❆ 19. Türchen: Dear Mom ❆

gayqueen15 hat für euch das 19. Türchen geschrieben 🥰 Vielen Dank das du dabei bist und auch für deine Mühe ♥️ Lasst ihr ganz viel Liebe da und viel Spaß beim lesen

Lots of Love xx

3355 Words


13.05.2017

Liebe Mama,
ich habe heute einen jungen Mann kennen gelernt. Wir sind uns in der Stadtbibliothek begegnet, er hat mich angesprochen und mir erklärt, dass er relativ neu in der Stadt ist und auf der Suche nach Sozialkontakten ist. Da er mich als sympathisch empfunden hat, wollte er mich gerne ansprechen und sein Glück versuchen.
Harry, so heißt er, ist größer als ich, hat schulter lange Locken und tief grüne Augen. Wenn er lacht, zeigen sich die schönsten Grübchen und es fühlt sich ein bisschen so an, als würde die Sonne aufgehen.
Er hat mich zum Tee eingeladen und wir haben ganz viel geredet und uns ein bisschen kennengelernt. Er studiert Fotografie und hat ein wahnsinnig guten Blick für die kleinen, unscheinbaren Dinge. Dadurch ist er auch so aufmerksam und einfühlsam.
Insgesamt bin ich noch nie jemandem begegnet, mit dem ich mich von Anhieb an so gut verstanden habe.
Nachdem ich ihm von meinem Kunststudium erzählt habe, hat er sofort begeistert vorgeschlagen, dass wir mal ein gemeinsames Projekt machen könnten.
Seit ich ihn getroffen habe, kann ich über nichts anderes mehr nachdenken. Ich fühle mich so hoffnungsvoll, endlich einen Menschen getroffen zu haben, der auf der selben Wellenlänge zu sein scheint. Und endlich eine gute Basis zu haben, eine Freundschaft aufzubauen, die weiter geht, als nur an die Oberfläche.
Wirklich Ma, du hättest ihn erleben müssen, er ist ein so lieber offener Mensch...

bis bald,
~in Liebe Louis

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29.05.2017

Liebe Mama,
ich war heute zum ersten Mal bei Harry zu Hause. An den Wänden hängen überall Fotografien von seiner Familie, Freunden, Bekannten, Fremden, der Natur und so vielem mehr, was ich gar nicht aufzählen kann. An einer Stelle hängt sogar schon ein Bild von mir, wie ich in der Bibliothek vor den endlosen Reihen von Büchern stehe und in einem am Rumblättern bin. Das hat mich irgendwie richtig glücklich gemacht...
Wir haben uns unterhalten, während im Hintergrund sein Plattenspieler die Runden gedreht hat. Er hat mir ganz viel über seine Mutter und Schwester erzählt und wie seine Kindheit so war. Er ist zum Studieren von zu Hause weggezogen, vermisst seine Familie jedoch sehr und sie telefonieren so oft es zeitlich passt. Er hat direkt schon mal angekündigt, mich irgendwann mit zu sich nehmen zu wollen.
Ich habe ihm von meinen ersten Kindheitserinnerungen erzählt, in denen es nur dich und mich gab. Und wie ich dann plötzlich der große Bruder war und immer mehr Mädchen ins Haus kamen.
Und so ungern ich über die schmerzenden Dinge rede, habe ich ihm dann in meiner Melancholie auch von deinem Tod erzählt und wie mir plötzlich der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Wie ich mich zurückgezogen habe und irgendwann dann auch weggezogen bin, weil ich die Erinnerungen an dich nicht mehr ertragen konnte...
Er war so verständnisvoll und hat mich einfach reden lassen, hat die Tränen akzeptiert und mich am Ende einfach in seine Arme gezogen. Ich war ihm so dankbar, dass er da war und mich gehalten hat. Ich habe mich in seiner Umarmung gefühlt, als wäre ich wieder der kleine Junge, der noch in deinen Armen lag. Das war die erste Umarmung nach deinem Tod, in der ich nicht der stärkere sein musste...
Ich wünschte, du hättest die Möglichkeit gehabt ihn kennen zu lernen, du hättest ihn geliebt. Aber da das reines Wunschdenken ist, sehe ich ihn jetzt einfach als ein Geschenk von dir.

Danke Mama, dass du mich immer in allem unterstützt hast. Danke, dass du mich nie vergessen hast.

bis bald,
~ dein Loubear

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26.06.2017

Liebe Mama,
ich glaube ich habe tiefer gehende Gefühle für Harry, als nur platonische...
Wenn du noch am Leben wärst, hättest du jetzt so was gesagt wie: „Hab ich' s doch gewusst", oder „Erzähl mir bitte mal was neues". Du wusstest die Dinge meistens vor mir, manchmal habe ich das Gefühl du kennst mich besser, als ich mich selber kenne. Du wusstest schon lange vor mir, dass ich Schwul war und konntest damit oft auch besser Umgehen als ich selber. Für dich, war ich einfach nur dein Sohn Louis, aber für mich war ich der komische Außenseiter, der nichts mit Mädchen anfangen konnte.Wärst du nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich noch viel länger versucht mich hinter meiner Fassade zu verstecken.

Ich weiß nicht wirklich, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen soll, ich kann es Harry schließlich schlecht sagen, oder? Ich will ihn unter gar keinen Umständen verlieren!!!
Ich bin so weit gekommen, seit er in meinem Leben ist. Ich verlasse das Haus auch außerhalb meiner Vorlesungen, habe wieder Kontakt zu Menschen außerhalb der Familie und ich lache wieder, habe Freude am Leben. Das kann und will ich nicht aufs Spiel setzten. Außerdem kann es ja auch sein, dass die Gefühle wieder verschwinden und dann habe ich mir voll umsonst Sorgen und Gedanken drum gemacht. Ne, sagen kann ich es ihm definitiv nicht...

bis bald,
~dein Louis

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07.08.2017

Liebe Mama,
ich habe wirklich versucht meinen Gefühlen zu Harry, keine Beachtung zu schenken, in der Hoffnung, dass sie wieder verschwinden, aber das tun sie nicht...
Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, sie werden immer stärker und langsam verzweifel ich wirklich. Manchmal habe ich den Gedanken, dass er vielleicht doch so fühlen könnte. Wenn er mir so tief in die Augen schaut, wir Abends während des Filme schauens einschlafen und am nächsten Morgen dicht nebeneinander aufwachen. Wenn ich mir die Fotos anschaue, die er von mir macht, ohne dass ich es bemerke. Die Momentaufnahmen wirken oft so intim und nicht, wie aus den Augen eines Freundes. Aber wenn er so fühlt wie ich, könnte er es doch sagen, oder?
Aber eigentlich weiß ich nicht mal, ob er überhaupt Interesse an Männern im Allgemeinen hat, wir haben darüber noch nie gesprochen. Und irgendwie habe ich auch Angst, darüber zu sprechen, was ist, wenn er was dagegen hat? Gegen Männer, die Männer lieben und Frauen, die Frauen lieben? Zwar schätze ich ihn null so ein, er ist dafür viel zu offen, aber bei Homophobie kann man sich bekanntlich schnell täuschen...
Ach Mama, ich wünschte du wärst jetzt hier und könntest mir deine Meinung sagen, sagen was du an meiner Stelle tun würdest...

bis bald,

~ dein sehr verzweifelter Louis

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11.08.2017

Liebe Mama,
Harry und ich waren heute zusammen im Kino und haben uns den Film „Dead Poet Society" angeschaut. Hinterher sind wir noch zu mir und haben uns ein bisschen über die Handlung des Filmes und die verschiedenen Charaktere unterhalten.
Ich habe all meinen Mut zusammengekratzt und ihn gefragt, ober er auch denkt, dass zwischen Neil und Todd eine tiefere Verbindung war, als nur Freundschaft war.
Er hat daraufhin gesagt, dass er das nicht nur denkt, sondern überzeugt von ist. Wir haben länger darüber geredet, was dafür sprechen würde und am Ende war es mehr als nur deutlich, dass er auch auf Männer steht. Viel mehr haben wir zwar dann auch gar nicht mehr drüber gesprochen, aber ich fühle mich trotzdem einen Schritt weiter. Ich fühle mich noch sicherer und wohler in Harrys Gegenwart und könnte mir doch auch vorstellen, ihm irgendwann von meinen Gefühlen zu erzählen. Alleine schon, weil du mir immer gesagt hast, wie wichtig es ist, offen über seine Gefühle zu sprechen. Und selbst wenn er sie nicht erwidern kann, bin ich mir sehr sicher, dass wir unsere gute Beziehung aufrecht erhalten können...

Das war auch schon alles, was ich dir erzählen wollte... ~ dein Louis ______________________________________________

31.08.2017

Liebe Mama,
Harry und ich waren letztes Wochenende am Meer. Wir sind ungefähr zwei Stunden mit Zug gefahren und haben in einer kleinen Herberge übernachtet. Da das Ganze eine sehr spontane Idee war, haben wir nur ein Zimmer mit einem Doppelbett bekommen. Und auch wenn wir schon öfters nebeneinander eingeschlafen sind, war es dieses Mal etwas Anderes in einem Bett zu schlafen. Die anderen Male waren immer dem Zufall geschuldet.
Wir waren den ganzen Tag am Strand unterwegs und haben Abends noch in einem kleinen Pup eingekehrt. Die Stimmung zwischen uns war einfach nur perfekt.
Als wir uns dann bettfertig gemacht haben, wurde ich jedoch voll nervös, weil ich einfach nicht richtig mit der Situation umzugehen wusste. Das hat Harry natürlich auch sofort bemerkt und mich drauf angesprochen. Er war dann auch verunsichert und dachte, dass ich homophob sei, was einfach so absurd wäre. Ich habe ihm dann natürlich erklärt, dass ich Schwul bin und kein Problem damit habe, dass er auch auf Männer steht. Er war sehr erleichtert, aber hat dann wieder meine Nervosität von vorher erwähnen müssen und wollte den Grund wissen. Ich war so überfordert und konnte gar nicht klar denken, also habe ich nur so vor mich hingestammelt:
„Du verunsicherst mich manchmal, weil du immer so selbstsicher wirkst und keine Ahnung, du bist so hübsch und dass überfordert mich , weil ich auch eigentlich mehr, als nur reine Freundschaft für dich empfinde. Und das wollte ich dir eigentlich gar nicht sagen, weil ich dich unter gar keinen Umständen verlieren will. Aber meine Gefühle lassen so gar nicht nach, ich bemerke nur immer mehr Kleinigkeiten an dir, die dich so besonders machen und die ich so sehr an dir liebe. Und ich denke, dass du eigentlich wissen solltest, wie ich empfinde, damit wir gemeinsam einen Weg finden können, unsere Beziehung aufrechtzuerhalten..."

Er war daraufhin erst mal nur stumm und hat mich angestarrt, eine halbe Ewigkeit ist vergangen und ich wollte einfach nur noch flüchten. Aber bevor ich überhaupt aufstehen konnte hat er mich zu sich gezogen, mich umarmt und mir gesagt, dass er auch mehr für mich empfindet. In mir drin ist ein Feuerwerk explodiert, mir war plötzlich so warm und ich hab mich so wohl gefühlt.
Ich war so froh und erleichtert Mama, das kannst du dir gar nicht vorstellen...

Ich hab dich lieb
~ dein Louis ________________________________________________________________________________

Rückblick 28.08.2017

Harry und ich liegen zusammen auf dem Hotel Bett, mein Kopf auf seiner Brust, seine Hände in meinen Haaren. Alles ist friedlich.
„Lou?"
„Mh?"

„Willst du mein Freund sein?"
Ich richte mich langsam auf, drehe mich zu Harry um und schaue ihn an. Er hat sich auch aufgerichtet und nestelt nun an der Bettdecke herum.
„Ich wäre sehr gerne dein Freund, aber ich habe auch Angst davor. Ich will nicht, dass wir plötzlich das Gefühl haben, uns anders verhalten zu müssen, andere Dinge tun zu müssen, oder irgendwie so was."
„Du willst mich also weder küssen, noch Sex haben?"
Was ein Idiot, er weiß ganz genau, dass ich das so nicht gemeint habe. Aber er muss mich immer provozieren.
„Arschloch, du weißt ganz genau was ich meine. Natürlich will ich das du mich küsst und so, ich will einfach nicht, dass wir anders werden, nur weil unsere Beziehung eine Andere ist. Ich will dass wir trotzdem Harry und Louis bleiben."
„Ich weiß, ich wollte es nur nochmal von dir hören. Ich denke, dass es normal ist, dass sich Dinge ändern, aber dass tun sie sich schließlich immer, also mach dir mal nicht so große Sorgen. Wir sind und bleiben Louis und Harry."
Er grinst mich an.
„Danke", ich muss nun auch ein wenig lächeln und spüre wie mir die Röte in die Wangen schießt während ich weiterrede „kannst du mich dann jetzt, wo wir das Geklärt haben, bitte küssen?"
Harry antwortet auf meine Bitte schon gar nicht mehr, sondern legt seine Lippen sanft auf meine.
In meinem Körper explodiert ein Feuerwerk und ich spüre, wie sich Wärme in mir ausbreitet.
Ich bin wirklich glücklich. ________________________________________________________________________________

11.09.2017

Liebe Mama,
zwischen Harry und mir läuft es echt gut.
Wir treffen uns so gut wie täglich aufm Unikampus und genießen die kurze Zeit zwischen unseren Vorlesungen. Abgesehen von den alltäglichen Begegnungen treffen wir uns auch öfters bei ihm zu Hause. Seine Wohnung ist einfach schöner gelegen, gemütlicher und größer, als meine.
Wir stehen uns schon sehr Nah, können aber dennoch auch Dinge getrennt voneinander unternehmen, was denke ich ziemlich wichtig ist. Zumindest hast du mir das immer gesagt, dass eine gute Beziehungsbasis, Unabhängigkeit und die richtige Kommunikation benötigt.

Manchmal, wenn ich über die Geschehnisse der letzten Monate nachdenke, kommt mir alles vor, wie eine Mischung aus Traum und Albtraum.
Albtraum, weil du plötzlich einfach weg warst und ich mit dem Schmerz und der Trauer umgehen musste und muss. Traum, weil ich Harry begegnet bin, der einfach ein Engel auf Erden ist und mich wirklich glücklich macht. Er akzeptiert mich, lässt mich Trauern, hilft mir durch die Trauerphasen durch, er unterstützt mich als mein Freund... Und genauso unterstütze ich ihn als sein Freund.

Ich glaube, wenn du mir nicht eine gesunde Art Beziehungen zu führen vorgelebt hättest, könnte ich gar nicht an dem Punkt sein, an dem ich jetzt bin. Ich wüsste nicht, wie ich meine Grenzen klar ziehen kann und ich wüsste auch nicht wirklich, wie wichtig es ist, seine Grenzen deutlich zu ziehen. Ich bin dir so dankbar Mama, dass du mich zu dem gemacht hast, der ich heute bin.

Bis bald,
~ dein Louis

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20.09.2017

Liebe Mama,
Harry und ich fahren morgen zu Harrys Familie, ich bin wahnsinnig aufgeregt. Was ist, wenn sie mich nicht mögen?
Harry sagt, ich soll mir nicht so viele Gedanken machen, weil seine Mutter selber voll gespannt ist, mich kennenzulernen und sie sich auch sehr freut, weil sie Harrys Erzählungen von mir liebt.
Ich zweifel auch gar nicht daran, dass Anne eine nette, liebe Frau ist, schließlich ist sie Harrys Mutter. Aber du kennst mich ja Mama, ich mach mir jetzt viel zu viele Sorgen, um später dann einfach nur Erleichtert zu sein.

Wünsch mir Glück,
~ dein Louis

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21.09.2017

Harry und ich sitzen im Zug auf den Weg zu seiner Mutter Anne und seiner Schwester Gemma. Harry döst die ganze Zeit vor sich hin, während ich angespannt neben ihm sitze.
„Du musst dir wirklich keine Sorgen machen Love, sie werden dich lieben!"
„Ich weiß ja irgendwie, dass meine Anspannung unbegründet ist, aber ich will einfach nicht, dass du in Zukunft zwischen mir und deiner Familie stehst, weil ich nicht gut genug für dich bin."

Und da ist sie wieder, diese scheiß Unsicherheit...
„Das ist totaler Unsinn, du bist genau richtig für mich, hör bitte auf dir einzureden, nicht gut genug zu sein. Außerdem könnte das gar nicht passieren, weil du schon seit ich dich kenne, ein Teil von meiner Familie bist."
Ich starre ihn einfach nur an, er kann so was Tiefgründiges doch nicht einfach mal so „mir nichts, dir nichts" sagen, sonst krieg ich noch einen Herzkasper.
„Du machst mich ganz nervös, wenn du so kitschige Sachen sagst."
„Gib' s zu, du liebst es." sagt er grinsend und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.
Und er hat vollkommen Recht, ich liebe es... ________________________________________________________________________________

25.09.2017

Liebe Mama,
ich weiß gar nicht richtig, wo ich anfangen soll...
die Zeit bei Harrys Familie war einfach nur toll. Ich liebe die Atmosphäre zwischen ihnen und wie sie mich direkt akzeptiert und aufgenommen haben. Meine Sorgen waren mal so was von unbegründet...

Harrys Heimatstadt ist wirklich schön. Nicht besonders groß, aber sehr gemütlich. Er hat mir eine kleine Tour gegeben, seine alte Schule gezeigt, die Orte an die er am liebsten gegangen ist, um Fotos zu machen.
Wir haben die Gelegenheit und Inspiration genutzt, um unser gemeinsames Projekt anfangen zu planen. Harry hat schon Mal ein paar Probeaufnahmen gemacht und ich habe ein paar kleinere Skizzen gezeichnet. Wir haben uns entschieden eine Kollage aus Fotografie und Aquarell zu machen, die die verschiedenen Aspekte des Lebens darstellen soll. Die schönen Seiten, wie Beziehungen und auch die traurigen Seiten, wie Verlust. Insgesamt wollen wir uns vor allem an unseren eigenen Erfahrungen orientieren und unsere Gefühle mit verarbeiten.

Das war auch schon der neuste Stand meines Lebens...
~ dein Louis

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24.10.2017

Liebe Mama,
ich habe dir sehr lange nicht mehr geschrieben, das tut mir leid...
Die letzten Wochen, war ich quasi durchgängig bei Harry zu Hause. So konnten wir immer dann an unserem Projekt weiterarbeiten, wenn wir Lust zu hatten. Und die wenig übrig gebliebene Zeit zusammen genießen. Das Zusammenarbeiten war manchmal eine ziemliche Herausforderung, wir haben uns gestritten und waren uns öfters mal uneinig. Die Zeit lag uns im Nacken und wir hatten beide Zweifel, dass unsere Arbeit gut genug sein würde.
Wir haben es aber geschafft, über unsere Gefühle und Sorgen zu reden und uns gegenseitig auch den Freiraum zu geben, den wir gebraucht haben.
Insgesamt hat uns der Stress aber auch weitergebracht, weil wir gemerkt haben, wie gut wir uns ergänzen.
Nachdem wir die fertige Kollage abgegeben hatten, hat Harry mich gefragt, ob ich mit ihm zusammenziehen möchte und ich habe ja gesagt...
Wir wissen Beide, dass das ziemlich schnell ist und dass viele unsere Entscheidung nicht nachvollziehen können und uns davon abraten würden, weil es so überstürzt erscheint. Aber Harry und ich sind uns sehr Sicher mit der Entscheidung und uns sind auch die Hürden bewusst.

Ich melde mich nach dem Umzug wieder...
~ dein Louis

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31.10.2017

Liebe Mama,
der Umzug lief sehr gut. Es ist zwar noch ein bisschen chaotisch in Harrys unserer Wohnung, aber dass wird sich alles noch einpendeln.
Die erste Nacht nach dem Umzug hat sich voll seltsam angefühlt. Ich habe zwar schon sehr häufig bei Harry und in Harry seinem Bett geschlafen, aber jetzt ist es nicht mehr nur bei Harry und sein Bett, jetzt ist es auch bei mir und mein Bett...

Ich fühle mich wirklich wohl in der Wohnung, ich finde Harry und ich haben es sehr gut hinbekommen, unsere Beiden Stile zu vermischen. Das liegt wohl vor allem daran, dass sich unsere Stile gut mischen lassen, aber auch daran, dass wir kompromissfähig sind. Zum Beispiel, ist jetzt Harrys altes Fotografiezimmer, zum Teil auch mein Atelier. Manchmal finde ich es fast ein wenig gruselig, wie gut wir uns ergänzen und zusammen passen...

bis bald
~ dein Louis

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08.12.2017

Liebe Mama,
dein Tod ist jetzt schon über ein Jahr her...
Mein Tag gestern war so miserabel, wie schon ewig nicht mehr, ich habe es einfach nicht geschafft aufzustehen. Ich weiß wirklich nicht, was ich ohne Harry gemacht hätte...
Er war für mich da, er hat mich gehalten, meine Tränen weggewischt und mich so gut es geht unterstützt. Ich war so froh, ihn bei mir zu haben...
Vor einem Jahr hätte ich es ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten, dass ich auch ohne dir zufrieden sein kann. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffe mein Leben weiter zu führen, ohne ständig in einen tiefes schwarzes Loch zu rutschen. Manchmal hätte ich es nicht mal für möglich gehalten, dass ich überhaupt noch weiterleben kann...
Aber Harry hat mir eine ganz neue Sichtweise des Lebens gezeigt, eine neue Art von Beziehung und am wichtigsten für mich, eine neue Art von Liebe.
Er hilft mir, an meinen Unsicherheiten zu arbeiten und gibt mir nicht das Gefühl falsch zu sein. Insgesamt erkenne ich dich manchmal in ihm wieder. Ich bin mir sicher, dass ihr euch super verstanden hättet.
So traurig ich bin, dass du nicht mehr bei mir sein konntest, so glücklich bin ich, dass Harry jetzt in meinem Leben ist. Du weißt ja, wie große meine Angst immer war, dass ich irgendwann einsam und alleine sterben werde. Diese Angst habe ich jetzt eigentlich gar nicht mehr. Ich weiß, dass Harry und ich jede Katastrophe zusammen überwinden können. Ich weiß, dass es sich lohnt für Liebe zu kämpfen und ich weiß, dass du stolz auf mich wärst. Denn ohne dir und deinem Einfluss auf mein Leben, wäre ich heute nicht der Mensch, der ich bin. Und dafür und für alles andere auch, bin ich dir so dankbar.
Danke, dass du immer für mich da warst, ohne dich, wäre ich so oft aufgeschmissen gewesen. Danke, dass du mich in meinen Träumen unterstützt hast und mir geholfen hast, überhaupt zu erkennen, was meine Träume sind.
Danke, dass du meine Mama warst, ich habe dich ganz doll lieb und ich vermisse dich.

In liebe
~ dein Loubear

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Ich hoffe, dass euch meine kleine Geschichte gefallen hat und sie nicht all zu melancholisch geworden ist. Aber es heißt ja nicht zu unrecht: „Melancholy is the happiness of being sad." Passt auf euch auf...
All the love, El

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