12. One Shot

„Ich liebe dich." sage ich, aber ich bekomme keine Antwort. Ich seufze, aber es ist nicht schlimm. Ich habe es ohne Kontext einfach mal so gesagt, aber Louis sieht auf sein Handy.

Natürlich spüre ich einen kleinen Stich in meinem Herzen, aber ich ignoriere ihn. Was bringt es mir, mich jetzt darüber aufzuregen? Nur wieder Streit, sodass ich am Ende weinend im Bad bin. Also schaue ich den Film weiter. Ich habe heute Abend ausgesucht und ich habe extra einen genommen, den Louis mag, damit wir einfach mal einen Film schauen können, ohne dass er genervt ist und auf das Ende wartet, aber da er ihn schon wirklich oft gesehen hat, interessiert es ihn scheinbar so gut wie gar nicht.

Er sieht nur ab und zu von seinem Handy auf. Wir lehnen beide an der Wand und ich sehe immer mal wieder zu ihm, doch er bemerkt es nicht. Ich sehe kurz auf sein Handy und er welcher von Whatsapp zu Snapchat, wo er sich einige Nachrichten ansieht. Ich wende mich dem Film zu, aber ich kann mich nicht mehr wirklich konzentrieren. Meine Gedanken sind voll von anderem Zeug und alles dreht sich um Louis.

Wir sind mittlerweile seit bestimmt fünf Jahren beste Freunde und vor noch nicht allzu langer Zeit wäre es für mich ein verdammt komischer Gedanke, dass wir einen Film sehen, Louis nur am Handy ist und ich nicht in seinem Arm liege oder wie sonst irgendwie kuscheln. Doch vor einem Jahr hat sich das geändert und ich kann wirklich nicht sagen, weswegen.

Natürlich mache ich mir immer mal wieder Vorwürfe, doch gleichzeitig versuche ich mir einzureden, dass alles wieder gut wird und dass es vorbei geht, doch das passiert einfach nicht. So gut wie immer muss ich zu ihm kommen; er schreibt mich nicht einfach mal an oder nimmt mich in den Arm. Ich bekomme langsam, aber sicher, das Gefühl, dass ich ihn nur noch nerve und dass es ohne mich besser dran wäre.

Ich habe Louis das bereits gesagt, so ist es nicht, aber er sagte nur, dass es nicht stimmen würde und das ich nicht so denken sollte. Damit war das Thema für ihn beendet. Er hat mich dabei nicht einmal kurz Umarmt. Es hat mich nicht wirklich überzeugt, aber ich habe beschlossen einfach so weiter zu machen, wie bisher. Ich will mich auf keinen Fall mit Louis streiten, ich hasse es wenn wir uns streiten.

Ich lege mich hin und drehe mich weg, dass ich mit dem Rücken zu ihm liege. Praktisch zeitgleich spüre ich, wie mir die Tränen über die Wangen laufen, aber ich bleibe stumm. Ich will nicht, dass er mich weinen sieht und sieht, wie sehr mich es doch verletzt. Aber er merkt es nicht, er ist weiterhin mit seinem Handy beschäftigt und schreibt mit jemandem. Vielleicht wäre er besser dort, als hier bei mir. Wir schweigen uns doch sowieso nur an, also was will er noch hier.

Aber es ist bereit halb 12 und ich will ihn nicht rausschmeißen. Ich weiß wirklich nicht, ob das hier noch so gut ist; ob wir nicht eine Auszeit brauchen. Es würde mich das Herz brechen; es würde verdammt wehtun und es würde vermutlich nicht lange dauern, bis ich brechen würde. Ich würde komplett zusammenklappen, denn Louis ist der einzige, dem ich mich anvertrauen kann und ich weiß, dass ich es auf Dauer nicht schaffe, alles in mir zu behalten und nach außen hin weiterhin so zu tun, als wäre alles in Ordnung.

Ich drehe mich um, sehe zu Louis, auch wenn meine Augen rot sind und meine Wangen nass. Wir müssen doch sowieso bald mal sprechen, als können wir das auch jetzt machen, vorausgesetzt, er sieht mich.

Aber das tut er nicht, er schaut weiterhin auf sein Handy und bemerkt nicht mal ansatzweise, dass ich auch noch hier bin und dass es mir gerade wirklich dreckig geht.

Es versetzt mir einen erneuten Schlag und ich habe das Gefühl ich wäre in einem Raum, der immer und immer kleiner wird, bis ich schließlich zerquetscht werde.

Ich befreie mich von meiner Bedecke und bin mit ein paar großen Schritten im Bad. Schnell mache ich die Tür zu, aber ich schließe nicht ab, da ich doch irgendwie die Hoffnung habe, er hat endlich etwas bemerkt und kommt zu mir.

Ich schaue in den Spiegel und sehe mich.Ich habe rot unterlaufene Augen, meine Nase hat die selbe Farbe und immer wieder fließen neue Tränen über meine Wange. Wie ich hier stehe, sieht es wirklich erbärmlich aus. Ich lasse mich an der Wand herunter gleiten und ziehe meine Beine an meinen Körper, während ich leise weiter weine.

Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, aber irgendwann stehe ich wieder auf. Ich habe wohl keine Tränen mehr übrig, denn meine Wangen trocknen langsam. Ich gehe zum Waschbecken und versuche mit kaltem Wasser etwas die Röte weg zu bekommen.

Es bringt nur wenig, aber ich gebe es schnell auf. Ich atme einmal durch und gehe wieder aus dem Bad. Louis sieht kurz auf, aber ich sehe weg. Als ich mich ins Bett setze, ist er wieder an seinem Handy.

„Ich mach aus, ja?" frage ich und er nickt nur desinteressiert.

Ich drücke also den roten Knopf der Fernbedienung und lege mich hin. Zu meinem Erstaunen legt auch Louis sein Handy kurze zeit später weg und legt sich hin.

„Gute Nacht, hab dich lieb." sage ich wie immer, wenn ich bei ihm oder er bei mir schläft.

„Nacht." sagt er nur und dann ist es still. Meinerseits ist an Schlaf nicht zu denken. Ich höre Louis leise und gleichmäßig atmen und als ich nach einiger Zeit denke, dass er eingeschlafen ist, sehe ich so leise wie möglich auf.

Meine Mum ist nicht da und Gemma ist mit ihrem Freund im Urlaub, also muss ich auf sonst niemanden achten.

Louis schläft weiter und ich frage mich, wie viel Zeit wohl schon vergangen ist, denn seine Decke hängt bereits halb aus dem Bett und sein Oberkörper liegt frei.

Ich schmunzle etwas und decke ihn wieder richtig zu. Ich lasse es mir nicht nehmen ihm durch seine Haare zu fahren. Ich könnte es nicht, wenn er jetzt wach ist. Früher habe ich das immer mal wieder gemacht, aber seit es so anders ist, habe ich Angst vor seiner Reaktion, wenn ich es wieder machen würde.

Ich nehme mir meinen dicken, grünen Pullover und eine Jogginghose. Ich verlasse mein Zimmer, dass Louis nicht aufwacht und ziehe mir diese Sachen im Wohnzimmer an.

Dann schnappe ich mir meinen Schlüssel und gehe aus dem Haus.

Ich brauche gerade einfach frische Luft. Erst später fällt mir auf, dass mein Handy noch in meinem Zimmer liegt, aber das ist nicht schlimm. An einer Anzeige an einer Hauswand sehe ich, dass es halb vier ist, ich habe also doch schon ziemlich lange wach gelegen.

Ich laufe ohne wirklichen Plan durch London. Zugegeben ich friere etwas, da ich unter dem Pullover nichts drunter habe, aber das ignoriere ich genau so, wie den Schmerz in meinem Herzen.

Es tut so weh, was zwischen mir uns Louis ist. Wenn er wenigstens wieder mein bester Freund wäre. Ich liebe ihn.

Aber das schlimmste ist, dass ich ihn nicht so liebe, wie ich sollte und er es nicht weiß und ganz bestimmt nicht erwidert.

Doch ich komme damit klar. Ich komme nur nicht damit klar, wie er mich seit neustem behandelt. Er hat mir immer gesagt, dass ich toll bin und dass auf niemanden hören sollte, der das Gegenteil behauptet, doch genau er ist es nun, der mir das Gefühl gibt, unglaublich unwichtig zu sein.

Ich weiß, dass es vermutlich zum Großteil meine Gedanken sind und sicherlich macht er es nicht beabsichtigt. Immer wieder versuche ich mir einzureden, dass er das alles nicht so meint und vielleicht nicht bemerkt und überhaupt nicht mit Absicht macht.

Ich laufe weiter durch London und komme schließlich zur Themse. Ich muss ziemlich lange schon unterwegs sein, denn eigentlich braucht man von meinem Zuhause bis zur Themse mit dem Auto etwa eine viertel Stunde und ich bin nicht wirklich schnell gelaufen.

Was soll's. Ich gehe an das Ufer und stütze mich auf das Geländer, während ich das dunkle Wasser betrachte, welches durch die Lichter Londons zu glitzern scheint.

Ich gehe weiter am Ufer entlang und achte nicht auf die Zeit, doch irgendwann geht die Sonne langsam auf. Es ist Mitte April, dass heißt, es ist bestimmt etwa acht Uhr oder halb neun.

Louis ist ein Langschläfer, der bemerkt das schon nicht. Selbst wenn, wird es ihn sicherlich kaum interessieren. Ich möchte mich auf den Weg zurück machen, aber ich merke, dass ich in einem Teil von London bin, in dem ich mich wirklich nicht auskenne.

Aber ich zucke nur mit den Schultern und gehe auf gut Glück die nächste Straße entlang in der Hoffnung in die richtige Richtung zu gehen.

Das Leben beginnt und es wird immer voller in der Stadt. Ich denke, ich nähere mich der Innenstadt. Von da aus ist es zwar noch ein gutes Stück, aber ich weiß, wo ich hin muss.

Doch ich komme nicht in die Innenstadt. Ich gehe an einer Bäckerei vorbei, die mir bekannt vor kommt, aber ich weiß immer noch nicht, wo ich wirklich bin. Es ist nicht mehr ganz so unbekannt, aber man kann nicht sagen, dass ich mich auskenne.

Dann sehe ich die Anzeige von vorhin wieder und stelle zu meinem Erstaunen fest, dass es kurz nach zehn Uhr ist.

Ich seufze, aber nun weiß ich, wie ich nach Hause komme. Ich denke, ich muss noch etwa zwanzig Minuten laufen, aber wen stört das schon groß.

Ich trotte weiter die Straßen entlang. Dann höre ich jemanden etwas rufen, aber ich achte nicht darauf.

„Warte!" höre ich es diesmal deutlicher, aber ich bin kaum gemeint. Wer sollte mich auch jetzt aufzufordern, stehen zu bleiben?

„Harry!" ertönt erneut, aber ich schüttle den Kopf. Nein, das bilde ich mir ein. Als würde Louis nach mir suchen. Er ist sicherlich gerade erst aufgewacht. Ihn interessiert es sicherlich nicht, wo ich bin!

„Harold Edward Styles! Verdammt, bleib stehen!" ich zucke zusammen. Gut, vielleicht bin ich doch gemeint und nun erkenne ich deutlich, dass es Louis ist, der mich ruft und er kommt näher, aber ich bleibe weder stehen, noch drehe ich mich um.

Doch das bringt wenig, denn dann steht der gebürtige Doncaster schon vor mir, hat die Hände in die Hüfte gestemmt und sieht mich wütend an.

„Wo verdammt warst du?" will er wissen, aber ich zucke mit den Schultern, sage nichts und möchte weiter gehen. Louis reagiert schnell, als ich mich an ihm vorbei schieben will und hält mich auf, indem er eine Hand auf meine, leider nicht so ganz durchtrainierte, Brust legt und mich damit stoppt.

„Harry! Was soll das? Ich wache auf und denke du bist Brötchen holen oder so etwas, weil du nicht da bist und nicht mal einen Zettel hinterlassen hast und warte eine ganze Stunde und du tauchst einfach nicht auf!" sagt er wütend und ich schlucke.

Es war nicht so abwegig das von ihm zu denken, denn wenn ich früher, als er wach bin, dann mache ich es ab und zu, aber ich schreibe immer einen Zettel.

Ich schaue weg „Tut mir leid."

„Das sagt mir nicht, wo du warst. Verdammt ich hab dich bestimmt schon seit einer Stunde gesucht!" erwidert er diesmal etwas sanfter.

„Du.. hast mich gesucht?" frage ich irritiert, weswegen er mich nur verwirrt ansieht.
„Natürlich habe ich das! Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe?" fragt er und nimmt seine Hand weg.

Ich schlucke und sehe weg. „Ich musste raus, frische Lust und so." sage ich.

„Harry?Wann bist du gegangen?" will Louis wissen. Ich weiß nicht genau wie, aber er schafft es immer, mich zu durchschauen. Ich kann ihn genau so wenig anlügen, weswegen ich es gar nicht erst versuche.

„Seit etwa drei Uhr." sage ich leise und er sieht mich perplex an. „Seit dem läufst du alleine durch London?"

Ich nicke nur. „Tut mir leid, du solltest dir keine Sorgen oder so machen, ich musste einfach weg." sage ich und versuche mir so gut es geht die Tränen zu verkneifen, aber wie es eigentlich klar war, funktioniert das nicht.

„Harry... was ist??" will Louis jetzt doch wissen.

Ich sehe ihn an, da er meine Tränen sowieso schon gesehen hat. „Magst du mich nicht mehr?" frage ich mit erstickender Stimme und er sieht mich nur verwirrt an.

„Du.. du weißt mich ab und ich hab das Gefühl, dass ich nur noch nerve. Du bist immer abgelenkt, schreibst mit anderen und ja ich bin eifersüchtig, weil du wohl lieber wo anders wärst, als bei mir. Du nimmst mich nicht mehr in den Arm, du erwiderst meine „ich liebe dich's" nicht mehr und ich denke langsam, dass du besser ohne mich dran wärst, weil du sicher Leute hast, die besser für dich sind und die du lieber magst, als mich und ich verstehe das, wenn du mich nicht mehr magst und mich nicht mehr willst und -"

„Nein!" sagt er sofort und ich sehe ihn immer noch weinend an.

„Harry nein!" unterbricht er mich und zieht mich in die erste richtige Umarmung seit Wochen.

„Nein, Harry ich liebe dich doch!" sagt er und ich drücke mich enger an ihn. „Es tut mir so leid, dass ich dich verletzt habe, doch genau darum geht es." sagt er leise und löst sie Umarmung wieder, ehe er mich entschuldigend ansieht.
„Es geht eben darum.. das ich dich liebe und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll." sagt er leise.

Ich atme durch und setze jetzt alles auf Risiko. Ich küsse ihn und ich glaube ich bin der glücklichste Mensch der Welt, als er diesen Kuss erwidert.

konnte kein sad end machen sry :'D comments?

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