❆ 10. Türchen: 100 Days To Love You ❆

elliot_almighty hat für euch das 10. Türchen geschrieben 🥰 vielen Dank das du in diesem Jahr dabei bist und dir so eine Mühe gegeben hast ♥️ lasst ihm ganz viel Liebe da und viel Spaß 🥰✨



6672 Words


Kopfhörer auf, Musik an, Welt aus.
Das hier ist unsere Geschichte Lou. Die Geschichte wie wir zu dem wurden, was wir heute sind. Alles von diesem einen Abend, und einem vermeidlichen Fehler ausgehend. Aber was war denn nun genau passiert?

Nun, um das zu erklären müssen wir an dem Tag beginnen, welcher heute genau 100 Tage zurückliegt. Der Abend, an dem Niall seinen 18. Geburtstag feierte, war der an dem sich für mich alles ändern würde. Als zu Beginn der Party die ersten Gäste auftauchten ahnte ich allerdings noch nichts davon. Das Haus wurde immer voller, nicht nur weil Niall extrem viele Menschen kannte, sondern weil in unserer Schule allgemein bekannt war das alle seine Partys absolut legendär waren. Doch dieses Mal sollte sie zur Feier seiner Volljährigkeit nochmal ein ganzes Stück wilder werden. Natürlich wollte sich niemand dieses Spektakel entgehen lassen, nicht einmal Zayn, der solche Veranstaltungen eigentlich lieber meidet, wie du weißt.

Somit fand ich mich nur wenige Stunden später zwischen unüberschaubar vielen betrunkenen und tanzenden Jugendlichen wieder. Dich und die Anderen hatte ich schon längst aus den Augen verloren, und ich wünschte mir wenigstens einen von euch in diesem Chaos erblicken zu können. Ich wusste nicht, ob ihr mich suchtet. Doch selbst wenn ihr es tatet, Taylor fand mich zuerst. Sie sagte ich sähe verloren aus, und dass ich mich ruhig zu ihr und ihren Freundinnen setzen könnte, wenn ich es zunächst etwas ruhiger haben wollte. Ich wollte mich nicht völlig alleine in dieses Getümmel stürzen, also gesellte ich mich zu ihnen. Emma bot mir grinsend einen der vor ihnen stehenden Plastikbechern in die Hand. Ich nahm ihn an, wieso auch nicht? Ab und zu ist das schon okay, wir unterhielten uns gut, und ich hatte wirklich Spaß mit ihnen. Nur hätte ich vielleicht darauf achten sollen wieviel und was genau ich während meiner Plauderei mit den Mädchen eigentlich getrunken hatte.

Ich sah dich draußen auf der Terrasse stehen, wie du die vor Freude kreischenden Jugendlichen im Pool beobachtetest. Als ich aufstehen und zu dir gehen wollte merkte ich die starke Wirkung des Alkohols noch deutlicher. Dennoch schaffte ich es nach draußen, und fiel dir lachend in die Arme. Mir war es für einen kurzen Moment peinlich, doch du erwidertest das Lachen und versuchtest mich etwas aufrechter zu halten. "Pass immer auf wie viel du trinkst Hazza, nicht das dir noch etwas passiert.", sagtest du zu mir, und ich nickte, während ich gleichzeitig schlaff in deinen Armen hängen blieb. Ich vertraute darauf das du mich halten würdest, so wie du es immer tust. Solange du bei mir bist, fühle ich mich, als könnte nichts passieren, egal wo ich war. Oder in diesem Fall, wieviel ich intus hatte.

Du warst mein bester Freund, schon so lange. Unsere sehr körperbetonte Weise miteinander umzugehen war in unserer Freundschaft normal geworden. Wir kuschelten und umarmten uns ständig. Und dennoch fühlten sich deine Berührungen seid einiger Zeit anders an. In diesem Moment fühlte ich mich berauscht. Die Art wie du mich an dich gedrückt hieltst, fast schon beschützend deine Arme um mich gelegt hattest, während wir auf unsere im Pool plantschenden Mitschüler hinabsahen, fühlte sich in diesem Moment nach so viel Mehr an. Das Kribbeln, was sich plötzlich in meinem Körper ausbreitete, als du mich bei der Hand nahmst, und zurück ins Haus zogst, hatte ich noch nie so bewusst wahrgenommen wie jetzt. Genauso wie das plötzliche Verlangen dich wieder an mich zu ziehen und dich bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen.
Wie lange machtest du das schon mit mir?
Vernebelte der Alkohol meinen Verstand?

Ich war so verwirrt, und doch wollte ich es in diesem Moment nicht anders haben. Du gingst mit mir in ein leerstehendes Badezimmer, damit ich in Ruhe etwas Wasser trinken konnte. Du meintest, dass ich es nach meiner Trinkerei (Niall hatte diese Art Besäufnis liebevoll "Wodka-O-rgie" getauft) gut gebrauchten könnte. Besonders begeistert war ich nicht von dem Gedanken von diesem Hochgefühl herunterzukommen, besonders nachdem ich dieses wunderschön kribbelnde Gefühl neu für mich entdeckt hatte. Ich tat es nur dir zuliebe. Du sahst mich so abwartend an, dabei war ich mir sicher das du eigentlich selbst ordentlich etwas drin haben müsstest. Im Vergleich zu der Süße des Alkohols schmeckte das Wasser absolut grauenhaft. Ich verzog angewidert mein Gesicht, als hättest du mich gezwungen irgendetwas absolut Groteskes zu trinken. Aber genau so kam mir die klare Flüssigkeit in meinen Händen in diesem Moment vor. Ich wollte das warme Gefühl, was es in mir auslöste, noch ein wenig länger behalten. Ob es nun am Alkohol oder an dir lag, doch du schütteltest nur streng den Kopf. "Man Harry, das ist stinknormales Leitungswasser. Trink das gefälligst aus." "Spielverderber.", prustete ich ins Glaß. Auf einmal kam mir eine Idee, die mein immer noch leicht beduselter Kopf für absolut genial hielt. Sie endete mit lautem Gelächter auf beiden Seiten, einem zerbrochenen Glaß und einem fast vollständig gefluteten Badezimmer. Doch du kannst sowas zum Glück mit Humor nehmen. Unaufhaltsam lachend, wie zwei völlig Irre lagen wir auf dem nassen Boden des Badezimmers. "Man du Vollidiot, nie wieder Alkohol für dich!", brachtest du unter hemmungslosem Gekicher hervor, und ich musste erneut grinsen.

Du setztest dich auf und lehntest dich mit dem Rücken gegen die Badewanne, ich mich gleich daneben. Lächelnd sahen wir uns in die Augen, und in diesem Moment wurde mir vollstens bewusst, wie verfallen ich dir eigentlich bin. Gäbe es eine Möglichkeit diesen Moment, in dem mich deine klaren, blauen Augen so voller Zuneigung ansahst, für immer sein zu lassen, ich hätte nichts lieber getan.
"Ich habe dich so lieb Haz, weißt du das eigentlich?", fragtest du mich, und mein Herz schlug ein paar Takte schneller.
"Klar weiß ich das...ich habe dich doch auch lieb Lou."
Die Stimmung im Raum war plötzlich ganz anders. Die spaßige, lockere Atmosphäre wurde von einer undefinierbaren Spannung verdrängt. Die Wirkung meiner zahllosen Getränke war zwar abgeflaut, aber noch nicht vollständig verschwunden. Wie es bei dir zu diesem Zeitpunkt aussah, weiß ich nicht. Genauso wenig weiß ich wie wir uns plötzlich immer näher kamen, deine Hand sich sanft auf meine Wange, und meine Lippen sich auf deine legten. Woran ich mich aber genau erinnern kann, ist wie es sich anfühlte. Dich auf diese Weise zu spüren war unglaublich. Und obwohl wir uns in der wohl unromantischsten Umgebung befanden, die ich mir für einen ersten Kuss hätte vorstellen können, machte es diesen Moment nicht weniger perfekt. Leider war es in der Sekunde vorbei, indem du wohl realisiertest, was wir dort eigentlich taten. Gut, auf einer Party in pitschnassen Klamotten liebevolle Küsse austauschen gehörte nun wahrlich nicht zu dem, was man als beste Freunde so machte. Dennoch versetzte deine plötzliche Ablehnung mir einen unliebsamen Stich ins Herz. Peinlichkeit und Verwirrung standen dir förmlich ins Gesicht geschrieben, und ich glaubte hören zu können, wie mein Herz auseinanderbrach.

"Uhm...i-ich sollte jetzt besser gehen.", stammeltest du nur noch vor dich hin, ehe du schneller aus dem Raum verwunden warst, als dass ich die Situation vollständig hätte realisieren können. Aber mein Gehirn hatte in diesem Moment sowieso in Gänze versagt. Verdammt, ich hatte dich geküsst.
Und es wäre gelogen zu sagen das ich den Kuss nicht bewusst erwidert hätte. Gelogen zu sagen, dass es mir nicht gefallen hätte. Das ich nicht alles tun getan hätte damit du zurück kommst und mich noch einmal küssen würdest. Und noch einmal. Und noch einmal. Fuck, es wäre sogar gelogen gewesen, wenn ich gesagt hätte das der Gedanke daran das du irgendwann jemand anderen solche Gefühle fühlen lassen würdest, mich nicht schon längere Zeit schmerzhaft verfolgen würde. Der Gedanke daran das du mit einer anderen Person genauso innig hier sitzen würdest wie mit mir...vielleicht noch inniger...niemals!

Der Gedanke daran das du dein Herz einer anderen Person schenken würdest tat schon viel zu lange viel zu weh. Ich hatte es immer weggeschoben, ignoriert, gedacht es wäre nur die Angst das du mich über eine Beziehung hinweg vernachlässigen würdest. Das würdest du zwar niemals, doch schmerzen tat etwas Anderes. Dieser Abend hatte meine Schutzmauer aus purer Verleugnung eingerissen. Ich war nicht dumm, ich wusste genau was diese Gefühle für dich zu bedeuten hatten. In erster Linie wohl, dass ich ziemlich fett in der Scheiße saß. Gott, ich war so fertig mit den Nerven gewesen.

Ich hatte das Bad danach verlassen und mich wieder zurück auf den Weg zum Treiben der Party gemacht. Es war aus meiner Sicht seltsam das Alle in diesem Haus sich verhielten, als wäre eben nichts Wichtiges geschehen. Für sie entsprach das der Wahrheit. Die Welt ging nicht unter, aber die Feier einfach munter weiter. Im Wohnzimmer fand ich dann auch unsere Freunde wieder. Niall hatte Zayn irgendwie dazu überreden können mit ihm Beerpong zu spielen, obwohl dieser eigentlich genau wissen sollte das Niall der ungeschlagene Meister dieses Spiels ist. Unter dem Tisch lag Liam und schlummerte friedlich vor sich hin. Er sah dabei so sorglos aus, wie gerne ich mit ihm getauscht hätte...

"Na hallo, wo kommst du denn her?", fragte Niall mich grinsend, und versenkte ein weiteres Plastikbällchen in Zayns Bechern. "Wieso sind deine Klamotten nass?"
"Längere Geschichte.", sagte ich einfach kurz angebunden. Du kennst unseren Iren. Hätte ich Niall erzählt, was im Bad passiert war, hätte ich seinen Fanboy- und Fragensturm für die nächsten drei Stunden nichtmehr stoppen können. "Wisst ihr, wo Louis ist?", fragte ich ihn also. "Jup, der ist nach Hause. War vorhin ziemlich durch den Wind, hat sich seine Jacke geschnappt, mir Bescheid gegeben und weg war er."

Ich fühlte, wie die Tränen bei diesem Satz in meinen Augen brannten. Das du aus dem Bad abgehauen warst war die eine Sache, doch das du gleich die ganze Party verließt...mit diesem Level Ablehnung konnte ich nicht umgehen. Es tat mir so unsagbar weh. Und Zayn schien das zu merken, dafür hatte er ein Talent. Er sah mich über seinen Becherrand mit einem Blick an, der deutlich zeigen sollte das er gemerkt hatte das etwas nicht stimmte. Doch ich ignorierte ihn, und sah lieber wieder zur Terassentür. Draußen feierten immer noch einige Gäste am Pool, doch alles, was ich vor meinem geistigen Auge sehen konnte, waren wir beide. Wie du mich dort so liebevoll im Arm gehalten hattest, dass es für einen Moment nur noch dich und mich auf der Welt gab. Ich träumte in dieser Nacht von dir. Von dir und mir auf einer leeren Terrasse, wie du mich so liebevoll küsst, hältst und ansiehst, als wäre ich für dich das Wertvollste auf der Welt.

Mit diesen Bildern im Kopf schlief ich in dieser Nacht ein.
Die Nacht, in welcher ich realisierte, dass ich mich Hals über Kopf in dich verliebt hatte.
Und somit endete der erste Tag.
Aber es folgten ja noch neunundneunzig Weitere.

Nialls Party war an einem Samstag gewesen, daher sah ich dich erst nach dem Wochenende wieder. Ich hatte Angst davor, wie unser Verhältnis nach deiner Flucht aus dem Badezimmer sein würde, doch als unsere Gruppe sich in der Pause an Liams Spind traf verhieltst du dich völlig normal. Wir waren die Ersten die ankamen, du umarmtest mich und fragtest, wie mein restliches Wochenende gelaufen war. Es tat gut so natürlich mit dir sprechen zu können, dennoch konnte ich die Frage, die mir schon so lange auf der Zunge lag, nicht abschütteln. Du verhieltest dich, als wäre nie etwas zwischen und vorgefallen, und ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder zutiefst verletzt sein sollte.

„Du Lou...wegen der Sache am Wochenende: Das hat jetzt nichts zwischen uns verändert, oder? Wir sind immer noch cool miteinander?", fragte ich dich also vorsichtig, auch wenn ich total Bammel vor der Antwort hatte. „Natürlich Harry, es war nur ein Kuss. Nichts Besonderes. Lass es uns einfach vergessen, okay?"
Du wirkest leicht angespannt, lächeltest mich aber aufrichtig an. Ich erwiderte es, auch wenn ich innerlich fühlte, wie mein Herz erneut begann zu bluten.

Nichts Besonderes.

Diese Worte verfolgen mich den ganzen restlichen Tag, wiederholten sich auf Dauerschleifen in meinen Gedanken. Die Bestätigung das dir der Kuss nichts bedeutet hatte tat unglaublich weh. Ich hatte immer noch die stille Hoffnung das meine Gefühle für dich einfach wieder verschwinden würden. Aber natürlich taten sie das nicht. Am sechsten Tag hattest du ein Fußballspiel. Du liebst Fußball, es ist deine große Leidenschaft, und Niall, Zayn, Liam und Ich lieben es dich dabei zu unterstützen, wie du ihr nachjagst. Wir wissen wie viel dir unsere Anwesenheit bedeutet, und geben uns daher die größte Mühe bei jedem deiner Spiele dabei zu sein, um dich zu motivieren.

Die Atmosphäre war aufgeheizt, die Gegner extrem stark. Liam war als Teil des Organisationsteams sowieso bei jedem Spiel mit dabei, und fieberte vom Spielfeldrand aus mit. Niall und Zayn standen neben mir auf der Tribüne und starrten genauso gebannt auf das Geschehen. Glaub mir, ich versuchte wirklich mich zu konzentrieren, doch alles, was ich sah, warst du. Jede kleine Bewegung, auf die anderen niemals achten würden nahm ich wahr, und saugte sie in mich auf, als wären sie mein Lebenselixier. Wie du dir mit der Hand durch die leicht verschwitzten Haare fuhrst, schwer atmend und im leicht übergroßen Fußballtrikot. Du bist so unglaublich attraktiv, manchmal wollte ich weinen. Als du uns bei den anderen Zuschauern stehen sahst, schien sich deine deutliche Anspannung etwas zu lösen. Die nächste Halbzeit spieltest du auf Höchstleistung, und als wir nach dem gewonnenen Spiel zu dir herunterstürmten, war mein größter Wunsch dir durch einen Kuss zu zeigen, wie stolz du mich machtest. Doch mehr als eine simple Umarmung blieb mir leider verwehrt.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das professionell machen könnte, wenn er wollen würde.", meinte ich am fünfzehnten Tag zu Kendall. Wir hatten uns eigentlich bei ihr zuhause getroffen, um zu lernen, doch wie jedes Mal endete es darin, dass wir uns gegenseitig sämtliche Neuigkeiten über unser Leben erzählten. Somit war sie die erste Person, die von meinen Gefühlen für dich erfuhr. Kendall war der Meinung, dass ich es dir einfach sagen sollte, doch ich stellte sofort klar, dass das für mich keine Option war. Du hattest aus meiner Sicht deutlich gemacht, dass du nichts für mich fühltest, und so sehr es auch weh tat, das musste ich akzeptieren. "Bestimmt ist es nur eine kurze Schwärmerei, und sie geht so schnell wie sie gekommen ist.", startete ich einen letzten Versuch die Wahrheit in mir nach unten zu drücken. Hoffnungsvoll suchte ich in Kendalls Blick nach ein wenig Zustimmung, doch sie verdrehte nur kopfschüttelnd ihre Augen. "Darauf solltest du dich niemals verlassen Schätzchen. Das Geschäft mit der Liebe ist gnadenlos, einmal richtig von ihr gefangen lässt sie dich so schnell nichtmehr frei.", sagte sie, und nippte an ihrer Teetasse. "Wenn du Louis wirklich so gerne magst wie ich glaube, dann wirst du es wissen. Und dann solltest du handeln. Lieber ein Gebrochenes als ein unglücklich hoffendes Herz."

So schnulzig ich die Worte meiner besten Freundin zuerst fand, umso mehr wurden sie mir in den darauffolgenden Wochen bewusst. Meine Gefühle für dich flauten nicht ab, im Gegenteil. Dich in der Schule zu sehen wurde der liebste Bestandteil meines Alltags. Jedes deiner an mich gerichteten Worte ließen mein Herz vor Zuneigung übersprudeln. Jede noch so kleine Berührung deinerseits ließ mich förmlich schweben. Und so hoch wie ich durch dich flog, so tief fiel ich am siebenundzwanzigsten Tag aus meinem siebten Himmel. Mir war aufgefallen das du die vergangenen zwei Wochen viel Zeit an deinem Telefon verbracht hattest. Wenn wir uns alleine oder in der Gruppe trafen, schautest du mindestens alle fünf Minuten darauf, als würdest du auf irgendetwas warten. Ich war misstrauisch, beschloss jedoch nicht groß nachzuhaken. Hätte ich es mal lieber getan, denn auf die große Überraschung bei deinem Halbfinale hätte ich wirklich verzichten können. Unsere ganze Freundesgruppe war gekommen, um dich anzufeuern. Melina und Zayn hatten sogar zusammen ein Plakat entworfen, was tatsächlich ziemlich gut aussah. Das ganze Spiel über konnte ich meine Augen nicht von dir abwenden. Wieso war mir nicht schon viel früher aufgefallen, wie unglaublich perfekt du warst? Wie unglaublich schön? Ich hätte mich gar nicht nicht verlieben können. "Pass auf das du nicht sabberst.", neckte mich Briana, wohl aus Spaß, denn sie ahnte ja nicht wie Recht sie hatte.

Eure Mannschaft gewann das Spiel extrem knapp. Jubelnd stürmten wir von der Tribüne, um dich zu beglückwünschen. Bloß, bei dir war schon jemand. Du umarmtest ein hübsches Mädchen mit langen, dunkelblonden Haaren, blauen Augen hinter Brillengläsern und deiner Trainingsjacke um ihre Schultern. Die durfte sonst nur ich tragen. Augenblicklich fühlte ich die Eifersucht in mir hochkochen, doch unsere Freunde schienen meinen inneren Kampf nicht zu bemerken. Sofort wurdest du von Niall und Laura in eine Umarmung gezogen, während alle anderen dir ebenfalls ihre Glückwünsche aussprachen. Alle außer Ich. Meine volle Aufmerksamkeit galt dem Mädchen in deiner olivgrünen Trainingsjacke. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen. Wer war sie, und woher kannte sie dich?

"Leute, ich möchte euch jemanden vorstellen.", begannst du uns aufzuklären.
"Das ist Judie...meine feste Freundin."

Alle anderen begannen zu jubeln und Fragen zu stellen, doch ich konnte dieses Glück nicht teilen. In meinem Inneren war gerade eine Welt zusammengebrochen. Dieses Mädchen war deine feste Freundin. Meine Vorstellungen von einer anderen Person die dich lieben, küssen und Ihres nennen durfte wurden real, und es legte mein Herz in tausende Trümmer. Zum Glück war ich ein guter Schauspieler, sonst hätten mein Geheimnis vielleicht alle, und nicht nur Briana rausgefunden. Und sie erfuhr es auch nur, weil sie mich suchte und bitterlich weinend in der Schulbibliothek vorfand.
"Oh, Harry.", seufzte sie, und zog mich in ihre Arme. Schluchzend legte ich meinen Kopf an ihre Schulter, und erlaubte mir für einen Moment nichtmehr stark zu sein. "Warum hast du denn nichts gesagt? Es ist okay, wirklich, ich kann verstehen, wie du dich fühlst." Sanft wog sie mich in ihren Armen, und ich merkte, wie mir die Kraft zum Weinen ausging. "Es tut so weh Bri..." "Ich weiß Haz, ich weiß. Die Liebe kann so unfair sein. Ich bin für dich da, okay?"

Briana blieb den ganzen Nachmittag bei mir. Am nächsten Tag schwänzten wir die Schule, um mich von den schrecklichen Schmerzen in meiner Brust abzulenken. Wir gingen in die Stadt, etwas Essen, probierten in der Boutique Kleider an, und ich muss sagen das wir wirklich Spaß hatten. Dennoch wollten du und deine neue, hübsche Freundin nicht aus meinen Gedanken weichen. Am Wochenende wollten wir eigentlich mit unserer ganzen Freundesgruppe zum See fahren, doch ich sagte ab als ich hörte das du sie mitnehmen würdest. Ich wollte ihr keine Chance geben, ich hätte es nicht ertragen. Die Bilder auf Instagram reichten schon, damit ich laut in mein Kissen weinte. Das Alles war falsch, und so unglaublich unfair. Ich hätte das sein sollen, und nicht sie.

Immer mehr Zeit verging, und irgendwann konnte ich mich nichtmehr vor Allem verstecken. Es wurde langsam auffällig, weil ich die meisten Gruppentreffen mit ziemlich schlechten Entschuldigungen absagte. Doch ich konnte nicht anders, ich wollte mich um jeden Preis schützen. Und dich mit deiner Freundin zu sehen, blendete mich vor Schmerz so sehr, dass ich zu keinem klaren Gedanken mehr fähig war.
Erinnerst du dich an unser Treffen im Ferienhaus der Paynes? Liams Eltern hatten es uns für ein Wochenende zur Verfügung gestellt, und da alle langsam misstrauisch wurden, beschloss ich mitzukommen. Ein Fehler wie sich herausstellte. Versteh mich nicht falsch, Judie ist wirklich ein unglaublich nettes Mädchen. Offen, gutmütig, humorvoll und perfekt in unsere Freundesgruppe passend. Ich konnte verstehen, wieso du dich in verguckt hattest, doch der Egoismus meines gebrochenen Herzens siegte. Auch wenn sie dich verdiente, sie sollte dich nicht haben.
Die Paynes haben ein wunderschönes Ferienhaus an einem See, etwa zwei Stunden Zugfahrt von unserem Heimatort entfernt. Ein langer Weg, den ich ab der Mitte des Abends sogar zu Fuß zurückgelaufen wäre, nur um dich davon abzuhalten in Unwissenheit brutal auf mein Herz einzustechen. Wir alle saßen im Wohnzimmer, du auf der Couch, lachend die Hand deiner Freundin haltend. Später verschwandet ihr kichernd im Obergeschoss, und ich dachte wirklich ich würde jeden Moment zu Boden gehen. Ohne Brianas Beistand und einen großen Schluck besten Whiskey aus der Hausbar hätte ich dieses Wochenende vermutlich nicht überlebt. Ich war so froh, als wir endlich die Heimreise antreten konnten.

Der fünfunddreißigste Tag war das Erste und letzte Mal, das ich einem Gruppentreffen mit Anwesenheit deiner Freundin zustimmte. Es tat mir so leid sie so unfair und chancenlos zu behandeln, gab sie sich doch die größte Mühe mit uns allen gut klarzukommen. Doch ich war viel zu verliebt und verletzt, um noch großartig rational denken zu können. Kein Tag verging ohne den schrecklichen Schmerz, verursacht durch die Gewissheit das du niemals Mein werden würdest. Es brach mich in Stücke.

Zwei weitere Wochen zogen ins Land.
Es ging stark auf die Weihnachtszeit zu. Jeder, selbst unsere Schule war in Weihnachtsstimmung und mit vielen Vorbereitungen beschäftigt. Seit der Ankündigung gab es in den Fluren kein anderes Thema mehr als der diesjährige Winterball. Ich hatte innerlich schon beschlossen gehabt nicht hinzugehen. Die einzige Person die ich als Begleitung für diesen Abend wollte hatte eine wunderschöne Freundin und absolut kein Interesse an mir. Ich begann mich Stück für Stück damit abzufinden dich nicht haben zu können. Was nicht bedeutete das es nicht weiterhin schrecklich wehtat, ich gewöhnte mich nur an den Schmerz, zumindest teilweise. Vollständige Gleichgültigkeit war dann doch einfach nicht möglich.

Als wir uns am neunundvierzigsten Tag trafen, fragtest du mich, ob ich schon ein Date für den Ball hätte. Als ich dir meine Entscheidung nicht hinzugehen mitteilte schienst du sehr bestürzt darüber. "Mit wem sollte ich denn hingehen?", fragte ich ihn, auch wenn alleine dieses Gespräch ausgerechnet mit dir zu führen, der einzigen Person, von der ich mir eine Einladung wünschen würde, war schon anstrengend genug.
"Keine Ahnung...Briana vielleicht? Immerhin verbringt ihr in den letzten Wochen sehr viel Zeit zusammen." Abneigend schüttelte ich den Kopf. Es stimmte das ich in den letzten Wochen sehr viel Zeit mit ihr verbracht hatte. Wir passten zwischenmenschlich sehr gut zusammen, allerdings als gute Freunde und nicht als Paar. Sie brachte mir das richtige Maß an Ablenkung das ich in den letzten Wochen so nötig hatte, und ich war ihr mehr als dankbar dafür. "Bri und Ich sind nur Freunde." "Du kannst sie ja trotzdem fragen.", sagtest du, dabei warst du die letzte Person, von der ich solche Vorschläge hören wollte. Zumal ich wusste, dass Briana schon ewig überlegte, ob und wie sie ihren eigenen Schwarm darauf ansprechen sollte. Eine Idee die ich definitiv unterstützenswert fand.

"Ich werde niemanden einladen, und auch mit hoher Wahrscheinlichkeit von niemandem eingeladen werden. Also hat sich das Thema für mich erledigt.", sagte ich, und versuchte dabei möglichst gleichgültig zu klingen. Es wollte mir komplett egal sein, aber du wolltest einfach nicht lockerlassen. Musstest du wirklich so in meiner Wunde stochern?
"Was ist denn, wenn ich dich gefragt hätte? Wärst du dann mitgekommen?", fragest du mich, und brachtest damit all die mühsam errichteten Schutzwände meines gebrochenen Herzens zum Einstürzen. "Die Frage stellt sich mir nicht, weil du mit deiner Freundin hingehen wirst." "Aber wenn? Was wäre gewesen, wenn ich Judie nicht hätte und ich-" "Du hast Judie aber, verdammt Louis! Warum beharrst du so darauf, dass ich mit irgendwem auf diesen blöden Winterball gehe? So oft wie du fragst könnte man meinen du willst nicht mit Judie dort sein."
Meine Worte überraschten mich, aber noch mehr tat es der ertappte Ausdruck in deinem Gesicht. Ich verstand die Welt nichtmehr.
"Willst du wirklich nicht mit Judie hingehen?" "Doch, natürlich! Ich bin glücklich mit ihr Harry!" "Das habe ich ja gar nicht infrage gestellt Lou. Aber du hast so ertappt geguckt." "Nein...nein, alles gut. Sie ist meine Freundin, und ich werde mit ihr hingehen. Aber ich will nicht das am Abend ganz alleine in deinem Zimmer verbringen musst. Ich möchte dich...also, uhm...das wäre ja blöd, wenn du ganz alleine wärst."
Ich lächelte ihn an, in der Hoffnung ihn etwas beruhigen zu können. "Mach dir keine Gedanken Lou, ich komm schon klar." "Okay, wenn du meinst..."

Das Thema war für mich damit eigentlich beendet. Doch du wirktest nach diesem Gespräch so verbittert, das ich nicht aufhören konnte daran zu denken. Ich kenne dich Lou, und ich weiß, wie du bist. Irgendetwas an dieser Sache beschäftigte dich, aber ich wusste beim besten Willen nicht was. Noch verwirrender wurde das Ganze am sechsundfünfzigsten Tag. In unserer Klasse gab es diesen Jungen, Kenneth Hallam, der von uns allen nur Kenny genannt wurde. Aus irgendwelchen Gründen konntest du ihn nie besonders leiden, obwohl er eigentlich echt ein cooler Typ ist. Ich für meine Verhältnisse mochte ihn extrem gerne. Und als ich mich an diesem Tag mit ihm vor der Klasse unterhielt, stellte er mir eine ganz besondere Frage.

"Willst du vielleicht mit mir zum Winterball gehen? So als Freunde versteht sich. Aber ich mag dich echt gerne, und dann hätten wir Zeit, um mal wieder länger zu quatschen."
Die Frage traf mich völlig unvorbereitet, aber ich freute mich und sagte zu. Als ich mich danach zwischen dich und Liam in unsere Tischreihe setzte, hatte ich sofort deine volle Aufmerksamkeit. "Was wollte Kenneth von dir?" "Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum Winterball gehe, und ich habe Ja gesagt."
Im Nachhinein würde ich eine Menge Geld dafür ausgeben mir deinen Gesichtsausdruck einrahmen und in mein Zimmer hängen zu lassen. "Was, Harry! Das kann doch nicht dein Ernst sein! Dir liegt die ganze Schule zu Füßen und du gehst mit Kenneth Hallam? Wirklich?"
Ich war sprachlos. Doch bevor ich meine Worte wiederfand, hatte Liam schon meine Verteidigung übernommen. "Reg dich nicht so auf, es ist Harrys Entscheidung. Ist ja nicht so, als wärt ihr zusammen oder so. Und Kenny ist wirklich nett, und nur weil du ihn nicht magst, muss Harry diese Meinung ja nicht teilen. Du wolltest doch so unbedingt das Harry mitkommt, und jetzt tut er es, also wo ist dein Problem?"
Liams Worte taten weh, aber ich war ihm wirklich dankbar. Auch bei dir schienen sie ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn danach murmeltest du nur noch irgendwas vor dich hin und warst ansonsten still. Ich verstand dich wirklich nicht. Dein Verhalten mir gegenüber war unschlüssig, und es nervte mich nicht nur, es belebte in mir Hoffnungen wieder, die ich in den letzten Wochen so mühsam tief in mir verbuddelt hatte. Keiner von uns wagte es das Thema noch einmal anzusprechen.

Doch dann kam der Tag des großen Finales.
Es fand in der Sporthalle der gegnerischen Sportschule statt, und alle waren gekommen. Unsere Freunde, deine Familie, deine Freundin. Jeder wollte dich an eurem ganz besonderen Tag unterstützen. Das Spiel war unerbittlich. Beide Mannschaften waren unglaublich stark, und kämpften mit allem, was sie hatten um den Sieg. Und am Ende warst du es der das entscheidende Tor machte. Die Menge flippte aus, ihr hattet die Meisterschaft gewonnen. Ich sprintete los, wollte nur noch zu dir und dich in meinen Armen halten. Dir meinen ganzen Stolz und meine Bewunderung für dich vermitteln. Ich erreichte euch, und nachdem ihr eure Gruppenumarmung gelöst hattet, lächeltest du mich so strahlend an, dass die Sonne dagegen verblasste. Doch bevor ich die Chance dazu bekam dich zu erreichen, hatte Judie sich schon in deine Arme geschmissen, um dich zu beglückwünschen. Du erwidertest die Umarmung zwar, sahst mich aber unentwegt mit einem Ausdruck purer Zuneigung in den Augen an. Und das verwirrte mich nicht nur maßlos, es ließ meinen ganzen Körper vor Liebe erzittern.

Die Afterparty fand im Haus des Teamcaptians statt. Julios Eltern waren die Sponsoren des Fußballvereins, und hatten daher keine Kosten und Mühen gescheut, um euch eine absolut würdige Siegesfeier zu ermöglichen. Alle eure Freunde waren dabei, wir feierten, lachten und stießen auf den Sieg an. Die Musik dröhnte in meinen Ohren und der Alkohol machte sich langsam bemerkbar. Kenny war ebenfalls da, und wir beschlossen eine Runde tanzen zu üben. Es machte wirklich Spaß, bis ich den Blick bemerkte, den du uns durch den Raum hinweg zuwarfst. Und egal wie die äußeren Umstände auch sein mochten, niemand konnte das leugnen, was in deinem Blick aufloderte: Pure Eifersucht.

Als du sahst das ich dein Starren bemerkt hatte, wandest du dich schnell von uns ab, und wieder deinen Gesprächspartnern zu. "Sicher, dass das Tommos Freundin ist? Er hält sie ja im Arm wie einen seiner Kumpels.", kicherte Kenny neben mir, und ich konnte nicht anders als ihm zuzustimmen.

Alles an der Art wie du deinen Arm um Judie gelegt hattest wirkte freundschaftlich.
Nichts wirkte freundschaftlich daran, als du mich im Flur gegen die Wand presstest, und begannst mich leidenschaftlich zu küssen. Ich hatte Angst das mir jeden Moment die Beine wegkrachen würden, so intensiv fühlte es sich an. Mein Verstand schaltete sich nun endgültig ab. Ich dachte nicht an morgen, nicht an Kenny der mich vielleicht suchte und nicht an Judie die schon früher gegangen war. Ich konnte nichts weiter tun als meine Finger in deine Haare zu krallen und den Kuss genauso fordernd zu erwidern. Kenny würde mir später erzählen, dass er Louis eventuell ein wenig zu sehr angestachelt hatte, woraufhin dieser mich einfach aus dem Raum gezogen hatte. Er hätte ja nicht ahnen können, was daraufhin passieren würde. Ich wusste nicht, wie die Sache so schnell eskalieren konnte. Wie wir im Schlafzimmer von Julios älterem Bruder endeten, die Tür abgeschlossen, und ich keuchend und stöhnend unter dir. Deine Lippen lagen an meinem Hals und meine Nägel zerkratzten deinen Rücken, als du mich an diesem Abend Dinge fühlen liest, die ich noch nie zuvor gefühlt hatte. Es war unbeschreiblich.

Später brachtest du mich nach Hause. Völliges Schweigen hüllte uns ein, aber es war, als müsste es so sein. Du gabst mir einen letzten, saften Kuss vor der Haustür, und verschwandest auf dem Weg zurück zur U-Bahn in der dunklen Nacht.
Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um diesen Abend. Ich war in diesem Moment so gefangen gewesen, dass ich gar nicht darüber nachgedacht hatte, ob uns jemand dabei sehen könnte. Surprise, Fanboy-Niall hatte es natürlich, und somit auch Co-Kapitän Liam und Steuermann Zayn. Denen musste ich nämlich am nächsten Tag eine Erklärung abliefern. Und somit erfuhren sie ebenfalls von meinen Gefühlen für dich.
Ich hatte mit jeder Reaktion gerechnet, aber nicht mit dem, was Niall mir am achtzigsten Tag offenbarte.

"Harry, bist du eigentlich blind? Louis ist total verknallt in dich!"
"Nein, ich bin nicht blind Niall. Deswegen sehe ich ja auch das Mädchen an seiner Seite. Schon vergessen?"
Ich wollte mir keine unnötig schmerzenden Hoffnungen machen, aber Niall bestand darauf das ich ihm weiter zuhörte. Offenbar hatten Zayn und Liam von der Vorratskammer aus (was auch immer die da drin gemacht hatten) ein Gespräch zwischen Judie und ihrer Freundin Camilla belauscht. Judie hatte ihr gestanden, dass sie merkte, wie sehr sie ihre Exfreundin vermisste, wie verzweifelt sie deswegen war und dass sie und Louis doch sowieso nur Ablenkung füreinander waren.

"Warte mal, ihre Ex?"
Niall nickte aufgeregt. "Judie ist lesbisch Harry. Und ich denke Louis weiß das eigentlich auch. Aber sie versuchen sich beide von dem abzulenken, was sie wirklich wollen, weil sie glauben es sowieso nicht haben zu können." "Ich schwöre dir Niall, wenn du mich verarschst-" "Das würde ich bei diesem Thema niemals! Rede mit Kenny, lass dir von ihm helfen und dann schnapp dir Louis, bevor er auf noch mehr solcher Schnapsideen kommt."

Nialls Worte hatten in mir eine Hoffnung geweckt, die es nicht überleben würde, enttäuscht zu werden. Am dreiundachtzigsten Tag, dem Tag des Winterballs, war ich komplett fertig mit den Nerven. "Was ist, wenn Niall sich irrt und er doch keine Gefühle für mich hat? Was wenn er mich danach hasst? Oh Himmel!", sagte ich fast schon hysterisch zu Kenny, den ich selbstverständlich eingeweiht hatte. Dieser hingegen war die Ruhe selbst, als er sein Auto auf den Parkplatz der Schule lenkte. "Niall irrt sich nicht, glaub mir. So wie Louis dich immer anguckt...du hast nichts zu verlieren."

Die Halle, in der die Feier stattfand, war wunderschön geschmückt worden und die Atmosphäre war unglaublich. Das Organisationsteam hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Doch nichts von all dem war auch nur ansatzweise so schön wie du. Eine Weile hielt ich drinnen nach dir Ausschau, konnte dich aber auf den ersten Blick nicht finden. Dennoch tat es gut ein paar vertraute Gesichter zu sehen. Niall und Melina versuchten Kenny irische Volkstänze beizubringen, Laura und Zayn spielten „Kleider bewerten" und alle waren völlig aus dem Häuschen als Briana wirklich mit ihrem Schwarm dort aufkreuzte. Nur du warst immernoch verschollen. Schließlich fand dich draußen, wie du auf einer niedrigen Mauer saßt, eine Zigarette rauchtest und in den Himmel sahst. Deine Haare zerwuschelt, in diesem Anzug der dir so verdammt gut stand. Niemand würde je an dich herankommen. Du weißt, wie sehr ich es hasse dich rauchen zu sehen, doch du meintest nur, dass du es heute Abend einfach bräuchtest. Ich fragte dich wo Judie war, denn ich hatte sie an diesem Abend noch kein einziges Mal gesehen. "Wir haben uns getrennt.", erzähltest du mir, lächeltest aber dabei. "Judie ist wieder mit ihrer Exfreundin zusammen. Wir haben uns gestern Abend ausgesprochen, und uns beiden war klar, dass wir nur Ablenkung füreinander sind. Es ist okay, ich freue mich sehr für sie."
Ich nickte und setzte mich zu dir auf die Mauer. Ich war so aufgeregt, mein Herz klopfte unglaublich schnell. Ich würde es dir einfach sagen, entschied ich mich plötzlich. Wenn nicht jetzt, wann dann? „Und...von wem lenkst du dich ab?", fragte ich dich also. Stumm sah er auf seine Füße hinab und spielte nervös mit seinen Fingern. „Von einer ganz besonderen Person, die ich schon sehr lange sehr mag. Aber ich weiß nicht, ob sie auch etwas für mich empfindet."

In mir baute sich eine unglaubliche Aufregung auf. Ich wusste, wenn du mich meintest, dann wäre ich der glücklichste Mensch auf dieser Welt. Also setzte ich alles auf eine Karte, glitt von der Mauer und stellte mich vor dich, meine Hände in deinen und unsere Blicke fest verhakt. Ich weiß noch wie überrascht du aussahst, dass deine Wangen sich rosa färbten.
„Vielleicht empfindet diese Person ja auch etwas für dich...so unglaublich viel. Vielleicht bist du für sie der schönste Mensch jemals, auf jeder möglichen Ebene. Und vielleicht machst du diese Person verrückt, weil sie seit Monaten nichts lieber möchte als dich endlich ihren Freund nennen zu dürfen.", sagte ich leise, in der Hoffnung das du verstehen würdest. Und als das passierte, schlich sich langsam, aber sicher ein Lächeln auf dein Gesicht.

„Hazza...?" „Ja Lou?"
„Würdest du mit mir...also könntest du dir vorstellen...so als „Nicht Freunde" mal...äh..." „Ja, das würde ich gerne.", unterbrach ich ihn. Dann mussten wir beide grinsen, weil die Situation so herrlich absurd war. Sich so richtig anfühlte. So wir war.

„Wir sind nicht wirklich Blitzmerker, oder?", fragtest du mich, und wahrlich, das waren wir nicht. Aber so sind wir eben, absolut unverfälscht, und das macht unsere Geschichte so Besonders. Und als du endlich von der Mauer sprangst, um mich zu küssen, war mir klar, dass sich all die schmerzvollen Tage des Wartens gelohnt hatten. Genauso sollte es sein, denn das wiederkehrende Gefühl, welches ich am ersten Tag fühlte, zeigte es mir: Solange du bei mir bist, kann mir nichts passieren.

Unsere Freunde freuten sich sehr das wir endlich zueinander gefunden hatten. Unser erstes Date war wunderschön. Du warst wunderschön. Wir gingen spazieren, du hieltst meine Hand und erzähltest mir deine Geschichte. Du verliebtest dich im Sommer in mich, aber du wolltest es nicht wahrhaben. Niemals hättest du geglaubt das ich genauso für dich fühlen würde. Den Kuss wurde von dir als betrunkener Fehler gewertet. Und dann lerntest du Judie auf Niall's Party kennen. Ihr verstandet euch gut, sie fragte nach deiner Nummer und nach einigen Treffen begannt ihr zu daten. Doch ihr beide wusstet insgeheim, dass das eigentlich nicht war, was ihr wolltet. Und als Kenny mich dann bat seine Begleitung für den Winterball zu werden, mit mir tanzte und mir nah kam, da konntest du dir selbst nichts mehr vormachen. Ich war dir nicht böse, weil du so gehandelt hattest, dafür verstand ich viel zu gut, wie du dich gefühlt haben musstest. Später saßen wir eingekuschelt mit Decken und Kakao in meinem Wohnzimmer, und schauten Weihnachtsfilme. Zwischendurch küsste ich dich, und konnte nicht glauben, dass dieser Moment wirklich real war. Wir waren noch nicht zusammen, und dennoch war ich mir sicher das wir uns nie wieder so fühlen mussten wie in unserer Zeit in Unwissenheit.

Unser zweites Date war am achtundachtzigsten Tag, und es hätte nicht perfekter sein können. Ich kam zu dir, und wir entschieden uns dazu Kekse zu backen. Irgendwie schaffen wir das sogar, obwohl wir herumalberten wie die besten Freunde, die wir immer noch sind. Nur das wir dazu noch unglaublich verliebt ineinander sind.

Und dann kam unser drittes Date. Am vierundneunzigsten Tag fuhren meine Eltern über das Wochenende weg, also lud ich dich zu mir ein. Uns stand eine weiße Weihnacht bevor. Zusammen gingen wir hinaus in den verschneiten Garten meines Hauses, und du konntest es dir nicht nehmen lassen mich mit Schnee abzuwerfen. Das ließ ich mir natürlich nicht einfach so gefallen. Es endete wie der Abend im Badezimmer. Wir auf dem Boden, lachend und absolut glücklich. Nur mit dem Unterschied das du bei mir bliebst, nachdem ich dich in einen Kuss zog. Du führtest mich wieder ins Haus, ohne dich auch nur einmal von mir zu lösen. Kuschelnd und küssend landeten wir auf der Wohnzimmercouch. Deine Hände, noch kalt vom Schnee, zogen mich noch enger an dich. Ich keuchte an deinen Lippen auf. Ohne es zu kennen konnte ich mir nicht vorstellen, wie ich diese wohltuende Intimität mit einem Menschen teilen sollte, aber mit dir fühlte sich alles so leicht an. Dich auf diese Weise zu spüren, mit dem Wissen, das du zu mir gehörst, hüllte mich in eine Blase, aus der ich nie wieder hinauswollte. Wie ein Mantra entfloh mein Name deinen Lippen, und ich konnte nicht genug davon bekommen, nicht genug von dir. Es würde niemals genug sein, ich wollte es für immer hören dürfen. "Ngn...Haz, ich...Harry..."

"Harry Edward Styles!", fuhr Anna Styles ihren Sohn an, dem vor Schreck fast seine Kopfhörer vom Kopf fielen. "Gott Mom, du hast mich zu Tode erschreckt!"

Harry strich sich die wirren Locken aus den Augen und sah auf die Uhr. Er war komplett in Gedanken versunken gewesen. "Louis ist hier, um dich abzuholen."
Sofort erhellte sich Harrys Laune, wie jedes Mal, wenn es um Louis ging. Anne lächelte in sich hinein. Noch einmal so verliebt sein wie beim ersten Mal...
Harry schnappte sich seine Sachen und rannte an ihr vorbei die Treppe hinunter, wo Louis schon im Flur auf ihn wartete. Sofort schmiegte er sich in seine Arme. "Alles Gute zum Geburtstag Lou"

Sie waren mit ihren Freunden auf dem Weihnachtsmarkt verabredet, um den Heiligabend zusammen zu verbringen. Zusammen traten sie aus dem Haus, und liefen durch die verschneite Nachbarschaft. In der Dunkelheit leuchteten an allen Häusern die verschiedensten Dekorationen. Harry war begeistert. Die Lichter spiegelten sich in seinen grünen Augen, und Louis konnte sich nur wie so oft fragen, womit er diesen Jungen bloß verdient hatte. Er war so unglaublich verliebt in ihn...Nein, er liebte ihn. Und er wollte keine Sekunde länger warten, um das endlich offiziell zu machen. "Warte Haz."

Louis hielt an, was Harry dazu brachte seinen Blick von dem Funkeln der Lichter abzuwenden. Das in Louis Augen war ihm sowieso viel lieber. "Okay, puh...ich werde irgendwie versuchen es kurz zu halten, weil ich echt schlecht in sowas bin, aber ich kann keine Sekunde länger warten. Wenn wir gleich zu unseren Freunden auf den Weihnachtsmarkt gehen, möchte ich ihn mit meinem festen Freund betreten. Zu sagen das ich unglaublich in dich verliebt bin wäre eine Untertreibung. Ich liebe dich Haz. Und ich würde mir nichts sehnlicher wünschen als dich endlich an meiner Seite zu haben. Also...willst du mein fester Freund werden?"
Als Antwort erhielt er das wohl glücklichste Lächeln, was Louis jemals an Harry gesehen hatte. "Sag nie wieder du könntest sowas nicht. Verdammt Lou, ich liebe dich so sehr! Und natürlich will ich."
Spätestens jetzt konnte sich keiner von ihnen mehr zurückhalten. Überglücklich fiel Harry seinem Freund in die Arme. Und Louis nahm seine Hände und tanzte mit ihm über die gefrorenen Straßen. Genau hundert Tage nach dem Abend, an dem alles begann, wurden die Beiden zu genau dem, was sie schon immer werden sollten.
Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top