YOUTH PT.2

Gefühlte 100 Jahre ist es dann auch mal so weit und ihr bekommt den zweiten Teil ()

Er ist wirklich lang geworden.. ich entschuldige mich schon jetzt. Aber ich wollte es gerne hiermit beendet haben und keinen dritten Teil machen. Zumindest vorerst nicht 👀

Die Liebe X3livemylifeX3 hat mir außerdem extrem viel bei diesem Teil geholfen ♥️ schaut bitte bitte bei ihr vorbei und hinterlasst ihr ein follow (Psscht bald steht da eine 800 und ich dachte wir können sie maybe überraschen 👀)

Auch wenn der One Shot lang ist.. ich würde mich wirklich unglaublich unglaublich unglaublich über ein paar Kommentare von euch freuen. Nicht zu jedem Absatz, aber vielleicht wenn ihr einen Gedanken habt - lasst ihn bitte einfach da. Ich kann nicht ansatzweise beschreiben, wie viel mir das bedeuten würde. Noch nie habe ich so viel in einen One Shot gesteckt, wie in diesen.

Ich hoffe er gefällt euch und zaubert euch das ein oder andere Lächeln auf die Lippen. Habt ganz viel Spaß und lots of love xx


Triggerwarning: Homophobie & Mobbing
Words: 9053

Tatsächlich hatte Louis mir noch am selben Abend geschrieben und wir tippten uns mit Nachrichten die Finger wund, bis ich mit seinem offenen Chatfenster in meinem weichen Kissen einschlief.

Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelte fühlte es sich an, als hätte ich nur zwei Stunden geschlafen. Ich spürte den Schlaf in meinen Augen und seufzte auf, ehe ich mich einmal streckte und dann herzlich gähnte. Fast im gleichen Moment fiel mir mein Handy wieder ein und mein Herz schlug vor Freude schneller, ehe ich danach griff und sofort auf die vielen Nachrichten blickte, die Louis mir noch hinterlassen hatte, bevor er selbst schlafen ging.

Lou 🌈 03:43 am
Ich hätte auch so gerne ein Haustier aber meine Mutter sagt sie hat mit uns schon genug zu tun 🙄

Lou 🌈 03:45 am
Dabei hocken wir eh nur auf unseren Zimmern

Lou 🌈 03:45 am
Wobei.. vielleicht ist genau das der Grund...

Lou 🌈 03:49 am
Harry?

Lou 🌈 03:50 am
Bist du eingeschlafen? 👀

Lou 🌈 03:53 am
Na gut, gute Nacht Schlafmütze

Lou 🌈 03:53 am
Und Dankeschön ☀️


Mit einem strahlenden Lächeln schickte ich ihm ein paar Morgengrüße, legte dann mein Handy beiseite und stand aus meinem Bett auf, um mich erfolgreich an ein paar, noch nicht ausgepackten, Kisten vorbeizuschlängeln. Seufzend öffnete ich die Rollladen, öffnete im gleichen Atemzug das Fenster um ein wenig der frischen Sommerluft reinzulassen und blieb für einen Moment stehen, um das Amselpärchen zu beobachten, die es sich auf dem Bauch bequem gemacht hatten.

Nachdem ich mich wieder fassen konnte, schnappte ich mir ein paar Klamotten aus dem Schrank und machte mich im Bad frisch, ehe ich mir mein, nun zumindest halb aufgeladenes, Handy schnappte und die Treppe runter hechtete.

"Mach langsam Schatz, sonst brichst du dir wieder das Handgelenk!", hörte ich meine Mum aus der Küche rufen und verdrehte die Augen, ehe ich durch die Tür schlüpfte und einen Blick auf sie und Robin warf.

"Ich hab langsam gemacht und außerdem war es nur verstaucht", brummte ich, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und ließ mich dann neben meinem Stiefvater nieder. "Guten Morgen erstmal."

"Guten Morgen. Du siehst müde aus.." Robins Blick fuhr über mein Gesicht und er schmunzelte. "Lange Nacht?"

"Ich konnte nicht schlafen", wiegte ich das Thema ab ohne näher darauf einzugehen. "Vielleicht bringe ich später einen Freund mit."

"Okay, dann koche ich etwas mehr." Obwohl meine Mutter versuchte ihr Lächeln zu verstecken, hörte ich es in ihrem Ton ganz genau. "Wie heißt er denn?"

"Louis."



Nachdem ich Louis doch noch überreden konnte, sich beim Mittagessen zu uns zu setzen, merkte ich, dass auch die anderen nach einiger Zeit auftauten und ihn mehr und mehr mit in die Gruppe integrierten. Natürlich kannte ich sie ebenfalls nicht besonders gut, aber nach der anfänglichen Skepsis, die wahrscheinlich aufgrund der Blicke unserer Mitschüler auf ihren Gesichtern breit gemacht hatte, verschwand, sobald Louis ihnen seine Art zeigte.

Die Art, die sich in den vergangenen Jahren nicht geändert hatte. Noch immer war er natürlich Lustig, hatte einen tollen Humor und zog sie mit seinem ehrlichen Lachen in so einen Bann, dass Niall ihn kurzerhand ebenfalls zum kommenden Wochenende zu sich nach Hause einlud, wo wir uns alle zum Fifa spielen verabredet hatten.

Tatsächlich war dies ein Moment, in dem ich ein Zögern auf dem Gesicht meines Kindheitshelden sehen konnte. Für nur eine Sekunde fror sein Lächeln ein, wahrscheinlich war es so kurz, dass die anderen es nicht einmal mitbekommen hatten. Doch für mich war es klar und ich fragte mich augenblicklich, woher diese Sorge kommen könnte, da hatte er zugesagt aber gleichzeitig betont, dass er nicht allzu lange bleiben konnte, da er am nächsten Morgen früh raus musste.

Bevor wir jedoch weiter darauf eingehen konnten, klingelte es zum Ende der Pause und Louis war in der nächsten nicht aufzufinden, weswegen ich mir innerlich einen Stichpunkt aufschrieb, dass ich ihn auf jeden Fall danach fragen würde. Immerhin kannte ich mich und konnte bereits erahnen, dass ich sonst ununterbrochen darüber nachdenken und nichts anderem mehr meine Aufmerksamkeit schenken sollte, weswegen ich es irgendwie aus meinem Kopf bekommen musste.

Da wir uns in der Pause nicht gesehen hatten zog ich in der Biologie Stunde unauffällig mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Louis per WhatsApp, ob er mich vielleicht später zu mir nach Hause begleiten wollte. Immerhin wollte ich ihn wirklich meiner Mutter vorstellen, nachdem ich dies damals nicht getan hatte und ich wirklich hoffte, dass wir uns nun vielleicht wieder häufiger sehen konnten. Nach ungefähr fünf Minuten bekam ich bereits die Antwort zurück, dass dies bestimmt kein Problem wäre und er nur seiner Mum schreiben musste, weswegen ich bereits ein riesiges Lächeln spürte, welches sich auf meinen Lippen breit machte.

Zayn neben mir schien dies genau zu bemerken, da er mich wenig später mit seiner Schulter anstupste und dann auf mein Handy schielte, woraufhin ich dieses schnell wieder in meiner Tasche verschwinden ließ und ihm dann meine volle Aufmerksamkeit schenkte.

"Pass auf, dass sie dich nicht erwischt. Im Gegensatz zu den anderen Lehrern ist bei ihr das Handy nicht nur bis nach dem Unterricht oder dem heutigen Schultag weg, sondern bis zum Ende der Woche", erklärte er sein Verhalten. Ich nickte dankbar und lächelnd und bekam ein Lächeln zurück, bevor er jedoch noch etwas an mich heranrückte und leiser redete. "Mit wem hast du denn geschrieben? Das Grinsen auf deinen Lippen war nicht zu übersehen."

"Nur Louis. Er begleitet mich heute zu mir nach Hause und da wir uns eben nicht gesehen haben, wollte ich das schnell so klären. Nicht das wir uns gleich irgendwie übersehen oder so."

"Nur Louis also." Zayns Augenbraue fand ein Stück nach oben, während ich ebenfalls skeptisch meine Augen zusammenkniff. "Aha."

"Aha heißt Fick dich."

"Aha heißt Aha." Kurz schwiegen wir uns an und mir fiel darauf keine Antwort ein, weswegen Zayn erneut das Wort ergriff. "Wir sollen übrigens die Aufgaben drei bis sechs bearbeiten."


Nach der Schule verabschiedete ich mich von Zayn und Niall, bevor ich an der großen Steintreppe auf Louis wartete. Ich wusste nicht genau was es war, aber irgendeine Nervosität schien durch meinen blutbahnen zu rasen und sorgte dafür, dass ich von einem Bein auf das andere stieg. Auch wenn ich vergeblich versuchte mich mit dem Blick auf mein Handy abzulenken, konnte ich doch nicht verhindern alle zwei Sekunden zum Schultor zu schauen und nach Louis' bekanntem Gesicht zu gucken.

Als ich ihn endlich sehen konnte, erhellten sich meine Gesichtszüge und auch auf seinen Lippen zeigte sich ein Lächeln. Jedoch dauerte es noch ein wenig länger bis er bei mir ankam, da sich fast alle vor ihn drängelten und er so nett war sie tatsächlich vorzulassen, bevor ich ihn endlich am Handgelenk greifen und zu mir zu ziehen konnte.

"Hey", grinste er atemlos sobald er vor mir zum stehen kam und brachte mich ebenso dazu, lautlos aufzulachen.

"Hey." Für einen Moment grinsten wir uns nur dümmlich an, bevor ich mich räusperte und dann Richtung Haltestelle zeigte. "Bist du bereit?"

"Ich bin es sobald du es bist."

Unsere Arme schlenderten nebeneinander her als wir zum Bus gingen, während er mir davon berichtete, wie sein Biologie-Lehrer ihn bereits jetzt aufgefordert hatte, an seine mündliche Mitarbeit zu denken und das Louis den Stoff doch konnte, weswegen er seine Stille nicht verstand. Obwohl es ihm offensichtlich unangenehm war darüber zu sprechen, was sich daran zeigte, dass er mir nicht einmal in die Augen sehen konnte, war er sehr Detailreich und gab mir somit die Möglichkeit, ihn zu verstehen, auch wenn er nicht direkt nach Ratschlägen fragte.

Stattdessen fragte er mich fast direkt im Anschluss nach meiner Familie und wie sich dies in den letzten Jahren verändert hatte, um für gleich vorbereitet zu sein. Im Bus bekamen wir zwar keinen Sitzplatz, konnten jedoch einen recht guten freien Spot zum Stehen ergattern und klammerten uns gemeinsam an die Gummischlaufen, die von der Decke hingen, während ich Louis noch ein wenig mehr von dem Umzugsstress erzählte, was er nicht bereits schon wusste.

Nachdem wir endlich aussteigen konnten, liefen wir noch die letzten Meter zu mir nach Hause. Ich schloss die Tür auf und hielt sie offen, sodass er direkt eintreten konnte und ließ sie dann hinter mir zufallen.

"Ich zeige dir eben mein Zimmer, da können wir dann auch unsere Tasch-"

"Bist du das, mein Schatz?", unterbrach mich die Stimme meiner Mutter und ich verdrehte meine Augen, während Louis neben mir lachte.

"Außer du hast jemand anderem einen Schlüssel gegeben, ist es unwahrscheinlich, das jemand außer mir einfach rein kommt." Ich griff nach Louis' Arm und zog ihn hinter mir in die Küche, wo meine Mutter sich bereits zu uns umdrehte und ein strahlendes Lächeln auf den Lippen hatte. "Hi Mum, das ist Louis."

"Hey, ich bin Anne. Es freut mich dich kennenzulernen, Louis. Seid ihr in einer Klasse?"

"Ehm, nein.. ich bin eine Jahrgangsstufe über Harry.."

Nicht nur ich, sondern auch meine Mutter merkten in diesem Moment, wie unsicher Louis aufgrund seiner Aussage war. Ich kannte meine Mutter und konnte nur erahnen, wie gerne sie näher nachgefragt hatte, es jedoch genau aus diesem Grund ließ und einfach nur nickte, bevor sie uns bat, schon einmal den Tisch zu decken.

Ich lächelte Louis aufmunternd an und der Junge mit den blauen Augen nickte, bevor ich ihm zeigte wo er was fand und wir gemeinsam alles für das Essen bereitstellten. Dabei lief das Radio im Hintergrund und ein immer besser riechender Duft verbreitete sich mit der Zeit im Raum, welches mir direkt ein Magenknurren verpasste.

Sobald meine Mum alles auf dem Tisch platziert hatte, ließen Louis und ich uns nebeneinander auf den Stühlen nieder und berichteten ein wenig über den Schultag, bis meiner Mutter Louis' Armband auffiel. Sofort wurden ihre Augen größer und glänzten förmlich, während ich bereits jetzt vor ihrem Verhör Sorgen hatte.

"Dein Armband ist ja toll! Darf ich fragen wo du das her hast?"

"Ehm...", Louis stocherte ein bisschen in seinem Gemüse und wechselte einen Blick mit mir, bevor er auf mein aufmunterndes Lächeln nickte. "Meine Schwester hat es mir selbstgemacht."

"Es ist wunderschön. Eine wundervolle Geste, ich glaube, meinen Klient*innen würde es auch gut gefallen."

Louis' Blick wurde fragend und ich verdrehte grinsend die Augen, ehe ich zu ihm sah und direkt aufklärte, was meine Mutter nicht wissen konnte.

"Meine Mum arbeitet in einer LSBTIQ Beratungsstelle. Damals gab es so etwas hier in der Gegend noch nicht, auch ein Grund, wieso wir damals weggezogen sind. Doch nun konnte sie mit ihrer Erfahrung hier selbst diesen Bereich aufmachen."

"Oh", die Augen meines Nebenmanns wurden groß und glänzten etwas, ehe sich ein erleichtertes Lächeln auf seine Lippen breit machte. "Ich denke auch, dass es einigen Ihrer Klient*innen gefallen könnte."

"Sag bitte Du zu mir, Louis."

"Okay.. danke, Anne."

Nach dem Essen verkrochen Louis und ich uns in meinem Zimmer, wobei er sich vorerst ein wenig umschaute und dabei an meiner Plattensammlung hängen blieb.

"Darf ich mir eine aussuchen?", fragte er vorsichtig und sofort nickte ich, bevor ich mich rücklings auf mein Bett fallen ließ.

Wenig später ertönten die sanfte Töne von Ed Sheeran's 'The A Team', ehe sich das Bett neben mir senkte und ich den Blick hob, um Louis ansehen zu können. Dieser wirkte, nun alleine mit mir in meinem Zimmer, wieder um einiges mehr er selbst als es unten eben der Fall gewesen war. Ich fragte mich, ob es an meiner Mutter oder doch Louis' Persönlichkeit lag, dass er sich vor ihr so unwohl gefühlt hatte und konnte den Wunsch nicht unterdrücken, dass dies sich bald ändern würde.

"Darf ich dich etwas fragen..?"

Nachdem ich mit meiner Frage die Stille unterbrochen hatte, fand Louis' Blick den meinen und sofort nickte er. Auch wenn sein Blick unsicher wirkte, schien er mir genug zu vertrauen, um kein Ultimatum für meine Frage zu geben und allein dies zu wissen, bedeutete mir unglaublich viel.

"Dieses Foto von dir und dem.. Jungen", ich machte eine Pause und sah ihn schlucken, als er den Blick abwandte, "weißt du, wie es dazu kam? Wer es gemacht hat..? Und.. was genau ist danach passiert?"

"Nicht direkt." Er atmete einmal tief durch, sein Bein wippte etwas im Takt der Musik auf und ab, als ein leichtes Lächeln auf seine Lippen fand. "Es ist eine ziemlich lange Geschichte.."

"Das stört mich nicht", versprach ich ihm und obwohl er es nicht sehen konnte, lächelte ich sanft. "Also.. wenn du sie mir erzählen möchtest. Ich kann mich auch umdrehen, wenn das für dich einfacher ist."

"Nein", versicherte er mir schnell und schüttelte den Kopf, "..nein. Aber ich denke, dass ich womöglich wegsehen muss."

"Das ist okay."

"Also.. es fing tatsächlich schon vor einem Jahr an. Ich habe mich im Internet ein bisschen belesen und mich viel mit mir selbst beschäftigt.. auch durch die allgemeine Bewegung die in der Gesellschaft stattfindet. Dabei habe ich mich dann irgendwie ganz neu entdeckt.. oder mehr.. gefunden?" Kurz schaute er zu mir und ich nickte aufbauend, woraufhin er leicht lächelte und mit den Schultern zuckte. "Jedenfalls konnte ich dann zumindest in mir selbst wachsen, aber die Angst wurde eben auch größer. Nur weil es ein präsenteres Thema wird, heißt das nicht, dass ich plötzlich mit einer Regenbogenflagge durch die Gegend laufen und Schwul auf der Stirn stehen haben kann."

"Also ist dein Label fest?", traute ich mich zu fragen und hatte auch kurz Angst, dass diese Frage unangemessen war, doch Louis versicherte mir alleine in seiner Körpersprache, dass es ihn nicht störte.

"Für den Moment ja, denke ich. Trotzdem mag ich den Begriff 'Queer' lieber, weil es mich mehr zugehörig fühlen lässt und einiges offen lässt, was ich noch nicht für mich selbst bestimmen möchte. Dafür fühle ich mich noch zu jung und unerfahren.."

"Okay." Ich lächelte und ließ ihn anhand meiner Tonlage spüren, dass er weitersprechen konnte, weswegen er kurz nickte und tief durchatmete.

"Mit meinem neuen Wissen kam dann in mir auch der Wille hoch, diese Seite an mir etwas kennenzulernen und mich auf einer Dating-App anzumelden. Tatsächlich habe ich dort aber auch schlechte Erfahrungen gemacht, immerhin bin ich ziemlich Jung und habe vorerst alle Anfragen angenommen, um mir keine Wände aufzustellen. Naja.. doch dann kam er." Man konnte anhand seiner Stimme entnehmen das er lächelte, als er seine Hände miteinander verknotete und unsicher wurde. "Er hatte diese Seite an sich auch gerade erst kennengelernt und sich etwas durchprobiert. Wir haben bestimmt einen Monat lang nur hin und her geschrieben, dann telefoniert und es vergingen fast zwei Monate bis wir den Mut hatten, uns zu treffen."

"Er war verständnisvoll", stellte ich fest und versuchte schon jetzt irgendwo einen Haken zu finden, auch wenn das nicht einmal in Louis' Interesse zu sein schien.

"Ja.. Dadurch das er selbst total unsicher war, waren unsere Schritte so klein, dass man sie von außen kaum wahrnehmen konnte. So blieb der Grund für unsere Treffen auch lange unbekannt und meine Mum hat es nicht hinterfragt, wenn er herkam oder später hier übernachtet hat. Wir konnten es noch unglaublich lange geheim halten. Eigentlich bis zu dem Foto.." Seine Stimme wurde etwas leiser und beim genaueren hinsehen konnte ich erkennen, wie er seine Augenbrauen zusammengezogen hatte.

"Bis dahin wusste niemand, dass ihr beide ein Paar seid?" Louis schüttelte den Kopf und hatte den Blick noch immer gesenkt, als mein Gesicht sich verwirrt verzog. "Hattest du keine Freunde die.. womöglich.."

"Nicht solche Freunde, nein. Nur die aus dem Team und Schulfreunde.. Niemanden dem ich so etwas hätte anvertrauen wollen. Oder können.. wie sich herausgestellt hat."

Kurz war es still zwischen uns, als ich versuchte diese Information zu verarbeiten. Er hatte wirklich keine Freunde gehabt, die ihm eng genug standen, damit er vor ihnen er selbst sein konnte?

In mir zog sich alles schmerzhaft zusammen, als ich den Drang verspürte ihn fest an mich und in meine Arme zu ziehen. Auch wenn der Kontakt zu meinen Freunden in London nicht täglich war, wusste ich noch immer, dass ich ihnen so etwas hätte erzählen können. Vielleicht lag es daran wie ich aufgewachsen war, doch auch das konnte ich mir nicht vorstellen.

"Wie hieß er?", fragte ich dann vorsichtig und holte Louis so aus seinen Gedanken, die anscheinend sehr weit weg gewesen waren. Verwundert blickte er mich also an und schien nicht direkt darauf zu kommen, was ich von ihm wollte. "Dein Exfreund. Geben wir ihm einen Namen? Also.. möchtest du ihn mit mir teilen?"

"Nathan", antwortete er schnell und bekam etwas rote Wangen, bevor sein Blick traurig wurde. "Ich habe ihn jedoch immer Nate genannt."

"Möchtest du mir erzählen, wie es mit Nathan weiterging?" Ich nannte ihn bewusst nicht bei seinem Spitznamen, da ich irgendwie das Gefühl hatte, dass dieser eine besondere Bedeutung für Louis hatte und ich auf keinen Fall eine Grenze überschreiten wollte. Auch wenn er mir nicht direkt eine gegeben hatte, konnte ich mir denken, dass sie auf jeden Fall existierte und ich wollte dieses Gespräch so weit führen wie ich nur konnte, um ihn näher kennenlernen zu können.

"Irgendwie ging alles ganz schnell, sobald das Foto rauskam. Bei mir schien das Mobbing jedoch um einiges schlimmer zu sein, als bei ihm. Zu dem Zeitpunkt als ich aus dem Team geflogen bin, trafen wir uns schon nicht mehr. Seine Eltern haben sich, im Gegensatz zu meinen, als extrem homophob rausgestellt und empfanden es als eine Schande, dass sich in unserer Stadt herumgesprochen hat, dass ihr Sohn.. Jungs küsst." Eine Pause und ich ahnte was kommen würde, da sprach er bereits weiter. "Sie zogen kurz darauf weg, ich weiß nicht wohin. Seine Eltern haben ihm das Handy abgenommen und auf meine Nachrichten bei Facebook hat er nicht geantwortet. Entweder er darf dies auch nicht mehr nutzen, oder er will keinen Kontakt mehr zu mir. So oder so, war das mit uns schnell vorbei."

"Und deine Familie?"

"Sie waren traurig das ich es ihnen nicht von alleine gesagt habe, aber im Allgemeinen haben sie es sehr gut aufgenommen. Meine Mum war nur etwas besorgt wegen der Reaktionen, die auf der Schule kommen könnten."

"Von denen du ihr nicht erzählt hast?"

"Nein. Ich wollte sie nicht beunruhigen und habe eh vor zu verschwinden, wenn ich fertig bin."

"Darüber reden wir nochmal", sagte ich mit einem Lächeln und bekam ein fragendes Gesicht, als ich mit den Schultern zuckte. "Naja, ich bin ja gerade erst wieder hier. Da kannst du doch nicht bei der ersten Möglichkeit die sich dir bietet verschwinden? Du hattest vielleicht bisher keine Freunde, die über den Tellerrand hinausschauen können, aber jetzt schon. So schnell wirst du mich nicht los; ich kann eine ganz schöne Klette sein."

"Ach ja?"

"Ja. Und jetzt schau mich mit deinen meeresblauen Augen nicht so verwirrt an." Jene wurden noch etwas größer, als ich mich zu ihm beugte und anfing ihn zu kitzeln, um die Stimmung etwas zu heben.

Auch wenn sie bei mir eh schon gut war, seitdem mir bewusst wurde, wie sehr Louis sich mir anvertraut hatte und das ich nun einige Punkte mehr von ihm erfahren hatte. Nun kam in mir der noch größere Wunsch auf, Zeit mit ihm zu verbringen und somit auch nur ein kleines bisschen des Gefühl von Sicherheit zurückgeben zu können, was er mir damals in meiner schlimmsten Zeit vermittelt hatte.

*****

"Ich habe immer noch das Gefühl, wir müssen Louis' Controller tauschen", grummelte Liam, nachdem er zum erneuten Male gegen den braunhaarigen Wuschelkopf verloren hatte, welcher nur beschämt auf seiner Unterlippe kaute, als er seinen schwarzen Controller an Zayn weitergab.

"Ihr habt doch mittlerweile drei Mal hin und her getauscht, Li. So langsam müsstest du doch merken das du einfach nur schlecht bist." Ich ließ meine Stimme extra fies klingen, weswegen ich wenig später ein Kissen im Gesicht zu verzeichnen hatte und Louis' herzliches Lachen, gepaart mit dem von Niall, dessen Zimmer durchflutete.

"Er hat die bestimmt alle irgendwie manipuliert." Der Teddybär ließ es nicht auf sich sitzen, gab seinen Controller an Niall weiter und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen nach hinten an die Lehne des Sofas, als Zayn das neue Spiel startete und Louis sich auf dem Sitzsack neben mir niederließ.

Zwar war dieser so klein, dass er schon fast auf meinem Schoß saß, doch wir machten es uns trotzdem so bequem wie möglich, als ich Louis' rechte Körperhälfte an mir spürte und wenig später meinen Kopf auf seine Schulter legte, um besser auf den Fernseher sehen zu können.

"Wieso bist du so gut?", fragte ich dann leise, um den Spielfluss nicht zu stören und bekam vorerst nur ein Schulterzucken, woraufhin ich grummelte und erneut sein leises Kichern zu hören bekam.

"Ich habe wohl meine ganze Motivation in dieses Spiel gesteckt, sobald ich auf dem realen Spielfeld nicht mehr erwünscht war." Obwohl ich seiner Stimme entnehmen konnte, dass es weniger traurig gemeint war als es geklungen hatte, bildete sich in meinem Hals fast direkt einen Kloß und ich lehnte mich zurück, um ihn ansehen zu können. Zwar dauerte es einen Moment bis er mich auch ansah, aber dann zeigte ich ein aufbauendes Lächeln und seine Augenbraue wanderte fragend nach oben. "Was grinst du so?"

"Ich werde dich bald zu einem Eins gegen Eins herausfordern."

"Ach ja? Kannst du Fußball spielen?"

"Absolut nicht."

Louis warf lachend den Kopf nach hinten und ließ mein Grinsen nun noch größer werden, woraufhin mein Gesicht vor lauter Lachen schon zu schmerzen begann. Doch wenn dies dafür sorgte, dass der junge Mann neben mir so sorglos Lächeln konnte, würde ich wirklich alles in Kauf nehmen.

So sah ich ihm noch einen Moment dabei zu wie er vor Lachen fast vom Sitzsack kugelte, ehe er aufstand und sich kurz entschuldigte um zur Toilette zu gehen. Lächelnd schüttelte ich den Kopf, setzte mich wieder aufrecht hin und wandte meine komplette Aufmerksamkeit auf das Spiel, als Zayns Blick für eine Sekunde zu mir fand.

"Du musst aufpassen..", murmelte er dann leise, fast so leise, dass ich es nicht verstanden hätte, wenn ich nicht genau darauf gewartet hätte, dass er etwas zu mir sagt.

"Was meinst du?"

Ich spürte kurz auch die Blicke der anderen auf mir, als Zayn laut aufatmete und mit den Schultern zuckte.

"Es ist offensichtlich, dass er dich mehr mag als nur einen guten Freund. Du wirst ihn verletzen, weil du seine Gefühle nicht erwidern kannst."

Für einen Moment klappte mir der Mund auf, als mir alle Gesichtszüge entglitten und ich meinen neuen Freund entsetzt ansah. Ohne es kontrollieren zu können, sorgte irgendetwas in seinem Ton dafür, dass sich Wut in meinem inneren aufstaute und ich mich beherrschen musste, meine Stimme gesenkt zu halten.

"Und auf diesen Gedanken kommst du, weil.. was? Louis queer ist?" Da keiner der Jungs antwortete ging ich davon aus, dass ich mit meiner Aussage recht hatte und setzte mich noch etwas mehr auf. "Das heißt doch nicht, dass er plötzlich auf jeden Jungen steht? Ihr steht doch auch nicht auf jedes Mädchen, was ihr kennenlernt und mit dem ihr befreundet seid?"

"Der Grad zwischen Freundschaft und Liebe ist schmal.. Pass einfach ein wenig auf, okay? Das alles tut ihm gut und er passt gut mit in unsere Gruppe." Liam hatte sich mit diesem Satz nun ebenfalls eingemischt, lediglich Niall saß ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Teppich und lehnte mit dem Rücken gegen das Sofa, während er gebannt auf den Bildschirm blickte.

"Wie lange habt ihr dies jetzt schon im Hinterkopf, bis ihr beschlossen habt, mit mir darüber zu reden?"

"Harry.."

Niall's Zimmertür öffnete sich und Louis stand in der Tür, lachend und im Hintergrund die Stimme von Nialls Mutter, bei der sich der Wuschelkopf noch einmal bedankte. Kurz darauf schloss er die Tür wieder hinter sich und hielt einen großen Teller voller Kekse in der Hand, welchen er vor uns auf den Tisch stellte. Dann ließ er sich wieder neben mir nieder, genauso nahe wie eben und lehnte sich minimal nach hinten.

"Die hat mir deine Mum in die Hand gedrückt. Sie sind jetzt wohl genug abgekühlt", erklärte mein Nebenmann noch kurz, während sich die anderen Jungs bereits über den Berg hermachten. Meine Stimmung war noch etwas getrübt und Louis schien dies zu bemerken, da das Lächeln von seinem Gesicht rutschte und seine Hand für einen kurzen Moment auf meine fand. "Ist alles okay?"

"Ja", gab ich schnell zurück, sah zwischen seinen Augen hin und her. Somit wusste ich direkt, dass er mir nicht glaubte, doch an sich wollte ich das Gespräch von eben nicht meine Laune versauen lassen. "Wirklich. Ich bin froh das du heute hier bist."

Louis sah mich noch für einen Moment ungläubig an, bevor wieder ein leichtes Lächeln auf seine Lippen fand und er dankbar nickte.

"Okay", er stupste mir in die Seite. "Ich bin auch froh, das ich heute hier sein kann und du da bist."

*****

Knapp eine Woche später saß ich gerade in meinem Zimmer und hatte die sanften Töne von Ed Sheeran im Ohr, auf dessen Geschmack ich durch Louis wieder gekommen war, als es plötzlich an der Tür klingelte.

Verwirrt legte ich meinen Stift zur Seite, machte die Musik leiser und hörte ein Lachen von unten, ehe die Stimme meiner Mutter ertönte, welche mich nach unten bat. Meine Augenbrauen zogen sich von alleine zusammen, bevor ich die Mathehausaufgaben zuklappte und von meinem Bett hochsprang.

Ich schlich mit meinen grünen Socken über den grauen Teppich die Treppe nach unten, ehe ich zur Haustür blickte und meine Miene sich direkt erhellte.

"Lou." Ich lächelte, konnte kurz im Augenwinkel erkennen das meine Mum es mir nachtat, bevor sie uns alleine ließ. "Was machst du hier? Ich warte bestimmt seit zwei Stunden auf eine Nachricht von dir."

"Tut mir Leid, ich hatte mein Handy etwas zur Seite gelegt.."

"Das ist doch voll in Ordnung", antwortete ich sanft und versuchte so ein Lächeln aus dem Älteren raus zu kitzeln, was aber noch ein wenig auf sich warten ließ. "Ist bei dir alles okay?"

"Hast du Zeit?" Seine Frage kam so schnell auf meine, dass ich ahnen konnte, dass er mir keine Antwort darauf geben wollte. Doch bevor ich darauf eingehen konnte, sprach er bereits weiter. "Also es ist okay, wenn nicht. Ich bin ja auch ohne mich anzumelden einfach vorbei gekommen und hätte vorher fragen können, aber-"

"Natürlich habe ich Zeit", unterbrach ich seinen Redeschwall, zeigte mit einer Handgeste nach oben und lächelte aufbauend. "Ich muss nur eben noch meine Tasche holen. Wartest du einen Moment?"

Der Ältere vor mir nickte schüchtern, sah nach unten und brachte mich so dazu, mich um die eigene Achse zu drehen und die Treppe nach oben zu laufen. In meinem Zimmer angekommen schnappte ich mir sofort meinen Rucksack und sah dann zu dem Umschlag auf meinem Schreibtisch, welcher seit ein paar Tagen dort lag und beschloss kurzfristig, diesen auch noch mitzunehmen.

Sobald er sicher verstaut war, lief ich wieder die Treppe nach unten und huschte schnell ins Wohnzimmer, wo meine Mutter und Robin auf der Couch saßen und irgendeinen Film sahen, den ich so schnell gar nicht entziffern konnte.

"Louis und ich sind noch unterwegs", sagte ich schnell, spürte kurz darauf ihre Blicke auf mir und sah in ihre lächelnden Gesichter.

"Okay, viel Spaß", antwortete Robin und wurde dann schon von meiner Mutter unterstützt.

"Dein Handy hast du dabei?" Ich nickte und hielt es kurz nach oben. "Okay, passt auf euch auf und macht nicht so lange. Die Tage werden bereits wieder kürzer."

"Machen wir. Bis später, falls ihr noch wach seid."

"Macht nicht so lange", wiederholte meine Mutter ihre Aussage nur und ich verdrehte die Augen, bevor ich noch einmal nickte und ihnen sagte, dass ich sie lieb hatte.

Sobald all dies geschehen war, stand ich im Flur und schlüpfte in meine dunkelroten Converse, ehe ich aufsah und direkt in die blauen Augen blickte, die noch immer etwas nervös wirkten. Er nickte nach hinten und hüpfte leichtfüßig von der Treppe, als ich neben ihm Platz fand und wir nebeneinander her schlenderten.

Ich fragte absichtlich nicht, was er vorhatte und lief ihm somit einfach nur hinterher, während wir ein wenig über die Schule und meine Mathe-Hausaufgaben sprachen, bei denen ich absolut am verzweifeln war. Ohne sich auch nur die Aufgaben anschauen zu müssen, konnte Louis mir aus dem Stegreif sagen, wie ich die Rechnung angehen sollte und ich konnte mal wieder nicht anders, als ihn dafür zu bewundern.

Vielleicht hatte ich ihm daraufhin auch so oft in die Seite gepiekst, bis er mir zugesagt hatte, mir später noch dabei zu helfen.

Nach ungefähr zwanzig Minuten Fußweg kamen wir dann an einer Bank an, wo Louis für einen Moment stehen blieb und sich dann setzte. Ich sah mich einmal um, konnte von hier aus in der Ferne einen Wald und den Fluss erkennen, welcher uns die Weite der kleinen Stadt zeigte, in der wir uns befanden.

Ohne es verhindern zu können, fuhr mein Blick zu meinem Nebenmann. Dieser hatte genießerisch die Augen geschlossen und nahm dann einen tiefen Atemzug. Seine angespannte Haltung hatte sich etwas gelockert und ließ auch mich leichter durchatmen, weswegen ich noch ein Stück näher an ihn rutschte und etwas Mut schöpfte.

"Bist du öfter hier?", fragte ich leise um die Stimmung nicht zu zerstören und bevor Louis die Augen öffnete, nickte er.

"So oft ich kann. England hat ja leider auch ein paar regnerische Tage." Wir lachten beide bei seiner Untertreibung und dann blieb es für einen Moment still, ehe er noch einmal tief durchatmete. "Wobei es auch bei Regen unglaublich schön ist. Vor allem wenn sich der Nebel über dem Fluss sammelt und alles in ein atemberaubendes Grau verwandelt.. Trotzdem sind die Sonnenuntergänge das magischste."

Ich konnte ihm nur Recht geben. Man brauchte nicht lange überlegen und vergleichen, um zu wissen, dass dieser Ort wohl zu einem der Schönsten gehörte, wo man der Sonne beim schlafen legen zusehen konnte.

Wobei ich nicht wusste, ob ich da nicht auch etwas voreingenommen war, weil Louis diesen Ort offensichtlich liebte und ihn mir nun gezeigt hatte. Alleine dieses Wissen ließ mein Herz vor Freude höher schlagen und für einen Moment zog er meine Aufmerksamkeit mehr auf sich, als das wundervolle Orange in der Ferne.

"Darf ich fragen, wieso du mir dies zeigst?"

"Ich habe die letzten Tage viel über deine Worte nachgedacht und..", er seufzte einmal und schaute dann zu mir, "naja, ich wollte dir gerne zeigen, dass ich dir glaube. Als ich dann heute das Bedürfnis hatte hier her zu kommen, war da plötzlich noch ein wenig mehr und ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich wusste, was genau es ist." Ein leichtes Lächeln fand auf seine Lippen und er zuckte mit den Schultern. "Ich wollte nicht alleine herkommen. Peinlicher weise habe ich dann auch noch eine ganze Weile gebraucht bis ich mich getraut habe, einfach zu dir zu kommen und zu fragen ob du mit her kommst, aber ja.."

"Du hast es getan", lobte ich ihn und er nickte erneut. "Danke, dass ich hier sein darf."

"Ich wüsste nicht wer, wenn nicht du."

Nach Louis' Worten kam mir die Aussage von Zayn wieder in den Kopf und ich war froh, dass Louis mich gerade nicht ansah, als meine Augenbrauen sich unbehaglich zusammenzogen.

Ich hatte mir nämlich ebenfalls eine Menge Gedanken darüber gemacht, was Zayn und Liam angemerkt hatten und war dabei nicht wirklich zu einer Lösung gekommen.

Alles was ich wusste war, dass ich gerne Zeit mit Louis verbrachte. Mehr als das sogar. Ich wollte ihn glücklich sehen und all die Jahre nachholen, die wir uns nicht sehen konnten, denn mir fiel jedes Mal aufs Neue auf, wie wohl ich mich in seiner Gegenwart fühlte. Dabei wollte ich mich nicht zurückziehen und anders verhalten, nur weil Louis auf Jungs stand.

Doch egal in welche Richtung ich dachte - es ließ mich unsicher fühlen. Deswegen verdrängte ich es dann doch lieber und stellte meine Gedanken nach hinten, um meine Zeit mit ihm auch wirklich genießen zu können.

Nun fiel mir der Umschlag in meinem Rucksack wieder ein und ich beschloss, ihn Louis am besten jetzt zu geben. Deswegen griff ich nach unten, stellte ihn dann auf meinem Schoß ab und spürte die blauen Augen genau auf mir, als ich den weißen Briefumschlag rausfischte und ihn Louis übergab.

"Was ist das?"

"Mach ihn auf", sagte ich schnell, ungeduldig, während ich von einem Ohr zum anderen grinste.

Ich traute mich nicht einmal zu blinzeln, als meine Augen fest auf seinem Gesicht saßen um auch wirklich jede Regung mitzubekommen, die darauf stattfinden würde. So sah ich auch, wie seine Augen größer wurden, sein Mund aufklappte und das Meeresblau zwischen den Tickets und mir hin und herschaute.

"Was..?"

"Du hast sehr zielstrebig nach seinen Platten gegriffen, als du bei mir warst und ich habe gesehen, dass du immer wieder mitgesungen hast. Er ist übermorgen in der Nähe und ich konnte vergünstigt Tickets ergattern."

"Harry", noch immer fehlte ihm die Stimme, als er den Kopf schüttelte, "du bist verrückt."

"Es hatte schon einen Grund wieso ich dich gefragt habe, ob du dieses Wochenende etwas vorhast."

Mein Gesicht tat von dem ganzen Grinsen bereits weh, doch das störte mich nicht. Die große Euphorie welche durch meine Adern floss, ließ meine Beine auf und ab wippen und ein kribbeln fuhr durch meinen Bauch.

Bevor ich weiter reagieren konnte, hatte Louis sich zu mir gedreht und mich in seine Arme gezogen. Sein Gesicht vergrub sich in meiner Halsbeuge und ich hörte ihn einige Male "Danke" vor sich her murmeln, während ich meinen Griff um ihn festigte, um zu zeigen, dass ich dies gerne getan hatte.

Für eine ganze Weile saßen wir so da und obwohl ich normalerweise kein großer Fan von Umarmungen war, fühlte ich mich auch jetzt pudelwohl.

Das Zirpen der Grillen im Hintergrund, der orangene Himmel und Louis' Duft der mich umhüllte, ließen mich irgendwann meine Augen schließen und meine Nase noch ein wenig mehr in seinen Haaren vergraben. Vorsichtig fingen meine Finger von alleine an, kleine Symbole auf seinem Rücken zu zeichnen, als er sich plötzlich von mir löste und über seine Augen strich.

Mir fiel auf, dass er ein wenig so aussah, als hätte er ein paar Tränen vergossen, doch ich sprach es extra nicht an, damit er weiterhin so unbeschwert lächeln und sich nicht unwohl fühlen würde.

Deswegen beobachtete ich ihn einfach eine Weile. Sah, wie er immer wieder sanft mit seinem Daumen über die Tickets strich und beantwortete seine Frage zu dem Plan, wie wir dort hin und wieder zurückkommen würden damit, dass meine Mum sich dafür bereiterklärt hatte. Sachen wie sein Outfit, wie viel Geld er mitnehmen musste und wann es überhaupt losging waren auch schnell geklärt und hinterließen mich mit einer wunderbaren Vorfreude, den Tag mit ihm verbringen zu dürfen.

Umso schöner also, dass ich bis zu diesem Moment nicht einmal achtundvierzig Stunden warten musste.

*****

"Es sind einfach so viele Menschen", wiederholte Louis diesen Satz zum zehnten Mal, seitdem wir in die Arena gegangen waren und uns einen Platz im Stehbereich gesucht hatten. "Aber alle wirklich freundlich." Er lächelte eine ältere Dame neben sich an und diese gab ein Lächeln zurück, bevor er dankbar das Wasser und das T-Shirt annahm, welches ich uns gerade besorgt hatte.

"Also geht es dir gut?", fragte ich vorsichtshalber, konnte mich nicht zurückhalten, als meine Hand kurz auf seinem Unterarm landete und beruhigend zudrückte.

"Ja, es geht mir gut. Mehr als gut, danke Haz." Er griff sich in die hintere Hosentasche und hielt dann etwas in seiner geschlossenen Hand, als meine Augenbraue fragend nach oben wanderte. "Ich habe übrigens auch etwas für dich."

"Ach ja?"

"Ja. Du wartest schon viel zu lange." Er öffnete seine Hand und hervor kam ein Regenbogen-Armband, welches seinem ähnelte. "Ich wusste nicht, ob du es wirklich haben möchtest oder es nur als Scherz meintest, aber naja.. ich habe es mir von meiner Schwester erklären lassen." Mein Mund klappte auf und ich spürte meine Augen glitzern, als ich es aus seiner Handfläche nahm. "Naja und du kannst es theoretisch drehen. Auf der einen Seite steht 'Human' und auf der anderen Seite steht.."

Ich drehte es vorsichtig zwischen meinen Fingern und konnte auf der Innenseite das Wort 'Hazzy' erkennen. Meine Wangen mussten einen Moment genauso dunkel werden wie seine, als ich es mir ummachte und ihn dann fest in meine Arme zog.

"Danke, Lou."

Er erwiderte nur, dass dies kein Problem wäre, bevor wir uns wieder voneinander lösten und ich immer wieder auf das Armband schaute. Teilweise so genau, dass Louis nach meiner Hand griff und sie unten hielt, weil es ihm unangenehm war, wie oft ich mich bedankte und sagte, dass ich es toll fand.

Die Minuten bis das Konzert startete vergingen durch die Vorbands schnell und wurden zwischendurch von Gesprächen über andere Musiker und Louis' Lieblingssongs gefüllt, bis der Countdown für die letzten zehn Minuten anging und ein Raunen durch die Menge fuhr. Louis neben mir hüpfte aufgeregt auf und ab, wusste gar nicht, auf welchen der vielen Bildschirme er zuerst schauen sollte, während ich meinen Blick kaum von ihm nehmen konnte.

Nicht nur vor zwei Tagen, sondern auch innerhalb der letzten achtundvierzig Stunden, hatte ich mir noch einige Gedanken zu den Gefühlen gemacht, die ich Louis gegenüber empfand. Irgendwann hatte ich tatsächlich eine gute Richtung gefunden, in die ich mich bewegte und wusste noch nicht so ganz, wann ich dies bei ihm ansprechen sollte und wie. Zwar waren Zayn und Liam sich in ihren Aussagen sicher gewesen, doch dies hieß nicht, dass sie auch wirklich Recht hatten. Auch basierten meine Gefühle nur auf den positiven Dingen und ich hatte Angst davor was passierte, wenn ich mich auch mit negativen Folgen beschäftigen würde.

Sobald Ed auf die Bühne trat, waren jedoch all diese Gedanken verschwunden und Louis und ich konnten das Konzert in vollen Zügen genießen. So absolut frei hatte ich ihn in der letzten Zeit noch nie gesehen; er hüpfte, klatschte und sang ohne sich auch nur für einen Moment einen Kopf darüber zu machen, was die Menschen um ihn herum denken könnten. Während ich dafür sorgte, dass er auch genug Platz dafür hatte, fand mein Blick vor allem bei den langsamen, gefühlvollen Songs, ganz von alleine den von Louis.

Die blauen Augen glänzten unter all den Lichtern der Taschenlampen, welche sich in ihnen widerspiegelten. Sobald wir uns ansahen und ich all die Emotionen erkennen konnte, die er gerade fühlen musste, hätte ich beinahe alles über den Haufen geworfen und ihn einfach geküsst.

Doch vor all den Menschen und Louis' Vergangenheit, wollte ich ihn nicht in eine Situation bringen, die ihn womöglich verängstigen könnte. Deswegen hielt ich mich zurück und versuchte meine Gefühle irgendwie damit zu kompensieren, dass ich nach seiner Hand griff und mit meinem Daumen über seinen Handrücken fuhr, als er mir mit einem Drucken zeigte, dass er nichts gegen diese Berührung hatte.

Sobald Ed das Konzert mit 'you need me, I don't need you' beendet hatte, dauerte es durch unsere Position doch noch eine Zeit, bis wir wieder draußen an der frischen Luft waren. Die Menschenmassen teilten sich und noch hatte meine Mum sich nicht dazu gemeldet, wo sie sich befand, weswegen Louis und ich einfach ein wenig herum liefen und nach einem ruhigen Platz suchten, wo wir uns für einen Moment hinsetzen konnten.

Auf dem Weg hatten wir uns noch eine überteuerte Cola am Straßenrand gekauft und ließen uns dann auf einer Wiese nieder, wo auch andere Menschen in unserem Alter saßen und sich ein paar Videos des Konzertes anschauten.

Mit einem Seufzen landeten unsere Hinterteile auf dem Gras, welches zum Glück noch trocken war. Louis und ich stützten uns auf unseren Händen ab und ließen uns ein wenig nach hinten fallen, um unsere Blicke dem Sternenhimmel zuzuwenden, welcher noch heller zu leuchten schien als jemals zuvor.

"Danke für diesen Tag, Harry", unterbrach Louis plötzlich die Stille zwischen und brachte mich so dazu, ihn anstelle des Himmels anzusehen. "Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe.. aber danke."

"Ich wollte dir einfach eine Freude machen und habe dafür die perfekte Möglichkeit gesehen."

"Es war wirklich perfekt."

Ein freudiges Kribbeln ging bei seinen Worten durch meinen Körper und ließ mich wie verrückt lächeln, als Louis' Blick wieder den Himmel fand. Ich stattdessen konnte mich noch nicht dazu bringen, mich von ihm abzuwenden und wurde umso mehr aus dem Konzept gebracht, als Louis plötzlich anfing leise vor sich her zu singen.

"And I'm thinking 'bout how people fall in love in mysterious ways

Maybe just the touch of a hand
Oh me I fall in love with you every single day
And I just wanna tell you I am.." Er lächelte etwas, hatte seine Augen geschlossen und wippte mit seinem Kopf hin und her, während mein Herz mir fast aus der Brust - und seinem entgegen hüpfte.

"So honey now

Take me into your loving arms
Kiss me under the light of a thousand stars
Place your head on my beating heart
I'm thinking out loud
Maybe we found love right where we are.."

"Lou..", flüsterte ich leise, hauchte es schon fast, als mich alle Emotionen überrumpelten.

Sofort schaute er zu mir und schien peinlich berührt, weswegen ich ihn bei seinem Ansatz, sich zu entschuldigen, direkt mit einem Kopfschütteln unterbrach.

Stattdessen rückte ich noch etwas näher an ihn heran, hob meine Hand und legte sie vorsichtig auf den Bereich seiner Wange, wo es runter zum Hals ging, ab. Ich spürte seinen Puls an meinem kleinen Finger rasen und schluckte einmal tief, als seine Augen zwischen meinen Lippen und Augen hin und her sprangen.

Ich wollte ihn küssen. Ich wollte ihn so unbedingt küssen. Das war auch der Grund, wieso ich die Möglichkeit bei seiner kleinsten Regung, die sich in meine Richtung bewegte, einfach ergriff.

Meine Augen schlossen sich, mein Daumen fuhr ein letztes Mal über seinen Wangenknochen und das Kribbeln in meinem Bauch wurde fast schon unerträglich, als sich meine Lippen so sanft wie seine Stimme in der Nacht geklungen hatte, auf seine legten.

Für einen Moment schien es, als hätte die Zeit angehalten. Es gab nur Louis und mich, als seine Lippen sich für eine kurze Sekunde von meinen lösten, er tief durchatmete und dann seine Hand ebenfalls an meiner Wange platzierte, um mich wieder zu küssen.

Fast als hätte er ebenso lange darauf gewartet, wie ich, lehnte er sich noch näher an mich und schien sich gar nicht wieder lösen zu wollen. Immer wieder trafen unsere Lippen aufeinander, liebkosten sich und warfen eine Gänsehaut über unsere Körper, als ich das Gefühl hatte ihm nicht nahe genug sein zu können. So wanderte auch meine freie Hand an seinen unteren Rücken, umschlang ihn und sorgte so dafür, dass er nicht abhauen konnte, woraufhin sich ein Lächeln auf seinen Lippen breit machte.

Erst das Klingeln meines Handys ließ uns erschrocken auseinander fahren, wobei meine Hand an seinem Rücken liegen blieb. Ich schnappte nach Luft, versuchte wieder im hier und jetzt anzukommen, als ich nach meinem Handy griff und dieses an mein Ohr legte.

"Mum?"

"Hey, ich bin jetzt bei Parkplatz C. Es tut mir Leid, aber der Verkehr war eine Katastrophe." Sie klang etwas angenervt, weswegen ich leise lachte. "Lach mich nicht aus, Harry! Ich schicke dir meinen Standort, okay?"

"Okay, ich schreibe dir dann wie lange wir brauchen. Bis gleich."

Ich legte auf, wartete einen Moment bis sie mir ihre Position geschickt hatte und wagte dann einen Blick zu Louis, der unsicher lächelnd auf den Rasen unter sich blickte. Sogar jetzt im Dunkeln konnte ich die Röte auf seinen Wangen erkennen, spürte mein Herz einen Salto machen und lehnte mich einmal rüber, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.

Überrascht sah er wieder zu mir, sein Mund klappte auf und es schien so, als wollte er etwas sagen, doch kein Wort entwich seinem Mund.

"Meine Mum hat einen Parkplatz gefunden. Wollen wir los?"

Er nickte schüchtern, räusperte sich einmal und setzte sich dann gleichzeitig mit mir auf. Noch immer schien er irgendwie zu nachdenklich, um ein Gespräch anzufangen, weswegen ich kurz mit meiner Schulter gegen seine stupste.

"Hey, fehlen dir die Worte?", fragte ich grinsend, schnappte nach seiner Hand und drückte diese kurz aufbauend. "Bist du okay?"

"Ja.."

"Wirklich?"

Fast war meine unglaublich gute Laune verschwunden, doch dann erwiderte Louis den Druck und lächelte mich mit leuchtenden Augen entschieden an.

"Ja, wirklich." Er sah kurz auf unsere Hände und atmete dann tief durch. "Wir.. reden doch darüber.. oder?"

"Ich hoffe doch." Ein Nicken seinerseits folgte auf meine Aussage, als ich kurz den Blick abwandte um sicherzugehen, dass wir noch in die richtige Richtung gingen. "Schläfst du heute bei mir?"

"Erlaubt deine Mum das?"

"Natürlich", ich lachte und nickte. "Sie liebt dich."

Als ich das nächste Mal zu ihm sah, lag sein Blick auf seinen Füßen und ein Lächeln saß fest auf seinen Lippen, welche er zusätzlich mit seinen Zähnen festhielt. Auch wenn die Situation ungewohnt war und wir versuchten, das leichte Zittern unserer Hände zu ignorieren, hätte ich vor Freude in die Luft springen können. Mein ganzer Körper vibrierte und konnte noch nicht so ganz glauben, dass Louis meinen Kuss erwidert und mich nicht direkt abgewiesen hatte.

Jedoch merkte ich eine zunehmende Anspannung seiner Seite aus, je mehr Menschen uns entgegenkamen, als wir uns dem Parkplatz näherten. Deswegen fuhr mein Daumen noch ein letztes Mal über seinen Handrücken und löste dann den Griff, jedoch nicht ohne, dass ich noch ein Stück näher an ihn heran gerutscht war.

Tatsächlich fanden wir das Auto meiner Mutter schneller als ich gedacht hätte und anstatt mich direkt auf den Beifahrersitz fallen zu lassen, setzte ich mich zusammen mit Louis auf die Rückbank. Sofort spürte ich den Blick meiner Mutter durch den Rückspiegel auf uns und kaute auf meiner Unterlippe, um mein Grinsen zu verbergen, als sie bereits eine Augenbraue hob.

"Spiele ich jetzt Taxi, oder wie läuft das?" Ich zuckte mit den Schultern und sie tat es mir nach, ehe ihre Augen zu Louis wanderten. "Hattet ihr einen schönen Abend, Love?"

"Ja, danke Anne", erwiderte Louis gerade laut genug, dass meine Mutter ihn verstehen konnte.

"Mum? Kann Louis heute bei uns schlafen?"

"Natürlich, wenn seine Eltern Bescheid wissen?"

Sie sah fragend zu Louis und dieser schaute ertappt zur Seite und murmelte ein 'Ich rufe sie eben an', bevor meine Mutter im Schritttempo von dem Parkplatz herunter fuhr.

Louis hatte seine Eltern tatsächlich erreichen können und sie willigten erstaunlich schnell ein, weswegen wir eine Dreiviertelstunde später bei uns Zuhause ankamen und meine Mum das Auto in der Einfahrt parkte. Wir hatten während der Autofahrt ein wenig über das Konzert gesprochen und meine Mutter überzeugt, dass sie nächstes Mal ebenfalls hingehen musste und dann entschieden, was es morgen zum Frühstück geben sollte, während es mir zunehmend schwerer gefallen war, Louis nicht irgendwie zu berühren.

Umso schneller befanden wir uns dann auch auf dem Weg in mein Zimmer, Louis bekam ein paar Klamotten von mir und ging sich mit den Sachen bettfertig machen, die ich für ihn herausgelegt hatte, während ich versuchte mich in meinem Zimmer ein wenig zu beruhigen.

Von jetzt auf gleich ging mein Puls rasend und ich fragte mich, ob es eine so gute Idee gewesen war, Louis nach einer Übernachtung zu fragen. Aber ich wusste genau, dass ich es bereut hätte, wenn ich es nicht getan hätte und konnte es auch jetzt kaum abwarten, dass wir gleich nebeneinander liegen würden.

Mein Blick fuhr auf mein Armband und ich drehte es ein wenig hin und her, während der Kuss sich wieder und wieder vor meinem inneren Auge abspielte und die Glücksgefühle in mir hochkochen ließ. Deswegen war ich auch breit am Grinsen, als Louis wieder mein Zimmer betrat und kuscheliger aussah, als jemals zuvor.

Noch immer wirkte er etwas zurückhaltend, ließ es jedoch geschehen, als ich ihm beim vorbeigehen kurz über die Wange strich, ehe auch ich mich im Badezimmer fertig machte und nur ungefähr halb so lange brauchte, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre. All dies, um wieder zurück zu dem Bild zu kehren, was sich schon in meinen Kopf eingebrannt hatte.

"Kannst du einmal das Licht an meinem Nachttisch anmachen?", fragte ich leise und Louis nickte sofort, lehnte sich rüber und knipste das kleine orangene Licht an, was mich viel zu sehr an einen Sonnenuntergang erinnerte. Sofort hatte ich den Raum dunkler gemacht, schlüpfte ebenfalls ins Bett und drehte mich direkt zu Louis, welcher nun auch das Selbstbewusstsein gefunden hatte, mich anzusehen.

"Also..", fing er vorsichtig an und brachte mich so dazu, eine Augenbraue zu heben.

"Also.." Ich zog das Wort ebenfalls lang, woraufhin er die Augen verdrehte und sein Gesicht im Kissen vergrub. Dabei rutschte er noch ein wenig näher an mich heran und ich grinste vor Freude noch etwas mehr.

"Du weißt schon.."

"Weiß ich?"

"Harry!" Seine Stimme ähnelte dem Nörgeln eines Kleinkindes und brachte mich so zum lachen. Ich rutschte etwas nach unten, um meinen Kopf neben seinem zu platzieren und konnte so beobachten, wie er seinen Wuschelkopf zu mir drehte und seine blauen Augen auf meine trafen. "Hi.."

"Hi. Magst du mir erzählen, was dich beschäftigt? Ist es für dich unverständlich, dass ich dich mag?"

"Du magst mich?" Seine Augen wurden größer und ich lachte, bevor ich umständlich nickte.

"Ja, sehr sogar." Ich pausierte kurz. "Und du? Magst du mich? Also.. auf diese Art und Weise?"

"Offensichtlich!?" Louis lachte peinlich berührt auf und bekam rote Wangen. "Ich dachte, ich wäre sowieso viel zu auffällig. Ich meine, wie könnte ich nicht? Aber ich dachte, dass ich mich komplett in etwas verrenne und am Ende versuchen muss, irgendwie diesen Heartbreak zu überleben."

"Ich hoffe, das ich dich niemals so verletzen werde, dass du dies auch nur in Betracht ziehst." Ich hob meine Hand und legte sie an seine Wange, woraufhin er sich noch etwas mehr in die Berührung lehnte. "Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben."

"Ist das alles für dich denn.. okay?" Seine Hand platzierte sich auf meiner Schulter und mit Fingerspitzen die mich so sanft berührten, als könnte ich bei einem festeren Druck brechen, fuhr er meinen Arm herunter und endete auf meiner Hand, die auf seiner Wange lag. "Diese Berührungen von und.. mit einem Jungen?"

"Mehr als das. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen..", hauchte ich vorsichtig und lehnte mich vor, um meine Lippen wieder auf seinen zu platzieren. "Einen Schritt bei dem ich nicht weiß, ob ich jemals wieder damit aufhören kann." Bei jedem meiner Worte spürte ich seine zarten Lippen und grinste etwas, als seine Hand in meinen Nacken fand, sanft durch meine Haare fuhr und er die Augen verdrehte.

"Du bist ein Idiot."

*****

"Nachos!", rief Niall laut aus und kugelte sich so auf dem Boden, dass er zu Louis schauen konnte, welcher gerade aus der Tür verschwinden und Snacks holen wollte.

"Popcorn ist aber viel besser zu essen", wandte Liam ein und wurde daraufhin von Niall mit einem Kissen abgeworfen.

Mein, nun offiziell fester, Freund verdrehte die Augen und spiegelte damit Zayn, welcher sich direkt von Anfang an aus dieser Diskussion ausgeklinkt hatte.

"Ich hole einfach beides und ihr sucht in der Zeit den Film aus", bestimmte Louis nun und verschwand, bevor noch mehr Einwände der anderen kommen konnten, aus seinem Zimmer.

"Harry?", fragte Liam, doch ich schüttelte sofort den Kopf.

"Bei Marvel bin ich raus."

"Du hast ja auch einfach keine Ahnung", brummte Niall nun beleidigt, ohne mir auch nur einen Blick zu schenken. "Eternals?"

"Der lief erst im Kino." Nun war Zayn doch wieder Teil des Gesprächs und brachte mich anhand seiner Tonlage zum grinsen.

Etwas Gedankenverloren drehte ich meinen Kopf so, dass ich mein Gesicht in Louis' Kissen vergraben und seinen Geruch einatmen konnte, während die anderen weiterhin über die Wahl des Filmes entschieden. Anstelle dieses Themas kam mir die letzte Nacht wieder in den Kopf, wo Louis und ich alles andere getan hatten als den Film zu schauen, den wir angemacht hatten und mein Lächeln wurde noch ein wenig größer.

Erst das Geräusch der sich öffnenden Tür holte mich aus meinen Erinnerungen und ich sah wieder auf, um Louis schmachtend dabei zuzusehen, wie er versuchte die drei Schüsseln zu transportieren. Deswegen wurden sie ihm auch wenig später von Liam und Niall abgenommen, damit er sich neben mich auf die Bettkante fallen lassen konnte.

"Haben wir einen Film?", fragte er mich leise und ich zuckte mit den Schultern, ehe ich meinen Kopf gegen seinen Arm lehnte und meine Augen schloss.

"Könnte mir nicht egaler sein", antwortete ich stumpf und ließ damit Louis' wundervolles Lachen ertönen.

"Ist da jemand müde?"

"Habe ja auch nicht besonders viel geschlafen, letzte Nacht", gab ich schelmisch zurück, löste mich etwas von ihm und genoss das Kribbeln in meinem Bauch, als ich Louis' rote Wangen entdeckte.

"Harry?" Zayns Stimme ließ mich den Blick wieder abwenden und er sah mich etwas bedrohlich an, während er irgendwie darauf hindeutete, wie nahe Louis und ich uns waren.

Dies war auch der ausschlaggebende Punkt, weswegen ich Louis und meine Überlegung, es den anderen noch nicht direkt zu erzählen, über den Haufen warf und mich einfach so zu meinem Freund lehnte, dass ich meine Lippen für einen kurzen Moment auf seinen platzieren konnte.

Der Wuschelkopf hingegen wurde damit so überrumpelt, dass er den schnellen Kuss nicht erwidern konnte und mich nur mit großen Augen anschaute, als plötzlich alle Blicke auf uns lagen.

"Tut mir Leid, aber ich konnte Zayns Todesblick nun wirklich nicht mehr ertragen", versuchte ich mich zu rechtfertigen und zuckte mit den Schultern, während ich mit meinen Fingern zwischen seine fuhr. "Vielleicht darf ich dir nämlich jetzt näher kommen ohne das seine Blicke mich mit Messern durchbohren, weil er Angst hat, dass ich dich verletzen könnte."

"Also seid ihr zusammen?", fragte Niall, während die anderen beiden sprachlos blieben und ich nickte, was Louis mir wenig später nachtat. "Das freut mich, ihr passt toll zusammen."

"Du wusstest es von Anfang an, kann das sein?" Ich musste etwas lächeln, als ich ihm diese Frage stellte und der Ire grinste, bevor er nickte.

"Wenn man mal über die Tischkante schaut, konnte man erkennen, dass du ihm mindestens genauso schnell verfallen warst, wie er dir. Ich würde sogar meinen, du hast dich zuerst verliebt."

"Das kann sein", sagte ich leise, drehte mich wieder zu Louis und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. "Abstreiten möchte ich das auf jeden Fall nicht."

Es dauerte noch einen Moment, bis auch Liam und Zayn sich räusperten und ein warmes Lächeln auf den Lippen hatten, als sie uns so betrachteten.

"Wir freuen uns auch für euch." Liams Stimme war fest und wurde dann von Zayn unterstützt, welcher genickt hatte.

"Aber vergesst nicht, uns bei euren Pyjama-Parties ab und an einzuladen, sonst fühlen wir uns vernachlässigt!"

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