Freezing [Fortsetzung 2]
Das erste, was Louis tat, war, Harry und die anderen so schnell wie möglich hinter einen Mattenwagen zu lotsen. Wenn sie schon wegen ihm mitkamen, würde er sie auch beschützen. Sein Herz klopfte mittlerweile so laut, dass er Angst hatte, man könnte es in der ganzen Schule hören. Er drehte sich zu den anderen um.
„Und? Was machen wir jetzt? Wie sieht dein Plan aus?", wollte Niall wissen. Anfangs war er skeptisch gewesen, aber jetzt wollte er, genauso wie Louis, den anderen Schülern helfen.
„Wir müssen herausfinden, was hier überhaupt los ist", antwortete dieser. „Wenn wir auch nur die geringste Ahnung von dem hier haben, können wir alles andere besser planen"
„Ich weiß eins. Wir sollten diesem Typen aus dem Weg gehen", kommentierte Liam.
„Ja, ich weiß dass ich den Typen aus dem Weg gehen muss, Li. Es rennen ganz schön viele von denen hier rum und..."
„Nein, ich meine den da vorne", unterbrach Liam ihn und zeigte auf das Ende des Gangs. Vorsichtig spähten jetzt auch die anderen an der Seite der Matten vorbei.
„Scheiße. Du hast Recht"
„Also ich würde sagen, wir müssen erst einmal an einen Ort, an dem wir besser reden können", schlug Zayn vor.
„Gut, aber wo?"
„Im Schulhaus an sich sind bestimmt mehr Männer, als hier"
„Ich würde den Platz unter den Treppen zum Turnhallengang vorschlagen. Das stapeln sich doch immer Stühle oder sonst was, da können wir uns verstecken"
„Okay, das ist eine Idee"
„Wie kommen wir da hin?"
„Wir warten bis diese Wache wieder zurück in die Turnhalle geht und schleichen uns dann in die Umkleiden. Von da aus, können wir leicht zu dem Versteck"
„Aber wir sollten zuerst sicher gehen, dass niemand in den Umkleiden ist"
„Stellt euch vor wir platzen da zu fünft rein und die tauschen gerade Geld gegen Drogen aus!", dachte Niall laut.
„Niall!"
„Ist doch so, Liam, er hat Recht. Dann hätten die wenigstens einen Grund uns umzubringen"
„Leute! Könnten wir vielleicht über weniger verstörende Themen reden?"
„Ja gut, wir brauchen jemanden, der in die Umkleide sieht und jemanden, der den nächsten Eingang zur Turnhalle bewacht. Und die anderen müssen alles im Blick haben"
Gesagt, getan. Im Pläne schmieden, waren sie schon immer gut gewesen. Am Ende lief es drauf hinaus, dass Niall auf den Turnhalleneingang aufpassen würde und Harry die Umkleide inspizierte. Zuerst hatten Louis und Liam protestiert, aber dann mussten sie doch nachgeben. Harry konnte sich zwar erklären, warum sein Freund dagegen war, aber warum Liam anstelle von Niall gehen wollte, war ihm doch etwas rätselhaft. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, die zwei seien auch zusammen.
Als dieser Mann am Ende des Ganges nach fünf Minuten, die sich angefühlt hatten, wie fünf Stunden, endlich wieder zurück gegangen war, machte sich zuerst Niall auf seinen Weg. Als er Harry grünes Licht gab, ging auch er los. Die Tür war knappe fünfzehn Meter weg und wenn jemand kommen würde, hätte er es schwer, sich rechtzeitig zu verstecken, vor allem, ohne die anderen zu verraten.
Irgendwie war er froh, dass sie ihre Schuhe vergessen hatten. Mit denen ließ es sich nämlich nicht gut schlafen, auch wenn es eisig kalt war. Jetzt war er umso leiser. Mit jedem Schritt, den er auf die Tür zuging, schlug sein Herz schneller und seine Hände fingen an zu zittern. Endlich war er nur noch einen Meter entfernt, als Niall plötzlich hektisch mit seinen Armen wedelte. Scheiße. Da kam jemand und Harry stand mitten im Flur. Wo zum Teufel sollte er hin? Er konnte nicht zurück, da würde er demjenigen direkt in die Arme laufen und vor allem würde er das Versteck der anderen verraten.
Niall hatte es geschafft, wieder zurück zu laufen, aber für Harry gab es keinen Ausweg. Louis' Nerven lagen blank und er wollte nur so schnell wie möglich zu seinem Freund laufen und ihn beschützen. Er wollte gerade aufstehen, als Zayn ihn zurück hielt. Louis warf ihm einen Blick zu der sagte Lass mich los, oder ich breche dir den Arm, aber Zayn konnte das genauso gut erwidern. Erst jetzt sah Louis den Schatten, der immer näher kam und Harry stand immer noch so hilflos da. Louis fühlte sich, als müsste er sich gleich übergeben. Er konnte ihn doch da nicht einfach so stehen lassen.
Harry dachte fieberhaft nach, was er tun könnte. Klar gab es die Möglichkeit, in die Umkleide zu gehen, aber da lief er Gefahr, mitten in irgendetwas hinein zu platzen, so wie Niall gesagt hatte. Stattdessen nahm er die einzigste nicht gerade sehr sichere Möglichkeit und stellte sich in den Türrahmen. Er drückte seinen Körper so eng wie möglich gegen die Tür und versuchte, ganz wenig zu atmen, was bei dieser Aufregung fast schon unmöglich war.
Plötzlich sah er einen Schatten auf dem Boden, der immer näher kam und er kniff seine Augen zusammen. Das war's, dachte er und seine Atmung beschleunigte sich noch einmal.
Als aber nach gut einer Minute noch immer nichts passiert war, wagte er es, seine Augen langsam wieder zu öffnen. Der Schatten war weg und er konnte auch nichts hören. Er drehte seinen Kopf und sah aber nichts außer einem leeren Gang und vier paar Füßen hinter einem Mattenwagen. Wem da oben sollte er zuerst danken, nicht entdeckt worden zu sein? Das war ja fast ein Wunder. Er bedankte sich, indem er seinen Auftrag weiter machte, sich der Tür zuwandte und den Griff wie in Zeitlupe herunter drückte.
Dann hatte er sie endlich einige Zentimeter weit offen und schielte hindurch. Zum Glück waren die Türen so angebracht, dass er fast den ganzen Raum überblicken konnte und stellte glücklicherweise fest, dass er komplett leer war. Erleichtert atmete er auf und drehte sich dann zu den anderen um. Louis hatte seinen Kopf schon von hinter den Matten hervor gestreckt und als Harry ihm winkte, war er der erste, der lossprintete. Schnell waren die fünf im Raum und Louis zog Harry in eine knochenbrechende Umarmung.
„Oh Gott, Harry! Ich hatte solche Angst um dich!" Harry konnte nur erwidern und es war so, als würde er in dieser Umarmung schmelzen. Es war einfach unglaublich süß, wie sehr Louis sich um ihn sorgte, aber ganz ehrlich, er hätte wahrscheinlich dasselbe getan.
„Jungs, ich störe ja nur ungern", unterbrach Zayn die Stille. „Aber ich denke, hier kann jeden Augenblick jemand rein kommen und wir sollten jetzt wirklich los!"
„Okay, okay" Also machten die fünf sich weiter auf den Weg. Auf der anderen Seite der Umkleide, hinter der nächsten Tür, war zum Glück auch niemand und so schlüpften sie ungesehen hinaus. Es waren nur noch einige Meter bis zu den Treppen und dann waren sie endlich dort angelangt. Einer nach dem anderen quetschte sich in die Nische zwischen dem Boden, der Unterseite der Treppe und haufenweise Stühle. Sie sollten sich danach echt beim Hausmeister bedanken, dass er keinen extra Raum für die Stühle hatte.
„Also Leute, wohin jetzt?", begann Liam. Es kam aber niemand dazu, zu antworten, als sie Stimmen hörten. Erst nur so leise, dass sie kein Wort verstehen konnten, aber sie waren augenblicklich still und keiner wagte es, sich irgendwie zu bewegen. Allmählich wurde die Unterhaltung deutlicher.
„...ist der einzige Weg!"
„Glaubst du wirklich? Ich meine, das ist eine komplette Schule! Ich war von Anfang an nicht begeistert und..."
„Wieso hast du dann mit gemacht?"
„Weil ich das Geld brauche, du Depp!"
„Ja stimmt, es muss echt viel sein, wenn jeder von uns was abbekommen soll"
„Ja das muss es und ich hoffe, er hält, was er verspricht"
„Aber was ich nicht verstehe, ist, wie man mit so viel Geld einfach so verschwinden und dann ganz normal den Beruf weiter machen kann, ohne dass irgendjemand auch nur den Hauch einer Ahnung hat"
„Das will ich auch können, ehrlich"
„Aber er hat sofort die Schwachstelle gefunden und dass es so viel Schnee hat ist noch viel besser"
„Ja, alle denken, dass der Stromausfall vom Schnee kommt"
Wie aufs Stichwort sahen sich die Jungs an. Das war nicht einfach ein normaler Stromausfall gewesen, das war durch und durch geplant. Diese Männer hatten der Strom abgestellt, um alle Schüler dort zu behalten und sicher zu gehen, dass niemand die Polizei verständigte. Der viele Schnee war nur von Vorteil. Was man für Geld alles tat. Dann wurde die Unterhaltung wieder wichtiger.
„...es wäre so einfach gewesen, wenn er mitgespielt hätte"
„Und ich sag dir eins, wenn unser Boss nicht so ungeduldig gewesen wäre, würden jetzt noch mehr Menschen leben"
„Naja, ich meine er hat fast ein ganzes Jahr gewartet, bis er gefunden hat, was er gesucht hat"
„Das schon, aber den Hausmeister hätte er in Ruhe lassen können, der hatte keine Ahnung davon"
„Sieh's positiv, ein Zeuge weniger"
„Na super. Ach ja Zeugen. Was ich nicht verstehe, wenn er keine Zeugen will, warum wartet er dann nicht einfach, bis die Schule leer ist? Es sind bestimmt an die tausend Leute hier. Tausend!"
„Das ist echt ein Risiko, aber dafür hat er ein - oder eben mehrere - Druckmittel. Du hast ja gesehen, wie viele Schüler er sich schon geholt hat"
„Ja, und jedes Mal hat uns der andere dadurch ein anderes Versteck verraten und es war sogar richtig"
„Ich frage mich, wie viele davon er noch hat"
„Und ich frage mich, warum er nicht einfach aufgibt und uns gleich alle sagt. Es muss schlimm sein, seine Kollegen und Schüler durch seine Geständnisse retten zu wollen und sie dann doch zu verlieren"
„Eben, ich habe echt nicht hinsehen können, als so eine Fünftklässlerin dran war, aber er hatte ja keine Wahl"
„Manchmal ist unser Boss echt grausam"
„Aber er erreicht sein Ziel"
Langsam entfernten sich die Stimmen wieder und zurück blieben fünf vor Angst zitternde Jungs. Vor Schreck brachte keiner von ihnen auch nur ein Wort über die Lippen. Louis sah Harry an und Harry Louis. Wie sollte das nur enden? Sie hatten es allem Anschein nach mit skrupellosen Menschen zu tun, die für Geld alles töteten, was sich bewegte, auch unschuldige Kinder. Wie viele waren ihnen schon zum Opfer gefallen? Sie wollten es nicht wissen.
Und keiner von beiden war bereit, den anderen zu verlieren. Sie waren auch nicht bereit, noch irgendjemand anderen zu verlieren. Nicht ihre Freunde und nicht andere ihrer Mitschüler. Sie mussten irgendetwas tun. Irgendetwas. Es musste etwas geben, auch wenn sie nur aus der Schule heraus kämen und Hilfe holen könnten. Oder sie könnten den Strom wieder einschalten. Nachdem sich Louis wieder einigermaßen gefasst hatte, schlug er das vor.
„Louis, wir können nichts gegen die ausrichten!"
„Das weiß ich, verdammt nochmal! Wir müssen aber etwas tun. Wir können versuchen, aus der Schule raus zu kommen, oder irgendwie den Strom wieder anzuschalten"
„Das wird beides schwierig, vor allem sieh uns an! Wir haben keine Jacken und laufen auf Socken durch die Gegend, da können wir unmöglich nach draußen!"
„Das nächste Haus ist mehrere hundert Meter entfernt und bei dem Schneesturm brauchen wir Ewigkeiten und sind so verfroren, dass... ach keine Ahnung. Ich werde auf jeden Fall nicht so nach draußen gehen!"
„Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als den Strom wieder anzuschalten"
„Gut, und wie stellen wir das an?"
„Ihr macht mit?"
„Natürlich, glaubst du wir lassen dich hier alleine?"
„Das könnten wir nicht, also los, wir brauchen einen Plan!"
„Liam, du kennst dich doch so gut aus. Weißt du zufällig, wo man am Einfachsten den Strom für das komplette Schulhaus und die Turnhalle kappen kann?"
„Ja, das haben wir, äh ich, aber erst zufällig vor zwei Wochen entdeckt" Liam versuchte so gut wie möglich die verwirrten Blicke von Zayn, Louis und Harry zu ignorieren. „Auf jeden Fall gibt es einen großen Schaltkasten in einem kleinen Raum neben dem Lehrerzimmer"
„Was machst du in einem kleinen Raum neben dem Lehrerzimmer?", wollte Harry jetzt komplett verwirrt wissen.
„Das ist doch jetzt egal! Wichtig ist, dass wir dahin kommen, oder?", schaltete sich Niall dazwischen und hoffte inständig, dass seine Freunde den leichten Rotschimmer auf seinen Wangen nicht sahen.
„Ja...gut. In Ordnung", schloss Louis irritiert.
„Aber das ist mitten im Schulhaus. Wie kommen wir da hin?", lenkte Zayn das Gespräch wieder um. „Wer weiß, wie viele Leute dort sind"
„Am schwierigsten wir der Weg vom Turnhallentrakt ins Schulhaus. Ich meine das ist ein Glasgang! Glas! Wie kommen wir da ungesehen durch?"
„Wir müssen es einfach riskieren! Es sind schon so viele Menschen hier gestorben, ich will gar nicht wissen, wer! Und wenn wir schon die Chance dazu haben, werde ich den restlichen auch helfen"
Die anderen sahen Harry an, als wäre er nicht von dieser Welt. Sie wussten, er wollte gerne jedem helfen, aber dass er letztendlich trotz seiner Angst, die Louis fast schon spüren konnte, und der Kälte so motiviert war, war ungewöhnlich. Aber er riss dadurch auch die anderen mit.
„Gut, wir sollten es wenigstens versuchen"
„Also los", kommandierte Louis und griff wieder nach Harrys Hand. Falls er heute sterben sollte, wollte er noch so viel wie möglich von Harry haben. Langsam bahnte er sich seinen Weg aus dem Versteck und sah erst einmal nach, ob die Luft rein war. Was wäre das gewesen, wenn sie jetzt schon gefunden worden wären.
Als er den anderen ein Zeichen gab, schlichen sich alle vorwärts und standen dann wieder mitten im Gang. Dann machte sich Louis auf den Weg und zog Harry hinter sich her, die Treppe hinauf. Die anderen kamen hinterher.
Oben angekommen sahen sie den besagten Gang mit den Wänden aus Glas vor sich. Jetzt gab es kein Zurück. Leise öffnete dieses Mal Harry die Tür und trat hindurch. Geduckt rannten sie auf das andere Ende zu und der Gang schien unendlich lang zu sein. Durch ihren Mangel an Schuhen waren sie zwar leise, aber trotzdem leider sehr gut sichtbar.
Endlich kam die nächste Tür in Reichweite und sie knallten fast dagegen. Aufmerksamkeit war das Letzte, was sie jetzt brauchten. Bedacht drauf, ja kein Geräusch zu machen, öffneten sie die Tür und spähten in die dahinter liegenden Räume. Auf den ersten Blick schien niemand dort zu sein und sie mussten so schnell wie möglich wieder Deckung suchen, also gingen sie hindurch.
Vor ihnen waren zwei Treppen. Eine führte nach unten und eine nach oben. In diesem Fall war sich Zayn nicht unbedingt sicher, ob er froh war, dass sie eine so große Schule hatten, oder nicht? Vorsichtig gingen sie weiter. Sie würden durch zwei unterschiedliche Stockwerke und mehrere Gänge gehen müssen, um zum Lehrerzimmer zu kommen, oder eben in den Raum daneben und da wussten sie auch nicht, ob er bewacht wurde. Die Schule war wohl noch nie so leise wie gerade in diesem Augenblick und genau das machte ihm Angst.
Gerade dachte Harry daran, dass hier äußerst wenige Leichen waren im Vergleich zu der Skrupellosigkeit ihrer Geiselnehmer. Er konnte den Gedanken nicht einmal richtig zu Ende denken, als Louis abrupt stehen blieb und er in ihn hinein lief. Er dachte er schon, dass dort jemand war, der sie erschießen könnte, aber dann sah er den Grund. Vor Schock setzte seine Atmung einen Moment lang aus.
Vor ihnen in einer Nische lagen zwei Personen. Eine davon war ein älterer Lehrer. Er hatte einen Arm schützend um die andere Person gelegt, die offensichtlich eine Mittelstufenschülerin war. Die Vergangenheitsform traf auf die beiden leider sehr gut zu. Harry konnte nur mit Not einen Schluchzer unterdrücken. Er konnte sich nicht dazu bringen den rot gefärbten Boden rund um die beiden anzusehen.
Langsam zog Louis ihn mit sich, einen Arm um seine Hüfte geschlungen. Sie gingen weiter und bemerkten dabei nicht, dass sie sich gerade verrieten.
Nach was ihnen vorkam wie eine Ewigkeit erreichten sie den Gang in dem das Lehrerzimmer war. Seltsamerweise hatten sie auf dem Weg niemanden angetroffen. Eigentlich sollte das gut sein, aber Liam sah das nicht so.
„Leute ich weiß nicht...", flüsterte er. „Hier stimmt etwas nicht! Hier sind viel zu wenig Wachen"
„Das hab ich mir auch schon gedacht, das ergibt keinen Sinn...", aber weiter kam Zayn nicht, da sie schon fast vor dem Lehrerzimmer standen. Die Tür zu eben genanntem stand einen Spalt offen und sie konnten Stimmen hören. Sie würden wieder aufpassen und sich aufteilen müssen nur dieses Mal würde Louis Harry nicht alleine gehen lassen, so viel stand fest. Niall deutete auf Zayn, Harry und Louis und zeigte zu einem Raum, nicht weit vom Lehrerzimmer entfernt. Jetzt, wo Louis darüber nach dachte, war ihm dieser vorher noch nie wirklich aufgefallen, obwohl er schon sieben Jahre an dieser Schule war.
Dann zeigte Niall auf sich und Liam und deutete auf die Tür zum Lehrerzimmer. Er würde mit Liam Wache halten und die anderen sollten den Strom wieder in Gang bringen. Zum Glück verstanden ihn alle und seine drei anderen Freunde schlichen sich weg. Die Tür ließ sich einfach öffnen. Sie hatte noch keinen dieser modernen Türgriffe, die man nur von Innen ohne Schlüssel öffnen konnte. Kurz darauf waren sie darin verschwunden und Niall und Liam bewegte sich in Richtung der angelehnten Tür zum Lehrerzimmer. Endlich wurden die Stimmen klarer.
„...ich sage das nur noch ein einziges Mal", schmetterte ihnen eine Stimme entgegen. „Wie viele willst du noch vor deinen Augen sterben sehen? Ich habe kein Problem damit, aber andere bestimmt"
Die beiden erreichten die Tür und lugten durch den Spalt. Den Anblick, der sich ihnen bot, konnten und wollten sie nicht glauben. Dort saß in der Mitte vom Raum auf einen Stuhl gefesselt ihr Schulleiter. Er blickte in Richtung Tür und sie konnte nur hoffen, dass er sie nicht verriet. Hinter ihm standen mehrere Schüler und Lehrer zusammengedrängt und wurden von einigen anderen Männer mit Waffen bedroht. Keiner traute sich auch nur eine Bewegung zu machen. Ein anderer in schwarz gekleideter Mann, offenbar der Anführer, stand schräg vor ihm, eine Pistole in der Hand. Direkt vor dem Lehrer kniete jemand auf dem Boden und wurde von einem anderen in schwarz festgehalten. Und erst da sah Niall, dass die Pistole direkt auf den Kopf der Person gehalten wurde. Dem Schulleiter standen Schweißperlen auf der Stirn und er zitterte.
„Ich hab es dir doch schon gesagt", kam es mit kratziger Stimme von ihm. „Es gibt keine Verstecke mehr, das waren alle" Der Anführer hob seine Waffe. „Bitte, lass sie in Ruhe, sie weiß nichts"
„Das hast du bei den anderen auch schon gesagt" „Aber dieses Mal ist es wirklich so, ich schwöre es!"
„Meine Geduld hält nicht ewig!"
„Du hast doch schon fast zwei Millionen! Ich hab wirklich nicht mehr!"
„Ich muss schon sagen, du bist ein erstklassiger Bankräuber, aber als Lügner bringst du nichts!"
„Bitte", hörten sie die Person, ein Mädchen, flüstern.
„Du hast hier überhaupt nichts zu sagen!", wurde sie von dem Mann hinter ihr angeschrien. Niall drehte sich gerade zu Liam um und wollte ihm zeigen, dass sie sich besser zurückziehen sollten, als hinter ihnen jemand losbrüllte.
„Hey! Ihr zwei!" Wie von der Tarantel gestochen fuhren sie herum und blickten direkt in den Lauf einer Pistole. „So könnte euch das passen", sagte der Mann, auch komplett in schwarz angezogen. „Hier einfach so rumschnüffeln! Los, bewegt euch! Rein da!"
Und damit schubst er die zwei durch die Tür. Sofort war alle Aufmerksamkeit auf sie gerichtet und Liam hätte schwören können, dass das Mädchen kurz durchatmete. Aber das wäre einer ihrer letzten Atemzüge, wenn er sich nicht etwas einfallen lassen würde.
„Die zwei hab ich draußen vor der Tür gefunden", erklärte der Mann, der jetzt schon zwei Pistolen hatte. Eine für jeden von ihnen. „Die haben gar nicht gemerkt, dass sie sich selbst verraten haben" und er zeigte auf den Boden. Was zum...? Das konnte jetzt aber nicht wahr sein, dachte sich Niall. Liams Socken waren rot und er konnte sich genau vorstellen, von wo das kam. Wahrscheinlich hatte er eine schöne Spur hinterlassen.
„Das macht nichts", antwortete der Boss. „Dann kann er diese Göre hier ablösen" Und sogleich wurden Liam und Niall nach vorne gestoßen und das Mädchen wieder zurück zu den anderen gezerrt. Ehe Liam es sich versah wurde er wieder geschubst und kniete jetzt auf dem Boden, genauso wie das Mädchen davor. Niall stand daneben und konnte nur mit Schrecken zusehen und nichts machen. Der Anführer richtete seine Waffe auf Liams Kopf und wie auf Kommando, fing dieser an zu zittern und kniff die Augen zusammen. Bis hierhin hatte er sich gut gehalten, aber in einer solchen missliche Lage hatte er sich noch nie befunden.
„Ich frage dich noch ein einziges Mal", begann der Boss wieder. „Wo sind die Verstecke mit dem restlichen Geld?"
„Ich habe wirklich keine mehr! Das habe ich doch schon gesagt, das schwöre ich!" Liam öffnete die Augen wieder. Wenn er schon sterben müsste, würde er wenigstens nicht mit Dunkelheit um sich herum sterben wollen. Er sah seinem Schulleiter ins Gesicht, aber dieser sah ihn nicht an. Er sah zu all den anderen Schülern und Lehrern, die seit ihrem Hereinplatzen nur noch geschockter waren. Und er sah zu Niall. Der stand nicht einmal zwei Meter neben ihm und die Angst und Trauer waren ihm ins Gesicht geschrieben. Er wollte, aber konnte nichts tun.
„Na schön", kam es wieder vom Mann hinter der Pistole. „Du hast gerade eben das Todesurteil für deinen Schüler hier gesprochen"
Liam wollte Niall noch einmal ansehen, um wenigstens etwas Gutes mitzunehmen, aber da drückte der Mann schon ab. Binnen dieser Millisekunden, war sein Blick doch noch zu Niall gewandert und mit Schrecken musste er feststellen, dass Niall gerade auf ihn zustürzte und sich schützend auf ihn warf.
~~~~~
Tadaaa! Noch eine Fortsetzung. Also das wird mindestens wieder ein FourShot. Ganz ursprünglich war es echt ein OneShot, aber das hat sich schnell geändert und dann hab ich es eben sehr weit ausgebaut. Ich weiß nicht, was mir dazu sonst noch einfällt, lass euch einfach überraschen.
Ich hoffe, es ist nicht allzu gewalttätig, aber ein bisschen Spannung muss sein.
Lasst doch ein Vötelchen ;) und einen Kommi da, würde mich sehr freuen
Eure
moontosun <3
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