Saving you [Fortsetzung 3]
So ging das die nächsten zwei Wochen weiter. Ich brachte Harry zu seinen Kursen und holte ihn auch wieder ab. Die meisten Lehrer freute es nicht, dass ich erstens zu spät kam und zweitens früher ging, aber sie konnten mich ja schlecht an meinen Tisch ketten.
Die Pausen verbrachte Harry mit uns, also Niall, Zayn und Liam. Sie nahmen ihn herzlich in unserer Clique auf und er freute sich deswegen umso mehr. Trotz der kurzen Zeit verstanden sich alle blendend und es hätte nicht besser sein können. Als die anderen erfahren hatten, warum ich Harry immer mit mir mitzog, waren sie erst geschockt und Niall ist später auch zum Direktor gegangen, weil er unseren Vorfall ja gesehen hat, wenn auch nur kurz. Jetzt hatten wir hoffentlich genügend Aussagen, damit die anderen von der Schule fliegen würden.
Endlich war wieder Freitag. Es waren jetzt genau zwei Wochen, aber Tim und die anderen waren immer noch an der Schule. Und leider schienen sie sich nicht zu bessern, eher das Gegenteil war der Fall. Ich konnte mir aber schon denken, wieso.
Die erste Pause hatte gerade angefangen und ich hetzte durch das Schulhaus. Herr Reuter hatte mich länger da behalten, und jetzt war ich zu spät. Harry hatte aber letztens gesagt, ich müsse nicht immer schon pünktlich zu Pausenbeginn da sein, er würde sich mit dem Packen von seinen Sachen einfach mehr Zeit lassen. Aber jetzt war schon über fünf Minuten lang Pause und so lange brauchte niemand, um einen Block, ein Buch und Stifte in eine Tasche zu räumen.
Ich schlitterte um die letzte Ecke zum Physiksaal und wäre vor Schock beinahe gegen die nächste Wand gelaufen. Tim stand da am Ende des Gangs, seine Freunde um ihn gescharrt und ich bezweifelte stark, dass sie dort die Wandfarbe analysierten. Sie hatten mich schon wieder nicht bemerkt und ich konnte hören worüber sie sprachen.
„Ich hab's dir gesagt, Styles! Damit kommst du nicht davon! Du bist Abschaum, du bist nichts wert! Du solltest überhaupt nicht existieren! Ich sag dir eins, ich werde..."
„Du wirst überhaupt nichts!", brüllte ich quer durch den Gang. Sofort lagen alle Blicke auf mir und ich konnte Harry zwischen all dem Getümmel erkennen.
„Du hast wohl auch keine Ohren, Tomlinson!", wurde ich netterweise sogar begrüßt. Es hätte schlimmer sein können, er hätte sich gleich auf mich stürzen können. Mich wunderte es, dass hier weder Schüler noch Lehrer waren, ich meine, wir hatten schließlich Pause.
„Natürlich habe ich Ohren, ich kann auch damit hören, nur auf dich höre ich nicht! Ich hab's dir auch schon einmal gesagt, lass ihn in Ruhe!" Ich stand nun direkt vor ihm und sagen wir mal so, meine Größe brachte mich da nicht unbedingt weiter.
„Was willst du? Ihn beschützen?" Sein Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig und es war als würde ihm siedend heiß etwas einfallen. „Nein, nicht du auch"
„Was ist dir so interessantes eingefallen? Erleuchte mich, ach Moment, verdunkeln trifft es bei deinem Verstand wohl eher"
„Halt einfach deine verdammte Fresse! Du willst ihn beschützen, wahrscheinlich bist du auch so ein Schwuchtel! Ja, genau, bestimmt bist du mit ihm zusammen"
Das ließ mit einem Mal alle Sicherungen in mir durchbrennen und ich registrierte gar nicht, was ich tat, bevor Tim mit geschocktem Gesichtsausdruck und einer Hand an seinem Kiefer einen Schritt zurück taumelte. Ich hatte ihm eine verpasst und das anscheinend nicht leicht.
„Na warte, das wirst du bereuen", murmelte er und in der nächsten Sekunde stürzte er sich auf mich. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da lag ich auch schon auf dem Boden und sah erschrocken zu ihm nach oben.
„Kümmert euch um den anderen Deppen!", befahl Tim seinen Leuten. Die wandten sich sofort wieder zu Harry. Er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen, ich musste etwas tun. Ich versuchte vergeblich, mich aus Tims Griff zu befreien, aber wenn man auf dem Rücken lag, wie ein Käfer dem ein Stein auf den Bauch gelegt wurde, dann konnte man nicht wirklich viel ausrichten.
So schnell, wie Tim ausholte, konnte ich gar nicht reagieren und schon landete seine Faust in meinem Gesicht. Vor Schmerzen stöhnte ich auf und versuchte vergeblich, mich auf die Seite zu drehen und mit meinen Armen mein Gesicht vor weiteren Schlägen zu schützen, aber das brachte nicht viel, denn schon spürte ich den nächsten Schlag. Es war, als würde ich immer weiter in den Boden gerammt werden. Meine Arme wurden grob gepackt und auf die Seite manövriert.
Kurz bevor Tim wieder ausholen konnte, hörte ich jedoch Schritte und die erlösende Stimme hinter mir.
„ Was soll das? Lasst sie sofort in Ruhe!", hallte die Stimme unseres Sportlehrers durch den Gang. Alle waren wie eingefroren und wagten nicht, sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Die Aufmerksamkeit lag auf ihm und ich traute mich, erleichtert auszuatmen. Ich wollte unserem Lehrer vor Dank um den Hals fallen. Nur leider war ich immer noch wie an den Boden geklebt. Tim war wirklich kein Leichtgewicht. Ich hörte mehr Schritte und kurz darauf auch Nialls Rufe.
„Louis! Harry!" Irgendwann ging Tim doch von mir runter und ich drehte mich auf den Bauch, mein Gesicht vorsichtig auf meine Arme gebettet. Die anderen wuselten um mich herum, aber ich bekam nicht viel davon mit. Ich hörte den Lehrer schimpfen, die aufgeregten Stimmen von meinen Freunden und dann die der anderen Lehrer und Schüler, die auch endlich hergefunden hatten. Kurz darauf spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
„Louis?" Diese Stimme würde ich überall erkennen, man konnte sie mit der eines Engels vergleichen, obwohl ich noch nie einen gehört oder gesehen hatte. Aber zumindest stellte ich mir sie so vor. Harry. Sofort schoss mein Kopf nach oben, was ich aber schnell bereute, denn schon drehte sich alles. Also ließ ich ihn zurück auf meine Arme sinken.
„Lou, ist alles in Ordnung?" Ich startete einen neuen Versuch, dieses Mal langsamer und endlich konnte ich Harry wieder vor mir sehen, wenn auch etwas verschwommen.
„Lou, um Himmels willen!", rief Harry schon fast, als ich ihn ansah. Er half mir, mich hinzusetzen und lehnte mich an die nächste Wand. „Oh Gott, Lou, kannst du mich hören?" Seine Hände hatte er dabei an meinen Wangen, so als wollte er ich vor allem beschützen, was mir zu nahe kommen könnte. Und ehrlich gesagt, war dieses Gefühl wunderbar.
Aber da schoss es mir plötzlich durch den Kopf, dass er ja auch angegriffen wurde. Ich sah ihn wieder an. „Haz..."
„Louis, oh mein Gott, zum Glück geht es dir gut!"
„Harry, was ist mit dir, was haben sie mit dir gemacht? Geht es dir gut?" Und ich legte eine Hand auf seine.
„Ob es mir gut geht? Louis was soll denn die Frage, wir müssen uns um dich kümmern!"
„Nein, mir ging es noch nie besser", grinste ich, was allerdings in einer schmerzerfüllten Grimasse endete. Super, so würde er mich nie attraktiv finden. „Ich muss wissen, ob es dir gut geht"
„Natürlich. Solange es dir gut geht, fehlt mir auch nichts"
Ich hätte schwören können, dass Niall ein paar Meter weiter versuchte, sein Jubeln und Grinsen unter Kontrolle zu bringen. Aber ein ‚aww' konnte er trotzdem nicht zurück halten. Ich hingegen hatte nur Augen für Harry. So, wie er da vor mir kniete konnte ich nicht anders, als ihn zu bewundern. Es war dieser eine Moment, dass er ganz besorgt um mich war, als ich erkannte, dass ich wirklich mehr, als nur Freundschaft für ihn empfand. Viel mehr.
„Lou, wir müssen dich zu einem Arzt bringen!"
„Nein, nicht nötig, mir geht es gut"
„Keine Widerrede, Louis. Tut mir leid, aber das sieht echt nicht gut aus" Und er deutete auf mein Gesicht.
„Was? Ich sehe nicht gut aus? Das hättest du auch netter sagen können!"
„Louis...", setze Harry fast schon verzweifelt an. Niall hingegen konnte sich nicht mehr bremsen und lachte lauthals los.
„Mach dir keine Sorgen, Harry, ihm geht es schon wieder besser. Er kann schon wieder Sprüche reißen"
„Ich bringe ihn trotzdem ins Krankenhaus", entschied Harry mit einem weiteren Blick auf mich.
Nachdem ich wieder aus dem Krankenhaus nach draußen trat atmete ich erst einmal tief durch. Harry war die ganze Zeit über bei mir geblieben und hatte meine Hand gehalten. Das war so süß von ihm, ich hätte ihn auf der Stelle küssen können. Er war bei mir geblieben, obwohl er Krankenhäuser hasste. Sie hatten einen Cut an meiner Stirn nähen müssen und wahrscheinlich würde mein Auge auch noch blau werden, aber damit konnte ich leben, es würde ja wieder vorbei gehen.
Meine Mutter war aus allen Wolken gefallen, als wir ihr und Anne alles erzählt hatten, aber wenigstens ein Gutes hatte die ganze Sache. Tim und die anderen waren endlich von der Schule verwiesen worden.
Und ich hatte mit einem Mal das Gefühl, dass ich Harry nie wieder alleine lassen könnte. Also wollte ich auch sofort wieder zu ihm, aber Mum hatte mir Bettruhe verordnet. So ein Mist. Ich würde Harry trotzdem sehen. Ich schrieb ihm, dass wir uns in zehn Minuten in seinem Garten treffen würden und schrieb auch noch schnell einen Zettel für Mum, den ich auf mein Bett legte, dass ich mit Harry unterwegs wäre. Sie würde es hoffentlich verstehen.
Ich schnappte mir noch meine Jacke und mein Handy und schlich dann die Treppen nach unten. Mum telefonierte gerade. Dummerweise stand sie direkt vor der Tür. So ein Mist aber auch. Sie musste wissen, was ich vorhatte. Also hieß es, improvisieren.
Ich ging in die Küche zum Fenster, schob es auf und kletterte leise nach draußen. Ich landete im Gras und machte mich auf den Weg zu Harry. Der wartete schon, als ich dort ankam und begrüßte mich mit einem strahlenden Lächeln. Hach Gott, ich könnte mich schon wieder in meinen Träumereien verlieren.
„Hey", flüsterte er und umarmte mich zur Begrüßung. Also daran könnte ich mich echt gewöhnen.
„Hi"
„Wie geht es dir?", war seine erste Frage.
„Besser, danke. Und wie geht es dir?"
„Ich hab doch gesagt, mir geht es gut, wenn es dir gut geht"
Jetzt war ich an der Reihe, zu Strahlen. Zusammen gingen wir in Richtung Innenstadt. Ich hatte etwas geplant, was ich schon ewig lang mal machen wollte und das wollte ich mit ihm teilen. Wir erreichten die Brücke, an der alles angefangen hatte und ich blieb stehen.
„Was ist los?", fragte Harry sofort.
„Ich möchte dir gerne etwas zeigen. Das heißt, genauso habe ich es auch noch nicht ausprobiert, aber...kannst du klettern?"
„Ja, wieso?" Ich sah nach oben, zur Spitze der Brücke. Am Rand von einem der Pfeiler führte eine kleine Leiter nach oben. Dann sah ich wieder zu Harry.
„Kommst du mit?"
„Immer"
Also machten wir uns auf den Weg nach oben. Harry bestand darauf, hinter mir zu klettern, denn falls ich fallen würde, könnte er mich auffangen, hat er gesagt. Eigentlich wollte ich lieber diese Rolle übernehmen, aber nachdem, was heute in der Schule passiert war, ließ ich das lieber.
Nach mindestens zehn Minuten Klettern, war ich als erster oben angelangt und hielt mich am nächstbesten Gegenstand fest. Harry kam kurz nach mir oben an. Zum Glück war hier so etwas, wie ein Geländer, an dem ich mich festhalten konnte. Es war doch etwas höher, als ich dachte.
„Also, warum sind wir hier?", fragte Harry.
„Ich wollte von hier ober schon immer mal die Stadt anschauen, vor allem bei Nacht"
Und jetzt sah ich zum ersten Mal richtig nach vorne. Die Sicht raubte mir jeden Atem. Es war einfach unbeschreiblich. Ich machte noch einen Schritt weiter und hielt mich mehr am Geländer fest. Plötzlich spürte ich Harrys Hände an meiner Hüfte. Ich sah zu ihm um.
„Pass auf, dass du nicht runter fällst", flüsterte er. Anscheinend wollte er diesen Moment auch nicht zerstören. Ich widmete mich wieder der Aussicht. All die Lichter spiegelten sich im Wasser und es sah aus, als würden sie tanzen. Von hier oben konnte man alles sehen. Es war einfach viel besser, als ich es mir je gedacht hatte.
„Lou?", hörte ich Harrys Stimme nah bei meinem Ohr.
„Ja?"
„Es tut mir leid"
„Was tut dir leid?"
„Ich wollte dich da nie mit rein ziehen"
„Das ist doch nicht deine schuld!"
„Aber du siehst doch, was passiert ist"
„Das würde ich für dich immer wieder tun"
Kaum hatte die Wörter selbst gehört, schlug ich mir die Hände auf den Mund. Das konnte doch nicht sein. Ich wusste, dass ich irgendwann mal reden würde, ohne nachzudenken, aber in Harrys Gegenwart war mein Gehirn sowieso abgeschalten. Aber anstatt sofort den Rücktritt anzutreten, nahm Harry meine Hände und bewegte sie von meinem Mund weg.
„Das braucht dir doch nicht peinlich sein"
„Aber..."
„Ich denke, ich würde das Gleiche tun"
„Was?"
„Du hast mich schon verstanden und ich denke ich mag dich mehr, als nur einen Freund. Ich weiß, du bist nicht schwul und auch nicht bi, aber ich musste dir das sagen, sonst wäre ich noch geplatzt. Es tut mir leid" Er sah nach unten und versuchte die Enttäuschung und Angst in seinen Augen zu verstecken.
„Hey", flüsterte ich und hob sein Kinn nach oben, damit er mich ansehen musste. Ich hatte in der letzten Zeit so viel mit mir gekämpft, ob ich nun schwul war, oder bi, oder doch nur "harrysexuell", aber eines stand jetzt fest. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen, wie zu keinem und ich wollte mehr sein, als nur sein bester Freund.
„Ich... also...ach verdammt. Jetzt ist es auch egal", murmelte ich und beendete Harrys unausgesprochene Frage, was los war, mit einem Kuss. Er dauerte nur Sekunden, aber es war wirksam. Danach waren wir beide vollkommen still. Keiner sagte etwas. Gerade als ich meinen Mund wieder öffnen wollte, legte Harry seine Hand in meinen Nacken und zog mich zu ihm für einen weiteren Kuss.
Ich hatte mir schon öfter vorgestellt, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlen würden, aber das sprengte definitiv meine Vorstellungskraft. Zum Glück brauchte ich es mir nicht mehr vorstellen. Ich hielt mich an seiner Jacke fest aus Angst, meine Knie könnten jede Sekunde nachgeben. Also standen wir uns aneinander festklammernd und küssend auf einem Pfeiler der Brücke, mit der nächtlichen Skyline unserer Stadt hinter uns und nichts anderes zählte.
Ich fühlte mich bei ihm so sicher wie bei niemandem und ich wollte es auch nie ändern. Grinsend lösten wir uns wieder voneinander und sahen uns einfach nur an. Es war als könnte ich den kompletten Sternenhimmel in seinen Augen sehen. Wir standen noch ewig lange dort, sahen abwechselnd die Aussicht und uns gegenseitig an und ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen. Unsere Hände waren miteinander verbunden und ich wollte seine nie wieder loslassen müssen.
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So, jetzt hab ich es ENDLICH geschafft, diesen OS fertig zu schreiben. Es tut mir echt leid, dass ihr so lange warten musstet. Ich hoffe das ist nicht allzu schlimm. Dann hoffe ich auch noch, dass ich es einigermaßen hinbekommen habe. Ihr glaubt ja nicht, wie oft ich bei diesem letzten Teil noch alles Mögliche umgeschrieben hab. Egal, das interessiert sowieso keinen xD
Eure
moontosun <3
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