❆ 9. Türchen: The Gingerbread-Man ❆
nina2776 hat den heutigen One Shot für euch geschrieben ♥️vielen Dank für deine Teilnahme - lasst ihr ganz viel Liebe da 🥰 nun noch ein paar Worte von ihr;
Weihnachtsplätzchen und Glühwein, oder einfach nur leckeren Punsch.
Diese OS basiert auf einen OS von mir. Ihr müsst ihn nicht vorher gelesen haben, hilft vielleicht aber ein Stück weit. Viel Spaß dabei.
2970 Words
Harrys POV:
Mein Wecker klingelt für ein Wochenende viel zu früh. Ich werde mit dem Lied ›Santa Baby‹ von Michael Bublé geweckt, welches ich zur Weihnachtszeit immer einstelle. Dass ich den Klingelton bereits seit Anfang Oktober habe, muss ja keiner wissen. Also, psst.
Mit geschlossenen Augen taste ich nach meinem Telefon und drücke wahllos darauf herum, bis es endlich aufhört und ich die Hoffnung habe, dass ich auch wirklich die Snooze-Taste getroffen habe. Ich kuschele mich wieder zurück in das Kissen, ein leichter Zimt- und Anisgeruch liegt in der Luft, und ich ziehe mir die Bettdecke über den Kopf, um etwas weiterzuschlafen.
Eigentlich könnte ich den Wecker auch einfach um halb acht stellen und dann zügig aufstehen. Aber warum? Es funktioniert auch so. Meine Teamkolleginnen nennen mich liebevoll den Weltmeister des Snoozens. Vielleicht brauche ich einfach auch nur einen Anreiz, um so früh aufzustehen. Es ist gerade mal sieben Uhr in der Früh, auch wenn ich ein Frühaufsteher bin, werde ich doch gerne ohne Wecker wach. Vor allem, wenn ich nicht arbeiten muss. Jetzt habe ich die ganze Zeit darüber nachgedacht und schon klingelt es erneut. Die Zeit rennt heute, immerhin habe ich meine Lieblingstaste am Telefon getroffen. Schaffe ich es erneut, die richtige Taste zu treffen? Drückt mir mal die Daumen.
Als ich gerade dabei bin, wieder einzuschlafen, geht der Nachrichtenton unseres Team-Chats an. Ich habe alle meine Teammitglieder der Formation zur Notfallumgehung hinzugefügt. Die ist dafür da, dass Anrufe, Nachrichten usw. laut sind, auch wenn ich das Telefon lautlos habe.
Denn das Team ist mehr als ein Team, es ist meine zweite Familie. Wir sind füreinander da, in guten wie in schlechten Zeiten.
Innerhalb kürzester Zeit tummeln sich achtundzwanzig Nachrichten. Unsere Trainerin hat uns daran erinnert, dass wir heute um halb neun Training haben und wir alle da sein sollen, auch die Verletzten, um das Weihnachtsschaulaufen zu besprechen.
Warum habe ich mich noch einmal breitschlagen lassen, bei dem Weihnachtsmärchen unseres Vereins zu helfen? Warum nur? Natürlich weiß ich, warum! Ich bin immerhin der Team-Captain der Rollkunstlauf-Formation ›Skate Passion‹, die komplett daran teilnimmt. Und somit auch Louis.
›Louis‹. Er ist noch nicht so lange bei uns im Verein, durfte aber schon nach kurzer Zeit mit unserem Team zur Weltmeisterschaft fliegen und ist ein fester Bestandteil geworden. Er hat die Ersatzläufer übersprungen, da er wirklich gute und saubere Kanten läuft und eine tolle Präsenz auf der Bahn hat.
Ich erinnere mich, also wäre es gestern, wie er nervös im Flur stand und sich vor lauter Lampenfieber nicht bewegen konnte und dazu noch vergaß zu atmen. Ich musste ihn herunterbringen. Es war mein Job als Captain, aber bei ihm half ich besonders gerne.
Wir gewannen wirklich den Titel. Einen hohen Anteil daran hatten natürlich das Team und unsere Trainerin, aber Louis war der ausschlaggebende Punkt. Als unser wandernder Kreis zu reißen drohte, schaffte er es mit großer Anstrengung, ihn geschlossen zu halten. Er zog sich dabei einige schwere Zerrungen und Risse der Muskeln im Schulterbereich zu. Mit zusammengebissenen Zähnen lief er die letzten dreißig Sekunden tapfer durch, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Er war unser Held.
Es gab zwischen uns diesen einen besonderen Moment, in dem ich dachte, es könnte etwas aus uns werden, bis ich ihn am nächsten Morgen verkatert und total verstrubbelt aus dem Zimmer von Nele kommen sah. Er lächelte, total verstrahlt. Ich konnte mir meinen Teil denken. Danach hielt ich mich ihm gegenüber zurück und auch er redete nur noch das Nötigste mit mir, obwohl er zwei, dreimal versuchte, mit mir zu sprechen, aber ich blockte ab. Ich wollte es nicht hören.
Dennoch komme ich nicht von ihm los, er fasziniert mich, und so beobachte ich ihn immer noch aus der Ferne. Die neue Nähe zu Nele stört mich zwar, aber ich lasse mir nichts anmerken. Es steht mir nicht zu. Zudem möchte ich auch keinen Streit innerhalb des Teams haben. Seine beste Freundin Linn ist zwar auch stets dabei, aber ... Ach, ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll.
Die Nachrichten werden immer mehr in unserem Chat. Ich überfliege sie alle, während ich ins Badezimmer laufe, um eine schnelle und recht kalte Dusche zu nehmen. Ich muss wach werden. Nach meinem weihnachtlich duftenden Duschgel greifend, summe ich eine Melodie, die mir in den Sinn kommt. Ich seife mich ein, der Geruch von Lebkuchen verbreitet sich und ich liebe es so sehr. Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen und genieße die Stille um mich herum, nur das rauschende Wasser höre ich. Gleich wird es in der Halle laut und gackernd, bis sich alle begrüßt haben.
Wie Ihr bestimmt bemerkt habt, bin ich bereits total im Weihnachtsmodus.
Ich style meine Haare, die mittlerweile viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Sie sind seit Kurzem mittellang und meine Locken kommen voll zur Geltung. Aus Frust habe ich mir die langen Haare abschneiden lassen. Ich brauchte eine Veränderung. Meine langen Locken habe ich für einen guten Zweck gespendet. Ich wollte zumindest damit jemandem etwas Gutes tun.
Ich sammele noch einige Sachen zusammen, die ich für das Training benötige. Meine Sportsachen habe ich bereits an. Eine eng anliegende graue Jogginghose mit süßen Rentieren darauf sowie ein Longsleeve, das jedem ›Ugly Christmas Sweater‹ alle Ehre machen würde. Auch wenn ich weiß, dass wir nachher alle schwarzen Hosen und ein schwarzes Shirt tragen werden, damit unsere Trainerin gleich jeden Fehler sehen kann, lasse ich es mir nicht nehmen, mich meiner Weihnachtsobsession hinzugeben.
Meine Rollschuhe stehen bereits im Trolley an der Tür, ich packe noch genügend Wasser für mich und meine beste Freundin Nika ein. Sie vergisst zu gerne ihr Trinken. Zusätzlich packe ich noch einige weihnachtliche Snacks in Form von Anisplätzchen, die ich gestern auf die Schnelle gebacken habe, ein. Ich liebe Anisplätzchen. In die Tasche wandern noch zwei Proteinriegel mit Spekulatius-Geschmack. Natürlich ist der zweite Riegel für Nika. Mein blaues Gästehandtuch darf auch nicht fehlen. Es ist mein Glücksbringer und hat mich schon überallhin mitbegleitet. Alles verschwindet in meiner Sporttasche, die, wenn ich mich bewege, seltsam kruschelt. Die Teamjacke überziehend schließe ich bepackt wie ein Weihnachtsesel die Tür.
Ein schneller Blick auf den Chat sagt mir, dass ich noch jemanden abholen soll. Es steht nur die Adresse drin und nicht, wen von den Damen ich abholen darf. Die Straße befindet sich entlang meiner Route und somit liegt es an mir, das Sammeltaxi zu spielen. Ich starte mein Auto, mein Telefon verbindet sich augenblicklich mit dem Lautsprecher und meine Weihnachtsplaylist startet. Laut singend fahre ich zu der angegebenen Adresse. Ein kleiner Elf, der Louis wirklich zum Verwechseln ähnlich sieht, wippt auf dem Armaturenbrett synchron zur Musik mit. Es herrschen zurzeit leichte Minusgrade und somit entschließe ich mich, die Sitzheizung einzuschalten.
Die Gegend kommt mir nicht bekannt vor. Habe ich mich verfahren? Immer mal wieder bringe ich nach dem Training einige Mädels nach Hause, insbesondere wenn es im Training recht spät wird und die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr so regelmäßig fahren, oder einfach, weil ich nicht möchte, dass ihnen etwas passiert.
Mein Navi unterbricht gerade den Song ›Underneath the Christmas Tree‹, den ich natürlich lauthals mit schmettere, mit »rechts abbiegen, das Ziel befindet sich auf der rechten Seite«. Langsam fahre ich weiter und sehe eine Person dick eingemummelt und bibbernd an der Straße stehen. Der Schal ist mehrfach um den Hals geschlungen und verdeckt das halbe Gesicht, die Mütze auf dem Kopf ist tief in die Stirn gezogen. Man sieht nur die Augen herausblitzen und einige wuschelige Haarsträhnen, die sich unter der Mütze hervorstehlen.
Ich würde diese wuscheligen Haare und die blauen Augen überall wieder erkennen. ›LOUIS!‹
Die Augen verdrehend halte ich an und beuge mich zur Beifahrertür und öffne diese.
Louis POV
Als ich erkenne, dass es ausgerechnet Harry ist, der mich abholt, seufze ich auf. Die Beifahrertür wird mir von innen geöffnet. Ein »Taxi für ein Häufchen Elend« ruft er mir spottend entgegen. Ich schnaube und nähere mich dem Auto, über das Eis schlitternd. Mit einem sarkastischen »Danke fürs Abholen, Rudolph« lasse ich mich auf den Sitz fallen und schließe mit einigen Verrenkungen mühevoll die Tür. Er könnte mir ruhig mal helfen, ich bin immer noch etwas eingeschränkt. Die Verletzungen, die ich mir zugezogen hatte, sind noch nicht ganz verheilt. In den drei Wochen war ich fast täglich bei der Physiotherapie. Mit viel Tränen und Schweiß bin ich allerdings vor meinem Reha-Plan. Darauf bin ich ziemlich stolz und so kann ich auch am Märchen mitwirken.
Ich sehe Harry abwartend an.
»Du musst dich schon anschnallen, sonst fahre ich nicht los«, murrt Harry. Ich hebe brummend und zischend meinen Arm.
Harrys POV
Er ist immer noch verletzt? Warum weiß ich das nicht? Wir hatten nach der Meisterschaft vier Wochen Trainingspause, die wir auch dringend alle benötigten. Quasi sind wir auf dem Zahnfleisch gelaufen. Wir waren alle platt. Zum Schluss haben wir jede freie Minute trainiert, um mit einem guten Gefühl an den Start gehen zu können. Die ganze Zeit über war für alle Regeneration angesagt sowie leichtes Ausdauertraining, damit wir unsere Kondition nicht verlieren.
Seufzend beuge ich mich über ihn, um an den Gurt zu kommen. Ich ziehe daran und lege ihn vorsichtig um Louis herum, um ihm nicht weh zu tun. Gerade bei uns Formationsläufern ist der Schulterarm-Bereich schwer belastet. Mit einem Klicken schließe ich den Gurt und überprüfe ihn noch einmal.
Ich höre Louis tief einatmen. Sofort finde ich mich in der Situation im Flur wieder, als ich ihm half.
Flashback
»Atme mit mir, Louis. Atme im Takt von meinem Herzen. Du kannst das«, motiviere ich ihn liebevoll. Mit dem Daumen streichele ich ihm sanft über seinen Handrücken. Meine Finger bitzeln, als ich ihn berühre.
»Ich kann nicht«, haucht er atemlos.
»Sieh mich an, Louis«. Mich schauen zwei tiefgründige, ozeanblaue Augen an. Ich sehe Angst, aber da ist noch etwas anderes, was ich nicht deuten kann.
»Du musst jetzt für mich atmen«, wiederhole ich mich leise.
So schnell wie möglich verdränge ich die Szene aus meinem Kopf.
Als Louis mich murmelnd und scheu fragt, ob ich Lebkuchen gebacken hätte, bin ich kurz verwirrt, aber schmunzle direkt. Ich verneine und möchte noch etwas sagen, lasse es aber. Eine befremdliche Stille legt sich über uns. Keiner von uns weiß, ob er etwas sagen soll oder nicht.
Ich seufze in mich rein und drehe die Musik lauter. Auch wenn Louis hier im Auto sitzt, singe ich weiter mit. Dass ich dabei gemustert werde, entgeht mir nicht. Sein Blick brennt regelrecht auf meiner Haut. An der nächsten Straßenmündung bleibe ich stehen und schaue nach rechts und somit direkt in Louis Gesicht, welches sofort feuerrot anläuft. Seine Augen weiten sich und ich könnte schwören: Er sieht ertappt aus und wünscht sich gerade woanders hin.
»Hier ist rechts vor links«, nuschele ich erklärend, als ich mich zurückdrehe und weiterfahre. Hoffentlich hat Louis nicht das Vorfahrtsschild gesehen. Warum mache ich das? Die restliche Fahrt merke ich, wie sich die Luft immer mehr auflädt. Zum Glück sind es nur noch fünfhundert Meter bis zur Halle und ich komme aus diesem Auto und aus dieser merkwürdigen Situation heraus.
Am Parkplatz angekommen ziehe ich erleichtert den Zündschlüssel heraus, nehme meine Sporttasche von der Rückbank und laufe zu den Mädels. Im Gehen drücke ich den Kopf für die Zentralverriegelung und verschließe das Auto. Nika und die anderen Mädels warten schon auf mich. Sie haben sich im Flur zusammengefunden. Keiner möchte draußen im Kalten warten. Nach einem großen »Hallo« gehen wir in die Umkleide. Wir tragen uns alle in die Anwesenheitsliste ein. Zum Schluss kontrolliere ich, ob alle unterschrieben haben. Mit dem Finger gleite ich über das Papier und suche nach Lücken. Als ich den Buchstaben ›S‹ passiere, klafft eine Lücke bei ›T‹.
›T‹ wie in Tomlinson.
»Verdammte... Louis«, rufe ich laut. Die Mädels schauen mich mit aufgerissenen Augen an. Sie haben mich noch nie fluchen und so laut gehört. So schnell ich kann, renne ich zurück zum Auto.
Louis POV
Harry ist schneller aus dem Auto draußen, als ich ihn fragen kann, ob er mich bitte wieder abschnallen kann. Ich kann es nicht selbst machen. Wartend schaue ich zum Eingang. Er muss doch merken, dass ich nicht hinterherkomme. Oder nicht? Bin ich ihm mittlerweile so egal?
Ich bin so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht merke, wie die Zeit vergeht. Der Sitz wird allmählich wieder kälter. Es ist bitterkalt, immerhin hatte mir Harry die Sitzheizung angemacht, nachdem ich danach gefragt hatte. Meine Erziehung lässt mich immer meinen Fahrgast fragen, ob ich die Heizung anmachen soll. Anscheinend hat er seine vergessen.
Ich friere doch so schnell. Meine Familie nennt mich auch gerne ›Frierhutzel‹. Ich fange an, zu zittern. Werde ich hier erfrieren? Obendrein komme ich nicht an mein Telefon, auf dem ich gerade sitze. Mir wird immer kälter. Die Tür wird aufgerissen und ein abgehetzter Harry sieht mich entsetzt und besorgt an. Er atmet angestrengt und sagt keinen Ton. Nicht eine Silbe einer Entschuldigung kommt über seine Lippen. Die Tränen, die aus meinen Augen kullern, bemerke ich erst, als Harry erstickt, einatmet und fast zärtlich mit seinen beiden Daumen meine Wangen davon befreit. Für einen Bruchteil einer Millisekunde erlaube ich mir, seine Berührung zu genießen, dennoch entziehe ich mich ihm. Seine Finger gleiten Millimeter für Millimeter von meiner Wange. Er lässt seine Hand in der Luft schweben.
Er beugt sich über mich und wieder kann ich erneut diesen lieblichen Lebkuchengeruch inhalieren. Ich schließe meine Augen, es riecht nach ›zu Hause‹. Er löst den Gurt und hilft mir vorsichtig heraus. Stumm schaut er mich an. In seinem Blick verändert sich etwas. Gerade als er etwas sagen möchte, höre ich Nika nach ihm rufen. Sie möchte wissen, was los ist. Er bellt im Befehlston nach einer Decke und dreht sich nicht einmal zu ihr um, er lässt mich nicht aus seinen Augen.
Harry starrt mich weiterhin an, bis er endlich seinen Mund aufmacht. »Lou, ich...«, weiter kommt Harry nicht, denn Nika kommt mit der Wolldecke in den Händen zu uns gerannt.
›Lou, er hat Lou gesagt‹, schießt es mir durch den Kopf. Wie damals im Flur. Mein Herz klopft schneller, bestimmt nur wegen der Kälte. Damit ich nicht ohnmächtig werde, rede ich mir ein. Harry sieht mich an und räuspert sich, als Nika ihn antippt und die Decke reicht. Er wickelt mich vorsichtig darin ein und passt besonders auf meinen verletzten Arm auf, immer noch keinen Ton sagend. Harry legt den Arm um meinen Rücken und in die Kniekehlen und hebt mich hoch und drückt mich an seine Brust.
Eigentlich sollte ich mich wehren, aber ich kann nicht. Zu sehr genieße ich es gerade, bei ihm zu sein. Ihm so nahe zu sein und somit seine ausgehende Wärme zu spüren. Ich lasse meinen Kopf erschöpft vor Kälte an seine Brust fallen und erneut höre ich sein Herz schneller schlagen, wie damals im Flur, als er mich beruhigte. Mag er mich noch immer? Oder wühlt ihn es nur auf, dass er mich vergessen hat? Ich werde nicht schlau aus ihm. Und warum erinnere ich mich bei jeder Kleinigkeit an unsere Nähe im Flur bei der Weltmeisterschaft?
Während wir an der Tür zur Halle ankommen, stehen alle Mädels im Flur und drücken sich ihre Nasen an der Glastür platt. Linn sieht mich besorgt an, als sie die Tür aufreißt. Nika schlüpft schnell durch, um wieder ins Warme zu kommen.
Harry möchte gerade durch die Tür treten, als sich Nele in den Weg stellt. Harry schnaubt verächtlich. Was ist nur los mit ihm?
»Geh mir aus dem Weg, Nele«, knurrt er und verfestigt seinen Griff um mich.
Verdammt, es macht mich an. Dieses Knurren. Heilige Kokosmakrone.
»Nein!«, teilt ihm Nele stur mit und zeigt nach oben an die Tür. Eine Girlande mit Weihnachtsmotiven hängt dort.
Was will sie?
»Ihr müsst euch küssen, es ist Tradition«, kichert sie.
Wir schauen uns beide an und langsam gleitet unser Blick an die Girlanden. Ein Mistelzweig hängt dazwischen. Ich werde feuerrot. Harry räuspert sich mehrmals und sieht leicht zu mir nach unten.
»Es hat Tradition...«, wispert er und ich sehe deutlich die Röte, die sich um seine Nase bildet.
»Wenn es die Tradition ist«, hauche ich und schaue ihn liebevoll an. Die ganze Wut in mir ist verschwunden. Dieser Lebkuchengeruch nimmt mich wieder ein und vernebelt mir die Sinne. Mir wird stetig wärmer und ich werde unruhig. Würde er bitte etwas machen? Er hält mich immer noch auf dem Arm und ich fühle mich hier sehr wohl, auch wenn uns das ganze Team anstarrt.
Harrys POV
Alle möglichen Dinge gehen mir durch den Kopf. Es prasselt alles auf mich ein. Dann sieht mich Lou so liebevoll an und eine angenehme Stille macht sich in meinem Kopf breit. Es gibt nur Lou und mich. Ich blende alles andere aus. Er ist fein damit, bestimmt nur, weil es Tradition ist. Ich schaue auf seine Lippen, auf diese schönen pinken Lippen.
»Ähm, ist es wirklich okay?«, versichere ich mich noch einmal unsicher bei ihm. Ich möchte mich ihm nicht aufdrängen. Er lächelt mich nickend an. Das Zeichen habe ich gebraucht. Langsam nähere ich mich seinen Lippen. Ich höre mehrfaches Quietschen von meinen Teamkolleginnen.
Dieser Moment ist nur für Lou und mich. Ich stupse seine Nase leicht mit meiner an, bevor ich meinen ganzen Mut zusammennehme und meine Lippen auf seine sinken lasse. Eine Sekunde passiert nichts, dann bewegt Louis mit leichtem Druck seine Lippen meinen entgegen. Die Schmetterlinge steigen in mir empor. Seufzend passe ich mich ihm an und drücke ihn noch ein bisschen mehr an mich. Ich koste dieses Gefühl aus, welches sich stetig in mir mehr ausbreitet. Ich kann nicht genug davon bekommen.
»Hopp, Hopp, die Damen, ab zum Aufwärmen, und wenn die zwei Herren ohne Sondereinladung sich auch dazu gesellen würden?«, klatscht unsere Trainerin in die Hände.
Louis löst sich als Erstes von mir und murmelt »Du kannst mich wieder herunterlassen, Haz«.
Ich quietsche innerlich auf, er nennt mich wieder ›Haz‹.
»Was, wenn ich dich aber auf Händen tragen möchte?«, erwidere ich zaghaft.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top