You Broke Me First

Nervös tippten meine Finger auf meinen Knien herum, als ich auf mein Date wartete. Ich war schon immer überpünktlich gewesen, was vielleicht damit zusammenhing, dass ich für etwas anderes öfter einen doofen Kommentar gedrückt bekommen hatte, wie es gesund gewesen wäre, aber eine schlechte Eigenschaft,  war es trotzdem nicht.

Das Ticken der Wanduhr neben mir machte mich schon fast verrückt und wurde leider nicht von den Menschen um mich herum und der Musik übertüncht. Stattdessen bohrte es sich in meinen Kopf, brachte mich fast dazu, meine Entscheidung nun doch noch zu ändern. Einfach aufzustehen und das Lokal zu verlassen, bevor er hier rein kam und mich sehen würde. Vielleicht war es tatsächlich noch zu früh. Aber eigentlich auch acht Monate her, seitdem mein Ex-Freund sich von mir getrennt und bereits nach ein paar Wochen ein nettes Mädchen kennengelernt hatte. Da meinte man, man kennt jede Facette des Menschen, mit dem man 5 Jahre seines Lebens geteilt hat und doch, outet sich dieser dann als Bisexuell. Nichts, was mich in irgendeiner Art und Weise gestört hätte, wäre er mir nicht fremd gegangen und hätte mich, im Nachhinein betrachtet, sowieso schon immer schlecht behandelt.

"Guten Abend Sir. Ich hatte einen Tisch auf Styles reserviert?"

Die neu bekannte Stimme zog mich aus meinen tiefen Gedanken und ich ließ meinen Blick zu dem hübschen Jungen Mann schweifen, den ich vor einer Woche zufällig getroffen hatte. Naja, der mich davor bewahrt hatte zu erfrieren, da der Bus ausgefallen war und ich keinen Taxi erreichen konnte, woraufhin er netterweise angehalten und mich gefragt hatte, ob er mich nach Hause bringen könnte. Wahrscheinlich hätte ich nicht so einfach ja sagen sollen, aber er hatte mich sofort verzaubert und ich hatte nicht eine Sekunde das Gefühl, dass es eine falsche Entscheidung sein würde. Wir hatten dann noch eine knappe halbe Stunde vor meiner Haustür gestanden und uns unterhalten, bis er mich dazu eingeladen hatte, das Gespräch doch einfach an einem schöneren Ort weiterzuführen. Naja, und wer wäre ich gewesen, hätte ich da nicht zugesagt?

"Guten Abend. Ja, Ihre Begleitung ist bereits vor Ort, darf ich Sie zu Ihrem Tisch begleiten?", fragte der Kellner höflich und in diesem Moment, trafen die grünen Augen auf meine und ich hob meine Hand, woraufhin sein Gesicht zu strahlen begann und Harry dankbar den Kopf schüttelte.

"Vielen Dank, aber ich habe ihn schon entdeckt."

Er sah gut aus, ja fantastisch, in seinem einfachen schwarzen Sakko und weißem Hemd darunter. Nun war ich doch froh, meine Mutter ängstlich nach einem Outfit gefragt zu haben, nachdem ich herausgefunden hatte, wie Nobel das Restaurant tatsächlich war, in welches er mich eingeladen hatte. Abgesehen davon, dass ihm wirklich niemand hier das Wasser reichen könnte.

"Hey", sagte ich lachend, als Harry vor mir stand und mich mit seinen strahlenden Augen anschaute.

"Hey", auch er lachte und zog sich dann auch schon seinen Sakko aus, um ihn über die Lehne seines Stuhles zu hängen und dann sein Hemd etwas aufzuknöpfen. "Es ist wirklich warm hier drin. Geht es nur mir so oder..? Ich meine, draußen war es eisig kalt und hier drin..", er redete um den heißen Brei herum und ich kniff meine Lippen zusammen, um nicht zu lachen, da atmete er einmal tief durch und lehnte sich dann zurück. "Es tut mir Leid, ich bin etwas nervös. Ich hatte schon lange keine Verabredung mehr."

"Geht mir genauso. Wir meistern das schon irgendwie, da bin ich mir sicher." Ich versuchte ihn, aber auch mich, mit dieser Aussage zu beruhigen. Immerhin wusste ich genau, wie er sich fühlte, auch wenn ich ihm kein Wort Glauben schenkte. Wie könnte jemand wie er seit langer Zeit keine Verabredung gehabt haben?

"Ja bestimmt, solange du den Wein aussuchst. Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer von so etwas."

Ich lachte, sagte ihm aber, dass das für mich kein Problem wäre, da kam auch schon der Kellner mit unseren Getränke- und Speisekarten. Meine Familie hatte schon immer nicht wenig Geld gehabt, aber nachdem mein Vater verstorben und die Lebensversicherung ausgezahlt worden war, wurde es noch mehr. Tatsächlich hatte ich also schon einige schicke Restaurants in meinem Leben besucht und etwas von dem ein oder anderen Wein erfahren, trotzdem war ich noch lange kein Profi. Ich würde einfach den raussuchen, der mir bekannt vorkam und dann hatte sich die Sache. Vielleicht, würde ich ja schon damit dem hübschen Lockenkopf vor mir beeindrucken können.

Wir entschieden uns beide dafür, die Vorspeise auszulassen und stattdessen ein Dessert zu nehmen. Beim Hauptgang kam für uns beide ein Nudelgericht auf den Tisch und ich muss schon sagen, dass Harry wirklich den perfekten Ort für unser erstes Treffen ausgewählt hatte. Auch wenn es Anfangs etwas holprig war, dadurch das wir uns in einer fremden Situation befanden und kaum was übereinander wussten, wurde dies schon bald besser. Er erzählte mir von seinem Job in der Bücherei, welchen er liebte und empfiehlt mir direkt ein paar Bücher, in die ich unbedingt einmal reinschauen soll, woraufhin ich ihm von meinem Job als Bauingenieur erzählte.

Es war schön, wie gut er zuhören konnte. Er unterbrach mich nicht, stellte an genau den richtigen Stellen die richtigen Fragen und war höflich zu mir und dem Kellner. Er bedankte sich jedes Mal und gab schon nach der Hauptspeise das erste Trinkgeld, was mich komplett aus der Bahn warf. Ich kam nicht drum herum, ihn mit meinem Exfreund zu vergleichen. Dabei übertraf Harry ihn in jedem Aspekt.

"Der Wein passt wirklich perfekt, Louis. Da habe ich in dir ja einen richtigen Weinkenner gefunden", grinste er nach einer Weile. Er hatte sich nach dem Essen wieder zurück gelehnt und die Ärmel seines Hemdes etwas zurückgeschoben, wodurch kleine Zeichnungen auf seinen Armen sichtbar wurden. Auch ich hatte mittlerweile meinen Sakko ausgezogen, da es wirklich warm geworden war. Dies lag entweder an den vielen Menschen hier, dem Essen oder Harry, der auf eine so charmante Art und Weise mit mir flirtete, dass es wahrscheinlich nicht einmal ihm auffiel. Und ich fühlte mich einfach so wohl wie schon lange nicht mehr.

"Vielleicht hast du dir auch einfach jemanden ausgesucht, der dich gut bescheißen kann", schmunzelte ich wiederum und mir fiel erst kurz danach auf, was für ein Wort ich da verwendet hatte, da Harry's Mund sich zu einem O formte und ich daraufhin rot anlief. Ich erwartete einen doofen Spruch, einfach aus Gewohnheit, doch stattdessen fing mein Gegenüber an zu lachen und machte damit der Sonne Konkurrenz.

"Damit kann ich leben solange das Ergebnis immer so toll ist wie dieser Wein."

Unsere Hände lagen voreinander auf dem Tisch und es kribbelte mir in den Fingern, meine einfach noch ein Stück weiter zu bewegen und womöglich..

Ich spürte wie meine Sakkotasche vibrierte und zuckte zusammen und damit zurück, woraufhin sich meine Hand von seiner entfernt hatte und mein Herz schneller schlagen ließ. Ich konnte jetzt doch nicht einfach dran gehen, oder? Ich meine, dies war ein Date. Doch ich hatte niemanden der mich einfach so anruft, wenn es nicht wichtig ist. Vielleicht war irgendwas mit Lottie oder Mum? Oder..

"Geh schon ran Louis, mir macht das nichts aus. Versprochen."

Harry's Augen waren warm und verständnisvoll, als ich dankbar nickte und mein Handy aus der Tasche fischte.

Ich hatte monatelang mein Handy angestarrt und gehofft, diesen Namen zu lesen. Hatte mir vorgestellt, was er sagen würde, was ich sagen würde und ob wir noch einmal von vorne starten könnten. Die erste Große Liebe war nicht so einfach zu vergessen und ich hatte auch mich oft dabei erwischt, wie ich mir erhofft hatte, alles sei nur ein kleiner Ausrutscher gewesen und er würde zu mir zurückkehren. Doch nun wo ich den Namen sah, wusste ich nicht einmal, wie ich den Anruf annehmen sollte.

Mir musste alles aus dem Gesicht gefallen sein, denn Harry schaute mich unsicher an und zwang mich somit indirekt dazu, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Noch ein letztes Mal atmete ich tief durch, ehe ich den Anruf annahm und mich mit meinem vollen Namen meldete.

"Louis Tomlinson?"

"Oh mein Gott Lou, ich bin so glücklich das du abgenommen hast. Du musst mir unbedingt helfen", ertönte die Stimme meines Erfreundes in meinem Ohr. Seltsam aus der Puste und aufgeschreckt, wie ich ihn bisher selten erlebt hatte.

"Was ist passiert?" Ich sah zu Harry, welcher sich wahrscheinlich aus Höflichkeit kurz entschuldigte und zur Toilette zeigte.

"Ich war feiern und habe wohl etwas zu tief ins Glas geschaut. Ich kann mich nicht erinnern, alles ist irgendwie verschwommen aber es kam zu einem Streit. Ich sitze gerade auf dem Polizeirevier, kannst du kommen und mich abholen?"

Ich bin mir sicher, dass ich ihn nicht so einfach abholen konnte. Ich kannte das Gesetz doch.

"Wie viel Geld brauchst du?"

"40 000", mein Herz blieb stehen und ich meinte mich verhört zu haben, da sprach er schon weiter, "aber du kriegst alles zurück, ich verspreche es dir! Ich kenne einen guten Anwalt. Ich brauche nur deine Hilfe um hier fürs erste rauszukommen, bitte Lou. Bitte hilf mir. Nur noch dieses eine Mal, ich verspreche es dir. Lou Bitte."

Ich konnte ihn nicht betteln hören, konnte ich noch nie. Ich hatte ihm immer aus der Scheiße geholfen, auch, als er damals dauernd betrunken auf den Partys war, nicht nach Hause kam oder sein altes Auto den Geist aufgegeben hat. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich wegen ihm tiefer in die Tasche gegriffen habe, wie es vertretbar ist.

"Ich bin gleich da." Ich wartete nicht auf eine Antwort, sondern legte sofort auf und schmiss mein Handy zurück in die Sakkotasche.

Meine Ellenbogen fanden den Tisch und ich vergrub mein Gesicht in beiden Handflächen, ehe ich mir durch die Haare fuhr und dann seufzend aufstand. Genau in diesem Moment kam Harry wieder auf mich zu und schaute mich allarmiert an, als ich den Sakko wieder anzog und den Stuhl ran schob.

"Hey, ist alles in Ordnung?" Seine Stimme klang besorgt, was vermutlich auch mit dem Gesichtsausdruck zusammenhing, den ich gerade drauf hatte. Ich wusste, es war ein Fehler jetzt zu gehen, aber ich konnte nicht anders.

"Ja, also nein.. ich", ich rang nach Luft und schloss kurz die Augen, ehe ich etwas Geld aus meinem Portmonee zog und es auf den Tisch legte. "Ich muss jetzt los. Es tut mir leid."

Ich flüchtete, ohne ihn noch einmal anzusehen, denn dann hätte ich mich wahrscheinlich umentschieden. Zu gehen, obwohl ich wusste, dass diese Entscheidung falsch war, war hart. Ich wusste nicht damit umzugehen, dass meine Gefühle wieder Achterbahn fuhren und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich in meinem jetzigen Zustand Auto fahren sollte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich daran dachte, ihn gleich wiederzusehen. Ihn wieder aus der Scheiße zu ziehen und mich selber zu vernachlässigen.

Es dauerte nicht lange. bis ich an der Polizeistation ankam. Ich stellte das Auto ab, stieg in die eisige Kälte und bewegte mich mit schnellen Schritten auf den Eingang zu, den ich schon das ein oder andere Mal durchquert hatte. Es ist erstaunlich, wie sehr man auch die Gesetzeshüter mit Geld bestechen konnte. Sei ein reicher Weißer und dir tut niemand etwas an.

"Louis William Tomlinson. Ich bin hier um für Josh Theodor Langdon eine Kaution zu hinterlegen."

Die Frau hinter dem Tresen war mir neu, aber sie schien meinen Namen zu kennen. Deswegen fackelte sie auch nicht lange und ich bekam ein paar Papiere, die ich schon zu oft gesehen hatte und somit schnell ausfüllen konnte. Dann wurde ich noch von einem Polizisten über das Geschehene aufgeklärt, wobei es mich wirklich kein Stück interessierte, ehe er sich auf den Weg machte, Josh zu holen.

Nun war der erste Moment gekommen, an dem ich mich traute, auf mein Handy zu schauen. Und obwohl es mir irgendwie bewusst gewesen war, hatte ich doch auf eine Nachricht von Harry gehofft. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und auch nicht, wie ich mich bei ihm melden sollte. Der Abend war bis dato wirklich schön gewesen und ich wollte gar nicht wissen, was er nun von mir dachte. Von dem Jungen Mann, der einfach aufgesprungen und ihn dort hatte sitzen lassen. Mein Herz wurde schwer und ich seufzte, als ich Stimmen hinter mir hörte und mich zu den drei Personen umdrehte.

Josh sah verändert aus. Müde und irgendwie.. zerstört. Man konnte ihm ansehen, wie viel er getrunken haben musste und ich rümpfte sofort die Nase, als er neben mir stand.

"Danke Officer", murmelte ich, sah kurz dabei zu, wie sie meinen Exfreund von den Handschellen befreiten und machte mich dann, ohne ihm einen Blick zu widmen, auf den Weg nach draußen.

Die Kälte traf mich erneut wie ein Schlag und ich atmete einmal tief durch, während ich die Augen schloss und die Schneeflocken genoss, die sich auf meine erhitzten Wangen legten.

"Lou es tut mir-"

"Stop", unterbrach ich ihn und schüttelte den Kopf, "Hör einfach auf zu reden. Bitte."

Josh nickte und trottete wie ein angeschossener Hund hinter mir her, zu meinem Auto. Mir kam in den Kopf, wie enttäuscht meine Mutter sein würde, dass ich erneut so viel Geld für ihn rausgeschmissen hatte. Zwar würde ich es wiederbekommen, sobald das Verfahren abgeschlossen ist aber wenn er Mist bauen und abhauen würde, wären meine 40'000 mit ihm weg.

"Danke. Ich wusste einfach, dass ich immer auf dich zählen kann", ich konnte das lächeln in seiner Stimme hören, als er dies sagte und zwang mich dazu, dies erneut zu ignorieren, doch mein Körper bewies mir anderes. Meine Lippe zuckte und ich wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis ich die Tränen nicht mehr zurückhalten könnte.

"Wieso ich? Hat deine neue Tussi nicht genug Geld auf dem Konto oder wieso hast du bei mir angerufen?" Meine Stimme klang patzig und ich schämte mich dafür, dieser jungen Frau gegenüber so abschätzig zu sein, aber ich war in diesem Moment ein einziges Wrack. Es schien so, als würden meine Emotionen auf einer Kontrollschaltung alle möglichen Knöpfe drücken und ich wusste nicht, was ich zuerst fühlen sollte. Man konnte einfach so tief fallen, wenn man den Abend über so hoch geflogen war.

"Wir sind nicht mehr zusammen."

Obwohl es unangebracht war, fing ich an zu lachen. Keine passende Reaktion, aber wie gesagt, ich hatte meinen Körper gerade einfach nicht richtig unter Kontrolle.

"Wusste ich es doch", murmelte ich danach nur und bog nun in die Straße ab, in welcher das Restaurant war, in welchem ich noch vor einer Stunde mit Harry gesessen und einen schönen Abend verbracht hatte.

"Wieso bist du so schick angezogen? Hattest du ein Meeting?"

Natürlich. An einem Samstag-Abend. Wieso könnte er sich auch denken, dass ich eine Verabredung haben könnte? Ich unscheinbares kleines Ding, welches nur mit Geld auf dem Konto punkten konnte. Das hatte er mir zumindest an den Kopf geworfen, als er sich von mir getrennt hatte.

"Ich habe mich mit jemandem getroffen." Ich klang abgestumpft um zu verbergen, wie weh es mir tat, an den Abend zu denken. Weil ich nun noch viel lieber dort sitzen würde, wie hier.

"Oh und wie.. war es?"

"Willst du jetzt wirklich Small-Talk halten? Ich will nicht reden. Ich setze dich einfach bei dir zuhause ab und dann kannst du damit weitermachen, mich zu ignorieren, so wie du es die letzten Acht Monate getan hast." Meine Stimme wurde zum Ende hin immer lauter und man merkte mir an, wie verletzt ich war. Jedoch wusste ich, dass ich nicht wegen ihm verletzt war, sondern wegen mir. Weil ich so krampfhaft an etwas festgehalten hatte, was nur noch lächerlich war.

"Es tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Es war falsch von mir, ich habe Fehler gemacht. In letzter Zeit habe ich oft an dich gedacht und mir wurde bewusst, wie sehr ich das vermisse, was wir beide hatten. Ich wünschte, ich könnte es alles Rückgängig machen und an den Punkt zurückgehen, wo du noch mir gehört hast. Es tut weh." Ich kannte die Art und Weise, wie er jetzt mit seiner Stimme spielte. Es war mir zu bekannt, als dass ich jetzt noch so reagieren würde, wie ich es vor einem Jahr getan hatte.

"Wo ich dir gehört habe oder mein Geld? Weißt du wie scheiße ich mich damals gefühlt habe, als ich erfahren habe, wie schnell du in einer neuen Beziehung warst? Verdammt zu dem Zeitpunkt habe ich bei meiner Mutter geschlafen weil ich nicht alleine sein wollte und du hast schon jemand neues gevögelt! Aber wenn dir die Welt mal wieder nicht in die Karten spielt, du Scheiße baust, dann bin ich wieder gut für dich. Um dich aus der Scheiße rauszuhauen, die du verzapft hast, so wie immer. Aber das war das letzte Mal, Josh." Ich war erstaunt darüber, wie fest meine Stimme klang und doch stolz. Sofort kam mir der Gedanke, ob ich nun auch so geredet hätte, wenn ich nicht so verdammt sauer und traurig darüber wäre, dass ich Harry hatte sitzen lassen.

"Was kann ich tun, damit du mir verzeihst?", fragte er mich in genau dem Moment, als mein Auto vor seinem Wohnblock zum stehen kam. Woher hatte er nur die Nerven, mich so etwas zu fragen?

"Sag, dass du dich nicht mehr bei mir meldest und halte dich an dieses Versprechen. Denn du machst dich nur lächerlich, wenn ich beim nächsten Mal nicht auftauche. Ich bin dir nichts mehr schuldig, Josh. War ich nie. Es ist mir egal, wie sehr es weh tut, denn du hast mich zuerst kaputt gemacht." Ich sah ihn nun zum ersten Mal wieder an und war erstaunt darüber, wie kalt mich die Tränen in seinen Augen tatsächlich ließen. "Sag es und dann steig aus. Bitte."

"Lou-"

"Bitte."

Er seufzte und schnappte sich seinen Rucksack. Mit einem letzten 'Leb Wohl' bekam ich zwar nicht ganz das, was ich verlangt hatte, aber es hatte die selbe Bedeutung. Ich sah ihm nicht nach, wie er in dem Haus verschwand, sondern fuhr direkt los um möglichst schnell zu meiner Wohnung zu kommen. Noch nie hatte ich mich so sehr unter meiner Bettdecke verkriechen wollen, wie jetzt gerade. Das letzte Mal als Teenager, als Josh und ich den ersten richten Streit hatten und er alles so gedreht hatte, dass ich dachte, die ganze Welt wäre gegen mich und ich könnte nie etwas richtig machen.

Ich verstaute mein Auto in der Garage, ließ das Tor runter fahren und quälte mich aus meinem Sakko, sobald ich in den Flur getreten war. Mich überkam nicht einmal die Motivation, ihn aufzuhängen, weswegen er wenig später Bekanntschaft mit dem Boden machte und ich meine Schuhe direkt daneben abstellte.

Die Leere in mir machte sich bemerkbar, als ich mich auf mein Bett fallen ließ und nun endlich die Bettdecke über meinen Körper ziehen konnte. Nun in vollkommener Dunkelheit angekommen, überwältigten mich die Ereignisse des heutigen Abends. Das tolle Treffen mit Harry, der Anruf nach acht Monaten und der Abschied für immer. Ich hatte den Menschen, der mir nach zu langer Zeit mal wieder ein ehrliches lächeln auf die Lippen bringen konnte, einfach sitzen gelassen. Ohne eine Erklärung. Du bist einfach nur dumm, Tomlinson. Er musste etwas besonderes sein, anders ließ es sich nicht erklären.

Das Herzklopfen, die Leichtigkeit, die Anziehung. Das Strahlen in seinen Augen, seine Aufmerksamkeit, die flüchtigen Bewegungen - er musste es auch gefühlt haben.

Doch an seiner Stelle, würde ich mich auch nicht mehr bei mir melden. Dafür war zu viel zu schnell schief gelaufen. Trotzdem stimmte es mich traurig, dass mir kein Glück gegönnt war. Vielleicht war es wirklich einfach noch zu früh gewesen.

*****

Mein Wecker riss mich um neun Uhr aus dem Schlaf und ich fühlte mich einfach komplett gerädert. Es war, als hätte ich keine Sekunde geschlafen und wahrscheinlich, war dem auch so. Der letzte Abend kam mir wie ein Traum vor und ich würde mir wünschen, dass es einer war. Dass heute erst Samstag ist und mein Treffen mit Harry erst noch bevor stand und ich es nicht schon versaut hatte.

Anstelle für eine Joggingrunde, schaffte ich es lediglich aus dem Bett um mich in einen Pulli und eine Jogginghose zu werfen, ehe ich mich in die Küche schleppte und den Teekocher auf den Herd stellte. Lustlos schob ich die verschiedenen Teesorten hin und her, um mich irgendwie für eine zu entscheiden, da wurde mein Vorhaben von der Türklingel unterbrochen.

Erschrocken zuckte ich zusammen und stellte den Herd aus, ehe ich mich zur Haustür bewegte und diese vorsichtig öffnete. Nicht das zu meinem Glück noch kam, dass jemand mit einer Knarre vor mir stand um mich zu erschießen - auch wenn ich nicht abstreiten konnte, dass ich es heute gar nicht so schlecht gefunden hätte.

Doch stattdessen erreichten mich grüne Augen, die mich vorsichtig anstrahlten und mich vollkommen aus dem Konzept brachten. Aber schon nach kurzer Zeit, schlug mit mein Herz bis zum Hals und ich konnte die Überraschung nicht verbergen, weswegen mein Gegenüber kurz lachte und dann die Tüte hochhielt, die er fest in seiner Hand hatte.

"Guten Morgen Louis. Ich dachte, ich versuche einfach mal dich mit ein paar Bagels zu überraschen und hoffe, du hast noch nicht gefrühstückt?" Immer noch sprachlos schüttelte ich den Kopf und Harry atmete einmal dankbar aus, ehe wir ein bisschen wie bestellt und nicht abgeholt voreinander standen. Ich wusste noch nicht, was dies zu bedeuten hatte und konnte somit auch noch nicht sagen, welche Knöpfe ich bei meinem Körper drücken musste, um die Richtige Reaktion heraus zu kitzeln. Doch Harry unterbrach meine Gedankengänge erneut und kratzte sich unauffällig am Hinterkopf. "Darf ich vielleicht.. reinkommen?"

Oh Gott.

"Ja", sagte ich schnell und nickte, ehe es noch einen Moment dauerte bis ich einen Schritt zurück trat und die Tür etwas weiter öffnete. "Ja natürlich. Wie unhöflich von mir, es ist saumäßig kalt draußen. Es tut mir so leid."

"Alles gut, vielen Dank Louis." Harry's Laune schien nicht zu trüben zu sein und ich beobachtete ihn dabei, wie er sich die Schuhe auszog und dann seine Jacke neben meine hing, sobald er mir die Bagels in die Hand gedrückt hatte. "Du hast ein echt schönes Haus. Es ist alles so hell", stellte er fest und ich folgte ihm auf seinem Weg durch mein einstöckiges Haus.

"Ich habe es ja auch selber entworfen", meine Stimme klang immer noch weit weg, als der Lockenkopf in meiner Küche stehen blieb und in den Garten schaute. "Woher wusstest du, wo ich wohne?"

"Nachdem du gestern so fluchtartig abgehauen bist, wusste ich erstmal nicht so richtig, wie ich das Ganze einschätzen soll. Eigentlich hatte ich bis Dato gedacht, dass das Date ganz gut war und du dich auch wohl gefühlt hast und dann.. ich weiß nicht. Ich konnte nicht aufhören an dich zu denken und war heute Morgen kurz davor, dich anzurufen aber irgendwie hatte ich Angst, du könntest nicht abnehmen und dann habe ich auf gut Glück ins Telefonbuch geschaut und dort deine Adresse herausgefunden."

"So ganz sicher sind diese Dinger wohl nicht, hmm?", grinste ich vorsichtig und konnte so langsam nicht mehr verbergen, wie glücklich ich darüber war, dass er hier her gekommen ist. Und natürlich, dass es ihm genauso ging, wie mir. "Wenn es für dich in Ordnung ist, könnten wir ja frühstücken und dann erkläre ich dir, was gestern Abend los war?"

"Sehr gerne." Sein Gesicht strahlte erneut diese Wärme aus und ich konnte nicht anders, als einmal kurz seine Hand zu drücken, ehe ich die Bagels in einem Brötchenkorb verstaute und dann bereits auf den Küchentisch stellte.

"Darf ich dir einen Tee anbieten?"

"Gerne."

"Einen besonderen?"

"Einfach einen, bei dem du denkst, er könnte mir gefallen."

Nach dieser Aussage schaute ich etwas überfordert in mein überfülltes Teeregal und hörte Harry hinter mir leise lachen, ehe ich ihm einfach einen Yorkshire-Tea fertig machte und dann weiter den Tisch deckte.

Während des Frühstücks unterhielten wir uns über ganz banale Dinge. Was wir gerne aßen, was unser Lieblingsobst ist und für welches Tier wir immer in den Zoo gingen. Es war unglaublich, wie schnell die Anspannung letzter Nacht von meinen Schultern gefallen war, sobald Harry hier angekommen war. Er war so verständnisvoll, lieb und munter. Ich konnte es schon jetzt nicht abwarten, ihn womöglich irgendwann meiner Mutter vorzustellen.

Nach dem Frühstück zeigte ich ihm noch den Rest des Hauses und dann verschlug es uns in meinen kleinen Wintergarten. Hier war meine Kreative Ecke, nirgendwo konnte ich mehr Inspirationen sammeln wie hier. Wenn ich in der Natur stand, aber gleichzeitig von Wärme umgeben war.

Wir ließen uns auf dem Sofa nieder, ganz dich aneinander, sodass unsere Körper einander immer irgendwo berührten. Und dann, begann ich zu erzählen. Wie Josh und ich uns kennengelernt hatten, wie es dazu kam, dass die Beziehung so lange gehalten hatte und, wieso ich gestern Abend abhauen musste. Mir fiel auf, was für toxische Züge die Beziehung aufwies, wenn ich so davon erzählte und schämte mich fast schon dafür, Harry so schnell schon meine Schwächen zu präsentieren.

Doch Harry, der Engel in Person, hörte mir einfach nur zu. Er schenkte mir seine volle Aufmerksamkeit, während sein Daumen immer wieder beruhigend über mein Knie fuhr. Nach einer Weile hatte auch ich einen Weg gefunden, die Adern auf seiner anderen Hand nachzufahren und mich so bis zu seinen Armen durchzuschlagen, auf welchen ich nun die Motive genauer beobachten konnte. Mir wurde bewusst, dass auch Harry viel zu erzählen hatte und ich konnte es gar nicht abwarten, ihn näher kennenzulernen.

Nachdem ich mich ungefähr eine halbe Million Mal für das entschuldigt hatte, was ich gestern Abend abgezogen hatte, fing Harry an zu lachen. Ich wusste nicht, was es war, aber sobald er anfing zu lachen, ging die Sonne auf. Nichts anderes zählte mehr, außer er und ich fragte mich, was für ein Glück ich gehabt haben muss, damit ich an diesem Tag nicht mit dem Auto zur Arbeit gefahren bin, woraufhin der Bus ausfiel und Harry zufällig an dieser Straße vorbeigefahren ist, um mir dann seine Hilfe anzubieten. Er hatte mich schon gerettet und wir hatten noch nicht einmal einen tollen Tag miteinander verbracht.

Herzklopfen und vollkommene Ruhe zu spüren, wenn ich jemanden küsste, war neu. Atemberaubend. Harry ein toller Küsser noch dazu.

Und ich lüge euch nicht an, wenn ich sage, dass ich für den Rest meines Lebens nur noch bei ihm sein wollte. Sofern er mich lässt.

[...]

Welcome back to this book (:

Wahrscheinlich kennen alle von euch den Song und naja.. ihr wisst mittlerweile das Prinzip des Buches :D Ich bin immer gerne für Vorschläge offen, wenn ihr einen Song habt, zu dem ihr gerne meine Larry Interpretation lesen würdet (: ❤️

Lasst mir was kleines da ❤️

Lots of love
Michelle xx

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