, Engel und Teufel hat sich in dem Fall gut ergeben. Wir beide wollten Engel sein, aber naja, ich habe Schere, Stein, Papier gegen sie verloren", gibt er zu, was mich auflachen lässt.

Harry verliert immer bei diesem einfachen Spiel. Bisher hat er nur ein einziges Mal gegen mich gewonnen, aber auch nur, weil ich ihn lassen habe. Doch seine Freude, die eine ganze Woche anhielt, war es mir definitiv Wert.

Er sieht beschämt von mir weg und mein Lachen verebbt.

"Armer Hazza", stichle ich ihn. Sanft stoße ich ihn zur Seite und er stolpert.

Wieder liegen seine Augen auf mir. Ich erwidere diesen Kontakt und schlucke schwer.

"Nächstes Jahr", höre ich ihn leise sagen und ich spüre, wie mein Herz zerbricht. Seine Worte sind so simpel und doch so bedeutend. Ich bin mir sicher, dass er diesen Entschluss ernst meint. Das hat er eigentlich immer. Doch zu wissen, dass er sich schlussendlich trotzdem immer dagegen entschied, hinterlässt ein schmerzhaftes Gefühl in meiner Brust.

Ich spiele mit dem Gedanken ihm zu versprechen, dass ich mit ihm als Engel gehen werde. Aber will ich das wirklich? Ein Problem hätte ich damit nicht, brechen möchte ich das Versprechen nur keineswegs. Was, wenn wir ab morgen wieder so weitermachen wie die letzte Zeit? Ihm das Ganze erschweren ist das Letzte, was ich möchte.

Wir verfallen wieder in ein Schweigen und passieren viele weitere Häuser. Am Himmel zeichnen sich einzelne Wolken ab, die sich im zügigen Tempo an der untergehenden Sonne vorbeischieben.

Das Gefühl in mir ist erdrückend. Anders kann ich es gar nicht beschreiben. Mein Herz klopft in einer unangenehmen Stärke und mein Hals füht sich an, als würde eine Hand fest um ihn liegen. Ich ziehe an dem Kragen meines Overalls, als wäre dieser der Übeltäter. Allerdings reicht mir dieser nur bis zu meinen Schlüsselbeinen.

Fuck.

Harry freut sich im Gegensatz zu mir sehr auf unser Treffen. Er spricht es nicht aus und er zeigt es auch nicht auf spezielle Art und Weise, aber das Lächeln, welches ursprünglich vor wenigen Minuten noch zu erkennen war, ist verschwunden. Stattdessen wirkt er nachdenklich, als würde er sich Sorgen machen. Wegen mir, wegen uns.

Dass er meine Abneigung mitbekommt, ist kaum zu bestreiten. Harry merkt Dinge wie diese immer. Egal, ob er der Person nahe steht oder nicht.

Ich kann nicht einmal sagen, ob wir uns nahe stehen oder nicht.

Der Drang mich bei ihm zu entschuldigen steigt. Dennoch schweige ich. Besser macht es die Situation nicht. Harry kennt mich als nie schweigenden Typen, und dass ich diesen Fakt nicht erfülle, wird seine Sorgen nicht vorbeugen. Bestimmt nicht.

Die ellenlange Landstraße nähert sich. Mehr Bäume umsäumen die schmaler werdende Straße und auch der Gehweg kommt zu einem Ende. Felder und Hügel haben hier nun statt den Wohnhäusern ihren Platz.

Die Herbstluft ist frisch und bringt meinen Kopf zum Pochen. Glücklicherweise hält der Schmerz aber nicht lang an. Stattdessen zieht die Kälte durch mein Gewand. Die feinen Haare in meinem Nacken stellen sich auf und es schüttelt mich.

Von Harry ernte ich einen eigenartigen Gesichtsausdruck, den ich lieblos abwinke. Dass ich mich eigenartig verhalte, weiß ich. Er muss es mir nicht extra unter die Nase reiben.

Laut blase ich die Luft aus. Mein Skateboard lasse ich hinunter auf den Boden. Irgendwas muss sich ändern. Irgendetwas, sonst werde ich noch wahnsinnig.

"Louis?"

Mir kommt eine Idee. Erwartungsvoll sehe ich meinen damaligen besten Freund an: "Kannst du damit fahren?"

Irritiert blinzelt Harry mich an. Sein Gesicht verzieht sich qualvoll, sobald er merkt, dass meine Frage ernst gemeint ist. Somit habe ich schon eine Antwort, aber das ignoriere ich herzlich.

Harry schüttelt seinen Kopf. Zu sehen, wie sich seine Locken bei dieser Bewegung nicht mittanzen, lässt mich dramatisch zu meiner Brust auf Herzhöhe greifen.

"Du weißt, ich bin ungeschickt", grummelt er beinahe beleidigt und sieht in die entgegengesetzte Richtung von mir, um mir aus dem Weg zu gehen. Um es zumindest zu versuchen.

Naja, selbst diese Worte treffen mich hart. Weiß ich das wirklich? Nein. In der Zeit, in der wir uns nicht gesehen haben, hat sich so viel verändert. Wie kann ich in diesem Moment also sicher gehen, was gleich geblieben ist?

Den wachsenden Knoten in meinem Hals schlucke ich hinunter.

Ich stelle meinen Fuß vor die Rollen des Skateboards, damit es unter Harry nicht wegrutscht. Ohne ihn anzusehen, reiche ich ihm meine Hand, um ihn auf das Board zu helfen.

Es dauert, bis ich seine warme Hand in meiner spüre. Sie ist warm, aber deutlich verkrampft und leicht schwitzig. Nach wie vor zögert Harry. Die Zeit gebe ich ihm. Wenigstens eine Sache, die wie früher funktioniert, ohne dass es ganz unangenehm ist. Ganz ohne Worte. Ich verstehe ihn und er versteht mich.

"Ich weiß nicht so ganz."

Ich weiß.

Wortlos hebe ich meinen Kopf. Eine tiefe Sorgenfalte befindet sich zwischen seinen Augenbrauen. Auch die ist neu.

Damit er sich sicherer fühlt, strecke ich meine zweite Hand nach ihm aus. Bevor er auch diese ergreift, begutachtet er meine Handfessel kritisch, als wäre ich tatsächlich aus einem Gefängnis ausgebrochen und nicht, als wäre es nur ein sinnloses Kostüm für einen sinnlosen Feiertag.

Vorsicht steigt Harry auf das Skateboard. Sein Gewicht drückt sich in meine Arme und es fällt mir schwer ihn eigenhändig oben zu halten.

"Harry", warne ich ihn gepresst. Er erstarrt. Erleichtert atme ich auf, ehe ich eine seiner Hände loslasse, um seinen Oberarm zu umgreifen.

Leidende Laute verlassen Harrys Kehle, die mich amüsieren. Sie amüsieren mich so sehr, dass ich sogar anfange zu kichern. Harry gefällt das natürlich nicht und er sieht mich böse an. Mehr traut er sich nicht. Immerhin liegt es in meiner Hand, ob er von dem Skateboard fällt oder nicht.

Langsam setze ich mich in Bewegung. Vorgewarnt habe ich Harry nicht, weswegen er deutlich überrascht ist und aufkreischt. Würde ich ihn nicht halten, würde er nun bestimmt auch schon am Boden liegen. Eine schöne Erfahrung wäre es nicht, aber eine blutige Nase macht die soften Lippen wenigstens wieder wett.

Ich schmunzle bei dem Gedanken, schäme mich auch ein wenig deswegen. So weit soll es gar nicht kommen.

"Warum grinst du so?", fragt Harry skeptisch, doch ich schüttle nur meinen Kopf.

"Traust du dich schneller zu fahren?"

Erst schüttelt Harry wild den Kopf. Mit ein wenig Überredungskunst stimmt er im Endeffekt trotzdem zu und ich beschleunige meine Schritte.

Harrys verkrampfte Haltung verstärkt sich anfangs stark. Je länger wir der Sonne aber entgegenkommen, desto mehr entspannen sich seine Muskeln wieder. Er ermöglicht mir sogar, dass ich ihn nur noch an der Hand halte.

Sein Anblick löst etwas Angenehmes in mir aus. Die Haare an seinem Hinterkopf wehen im Fahrtwind. Harry hat seinen Arm ausgestreckt und seine Augen sind geschlossen. Aber ich erkenne ganz genau, dass er immer wieder durch die geschlossenen Lider hervor schielt.

Dass er mir so weit vertraut, dass er sie überhaupt schließt, bedeutet mir viel. Denn das kann er, das wird er immer können.

Machen sollte er es vielleicht trotzdem nicht.

Ich bremse ab. Das jedoch zu einem blöden Zeitpunkt, denn genau an dieser Stelle geht es bergab, was sich auch direkt bemerkbar macht.

Auch wenn die Steigung nicht stark ist, führt sie dazu, dass Harry weiterrollt. Scheiße.

Fest umklammere ich Harrys Handgelenk. Ich presse meine Augen erschrocken zusammen, als ich mitbekomme, dass er von dem Skateboard fällt.

Durch meine geringe Körpergröße gelingt er mir tragischerweise nicht auf meinen Beinen zu bleiben und Harry vor dem Sturz zu retten. Stattdessen reißt dieser mich mit sich und zusammen stolpern wir einige Schritte.

Im nächsten Moment liegen wir auch schon zur Hälfte im Gras an Straßenrand. Erschrocken wandern meine Augen zu dem anderen, der mich ebenso geschockt anstarrt.

"Alles gut?", erkundige ich mich besorgt. Immer noch halte ich seine Hand fest in meiner. Mein Daumen streicht über seinen Handrücken.

Harry nickt.

Und so bizarr diese Situation gerade auch ist, meine Mundwinkel wandern in die Höhe und herzhaftes Lachen entweicht mir. Ich löse unseren Griff und lege meinen Arm über meine Augen.

"Louis!", beschwert Harry sich bei mir, doch ich kichere weiterhin.

Nichts ist passiert. Ihm geht es gut. Mir geht es gut. Zu lang ist uns sowas nicht mehr passiert.

Lachend liege ich auf dem Rücken in der Wiese. Meine Beine sind von mir gestreckt und als ich sie anwinkle und aufstelle, reibt meine Schuhsohle über den Beton der Landstraße.

Ich lasse meine Arme neben mir fallen und drehe meinen Kopf grinsend zu Harry rüber. Dieser liegt jedoch gar nicht mehr neben mir.

Überrascht setze ich mich auf und sehe mich um. Die Wiese ist an der Stelle, auf der Harry lag, eingedrückt. Mein Skateboard ist verschwunden.

Ächzend stelle ich mich auf die Beine. Die Grashalme auf meinem Hintern entferne ich grob, während ich mich im Kreis drehe. Und tatsächlich erkenne ich den vermissten Jungen, sehe, wie er mit meinem Board den Hügel hochgeht.

Schmunzelnd folge ich ihm in einem deutlich schnelleren Tempo, als er sich bewegt. Oben angekommen, sitzt Harry bereits im Schneidersitz im Gras.

Ich geselle mich zu ihm. Meine Arme stütze ich hinter mir ab und meine Beine strecke ich von mir.

"Sonnenuntergänge sind ganz hübsch", stelle ich fest, sobald ich seinem Blick in die Ferne gefolgt bin. Die Sonne taucht den Himmel in unterschiedliche Farbtöne. Blau, Rosa, Orange und Gelb vermischen sich flüssig ineinander. Mittendrin der hell leuchtende Feuerball, den ich entgegen blinzle.

Da von Harry nein Laut zu hören ist, was mich ein wenig verwundert, schiele ich zu ihm rüber. An seiner Körperhaltung und seinem Blick hat sich nichts verändert. Was mir nun jedoch auffällt, sind seine Hände, die er knetet.

Mein Lächeln verschwindet. Besorgt rutsche ich näher zu ihm rüber, achte trotzdem darauf, dass wir uns nicht berühren.

"Harry?"

"Du wolltest Halloween gar nicht mit mir verbringen, oder?"

Er dreht seinen Kopf zu mir. Seine rechte Gesichtshälfte wird beleuchtet, die andere befindet sich im eigenen Schatten. Das Grün seiner Augen glänzt im zarten Sonnenschein. Ob sich Tränen in ihnen befinden, kann ich nicht einschätzen. Aber allein der Gedanke daran lässt mich unglaublich schlecht fühlen.

Ich presse meine Lippen zusammen und lasse meine Lider zufallen. Schlechtes Gewissen baut sich in mir auf, gemeinsam mit purer Verzweiflung. Kopfschmerzen machen sich wieder bemerkbar und alles zieht sich in mir zusammen.

Keiner von uns sagt etwas. Wir beide wissen, welche Worte mir im Kopf herumschweben und welche ich aussprechen würde.

Es ist nicht fair. Ich selbst bin absolut nicht fair.

Seufzend beobachte ich Harry von der Seite. Er hat seine Hörner abgesetzt und spielt sich nun mit gesenktem Kopf mit dem Haarreifen.

Vorsichtig schiebe ich meine Hand in seine, damit er das Schmuckstück nicht zerstört. Ich wandere damit seine Ärmel hinauf. Das natürliche Licht lässt es glänzen. Schöner als das von ihm zu Hause.

Der Seidenstoff unter meinen Fingern ist weich. Es schlägt mit jeder meiner Bewegung neue Wellen, gibt dem Bild noch viel mehr Tiefe.

Meine zittrigen Fingerspitzen wandern hinauf in seinen Nacken und ich umwickle eine dünne Strähne. Schwer Schlucke ich, als sich unsere Augen treffen. Wir halten dem beide Stand.

"Wolltest du dich überhaupt je wieder mit mir treffen?"

Sofort nicke ich, ohne darüber nachdenken zu müssen. Natürlich wollte ich das. Er ist immer noch derjenige, der mir so viel im Leben beigebracht und gelernt hat. Und das, obwohl er jünger ist als ich. Harry ist ein ganz wundervoller Mensch. Ihn für immer nicht an meiner Seite zu haben ist etwas, was ich nicht möchte.

Aber ich glaube fest daran, dass sich unsere Freundschaft nach dem ganzen Theater nur bessern kann. Niemals wäre das unser Ende.

"Wieso haben wir uns so voneinander abgewandt, Louis?"

Ich ziehe meine Hand zurück und verschränke meine Arme. Unsicher hebe ich meine Schultern. Der Altersunterschied hat eine Zeit lang eine große Rolle gespielt. Wir hatten unterschiedliche Interessen und gingen uns gegenseitig nur auf die Nerven. Das ständige aufeinander hocken tat uns nicht gut, das ist uns beiden bewusst.

Nur ist das nicht alles.

"Ich war verliebt", murmelt ich, unsicher, ob er diesen Fakt schon kennt oder nicht.

Harrys Gesichtsausdruck verändert sich nicht. Nicht eine Regung ist zu sehen.

"Ich weiß. Eleanor, richtig?"

"Ja, Eleanor."

Natürlich weiß er von ihr. Dass ich auf jemanden stehe, hab ich nicht verheimlichen können. Als Eleanor und ich dann zusammen waren, war sie auch unsere ganze Beziehung lang in meinem Profilbild auf WhatsApp zu sehen. Auch wenn wir keine Ewigkeit zusammen waren, fand ich unsere Zeit wundervoll. Wir haben beide einiges dazugelernt und sind glücklicherweise im guten auseinander gegangen.

Manchmal soll es einfach nicht sein.

"Ich war auch verliebt."

Beschämt senke ich bei seinen Worten meinen Blick. Wieder durchfährt mich das Gefühl von Schuld, nur diesmal noch eine Spur heftiger.

"Ich weiß."

Ein humorloses Lachen kommt von Harry. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Erkenne, dass Harry zu mir blickt.

"Aber wie hätte ich mich auch nicht verlieben können?", haucht er und ich vergrabe mein warmes Gesicht in meinen Händen. Mir ist das unfassbar unangenehm.

"Harry, bitte. Nicht."

Er brummt und ich schiele zwischen meine Finger hindurch.

"Wenn wir es beide wissen, wieso haben wir nie darüber geredet?", möchte Harry von mir wissen. Ganz ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung.

Ich denke, dass ich einfach nicht wollte, dass er sich damit unwohl fühlt.

Unzufrieden antworte ich ihm nach einer Weile, in der die Sonne schon fast untergegangen ist: "Ich wollte einfach nicht."

In meinem Kopf suche ich nach passenden Begriffen. Nach Erklärungen für mein Verhalten und nach Entschuldigungen.

"Ich wollte nicht, dass du dich komisch fühlst deswegen. Ich habe gehofft, dass das schnell wieder vorbeigeht. Aber ich schätze, so funktioniert das mit der Liebe nicht."

Harry boxt mir schwach gegen die Schulter. Schief lächelt er mich an.

"Nein, so einfach ist das nicht," stimmt er zu und schüttelt den Kopf, als könnte er meine Dummheit nicht wahrhaben.

Die Frage, wie es ihm jetzt mittlerweile damit geht, stelle ich ihm nicht. Zu gern würde ich es wissen, aber gerade wäre es unsensibel und unpassend.

"Ich hoffe, du lernst davon, Louis."

Nickend nehme ich ihm diese Sorge. Ja, natürlich. Mir war schließlich von Anfang an klar, dass mein Verhalten nicht in Ordnung war. Dass verdrängen keine gute Lösung ist.

Harrys Lächeln verleiht mich dazu in sein Grübchen zu piksen. Er ist nur schwer zu erkennen, da sich rund um uns nur noch Dunkelheit befindet. Die Sonne ist aus unseren Blickfeldern verschwunden und hinter uns zeigen sich die ersten Sterne.

Seine Haare gleiten durch meine Finger, als ich durch sie durchstreiche und seine Ursprungsfrisur damit zerstöre.

"Darf ich dich küssen?"

Ich halte inne. Verwirrt sehe ich ihn an.

"Was?"

"Ob wir uns küssen können."

Kein Funken Verlegenheit spiegelt sich in ihm wider. Es überrascht mich. Seine Frage überrascht mich und auch, dass er das tatsächlich ernst meint und es wirklich will. Niemals hätte ich damit gerechnet.

Ich bin sprachlos. Meine Hand entfernt sich von ihm und ich verschränke stattdessen meine Arme.

Das wiederum, verunsichert ihn. Harry knetet seine Hände und ich höre das knacksen, welches von ihnen ausgeht. Sein Kehlkopf springt als er schluckt.

Viel besser geht es mir damit nicht. Nervosität steigt in mir.

"Warum?"

Harry zuckt mit den Schultern. "Weil ich dich schon immer mal küssen wollte."

Sein Interesse ist zu sehen, aber er versucht sich stark zurückzuhalten. Er wartet auf meine Antwort ab, dabei weiß ich gar nicht, ob ich ihm diese geben kann.

"Ist das schlau?", frage ich ihn stattdessen und wieder liegt ein verschmitztes Grinsen in seinem Gesicht.

"Seit was interessiert das einen Häftling und einen Teufel?"

Lachend rolle ich mit den Augen. Aber wo er recht hat ...

Bedenken habe ich dennoch. Ein Kuss zwischen uns wäre niemals eine einfache Sache, die zum Ende einfach ignoriert werden kann. Bei ihm spielen Gefühle für mich mit – egal ob vergänglich oder gegenwärtig – und ich war rücksichtslos. Das zu tun, würde nicht gerecht sein. Ihm Gegenüber. Andererseits möchte er es, er hat mich gefragt.

Ratlosigkeit beschreibt mein Empfinden gerade am besten.

Tief atme ich durch, um mich ein wenig zu beruhigen. Mein Herz klopft mit beinahe schmerzender Kraft in meiner Brust.

"Was an Halloween passiert, bleibt bei Halloween. Deal?", schlage ich schlussendlich vor. Wenn auch sehr unsicher.

Harry stöhnt genervt auf: "Wir brauchen keine Deals mehr, Louis. Wir sind erwachsen."

Beleidigt schiebe ich meine Unterlippe vor.

"Na gut, okay. Deal." Er hält mir seinen kleinen Finger hin. Meinen eigenen verhake ich mit seinem. Wir nicken uns zu.

Ohne diese ungewohnte, eigenartige Situation lange hinauszögern, nähert Harry sich mir. Unsere Knie berühren sich und spendet mir eine angenehme Wärme.

Mein Atem bebt, als ich in seinen Nacken greife und sachte an mich ziehe, ohne, dass sich unser Blickkontakt trennt. Seine Nasenspitze streift meine. Ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut.

Nähe ist etwas, zu dem ich eher selten ein starkes Verlangen habe. In diesem Fall aber löst es unbeschreibliche Dinge in mir aus. Hiervon möchte ich mehr und es fühlt sich an, als wurde plötzlich ein Schalter in meinem Kopf umgelegt.

"Bereit?", frage ich, schließe meine Augen. Warte ungeduldig auf seine Zustimmung.

Diese kommt jedoch nicht. Stattdessen legen sich seine Lippen auf meine. Es ist überraschend und doch so unglaublich wohltuend, dass ich seufzen muss.

Meine Finger wandern Harrys Arme hinunter, bis zu seinem Rücken, um ihn noch näher zu mir zu ziehen. Er verschränkt seine Arme nun hinter meinem Nacken.

In meinem Bauch zieht sich alles zusammen. Im Gegenzug dazu, fängt mein Herz an sich zu beruhigen. Es schlägt in einem regelmäßigen Tempo. Ruhe erfüllt meinen Körper. Vollkommene Ruhe und Zufriedenheit.

Auch, als wir unsere Lippen voneinander lösen, ändert sich das nicht.

Harrys Zunge befeuchtet seine Lippen. Meine Augen hängen starr an ihnen fest. Ich sehe ihn grinsen, ehe er mir wieder entgegenkommt und die seinen mit meinen vereint.

Die Lust auf mehr steigt in mir. Doch das war nicht der Deal.

Gequält ziehe ich mich zurück. Harry grinst immer noch und ich kann gar nicht anders, als es zu erwidern.

"Ist komisch", meint er und ich stimme zu. Das stimmt. Dass wir uns küssen ist eigenartig. Und trotzdem hindert es uns nicht daran, da weiterzumachen, wo wir aufhörten. Von Sekunde zu Sekunde wird das Gefühl in meinem Bauch intensiver.

Ich genieße es.

Ein Kribbeln durchfährt meinen Körper und Gänsehaut überzieht meine Haut. Liebevoll umfasse ich Harrys Gesicht, streiche mit dem Daumen über seine Wange und knabbere an seiner Unterlippe. Durch sein Lächeln entzieht er mir jedoch wieder die dünne Haut. Ich öffne meine Augen und schmolle ihn an. Scheiße, ich küsse ihn gern. Sehr gern.

"Meine Beine sind eingeschlafen, Lou."

Übertrieben rolle ich meine Augen, muss im nächsten Moment jedoch anfangen zu giggeln.

Schwankend stehe ich auf, fange mich jedoch schnell wieder. Harry ziehe ich auf die Beine und er verzieht sein hübsches Gesicht, sobald er selbstständig steht.

"So schlimm?", frage ich und er nickt gequält.

Einige Minuten dauert es noch, bis er meint, dass er denkt wieder gehen zu können. Ohne dem Gefühl seine Beine zu verlieren.

Also schnappe ich mein Skateboard, dass er mit hinauf genommen hat, während er seinen Haarreifen aufhebt.

Zusammen begeben wir uns zurück auf die Landstraße und spazieren diese entlang.

Zirpen der Grillen füllt die Atmosphäre. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und sehe hinauf in den sternenverzierten Himmel. Meine Beine stoppen, ich bleibe stehen. So auch Harry. Im Augenwinkel erkenne ich, wie auch er ebenso hochsieht.

Harry schmiegt sich im nächsten Moment überraschenderweise an mich und schwingt seine Arme um meinen Oberkörper. Zärtlich umfasse ich ihn ebenfalls.

Der Mond leuchtet in Form einer Sichel auf uns herab. Lächelnd senke ich meinen Kopf und betrachte stattdessen Harry, was jedoch nicht lange unentdeckt bleibt. Er erwidert den Blick. Erneut zeigen sich seine Grübchen.

„Louis?“

„Harry?“

Harry entfernt sich einen Schritt von mir. Und noch einen Schritt.

Mit schief gelegtem Kopf folge ich ihm langsam. Er geht immer weiter von mir weg.

Irritiert sehe ich hinter mich, doch weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen.

"Alles okay?", frage ich ihn besorgt. Ich komme wieder einen Schritt auf ihn zu, und wieder geht er nach hinten. Breit grinst er mich an.

"Ich hab deinen Schlüssel gestohlen."

Um seine Aussage zu beweisen, hebt er seine Hand, in der sich tatsächlich meine Schlüssel für die Handschellen befindet.

Schockiert schnappe ich nach Luft. Ich versuche mein Lachen zu unterdrücken. Harry ist bestimmt bewusst, dass ich auch ohne sie wieder frei komme, dennoch spiele ich mit.

„Wie kannst du es nur wagen?“

Schmunzelnd sehe ich zu, wie Harry sich umdreht und losrennt. Ohne weiter zu zögern, folge ich ihm in das Kürbisfeld und sobald ich von der Straße bin, lasse ich mein Skateboard in das Gras fallen.

Harry dreht sich zu mir um. Laut kichert er, als er sieht, dass ich knapp hinter ihm bin und gut mithalten kann. Jedes Mal, wenn ich meinen Arm nach ihm ausstrecke, streife ich den Samtstoff. Es ist knapp, aber ich bekomme ihn einfach nicht richtig zu fassen.

Wir schlängeln uns amüsiert zwischen die wenigen Kürbisse hindurch, die nicht geerntet wurden. Mehrmals rutscht Harry an einem der Verfaulten aus oder stolpert über ein Kürbisgewächs. Erschrockene Laute seinerseits rutschen oft hervor. Schlussendlich kann er sich nicht mehr halten und landet großflächig auf dem Boden.

Lachend setze ich mich zu ihm. Harry ist unzufrieden, kann sich das Grinsen dennoch nicht verkneifen, als er sich auf den Rücken rollt und von unten zu mir hinauf sieht.

„Alles gut?“, erkundige ich mich amüsiert bei ihm. Er schüttelt schmollend den Kopf, nickt dann aber doch noch.

Grinsend rücke ich näher und lege seinen Kopf vorsichtig auf meinem Schoß ab. Seufzend schließt er seine Lider. Sanft nehme ich den verrutschten Haarreifen aus seinen Haaren und kraule seine Kopfhaut. Meine Finger gleiten durch seine wirren Haare.

Stets liegen meine Augen auf seinem zufriedenen Gesichtsausdruck, der Wohlbefinden in mir auslöst. Harry ist ein toller Mensch mit einer reinen Seele. Dass ich froh bin, dass wir uns endlich wieder getroffen haben, ist deutlich untertrieben.

Harry öffnet seine Augen und erwidert mein Lächeln.

„Ich habe dich vermisst, Lou.“

~♡~

Hi Loves, ich bin back! Whoop whoop xD

Uff ich sags euch, bei mir ist einiges los. Ich komme zu gaaar nichts, obwohl ich sogar die Zeit hätte. Sehr kritisch.

Jedenfalls, ich habe diesen Oneshot erst heute fertiggeschrieben und musste ihn im Stress halb überarbeiten und konnte auch nicht wirklich drüberlesen. Please forgive me, ich hoffe er ist trotzdem ganz in Ordnung haha.

Und, by the way, ich bin obsessed mit Dylan O'Brien. Er ist so toll, i swear. He gives me so much comfort like no one else can. He is very special. Sweet, funny, cute, adorable... und void Stiles is rkbedüwk
Ich muss Teen Wolf auf englisch sehen, aber ich kann nix dafür zahlen. Auf Amazon Prime müsste man extra zahlen und aahh I am screaming!

Egal... HAPPY HALLOWEEN GUYS!
Ich verbringe mein Halloween jetzt gleich mit Kofferpacken, weil ich morgen von Malta wieder nach Hause fliege. Ihr so?

Und ich hoffe es wird jetzt dann bald wieder mehr von mir kommen. At least dann Anfang nächstes Jahr. Wish me luck xD

Take care, stay safe!
Loads of love xx

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